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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1886
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- 30.08.1886
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- Deutsch
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^ 200, 30. August 1886. 4601 Nichtamtlicher Teil. nach Petersburg lernte Schwan den Sekretär Witte aus Mecklen burg kennen. Diesem vertraute sich Schwan an und erhielt dessen Reisepaß, als ihn eine Krankheit zum Anfgeben seiner Reise nötigte. In Petersburg glückte es ihm, eine Anstellung an der Akademie als Korrektor zu erhalten, in welcher Stellung er einige Jahre (bis 1763) verblieb. Der Tod der im tiefsten Herzen preußenfeindlichen Kaiserin Elisabeth, welche noch auf dem Sterbe bette ihrem Nachfolger die Fortsetzung der Feindseligkeiten gegen den ihr so verhaßten Preußenkönig Friedrich empfahl, war auch für Schwan bedeutungsvoll. Kaum hatte die Herrscherin aller Reußen die Augen für immer geschlossen, so hatte ihr Nachfolger, Peter III., in richtiger Erkenntnis der überlegenen preußischen Politik und vorzüglichen taktischen Ausbildung der preußischen Truppen nichts Eiligeres zu thnn, als mit dem großen Friedrich Frieden zu schließen, wie er denn überhaupt ein blinder Verehrer Friedrichs war und diese Verehrung stets offen zur Schau trug. Schon als Großfürst-Thronfolger bewies er dadurch seine Vorliebe für das preußische Militärwesen, daß er sein holsteinisches Dragoner- Regiment vollständig nach preußischem Muster einübte, und er ernannte dieses Regiment unter dem Oberbefehl seines Oheims, des Prinzen Georg Ludwig von Holstein-Gottorp zu seinem Leib regiment, als ihn der Tod Elisabeths auf den Thron berief. Bei dieser Gelegenheit bewarb sich Schwan um die Stelle eines Auditeurs bei dem genannten Regimente und war so glücklich, sie zu erhalten. Es gelang ihm, die Gunst des Prinzen Georg Ludwig zu erlangen, der ihn, als das Regiment nach dem gewalt samen Tode Peters III. aufgelöst wurde, mit Empfehlungen nach Holstein versah. Nachdem er sich in Holstein vergeblich nach einer Anstellung umgesehen hatte, trat er noch einmal als Auditeur bei einem preußischen Regimente ein, bis der Friede von Hubertusburg, der bald darauf erfolgte, auch dieser Stellung ein Ende machte. Er wandte sich nun im Jahre 1764 nach dem Haag, wo er mit dem Buche: Huooclotss rusnss ou lottrss ä'un oküoisr allsmanä, an die Öffentlichkeit trat. Von dem Aufsehen, das es erregte, liefern verschiedene Nachdrucke den besten Beweis; der Verfasser aber wurde gezwungen, von neuem den Wanderstab zu ergreifen. Wir finden ihn kurz darauf in Frankfurt wieder. Seine dortige schriftstellerische Thätigkeit, deren Mittelpunkt die Herausgabe der Zeitschrift »Der Unsichtbare« war, brachte ihn in nähere Beziehung zu seinem Verleger Eßlinger, und nach kaum einhalbjähriger Anwesenheit in Frankfurt hatte er das Vertrauen desselben in dem Maße erworben, daß er Schwan seine Tochter zur Frau gab und ihm zugleich seine Filiale in Mannheim übertrug. Dies geschah im Jahre 1765. Eßlinger mußte sich wohl sagen, daß dort für eine geeignete Kraft der Boden überaus günstig war, sich eine gesicherte und angenehme Stellung zu verschaffen. Mannheim war damals erst seit einem Menschenalter zur kur pfälzischen Residenz erhoben, und während unter Karl Philipp hauptsächlich für die Verschönerung Mannheims gesorgt war, be mühte sich Karl Theodor, auch der Kunst und Wissenschaft in Mann heim eine Heimat zu bereiten. In kurzer Zeit entstanden die »Aka demie der Zeichnungs- und Bildhauerkunst«, das »Chirurgische Collegium«, die »Akademie der Wissenschaften«, eine Bibliothek, die bei ihrer Verlegung nach München bereits über 100 000 Bände zählte, eine Gemäldesammlung, eine Münzsammlung, kurz cs wurde in ausgedehntester Weise dafür gesorgt, daß sich Mannheim bald eines bedeutenden Rufes erfreute; und während in dem nahen Heidelberg der gelehrte Pedantismus die Oberhand behielt, machte sich in Mannheini ein frisches Streben geltend, welches das Herannahen einer neuen Zeit zu verkünden schien. Und daß Schwan sich bald in die neuen Verhältnisse gefunden hatte und bald die richtigen Wege einzuschlagen verstand, wird uns durch den regen Verkehr, der sich in seinem Hause entwickelte, und durch die freundschaft lichen Beziehungen, in denen er zu allen bedeutenden Männern des damaligen Mannheim stand, am besten bewiesen. Sein Laden, der sich in der Mitte der Stadt befand, war der Bersammlungspunkt vieler hervorragender Persönlichkeiten, die In teresse an neuen Erscheinungen hatten; hier wurden litterarische Ereignisse besprochen und ein gegenseitiges Geben und Empfangen gestaltete den Verkehr zu einem recht lebhaften. Von hier ging die erste Anregung zu jener Bereinigung von Männern ans, die später unter dem Namen »Churfürstlich deutsche Gesellschaft« unter dem Protektorate des Kurfürsten Karl Theodor sich einen bedeu tenden Ruf verschaffte und die sich kein geringeres Ziel auserwählt hatte, als unsere Muttersprache, die zu einem Chaos aller möglichen Sprachen herabgesunkcn war, zu reinigen und ihr die ihr gebührende Stellung wieder zu verschaffen. Diese Bestrebungen mochten auch wohl Schwan veranlassen, seine schriftstellerische Thätigkeit fortzusetzen. In den Jahren bis 1770 gab er die beiden Zeitschriften »Der Unsichtbare« und »Nene Auszüge aus den wichtigsten Zeitschriften des In- und Auslandes« heraus; daneben entstand eine Anzahl kleiner Sing- und Lustspiele, die zum Aufführen auf einem kleinen Liebhabertheater bestimmt waren und die teils eigene Arbeiten, teils Übersetzungen aus dem Französischen waren. Trotz aller dieser Arbeiten fand er noch Zeit, die Vorbereitungen zu einem großen Wörterbuch der französischen Sprache zu treffen, dessen Vollendung erst die ruhigeren Tage seines Lebensabends erleben sollten und das als die beste Erscheinung auf diesem Gebiete von allen Zeitgenossen anerkannt wurde. Man darf aber nicht denken, Schwan habe den Beruf, dem er sich erst verhältnismäßig spät zugewandt, als Nebensache be trachtet; im Gegenteil wird uns in einem Nekrologe versichert, daß er in gewissenhafter Erfüllung seiner geschäftlichen Arbeiten seine Ruhe fand und daß häufig seine Gesinnungsgenossen, die sich all wöchentlich einmal in seinem Hause versammelten, auf sein Er scheinen warten mußten, wenn seine Arbeiten zufällig mehr Zeit als gewöhnlich in Anspruch nahmen. Dieser kleine Kreis genoß in der damaligen gelehrten Welt eines bedeutenden Rufes, und jeder fremde Gelehrte oder Künstler, der sich kürzere oder längere Zeit in Mannheim aufhielt, suchte sich Zutritt zu verschaffen. Unter vielen anderen war auch Goethe, dessen Bekanntschaft Schwan schon bei seinem Aufenthalte in Frankfurt gemacht hatte, zu wiederholten Malen bei solchen Versammlungen zugegen, und diese Abende waren dann wohl die glanzvollsten, denn Goethe entzückte alle Anwesenden durch seine Schönheit und Liebenswürdigkeit lind im Jahre 1778 schrieb Wieland an Schwan: Empfangen Sie nebst Ihrer liebens würdigen Gemahlin meinen besten Dank für alle Freundschaft und Liebe, so Sie mir während meines Aufenthaltes in dem Pfälzischen Athen erwiesen haben. Ihr Haus war eines von den wenigen, wo ich frei athmen konnte, und die angenehmen Abendstunden, die ich da unter zwanglosem Gespräche mit Ihnen und den Ihrigen und unserem Freund Müller (Maler Müllers zugebracht, werden mir unvergeßlich bleiben. Ein Seitcnstück zu diesen charakteristischen Zeilen besitzen wir in einem Briefe von der Hand der ältesten Tochter Schwans, Margarethe, die später im Leben Schillers eine so hervorragende Rolle spielen sollte, in einem Briefe an einen Zögling und späteren Geschäftstcilhaber Schwans, Götz, in dem sie unter anderem schreibt: »Als Herr Hofrath Wieland hier war, kam er beinahe alle Tage in unser Haus und machte sich, da er ein sehr großer Kinder freund ist, sehr viel mit unserer kleinen Luise zu schaffen; und sie hatte ihn auch so lieb, daß man sie de» ganzen Tag von Herrn Wie land reden hörte.« 629
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