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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.08.1885
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- 1885-08-17
- Erscheinungsdatum
- 17.08.1885
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- Deutsch
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^ 189, 17. August. Nichtamtlicher Teil. 37'.»5 Aus Ulm seien L. Hohenwang und I. Zainer, aus Lübeck die Drucker kostbarer niedersächsischer Bibeln St. Arndes und L. Dich sowie der wegen seines Ungeschickes im Sprichwort ver wertete Joh. Balhorn erwähnt. Aus der berühmten Kloster druckerei der Brüder vom gemeinsamen Leben zu Marienthal besitzt die Sammlung vier Preßerzeugnisse; und sogar die enorm seltenen, fast als unauffindbar zu bezeichnenden Drucke von Beromünster sind durch zwei Specimina vertreten. Von den achtzehn ersten Druckstädten sind somit zwölf in deutschen Landen gelegen; aber auch in den sechs außerdeutschen ersten Druckorten: Subiaco, Rom, Venedig, Mailand, Foligno und Paris sind es zumeist Deutsche, die uns als erste Drucker begegnen: Sweynheim und Pannartz, U. Han, Lauer, Silber in Subiaco und Rom; Joh. und Wend. von Speyer, Chr. Val- darfer, Joh. v. Coeln, F. Renner und E. Ratdolt in Vene dig; Chr. Valdarfer in Mailand; Joh. Neumeister in Foligno und U. Gering, M. Crantz, M. Friburger in Paris. Alle diese Firmen sind durch kostbare und charakteristische Drucke ver treten; ebenso natürlich auch die nichtdeutschen frühen Drucker des Auslandes, die N. Jenson, Aldus, Stephanus rc. rc. Aber welche Bücher sollen wir nennend herausgreifen! Ein kostbares Geschmeide liegt vor uns ausgebreitet, lauter funkelnde Perlen und jede der Erwähnung wert. Aber der beschränkte Raum gebietet, aus dem Kostbaren nur das Kostbarste herauszugreifen. Da nennen wir natürlich zuerst das erste größere Erzeugnis des Druckes mit beweglichen Typen Gutenbergs zweiundvierzigzeilige Bibel und zwar in der Perga mentausgabe, von welcher nur acht Exemplare bekannt sind. An dächtiges Staunen erfaßt uns beim Anblicke dieses ehrwürdigen Denkmals menschlicher Erfindungsgabe; seine Schönheit wirkt überwältigend; in tiefstem Schwarz und in schönster Regelmäßig keit heben sich die edelgeformteu Typen vom Schmelz des Perga ments ab; in farbiger Pracht erglänzen die herrlichen Miniaturen und das ganze Werk liegt so frisch und neu vor uns, wie es vor länger als vier Jahrhunderten vor Gutenberg gelegen hat. Der Gedanke, daß da, wo unsere Hände blättern, auch seine einst ge blättert haben mögen, daß auf dieselben Seiten, auf welchen unsere Augen bewundernd ruhen, auch seine befriedigten Blicke gefallen sein dürsten, diese Berührung mit dem Genius wirkt überwältigend, und wir danken dem gütigen Geschick, daß es die Spuren dieses großen Erfinders nicht hat untergehen lassen und sein Werk in unvergänglicher Schöne uns staunenden Nachgeborenen über liefert hat. Von Gutenberg sei noch das »Ostbolicou« von 1460 erwähnt, in dessen Schlußschrist der Erfinder in edel-einfacher Sprache die Art der neuen Kunst darlegte, und das ebenfalls in einem Pracht exemplare vertreten ist. Neben ihm liegtdas»Vocg.buIsriuiu latiuo- tsutornoum« 1472 von Bechtermüntz in Eltville gedruckt. Von den vorhandenen Fust- und Schöfferschen Drucken seien nur der »Ouranäus« von 1459 und die 48zeilige Bibel von 1462 erwähnt. — Peter Schösser ist u. a. durch die »Liblis« von 1472, den »Hsrb».i-iu8« von 1484, den »klortus 8auitatis« von 1485, (in welchem wir zuerst der Schwabacher Type begegnen) und Bothos »Cronecken der Sassen« von 1492 vertreten. Bei Joh Schösser sei der deutsche Livius von 1505, in dessen Schlußschrift Gutenberg ausdrücklich als Erfinder der Buchdruckerkunst anerkannt wird, erwähnt; ferner der berühmte Mainzer »ksslmorum coäsx« in der letzten Auflage von 1516. Von Pfisters berühmter 36zeiliger Bibel ist ein Fragment vorhanden. Von der ersten deutschen Bibel (Straßburg 1466, Eggestein) befindet sich Band I, von der vierten deutschen Bibel! (Nürnberg 1473, Sensenschmid L Frisner) der zweite Band in , der Sammlung. Die fünfte (Augsburg ca. 1473, Zainer) und die neunte deutsche Bibel (Nürnberg 1483, Koberger) sind durch ganz vollständige Prachtexemplare vertreten. Bei Meutelin in Straßburg finden wir die »Oiblis« von 1463, den »Titurel« von 1477; bei Koelhoff in Köln die Kölner Chronik von 1499, bei Sorg in Augsburg die kostbare Beschreibung des Constanzer Concils (1483), bei Schönsperger den Thcuerdank von 1517 in einem prächtigen Pergamentexemplar und die Aus gabe von 1519 auf Papier; bei Koberger u a Schcdels Chronik und den Schatzbehalter, bei Aldus die »H^-pnsrotomscdis« (1499); beiBomberg in Venedig die seltensten hebräischen Wiegen drucke rc. rc. Welche Mannigfaltigkeit des Inhalts herrscht nicht unter diesen tausend Drucken! Hier mächtige Foliobibeln und Missa lien mit Riesennoten, dort die bescheidene Litteratur des Haus bedarfs: Kalender, Praktiken, Kochbücher. Hier die alten Kirchen lehrer, dort die Werke Boccaccios, Dantes, Fischarts, Murners und anderer Weltlicher. Hier Cochlaeus und Eck, dort Luther, Hutten und Hans Sachs. Der Philologe kann sich an den kost baren, zum Teil Erstlingsausgaben des Aristophanes, Cicero, Herodot, Homer, Horaz, Ovid und anderer Klassiker erfreuen, der Astronom an den Schriften von Ptolemäus, Regiomontanus, Sacrobosco; der Botaniker findet seltene Kräuterbücher mit treuen Abbildungen, z. B. das von Fuchs (Basel 1543). Die medi zinische Wissenschaft des Mittelalters repräsentieren der »Her- barius« von 1484, das erste arzneiwiffenschastliche Buch, Ortloffs Arzneibuch (1488), Phryes Spiegel der Arznei (1518) und Stromers Regiment wider die Pestilenz (1517). Man könnte auch Schriften des Albertus Magnus und des Paracelsus dazu rechnen, vielleicht auch Gersons hochseltcncn Traktat »äs pollu- tious nocturna« (ca. 1465), obwohl darin wohl mehr Seelen arznei verabreicht sein dürfte. Das Staatsrecht wird durch die »Goldene Bulle« und zahl reiche »Reichsabschiede«, das Privatrecht durch Sachsen- und Schwabenspiegel, das Kriminalrecht durch peinliche Halsgerichts ordnungen repräsentiert, während Brandts »Klagspiegel« und die »Kunst des Notariats« ein Bild der praktischen Rechtsaus übung vergangener Zeiten darbieten. — Der Kulturhistoriker findet des Interessanten die Hülle und Fülle; er kann die Strö mungen der Zeit an den Büchern studieren. Was das deutsche Volk des Mittelalters haßte, fürchtete, verspottete, kann man auch hier aus den Türken-, Pest- und anderen Schriften erkennen. Auch der Antisemitismus der damaligen Zeit ist durch ein hoch interessantes Büchlein (Pfefferkorn, Judenpeicht, 1508) vertreten. Ein großes Interesse hat unser Museum auch für den Kunsthistoriker und Kunstliebhaber. In diesen Büchern findet er die alten Meister: Wolgemut und Pleydenwnrf, Dürer, Burgkmair, Schäufelein, Springinklee, Holbein, Gio vanni Bellini (den Zeichner der »Hypnerotomachia«) und viele andere. Aber noch größeren Reiz als die Bücher werden für ihn die zahlreichen Holztafeldrucke und die mit kunstvollen Miniaturen geschmückten Manuskripte des Museums haben. Hier ist Herr Klemm nicht der alleinige Aussteller; er fand einen Rivalen an Herrn vr.Apel von hier, dem pietätvollen Schüler des verstorbenen v>. Zestermann des Mitherausgebers der Weigel'schen »Anfänge der Druckerkunst«. Wir behalten uns vor, die Holztafeldrucke und Manuskripte nächstens ausführlich zu be schreiben, und wollen heute nur bemerken, daß das Museum von »Hartlieb, die Kunst Ciromantia«, einem Holztafeldruck von aller größter Kostbarkeit, zwei vollständige Exemplare aufzuweisen hat. Es hat natürlich nicht in unserer Absicht gelegen eine ge nügende Beschreibung der ganzen Sammlung zu geben; wir 528*
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