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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1886
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- 1886-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1886
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- Deutsch
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^ 200, 30. August 1886. Nichtamtlicher Teil. ^653 dortigen Aufenthaltes verkehrte er mit Schwan so freundschaftlich, und Schwan nahm sich seiner so liebreich an, daß sich Schillers Vater in einem Briefe an Schwan hierfür ganz besonders bedankte. Noch ein anderer Gegenstand fessellte Schiller an Schwans Hans, Margarethe Schwan, Schillers erste Liebe. Margarethe Schwan wird uns als ein schönes, geistreiches Mädchen geschildert, das durch den frühen Tod ihrer Mutter früh eine selbständige Stellung in ihres Vaters Hause erlangt hatte und infolge des äußerst anregenden Verkehrs ihren Altersgenossinnen weit voraus war. Schwan selbst hatte keine Mühe gescheut, seiner Tochter die größte Ausbildung angedeihen zu lassen. In ihren Mannheimer Briefen sagt Sophie von Laroche, die mit Margarethe Schwan nahe befreundet war: »... ich beobachtete auch seine nun mutterlose Tochter und bemerkte den vortrefflichen Zug seiner Leitung, daß er bey dem Anbau des Geistes der Form des weiblichen Charakters in nichts schadet, sondern die leichten, angenehmen Umrisse des unbefangenen heiteren Wesens und guten Herzens, auch Naivetä mit weiser Sorg falt in ihrer Vollkommenheit zu erhalten sucht. Ich wurde über zeugt, daß er bey seinen großen Reisen und Erfahrungen, bey Geschäften und Beschwerden, welche seinen männlichen Verstand und Charakter bereicherten, gewiß immer ein Auge auf wahre weibliche Liebenswürdigkeit gerichtet hatte und daß er diese in seiner Familie sehen will: Es müßte aber auch einem solchen Mann sehr hart, ja unerträglich seyn, wenn er die seinigen in dunkler Unwissenheit schweben sähe, aber gewiß wäre es ihm noch schwerer, wenn er das Gepränge und die Anmaßung zu dulden hätte.« War es da zu verwundern, wenn sich Schiller zu der auf blühenden Knospe hingezogen fühlte? Ihr las er die Stellen seiner Dichtungen vor, wie sie entstanden, und erbat ihr Urteil. Daß die Neigung eine ernste war, beweist, daß Schiller um Margarethens Hand in einem Briefe von Leipzig anhielt. Schwan war dieser Ver bindung geneigt, aber weshalb nichts daraus geworden ist, blieb auch ihm unbekannt, wie aus einer lakonischen Anmerkung zu dem Briefe Schillers ersichtlich ist. (Die Bemerkung lautet: »Ich gab diesen Brief meiner Tochter zu lesen und schrieb Schiller, er möge sich an meine Tochter wenden; weshalb aus der Geschichte nichts geworden ist, ist mir ein Räthsel geblieben.«) Seit dem Weggange Schillers begann Mannheim merklich von seiner Höhe herabzusteigen. Nachdem der kurfürstliche Hof nach München verlegt war, fehlte der geistige Mittelpunkt, und so war es nur zu erklärlich, daß sich Künstler wie Gelehrte eine neue Heimat suchten. Auch Schwan fühlte wohl jetzt das Bedürfnis nach Ruhe; wenigstens zog er sich mehr und mehr vom öffentlichen Leben zurück und widmete sich ganz seinen litterarischen Arbeiten. Zunächst ließ er sich die Vollendung seines Wörterbuches der französischen Sprache angelegen sein, von dem der erste Teil im Jahre 1783 erschien und das im Jahre 1793 vollendet vorlag. Es war ein großes Unternehmen, fast zu groß für ihn; aber auf je mehr Schwierig keiten er stieß, desto mehr wuchs seine Ausdauer und Liebe zu der schwierigen Arbeit, die er unternommen hatte ans Liebe zu seiner Muttersprache, die, wie er in der Vorrede sagt, zur höchsten Vollendung gelangen könne, wenn man fortfahre sie zu pflegen; man möge ihr nur Zeit zur Entwickelung lassen; ihr steter Gebrauch in der guten Gesellschaft müsse sie noch verfeinern und ihr noch mehr Flüssigkeit geben, und endlich dürfe sie, wenn sic von den Fremden geehrt werden solle, von »ns selbst nicht vernachlässigt werden, wie es bis jetzt geschehen sei; wenn man dahin komme, und man würde dahin kommen, so würde ihr origineller Charakter und ihr Reichtum andere Völker veranlassen, sie zu lernen und sie würde dann vielleicht anderen lebenden Sprachen vorgezogen werden. JndenJahren 1779—81 beschäftigte ersichmit derHerausgabe der »Abbildungen aller geistlichen und weltlichen Orden nebst einer kurzen Geschichte derselben«, sechsundvierzig Hefte, durch welches Werk er sich auch um die Kostümgeschichte ein hervorragendes Ver dienst erwarb. Nach dieser Zeit aber beschränkte er seine publi- cistische Thätigkeit auf eine neue Bearbeitung seines französischen Wörterbuches und die Herausgabe eines Auszuges aus demselben, der im Jahre 1800 erschien. Bis zum Jahre 1797, in welchem seine Tochter Margaretha starb, hatte Schwan seinen Wohnsitz in Mannheim; von da ab hielt er sich zuerst in Stuttgart und später in Heidelberg ans, wo er am 19. Juni 1815 im Alter von fast zweiundachtzig Jahren tief« betraucrt von seinen Freuden starb. Es war ein reiches Leben, das damit erloschen war, reich an Erfahrungen, reich an Erfolgen. Zuerst znm Theologen bestimmt, wird er in den Strudel der Ereignisse des siebenjährigen Krieges hineingezogen, um dann vom Schicksal einen Beruf zugewiesen zu erhalten, iu dem er seine Erfahrungen praktisch verwerten konnte. Und wenn auch das Geschäft, an dessen Spitze er fünfundzwanzig lange Jahre gestanden, die Stürme der Zeit nicht Überstunden, und wenn er auch in die Geschichte des Buchhandels nicht wie ein Perthes epochemachend eingegriffen hat, so verdient er doch unter die hervorragenden Männer unseres Berufes gezählt zu werden, »m so mehr, als sein Leben uns zeigt, wie man hervorragend wirken kann, auch ohne daß man reformatorisch in die Geschicke der Zeit eingreift. Vermischtes. Stiftung zu Bibliotheksgrü»düngen. — Das Testa ment des jüngst verstorbenen hervorragenden amerikanischen Poli tikers Sam. I. Tilden ist vor kurzem eröffnet worden. Von dem fünf Millionen Dollars betragenden Nachlaß erhalten die Ver wandten ungefähr eine Million, während der Rest zur Gründung von öffentlichen Anstalten bestimmt ist. Dem Willen des Erblassers zufolge werden freie Bibliotheken in seiner Geburtsstadt New- Lebanon sowie in Aonkers gegründet werden. Ferner hat derselbe es seinen Testamentsvollstreckern, den Herren John Bigelow, Andrew H. Green und George W. Smiih, überlassen, drei Millionen Dollars von seinem Nachlaß zur Gründung einer großartig en öffentlichen Bibliothek in der Stadt New-Iork oder für wohlthätige und Erziehungszwecke zu verwenden. Wahrscheinlich werden sich die Testamentsvollstrecker für Errichtung einer Bibliothek entscheiden, da dies Tildens hauptsächlichster Wunsch war. Diese großartigen Stiftungen sind das beste Denkmal, welches sich der »Weise von Greystone« in dem Herzen des Volkes setzen konnte. Der russische Zoll auf Noten. — Die in Riga er scheinende »Zeitung für Sladt und Land« kommt in einem längeren Artikel auf den beschlossenen russischen Notenzoll zurück, welcher die dortige Presse in bemerkenswerter Weise unausgesetzt beschäftigt. Indem sie im wesentlichen sich den auch vou uns bereits wieder gegebenen Anschauungen der Moskauer »Nowoje Wremja« an schließt und namentlich das Mißverhältnis des äußerst geringen Erträgnisses (etwa 20 000 Rubel Gold im Jahr) zu dem der Volks bildung verursachten Schaden hervorhebt, deckt sie in Folgendem auch eine weitere bisher weniger beachtete nachteilige Seite der sehr unbeliebten Maßregel auf. Sie schreibt: »Aber nicht nur, daß die ganze Schwere dieses Zolles ans den Schüler fällt, es werden auch dem ganzen Musikhandel viele Formalitäten und Umstände aufgcbürdet. Täglich kommt es doch in einem lebhaften Geschiffte vor, daß neu erschienene Kompositionen eiligst per Post unter Kreuzband beordert werden. Gegenwärtig geht das ganz gut, dank dem vortrefflichen internationalen Post verkehr; aber vom 1. Januar 188 7 an wandert die Kreuzbandsendung,
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