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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1885
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1885
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- Deutsch
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195, 24. August. Nichtamtlicher Teil. 3899 — zu unterstützen, welcher Verein sich im Herbst 1884 in Leipzig konstituiert hat. Die Buchbinderei läßt sich für den Großbedarf des Verlagshandels im Halbfranz- und Kalikoband und selbst in der Kartonage am Mittelpunkte des Buchhandels in bedeutendem Maße zentralisieren; weniger das Buchdruckereigewerbe, dessen Leistungen über eine gewisse Betriebsgrenze hinaus nur für verein zelte Zwecke Vorteile bieten können. Unter den 18 Sortimentshandlungen Halles befinden sich drei wissenschaftliche Antiquarhandlungen, von denen zwei Kataloge ausgeben, und eine spezifische Musikalienhandlung; die übrigen betreiben Sortimentsbuchhandel, gewöhnlich mit Kunst- und Musi kalienhandel verbunden. Halle gilt für wissenschaftliche Literatur allgemein als ein begünstigter Absatzort, von besonderer Bedeutung ist es jedoch als Universitäts- und Schulstadt für akademische Kom pendien und praktische Lehrmittel; daneben ist der allgemeine litterarische Bedarf bei der ungewöhnlichen geistigen Durchschnitts bildung der Bevölkerung nicht zu unterschätzen. Auch der Absatz in der Provinz ist ziemlich belangreich. Dennoch sind unsere Sortimenter nicht auf Rosen gebettet. Macht ihnen die Nähe Leipzigs ohnedies schon zu schaffen, so tritt zu dieser lokalen Ur sache noch die allgemeine Kalamität der durch den wohlfeilen Post verkehr, zumal von den buchhändlerischen Zentren aus geförderten Schleuderei, welche dem regelrechten Sortimentsgeschäfte, welches nicht bloß den an der Straße liegenden Bedarf zu befriedigen, son dern für die neuen Erscheinungen in Vertriebsthätigkeit zu treten hat, schwere Sorgen bereitet. Zur Bekämpfung der Schleuderei hat sich im Anschluß an die allgemeine Bewegung im deutschen Sortimentshandel im I. 1884 auch für Sachsen-Thüringen ein Schutzverband mit bestimmten Normen für den Verkaufspreis der Bücher gebildet. Die Bewegung ist allerwärts eine so energische, daß eine gewisse Aufbesserung der Verhältnisse zu erwarten steht; ob dieselbe aber von durchgreifender und dauernder Wirkung sein wird, ist eine andere Frage. Nach den Ergebnissen des hiesigen Verlags- und Sortiments handels war der Umsatz im Jahre 1884 ein mittlerer. Der Buch handel ist von der allgemeinen Geschäftslage weniger abhängig; selbst Krisen ziehen ihn nicht unmittelbar in Mitleidenschaft, wie dies namentlich seit dem Jahre 1873 konstatiert ist; und wenn zu weilen behauptet wird, daß der Mensch in schweren Zeiten zunächst sein litterarisches Bedürfnis einschränke, so ist wenigstens im letzten Jahrzehnt hiervon nicht viel zu spüren gewesen. Über deutschen Buchhandel und Buchdruck vor 140 Jahren. In neuester Zeit begegnen wir im Buchhandel einer eigen tümlichen Erscheinung, welche wir in mehrfacher Hinsicht auf das freudigste begrüßen dürfen. Es ist dies die Veranstaltung von Nachbildungen deutscher Drucke aus älterer Zeit. Litterarische Werke früherer Jahrhunderte, welche nach irgend einer Richtung Hervor ragendes darbieten, sei es daß sie durch ihren Inhalt beachtenswert sind, sei es daß sie als berühmte typographische Muster schon äußerlich ein erneutes Studium verdienen, werden von unter nehmenden Verlagsanstalten reproduciert. So hat die Direktion der Reichsdruckerei zu Berlin eine treue Nachbildung von » Druckschriften des 15. bis 18.Jahrhunderts« herauszugeben begonnen (das I.Heft dieses Werkes ist in Nr. 26 des Börsenblattes einer Be sprechung unterzogen worden); so hat die GrotescheVerlagshandlung zu Berlin die Herausgabe von »Deutschen Drucken älterer Zeit, in Nachbildungen herausgegeben von vr. Wilhelm Scherer« unter nommen (die ersten beiden Werke der beginnenden Sammlung wurden in Nr. 109 des Börsenblatts den Lesern desselben näher zu bringen gesucht), so daß hiermit der Grund zu zwei Sammel werken gelegt ist, denen wohl noch ähnliche Unternehmungen sich anschließen werden. Denn darüber kann kein Zweifel bestehen: die vorliegenden Preßerzeugnisse der letzten vier Jahrhunderte bieten für derartige Reproduktionen eine fast unerschöpfliche Auswahl dar, bei welcher allerdings eine große Vorsicht gebraucht werden muß, um Mißgriffe zu vermeiden. Auch heute ist es der Neudruck eines Buches aus älterer Zeit, für welchen wir die Aufmerksamkeit des Lesers uns erbitten möchten. Es handelt sich zwar keineswegs um eine Erscheinung von solcher Bedeutung, wie sie die beiden vorhin bezeichneten Sammelwerke beanspruchen können, vielmehr nur um eine Broschüre von geringem Umfang; dagegen ist der Inhalt derselben von gar nicht geringem fachwissenschaftlichen und besonders kulturgeschichtlichem Interesse. Die Schrift bildet aus einem größeren Werke nur einen Auszug, welcher ausschließlich sich mit den Verhältnissen des Buchhandels und Buchdrucks beschäftigt wie diese vor etwa anderthalb Jahr hunderten beschaffen waren, und gewährt uns Einblicke in das Ge triebe jener Zeit, an denen die Gegenwart keineswegs sehr reich ist. Die Schrift führt den Titel: »Herrn Hardi's Mitthei lungen über Buchhandel und Buchdruck vor 140 Jahren, nebst geschichtlichem Abriß, Vorschlägen zur Reform und Erfahrungen bei Erziehung der Lehrlinge.« (Frank furt a/M., Lehmann L Lutz), und scheint dem besonderen Interesse der Herren Verleger für den Inhalt ihren Wiederabdruck zu ver danken. Sie ist ein Auszug aus dem Werke: »Hilarius Gold steins Leben und Reisen und Erzählung der listigen und lustigen Streiche der Kaufmannsjungen in großen Städten«, Frankfurt a/M. 1752, welches Buch sehr selten geworden ist. Leider sind wir nicht in der Lage, über Herrn Hardi oder Herrn Hilarius Lobstein*) nähere Mitteilungen zu machen, da unsere sonstigen literarischen Hilfsquellen uns in bezug auf beide Per sönlichkeiten gänzlich im Stiche lassen und auch unsere Erkun digungen von keinem Ergebnisse gewesen sind Wir werden aber bald sehen, daß Herr Hardi ein denkender und unterrichteter Mann gewesen sein muß, dessen Ansichten über den Buchhandel und seine Reform noch heute Verbreitung verdienen. Hilarius Lobstein, der auf seinen Reisen auch Frankfurt berührt und dort in einem »Caffeehaus« mehrere »kluge, erfahrene und rechtschaffene Männer« kennen gelernt hat, darunter auch den Buchhändler Hardi, vernahm bei dieser Gelegenheit aus dem Munde des letzteren einen förmlichen Vortrag über die Verhältnisse des Buchhandels und des Buchdrucks jener Zeit. Der Redner verbreitete sich über verschiedene Gegenstände beider Gebiete in recht ein gehender Art und besaß offenbar in seinem Fache reiche Kennt nisse, sowie einen klaren Blick für damals schon vorhandene Miß stände, deren Abstellung ihm am Herzen lag. Wir wollen hier nur einzelne von ihm näher berührte Fragen herausgreifen und darüber den Verfasser selbst sich äußern lassen und zwar in der ihm eigenen anziehenden Weise. Hardi beginnt seinen Vortrag mit einem hohen und sicher nicht unverdienten Lobliede auf den Buchhandel, der von jeher der Träger aller Kultur war. »Der Buchhandel, so sagte er, ist von unvordenklichen Zeiten her und noch bis auf den heutigen Tag der nützlichste, nöthigste und preißwürdigste unter allen Handlungen (Handelszweigen) gewesen. Nützlich und nöthig ist er, weil nicht *) Letzterer dürste ein Pseudonymus sein, was wohl daraus her vorgeht, daß er sich im zweiten Teil seines Buchs nicht mehr Hilarius Lobstein, sondern Hilarius von Isegrimm genannt hat als, Her ausgeber ist Lucian Tannenbaum angegeben. 542*
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