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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1886
- Strukturtyp
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- 1886-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1886
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil SOO, 50. August 1886. 4652 Auch von der Hand Lessings besitzen wir aus dem Jahre 1778 einen Brief, in dem er Schwan für die liebreiche Aufnahme in seinem Hause dankt. Er schreibt in demselben unter anderem: »Es ist ein wenig spät, mein lieber Schwan, daß ich Sie und Ihre liebe kleine Frau schriftlich meine Erkenntlichkeit für die viele Freund schaft versichere, die mir meinen Aufenthalt in Mannheim so an genehm gemacht hat. Aber Sie sind beide so gut, daß Sie mir diese Nachlässigkeit gern vergeben Die »Algebra für Sehende« habe ich in Heidelberg noch richtig erhalten und Sie haben mir wirklich ein angenehmes Geschenk damit gemacht. Wenn Sie ge legentlich etwas an die Waysenhausbuchhaudluug i» Brannschweig senden, so haben Sie die Güte, auch die Arithmetik des nehmlichcn Professors und die lateinische Übersetzung der Henriade für mich beyzulegen. Ich muß mich schämen, schon so vieles von Ihrem Verlage umsonst angenommen zu haben und erbitte mir daher für das Künftige meine Rechnung, auf welcher ich auch das Ortband meines Degens zu finden hoffe. Empfehlen Sie mich allen von Ihren täglichen Besuchern, die sich meiner freundschaftlich erinnern, unter welchen so viel würdige Leute sind, daß ihre Be kanntschaft allein schon mich die Mannheimer Reise nie wird ge reuen lassen.« Für das Verhältnis zu Lessing ist es erforderlich, daß ich hier etwas nachhole. In der oben erwähnten »Churfürstlich Deutschen Gesellschaft« war Schwan mit dem Anträge, die Begründung eines deutschen Theaters anzustreben, hervorgetreten und hatte auch den Kur fürsten Karl Theodor, der Schwan zur Anerkennung seiner Bestrebungen erst zum Kurfürstlichen Hofbuchhändler und später zum Hoskammerrate ernannt hatte, für den Plan zu erwärmen gewußt. Als nun das Zustandekommen des Theaters gesichert war, fiel Schwan die Aufgabe zu, die Verhandlungen mit Lessing, den man für die artistische Leitung des Theaters zu gewinnen versuchen wollte, einzulciten. Als Lessing seine Geneigtheit zu erkennen gegeben hatte, reiste Schwan zu ihm, um persönlich mit ihm zu unterhandeln, und bewog ihn gleichzeitig, seinerseits durch einen Besuch in Mannheim die Angelegenheit zu einem schnelleren Ab schlüsse bringen zu Helsen. Wie große Hoffnung Lessing hierauf setzte, geht aus seinem Briefwechsel mit seiner Frau hervor; aber Vorgänge unbekannter Art in Mannheim ließen diese Hoffnung fehlschlagen. Um diese Zeit hatte sich auf der Solitude bei Stuttgart das Dichtergenie Friedrich Schillers ausgebildet, das seiner Unzufrie denheit mit den Verhältnissen in den »Räubern« Luft machte. Kein Stuttgarter Buchhändler wagte diese Dichtung in Verlag zu nehmen, und Schiller war gezwungen, das erste Kind seiner Muse mit geliehenem Gelde auf seine eigene Gefahr drucken zu lassen. Von den Vorgängen in Mannheim mochte wohl auch Kunde nach der Solitude gelangt sein, namentlich mag Schiller die Nachrichten von Schwans Wirken mit Interesse eutgegengenommen haben. Erblickte er doch darin einen neuen Hoffnungsstern! Er übersandte Schwan die ersten sieben Bogen seiner Dichtung und bat ihn, für dieselbe in seinem Kreise zu wirken. In welcher Weise Schwan dem Wunsche Schillers nachkam, geht aus einem Briefe Schwans an Schiller hervor, den ich, da er bis jetzt, so viel mir bekannt ist, nur an einer Stelle abgedruckt wurde, im folgenden mitteile: »Bei meiner Freundschaft denke ich nie an den Kaufmann. Ich liebe und ehre den Mann und die Sache um des Mannes und der Sache willen, ohne die mindeste Absicht auf Interesse. Dies ist nun auch der Fall zwischen uns beiden. Hören Sie deshalb, was ich Ihnen als Freund rathe: Ohne sich gleich die Hände zu binden, lassen Sie sich einmal Vorschläge von dem Herrn Dalberg machen. Sie können ihm dabei nicht undeutlich zu verstehen geben, wie Sie gegen mich gesinnt sind. Vielleicht macht man Ihnen Vortheile, die ich Ihnen nicht machen könnte, und dann würde ich Ihnen selbst rathen, dort zu entriren. Nur lassen Sie sich mit niemand anders ein, wer es auch sei, als unmittelbar mit dem Herrn von Dalberg selbst. Er ist ein rechtschaffener, braver Herr, uni den es mir leid thut, daß er sich mit gewissen Leuten eingelassen hat, von denen, wenn aus zwei Uebeln eins gewählt werden muß, ich lieber wünsche, daß sie meine Feinde, als daß sie meine Freunde seien; wenigstens hätte ich von den letzteren weniger Ehre. Ich Ivar der erste, der den Herrn von Dalberg mit den Räubern bekannt machte. Voller Enthusiasmus lief ich gleich zu ihm, als ich von Ihnen die ersten sieben Bogen erhielt, und las sie ihm brühwarm vor, und es reut mich nicht, Sie mit diesem Manne bekannt gemacht zu haben, der ebenso viel durch seine eigenen Verdienste als durch seinen Stand der pfälzischen Litteratur Ehre macht, und den ich ebenso hochschätze, als er mich, von üblen Rathgebern geleitet, seit einiger Zeit verkennt. Ohne ihn würde unser hiesiges Theater schon längst nicht mehr sein was es ist, und da er reich genug ist, um aus Liebe zur Kunst einigen Verlust von seinen eigenen Mitteln nicht zu achten, so wird er auch den Schaden, den er am Ende bei dem ihm zum Nutzen der Theaterkasse von dem Herrn Professor Klein vorgeschlagenen Ver lag der für die hiesige Bühne bearbeiteten Schauspiele sicher leiden muß, leicht verschmerzen. Doch das geht Sie, mein Freund, nichts an; wenn Sie gut und richtig bezahlt werden, woran Sie, wenn Sie mit dem Herrn von Dalberg selbst zu thuu haben, nicht zwei feln werden, so bekümmert Sie das Uebrige wenig. Daß Ihre Arbeiten nicht bekannt werden, weil Sie keinen Buchhändler zum Verleger haben, daran zweifeln Sie nicht. Es wird gleich aller Orten Nachdrucker genug geben, denn so sehr auch solide Hand lungen gegen den unerlaubten Nachdruck eifern, so ist es doch ein mal bei der Buchhandlung angenommen, daß man Recht und Be- fngniß habe, alles nachzudrucken, was nicht von Buchhändlern verlegt worden ist Freilich wird das Herrn v. Dalberg oder viel mehr seinem Verleger nicht schmecken; aber das ist nun nicht anders, ein jeder bleibe bei seinem Beruf. Ich für mein Theil werde mich freilich nie damit abgeben, aber es giebt andere genug, die das thun. Ist mir doch die Agnes Bernauerin, wovon ich die ganze Auflage an mich gekauft, an drei Orten nachgedruckt worden, und ich mußte bei jedem die Entschuldigung gelten lassen, daß kein Name eines Buchhändlers auf dem Titel stehe und es also rss nullius sei. Doch was unterhalte ich Sie mit allen den Sachen, verzeihen Sie dem Buchhändler diese Ausschweifung. Das Ihnen durch den Postwagen übersandte durchschossene Exemplar der Räu ber nebst meinen Anmerkungen werden Sie erhalten haben. Ich bitte Sie nochmals, es für nichts als Anmerkungen anzusehen. — Gestern erhielt ich einen Brief vom Direetor der Regensburger Schaubühne: der hat auch schon angefaugen, das Stück fürs Regensburger Theater zu bearbeiten. Ich werde aber, schreibt er, damit warten bis Sie mir die veränderte Ausgabe, wozu, wie Sie mir schreiben, der Verfasser selbst Hoffnung macht, schicken, um zu sehen, wie weit ich von der Meinung des Verfassers abgewichen oder entfernt bin. Ich hielt mich im vorigen Monat 10 Tage bei meinem alten Freunde, dem Reichshofrath von Berberich auf dem Landhause in Dieburg auf. Dieser Herr ist Intendant der Regens burger Schaubühne. Auch da las ich die Räuber vor und die ganze Gesellschaft wünscht dies Stück aufgcsührt zu sehen. Daher der Einfall des Direetor Schopf.« Die weitere Entwickelung ist bekannt. Die Räuber gelangten auf der Mannheimer Bühne zur Darstellung; Schiller selbst ent ledigte sich seiner Fesseln und widmete sich ganz der Muse zunächst in Mannheim oder doch in dessen Nähe. Während seines ganzen
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