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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-06-17
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1878
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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HL 138, 17. Juni. Nichtamtlicher Theist 2353 klagte, beantrage zunächst Freisprechung, andernfalls die niedrigste Geldstrafe mit 50 Reichspfennigen. — Der Gerichtshof (Fischer v. Treuenfeld, v. Plotho, Müller) verkündete als Ergebniß seiner Berathung: „Der Gerichtshof erachtet ein Preßvergehen als fest- gestellt und spricht für diesen Fall eine Strafe von acht Tagen Haft aus." Miscellen. Einem Artikel der Vofsischen Zeitung mit der Aufschrift „Die Wiederholung des Attentats von psychologischen Ge- sichtspunktenbetrachtet" entnehmen wir nachstehende beachtens wertste Stelle, die sich besonders an die Kreise des Buch- und Kunst handels richtet: „ . .. Hödel, den Frevler an der schon durch ihr hohes Alter geheiligten Person des Kaisers läßt man seinem aus drücklich kundgegebenen Wunsche gemäß in allen möglichen Stel lungen photographiren und gibt ohne irgend einen ersichtlichen Zweck diese Bilder in den Kunsthandel! Da prangt er nun wie ein Wohlthäter seines Volkes oder ein Heros seiner Partei in einem Dutzend verschiedener Stellungen an den Schaufenstern und es fehlt zu seiner Befriedigung nur noch, daß er die Haufen sehen könnte, die sein Bild bewundern. Alle illustrirten Zeitungen bringen sein Portrait im Brustbilde, wie auch in dem Momente, wo er sich verewigt, und beschäftigen sich auf das eingehendste mit seiner .interessanten' Person. Ein übelberathenes Familienblatt widmet ihm eine zum Straßenverkauf bestimmte Extranummer mit Bildern in Farbendruck, auf deren erster Seite sein Portrait in einem Prachtholzschnitt dargcstellt wird, wie man ihn den Portraits ge wöhnlicher Unsterblichen niemals zutheil werden läßt. Nun, ich kann mir nicht helfen, das heißt eine Prämie auf diese Kategorie von Verbrechen setzen und zur Nacheiferung förmlich Herausforderin! Mag es für kriminalistische Zwecke nützlich sein, Verbrecher, die man noch sucht, in auszustellen, mag man sie für psychologische und physiognomische Studien meinetwegen in Wachs nachbossiren, das große Publicum hat meines Erachtens kein Interesse, solche Eiterbeulen der Menschheit zu betrachten, und man soll den Teufel nicht an die Wand malen. Der Mensch hat bekanntlich mit gewissen Thierarten einen lebhaften, leicht zur Krankheit ausartenden Nach ahmungstrieb gemein. Die Annalen der Psychiatrie zählen eine Unzahl von Fällen auf, in denen eindringlich vorgeführte Hand lungen in ähnlicher Weise ansteckend wirkten, wie im gewöhnlichen Leben das Gähnen, und zu wirklichen Geistes-Epidemien ausarteten. Wir lesen von Klöstern, in denen die Nonnen anfingen, einander zu beißen oder Convulsionen zu bekommen, ja wir erfahren, daß zu Zeiten der Selbstmord epidemisch geworden ist. Plutarch erzählt uns, wie bei den jungen Mädchen in Milet plötzlich eine unsinnige Begierde zu sterben und sich heimlich zu erhängen auftrat. Die Vorstellungen und Thränen der Eltern richteten bei ihnen so wenig aus, als das Zureden der Freunde; sie wußten beim Selbstmorde die größte Verschlagenheit und Aufmerksamkeit der Wächter zu hintergehen. Wenn aber eine solche Verirrung epidemisch werden kann, so ist etwas Aehnliches bei dem jüngsten Schreckensereigniß um so weniger ausgeschlossen. Um den Preis eines, wenn auch noch so abscheulichen Verbrechens durch Künstlerhand in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestellt zu werden, das ist in einer großen Stadt, in welcher beständig so viele Menschen im Begriffe stehen, mit dem Leben abzuschließen, eine schwere Versuchung. Dem über sättigten Wüstling, dem verschuldeten Lebemann, dem ruinirten Industriellen, wie nahe wird damit solchen Persönlichkeiten der Ge danke gelegt, statt laut- und klanglos, wie es dem Gemeinen zu kommt, zum Orkus zu stürzen, mit einem Knalleffect von der Bühne abzutreten, damit obendrein das bedenkliche Motiv ihres Lebens überdrusses zu verschleiern, und ein Räthsel für Mit- und Nachwelt zu werden! Worin läge der bestrickende Reiz der Pitaval-Geschich- ten, wenn nicht in der unheimlichen Gewalt des Geheimnißvollen, Unerhörten? Und wer hätte es nicht selbst empfunden, jenes erste Aufleben der dunklen Triebe in seinem Innern, die den Menschen an einem Abgrunde ergreifen, oder wenn er eine geladene Waffe in die Hand nimmt? Solche Gedanken darf man nicht herausfordern und ermuthigen, denn hier ist, fürchte ich, der Punkt, in welchem man die Mitschuld der Gesellschaft suchen muß, wenn sich solche Gräuelthaten wiederholen. Die Milesier vermochten nur dadurch dem Morden in ihrer Stadt Einhalt thun, daß sie die Selbst mörderinnen mit öffentlicher schimpflicher Ausstellung ihres Leich nams bedrohten. Und eine schimpfliche Strafe dürfte wohl auch das geeignetste Abschreckungsmittel für ein Verbrechen abgeben, bei welchem die Sucht, sich interessant zu machen, die gemeinste persön liche Eitelkeit eine verhängnißvolle Rolle spielt. Möchten diese Zeilen dazu beitragen, vor der bildlichen Glorification des zweiten Opfers der Großmannssucht zu warnen, um damit vielleicht zu künftigem Unheil vorzubeugen. Denjenigen aber, die diese nüchterne Degradation eines angehenden politischen Märtyrers und Geheim bündlers zu der Rolle eines einfachen Nachahmers und V», bungus- Spielers auf Nachruhm für allzu leichtfertig halten, mag zum Schluffe mitgetheilt werden, daß der erste Anblick der oben erwähn ten illustrirten Prachtausgabe des Hödel'schen Attentates vor ca. 14 Tagen dem Schreiber jene Befürchtungen erweckt hat, die sich nun in eine grausige Wirklichkeit verwandelt haben." C. St. Eine Bitte. — Eine Anzahl Verleger von Zeitschriften, deren nur 12maliges Erscheinen im Quartal das Fehlen in einer Woche zur Folge hat, pflegt zwar den jeweiligen Ausfall zu melden, jedoch kommen die Meldezettel meist erst mit den Scripturen, die am Freitag in Leipzig expedirt werden, während der Sortimenter die fraglichen Zeitschriften schon in den am Donnerstag von Leipzig abgehenden Journalsendungen vermißt. Wäre es daher nicht an gezeigt, wenn die Herren Verleger die erwähnten Meldezettel bereits eine halbe oder ganze Woche vorher expedirten? Es kann dann bei Zeiten den — namentlich bei starken Continuationen — lästigen Nachfragen vorgebeugt werden; der Sortimenter kann beim Aus tragen der vorhergehenden Nummer, oder durch ein ihm zur Ver fügung stehendes Localblatt seinen Abonnenten Notiz davon geben. Wird unnöthige Nachfrage erspart, so spart man ja an Zeit, und tagtäglich kommt im Buchhandel mehr und mehr zur Geltung: „Zeit ist Geld!" L —x. Anfrage. — Auf welche Art und Weise kann man nach aus wärts gesandte unverlangte Ansichtssendungen einklagen? Der Ort ist zu weit, um einen Boten zu senden. Vielleicht weiß ein College einen guten Rath. V. Curiosum. — Als wir letzthin in diesen Blättern den Con- curs der Firma Hildebrandt L Co. in Leipzig lasen, fiel uns un willkürlich die Devise der Firma als böses Omen auf. Sie lautet: „Ingenium, uou psouuia." Der diesjährige (dreizehnte) Deutsche Journalistentag wird am 25. August in Graz (Steiermark) stattfinden. Die Tages ordnung für diese Versammlung sind: außer dem gewöhnlichen Ge schäftsberichte des Vorortes (Frankfurt) die Bildung eines deutschen Journalistenverbandes, der Beitritt zu der nun glücklich zu Stande gekommenen Pcnsionscasse für deutsche Schriftsteller, die Heraus gabe eines „Journalistenalmanachs" (eines Verzeichnisses aller im Gebiete deutscher Journalistik erscheinenden Publikationen), endlich die Herstellung einer wirksamen Controle des Nachdrucks.
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