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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.06.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.06.1878
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- Deutsch
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138, 17. Juni. Nichtamtlicher Theil. 2351 erklärt, mit dem Buchhandel in Verbindung treten zu wollen, darf hingondeln und tauchen helfen. Der Sortimentsbuchhandel ist dem Verlagshandel nöthig. Wennaber behauptet wird, daß das Vorhandensein einer sogenannten Buchhandlung in jedem Neste nur wünschenswerth für literarische und sonstige Interessen sei, so ist dies, gelinde gesagt, ein Jrrthum. Der Verlagsbuchhandel braucht vor allem einen gesunden Sor timentshandel. Um gesund zu sein, muß aber jedes Sortiment seinen ausreichenden Wirkungskreis haben. Wenn dieser aber (wie bei Tabaks- und Materialwaarenhandlungen) nur bis zur nächsten Straßenecke reicht, weil dort ein Concurrent sitzt, so kann das Sor timent nicht bestehen, denn zwischen zwei Straßenecken gibt es zwar viele Leute, die Cigarren rauchen, gebackene Pflaumen essen und Kaffee lutschen, aber meist nur wenige, die je in ihrem Leben in einer sog. Buchhandlung andere Sachen suchen, als Fliegenpapier, Stieselwichse, allenfalls ein Punktirbuch, wenn sie nicht bloß hin gehen, um eine Briefmarke zu kaufen oder den Adreßkalender ein zusehen. Sehe man sich die Sache in einem Beispiele an. In T. haben 2 oder 3 Handlungen lange Zeit ehrenvoll bestanden und ihren Be sitzern ein ihrem Stande angemessenes Auskommen gebracht. Stadt und Umgegend mit mehreren kleineren Städtchen boten ihnen ein ausreichendes Feld für ihre Unternehmungen, keine dachte daran, der andern durch Rabattgebcn Kunden zu entziehen, jede bemühte sich nur, es der andern an Aufmerksamkeit für das Publicum gleich oder zuvor zu thun. Das war der wohlthätige Einfluß einer achtbaren Concurrenz. Aber die Freude nahm ein Ende. Eines schönen Tages hört ein Buchbinder des Ortes von der vortrefflichen Organisation des Buchhandels, und wie gar leicht es sei, in Büchern zu machen, und wie das gar keine Kosten verursache, da er ja Local rc. besitzt und Raum für ein Lager nicht braucht, denn er denkt gar nicht daran, sich ein solches hinzustellen. Munter zeigt er dem Verlagsbuchhandel seinen Entschluß an, dem dringenden Bedürfniß einer weiteren wohl tätigen Concurrenz abzuhelfen. Placate, Wahlzettel rc. regnen von allen Seiten und schmücken Fenster und Thür. Die Kunden erfahren beim nächsten Einkauf, daß es eine Buchhandlung mehr gibt, und gleichzeitig (um sie anzulocken), daß man die Bücherdaselbst 10—2()0/g billiger kaust, wie anderswo, wenn man nur dem neuen Buchhändler recht deutlich den Titel und den Verleger ausschrcibt und dann ge duldig einige Zeit wartet. Und, einmal dies Beispiel gegeben, erstehen ein Dutzend neuer Handlungen in der Stadt, und ein zweites Dutzend in der Umgegend, um diesen angenehmen und mühelosen Nebenverdienst mitzunehmen. Der Umsatz einer jeden dieser neuen Buchhandlungen übersteigt zwar selten einige Tausend Mark, an denen nur einige Hundert verdient werden, aber was schadet das, es ist ja Nebenverdienst, ohne Risico und ohne Mühe; die alten Sortimentsgeschäfte beziehen, versenden und remittiren die Nova, und die Schmarotzer führen die festen Be stellungen aus, bis sich die alten Handlungen entschließen, auch Rabatt zu geben. Und das hilft ihnen auch noch nichts, denn dann liefern die andern noch billiger, und wenn sie nur 10 Pfennige an 10 Mark verdienen, es ist ja Nebenverdienst, von dem sie nicht zu bestehen brauchen. Und an alle dem ist der Verlagshandel schuld, oder, wenn man will, die buchhändlerische Usance, Jeden, der ein Circular in die Welt schickt, über denselben Kamm zu scheren. Wenn eine Verlagshand lung einem Buchhändler, weil er sich so nennt, in Schulz' Adreßbuch steht und gedruckte Verlangzettel besitzt, sofort als Collegen denselben Rabatt gibt, wie jedem andern, gleichgültig ob der eine alle 2 Jahre für 5 Mark braucht, der andere aber einen Meß-Saldo von 500 be zahlt, so ist dies ein Unrecht gegen letzteren. Was nutzt es, wenn der Verlagsbuchhandel solchen Schmarotzer handlungen auch kein Conto eröffnet! Gar nicht als Buchhand lungen anerkennen darf er dieselben, auch gegen baar keiner etwas mit Rabatt liefern, wenn sie nicht nachweist, daß sie einen Umsatz macht, welcher das Etablissement als gesund er scheinen läßt, d. h. als ein solches, welches als Buchhandlung selbständig bestehen kann, während bei neuen Etablissements die Persönlichkeit des neuen Collegen, die beigebrachten Referenzen, das vorhandene Bedürfniß und die voraussichtliche Lebensfähigkeit seines Unternehmens den Ausschlag geben müßten. Dann, wenn Jeder erst wieder des Credits bedarf, um mit Büchern handeln zu können (was er jetzt ohne jeden Credit kann), erst dann wird der Credit sich wieder befestigen, die Verleger wer den nicht mehr über schlechte Zahler, die Sortimenter nicht mehr über zu viele Baarpackete klagen, sie werden ihre Thätigkeit wieder entsprechend belohnt sehen, werden wieder mit Gehilfen statt mit Lehrlingen arbeiten, und dieselben angemessen bezahlen können, kurz ein normaler Zustand wird wieder eintreten. Wie dahin zu gelangen, davon vielleicht ein ander Mal. Vor läufig genügt es Schreiber dieses, die Aufmerksamkeit der Herren Collegen, namentlich auch des geehrten Berlagshandels (in ihrem eigenen Interesse) auf diesen Punkt gerichtet zu haben. Wird dieser als der wahre blutvergiftende Fleck des Buchhandels anerkannt, so werden sich auch Mittel finden lassen, ihn auszuschneiden, da an ein Ausheilen wohl nicht zu denken ist. lEin Menschenfreund. Für Herrn Aug. Klasing. III.*) Wie sehr der Artikel des Hrn. Aug. Klasing in Nr. 98 d. Bl. die Beachtung des Verlags- und Commissionsbuchhandels verdient, und wieviel Dank der Provinzial-Sortimentsbuchhandel dem Hrn. Verfasser für seine Reformvorschläge schuldet, wurde mir kürzlich durch eine Wahrnehmung bekannt, die ich der Oeffentlichkeit nicht vorenthalten mag. Das hiesige Adreßbuch weist bei einer Einwohnerzahl von 78,000 Seelen (worunter über U Arbeiterbevölkerung) unter der Rubrik „Buch- und Kunsthandlungen" 18 Firmen nach, die sich alle mehr oder weniger mit dem Vertriebe von Büchern und Zeitschrif ten befassen. Der Absatz an Schulbüchern ist, wie mir meine hiesigen Herren Collegen gern bestätigen werden, der größere Theil unserer Einnahmequelle, und wenn ein solcher Erwerbszweig durch ein zelne der Herren Leipziger Sortimenter derartig heruntergebracht wird, wie es mit Beginn des neuen Schuljahres factisch schon der Fall gewesen ist, so glaube ich nicht zuviel zu sagen, daß es ferner unmöglich sein wird, daß in Chemnitz ein solides Sortimentsgeschäft noch gedeihen kann. Die Verluste beim Schulbücher - Geschäfte, welche theils durch Erscheinen neuer Auflagen, theils durch Abschaffung eines Buches jeder Sortimenter selbst bei der vorsichtigsten Assortirung seines Lagers zu erleiden hat, sind ja bekannt und absorbiren einen ziemlichen Theil des fraglichen Gewinnes. Wenn nun dieser Mißstand noch dadurch vergrößert wird, daß, nachdem wir hier unsere Lager zur Genüge mit Exemplaren des eben neu einge führten Lehrbuches gefüllt haben, auf einmal eine Leipziger Sorti mentsfirma mit einer Rabattgewährung und Vergütung von Frei exemplaren direct den Schülern ihre Offerten entgegenbringt, so ist das bedauernswerth und muß den Sortiments- und Verlagsbuch handel in den Augen des Publicums mit aller Berechtigung als ein Schwindelgeschäft erscheinen lassen. Mir wurde kürzlich eine Factur über eine solche Schulbücher- Lieferung, von Hrn. Alfred Lorentz in Leipzig für einen hiesigen *) II S. Nr. 112. 322*
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