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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1878
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- Erscheinungsdatum
- 01.07.1878
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- Deutsch
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(Buchdruckerzeichen). Auf die einzelnen Stücke oder auch nur auf einen Theil derselben näher einzugehen hat seine Schwierigkeiten, so lange nicht das ganze Werk vorliegt. Der Herausgeber hat es leider verabsäumt, was sich, da ja das ganze Werk durch Pressen druck hergestellt wird, gewiß leicht hätte bewerkstelligen lassen, zu jeder einzelnen Tafel in einer Unterschrift sofort den Titel des Buches, dem das betreffende Ornament entnommen ist, und, wenn möglich, den Namen des Zeichners, Formschneiders oder Druckers nebst der Jahreszahl des Erscheinens hinzuzufügen. Anstatt daß am Fuße jeder einzelnen Tafel (!) die einförmige Bemerkung wiederkehrte: „Butsch, Bücherornamentik. Tafel so und so viel. Verlag von G. Hirth in Leipzig. Druck von Knorr L Hirth in München", hätten entschieden lieber diese Daten über die auf der Tafel befindlichen Abbildungen gegeben werden sollen. Eine an den geschichtlichen Text sich anschließende ausführlichere Erläute rung würde ja dadurch nicht ausgeschlossen gewesen sein. Daß dieser Modus, der fast in allen kunstgewerblichen Publicationen jetzt ein gehalten wird, hier umgangen ist, wird das Studium des Werkes auch nach seiner Vollendung immer etwas erschweren. Man wird immer genöthigt sein, zwischen den Tafeln und den dazu in Aussicht gestellten Erläuterungen hin- und herzublättern. Die Reproduction der Ornamente selbst ist, ebenso wie die ganze Ausstattung des Werkes, eine vorzügliche. Während der Licht druck bei der Wiedergabe von Kupferstichen und Radirungen in der Regel hinter dem Original etwas zurückbleibt, insofern er nament lich in Liefern Schattenpartien nicht volle Klarheit erreicht, ist er zur Wiedergabe des Holz- und Metallschnittes und ihrer einfacheren linearen Zeichnung, wie sie in den hier mitgetheilten Bücherorna menten meist zur Verwendung gekommen ist, vortrefflich geeignet. Was uns geboten wird, ist das treueste Facsimile der Originale, getreu bis in die kleinsten Aeußerlichkeiten und Zufälligkeiten hinein. Die oft etwas stumpfen und unreinen Formen, die in auffälligem Contrast zu dem schönen, glatten Papier stehen, auf welches die Abbildungen gedruckt sind, wolle man ja nicht auf die heutige Art der Vervielfältigung schieben; es sind die technischen Unbeholfen- heiten der Originale, die hier bei der Vollkommenheit der Nach bildung mit bewahrt sind. Eine weitere Folge davon, daß es den einzelnen Tafeln an Unterschriften fehlt, zugleich aber eine Folge des Umstandes, daß die Tafeln außer der Reihe erscheinen, ist die, daß sich der Plan des Ganzen, nach den bis jetzt vorliegenden Lieferungen, nur erst an nähernd übersehen läßt. Die Erzeugnisse der italienischen und französischen Renaissance werden aber — soviel sieht man schon jetzt — neben denen der deutschen gewiß die ihnen gebührende Berücksichtigung finden. Das rechte Maß hierin zu treffen und jeder Abtheilung den ihrer Bedeutung entsprechenden Raum anzu weisen, wird man getrost der Sachkenntniß des Herausgebers über lassen dürfen. Den Text zu studiren, den der Herausgeber seinen Tafeln bei gegeben, dürfte, nach dem vorliegendem Theile desselben zu schließen, wenn wir ehrlich urtheilen sollen, die weniger erquickliche Seite beim Studium seines Werkes werden. Der Verfasser behandelt in den bis jetzt ausgegebenen Bogen des Textes zuerst die italienische Buch verzierung, darauf von der deutschen die Leistungen Augsburgs, Nürnbergs, Oppenheims und Basels. Diese Darstellung enthält viel werthvolles und jedenfalls auch zuverlässiges Material, zeigt aber auffallende Ungleichmäßigkeiten. Während der Verfasser in dem Abschnitte über Italien den geschichtlichen Notizen über die einzelnen Druckorte und Drucker eine verhältnißmäßig eingehende Geschichte des Stils und der Technik der italienischen Bücherverzie rung vorausschickt, ist die entsprechende einleitende Partie in dem Abschnitt über Deutschland ziemlich mager ausgefallen. Eine noch stärkere Ungleichmäßigkeit liegt in der unverhältnißmäßigen Aus führlichkeit, mit welcher der Verfasser die Geschichte der Augsburger Formschneider und Drucker behandelt. Er hat, als Augsburger, die Möglichkeit gehabt und von dieser Möglichkeit dankenswerthen Ge brauch gemacht, gerade über die Augsburger eine Menge bisher unbekannten archivalischen Materials zu Tage zu fördern. Da er aber in der Behandlung aller übrigen Städte lediglich auf gedruckte Hilfsmittel und die aus seinen Sammlungen zu schöpfende Kennt- niß angewiesen war, so hätte es sich empfohlen, das neugewonnene handschriftliche Material in einer besonderen Arbeit in einer Fach zeitschrift — etwa in dem neubegründeten „Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels" — zu veröffentlichen, hier dagegen nur die Resultate davon mitzutheilen. Eine weitere fatale Ungleich mäßigkeit besteht darin, daß, während in dem Abschnitt über Italien die Namen der Formschneider oder Buchdrucker stets durch ge sperrten Druck hervorgehobcn sind — mit einigen Ausnahmen, in denen es aber offenbar nicht absichtlich unterlassen, sondern nur ver gessen ist —, man in dem Abschnitt über Deutschland auf dieses Hilfs mittel einer bequemeren Uebersicht vollständig verzichten muß. Nur ganz vereinzelt finden sich S. 22 und 28 die Namen Oeglin und Hans Springinklee gesperrt gedruckt. Die schwächste Seite des Textes ist jedenfalls die Darstellungs weise des Verfassers. Um sich durch diese durchzuarbeiten, muß man in ungewöhnlichem Maße die Kunst des Lesens verstehen, da Hr. Butsch so wenig die Kunst des Schreibens versteht. Sein Text ist reich an grammatischen, stilistischen und selbst logischen Ver stößen, störenden Provinzialismen und sonstigen sprachlichen Wunder lichkeiten. Auch die Gesetze der Jnterpunction sind ihm offenbar ein Mysterium. Ich würde ganze Seiten dieses Blattes in Anspruch nehmen, wenn ich nur die schlimmsten Fehler dieser Art hierauf zählen und berichtigen wollte. Der Verfasser hätte sich schlechter dings seinen Text von Jemand übergehen lassen sollen, der wissen schaftlich zu arbeiten gewohnt ist und deutsch schreiben kann. Es thut mir immer leid, wenn in einem so schön ausgestatteten Werke nicht alles aufs beste klappt. Dieselbe Empfindung wie hier habe ich auch bei manchem der sogenannten „Prachtwerke" gehabt, die in den letzten Jahren erschienen sind. Was für ein schlecht geschriebener, zum Theil geradezu werthloser Text producirt sich da oft in der denkbar großartigsten und brillantesten typographischen Form, und nun vergleiche man damit die jammervolle Ausstattung, die sich manches hochbedeutende, mustergültig geschriebene wissenschaftliche Werk, oder, was noch näher liegt, die Texte unsrer Classiker müssen gefallen lassen! Es liegt hierin eine Ironie, die mich stets mit einer gewissen Wehmuth erfüllt. Nun, trotz dieser Ausstellungen, die ja nicht das Wesentliche der Sache treffen, ist das Unternehmen des Hrn. Butsch sicher ein höchst verdienstvolles, und seine Publication ein Werk, das auf dem Arbeitstische keines Verlagsbuchhändlers fehlen sollte, der für die Hebung der kunstgewerblichen Seite des Buchgewerbes Interesse hat. Denn so Anerkennenswerthes auch auf diesem Gebiete in den letzten Jahren geleistet worden ist und so wenig auch der Ausspruch Reuleaux's, den er kürzlich in einem Vortrage im „Kaufmännischen Verein" zu Leipzig gethan, daß unter allen gewerblichen Branchen gerade das Buchgewerbe sich in den letzten Jahren am raschesten emporgearbeitet habe, eine leere Höflichkeit ist, so sehr man auch einznsehen beginnt, daß die ganze kunstgewerbliche Frage keineswegs eine bloß ästhetische, sondern eine eminent wirtschaftliche Bedeutung hat, und daß der Grundsatz: „So billig als möglich" auf die Dauer sich gegen den andern: „So gut als möglich" doch nicht behaupten kann, so ist doch unleugbar das bei weitem größere Stück der Arbeit noch immer zu thun. Es ist wahr: die Herren Verleger fangen allmählich wieder an, gutes Papier zu verwenden; die abscheulichen Surrogate, die in hundert Jahren als beschämende Denkmäler unserer wirthschaftlichen 350*
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