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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1878
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1878-05-27
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1878
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- Deutsch
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122, 27. Mai. Nichtamtlicher Theil. 2091 vorzog? Selbst der Verkauf eines neuen, den gemüthlichen Interessen des Buchhandels gewidmeten, „Die Eule" betitelten Blattes, selbst die Vertheilung eines durch sensationellen Inhalt würdig in die Reihe älterer Genossen tretenden „Extrablattes" vermochte nur vorübergehend eine lebhaftere Stimmung zu erzeugen, viel früher als in anderen Jahren erlosch der Verkehr im Saale ganz, um in um so intensiverer Weise in benachbarten Biergärten fortgesetzt zu werden. Es ist eine oft gemachte, den denkenden Beobachter aber immer wieder srappirende Wahrnehmung, daß große Wahrheiten in der Luft liegen, gleichzeitig an verschiedenen Orten zu Tage treten und wohl gar zu bitteren Fehden zwischen den verschiedenen, die Ehre der Priorität in Anspruch nehmenden ersten Verkündigern führen. Ich erinnere hier nur an Leibnitz und Newton. So erlebten wir es auch diese Messe, daß das am Sonnabend spät von der Decke des Schützenhaussaales auf uns hernieder flatternde „Extrablatt" ganz genan dieselbe Idee ventilirte, welche beim Festmahle am folgen den Tage einer der geistreichsten und beliebtesten unserer alljähr lichen akademischen Gäste zur Einleitung seines Trinkspruches benutzte. Das Gespenst einer „Monopolisirnng des Buchhandels von Staatswegen" wurde freilich in scherzhaftester Weise schon an die Wand gemalt, als seiner Zeit der Postgeneralgewaltige des Deutschen Reichs den Fühler des „Postbuchamtes" in die Welt streckte, greifbare Gestalt aber und zugleich staatsmännisch-aus- führbare Specialisirung sowohl, als einen Verherrlicher nach der Seite'der gemüthlich-poetischen Interessen der Menschenbrust hat es erst unter den Gelehrten dieser Ostermesse gefunden. Hoffen und wünschen wir, daß der hier gefallene Wink für den großen leiten den Staatsmann des Reichs nicht verloren gehen möge. Bevor dieser Bericht nun zu den materiellen Genüssen des Cantate-Sonntags übergeht, sei es ihm gestattet, Derer zu gedenken, ohne deren aufopfernde Thätigkeit es mit diesen Genüssen gewiß sehr bedenklich aussehen würde, und die in früheren Jahren schnöde vernachlässigt zu haben er reuig bekennen muß: der Männer des Festcomites. Den Veilchen gleich, die im Verborgenen blühen, üben sie ihre Thätigkeit. Festzeitungen schreiben, die Plätze zum Festmahle vertheilen „Keinem zu Lust und Keinem zu Leid", Tafel- liedcr dichten, Probeforellenessen durchmachen und dann auch noch an der Haupt- und Staatsaction theilnehmen im schwarzen Frack und untadelhaster weißer Halsbinde mit einem Gesichte, als sei gar nichts geschehen: das ist gewiß für Jeden, der die Bedeutung aller dieser Ausgaben ermessen kann, genug gesagt. Denn wie hämisch wird oft eine Zeitung, die ja weiter nichts sein soll, als das flüchtige Kind einer heiteren Stunde, kritisirt, wie heiße und bittere Coulissen- kämpfe werden um einen bestimmten Platz an der Tafel aus- gefochten, wie abfällig urtheilt Der und Jener über das Lied, dessen echten Humor zu fühlen er außer Stande ist, und wie wenig kann der gewöhnliche Festesser die Angst des Kenners begreifen, ob die vielen hundert Forellen für die sechs- bis siebenhundert Tischgäste auch frisch genug aus Thüringen oder dem Erzgebirge kommen werden! Und alles das und noch viel mehr tragen Jahr aus Jahr ein für uns die Wackeren, auf deren Schulter unser „Rath der Drei", der in hohen Wolken thronende Börscnvorstand, diese irdischen Sor gen abgewälzt hat. Das Festessen selbst, bei dessen Erinnerung ja alle diese Be merkungen niedergeschrieben werden, fand in gewohnten Weise statt. Das Gebotene war, wie im voraus bemerkt werden soll, allen billigen Wünschen entsprechend und wenn auch hie und da — gewiß in jedem einzelnen Falle mit Recht — Klagen über mangel hafte Bedienung laut wurden, so muß man das doch bei der Größe der geforderten Leistung nicht gar zu hoch anschlagen. Zur Eröffnung der Reihe der Tischreden erhob sich Herr Ad. Enslin und brachte, nach der guten neuen, von ihm zuerst zur Messe 1874 eingeführten Sitte, den ersten Trinkspruch aus auf den Kaiser, der erst vor kurzem bei dem gegen sein Leben geplan ten Frevel wieder die allgemeine Verehrung und Liebe erfahren habe, die ihm das deutsche Volk zolle, und dessen theures Leben auch ferner Gott schützen möge zum Heil und Wohl des Vaterlandes — und auf König Albert, der, treu der ruhmreichen Tradition seines Hauses, allzeit ein Schirmherr und Hort von Wissenschaft, Literatur und Buchhandel sei. Die Versammlung erhob sich wie ein Mann und stimmte begeistert ein in das dreimalige Hoch auf den Kaiser und den König Albert. Nach einer längeren als sonst wohl üblichen Pause, welche wohl durch die Erwartung der diesmal ausbleibenden officiellcn Begrüßungsrede von Seiten des Festcomitös veranlaßt war, ergriff Herr W. Hertz das Wort. Es sei gewiß nicht nur die Erfüllung einer Form der Höflichkeit, wenn bei allen früheren Festmahlen das Wohl der Stadt Leipzig vorgeschlagen und mit Begeisterung aus genommen worden sei. Auch heute solle ihr ein donnerndes Hoch gebracht werden. Uebrigens sei mit Genugthuung zu constatiren, daß ihr die früher so oft geäußerten guten Wünsche auch recht gut bekommen seien. Die Stadt Leipzig biete nach so vielen Seiten hin Hervorragendes, daß es sehr schwer sei, es in raschem Ueberblicke zu gruppiren. Auf den verschiedensten Gebieten von Gewerbe, Handel, städtischem Leben, Kunst, Wissenschaft, Literatur herrsche das energischste Streben, das aber auch zu einer Blüthe und Entwicke lung geführt habe, welche andere Städte mit Staunen erfülle und zum Muster dienen könne. Es werde in Leipzig ganz außerordent lich viel gearbeitet, aber auch mit dem entsprechenden Erfolg. Für uns aber sei die Stadt vor allem wichtig als die Statte, wo die Literatur und der Buchhandel am frühesten wirksamen Schutz und volle Freiheit der Bewegung gefunden haben. Und es lasse sich wohl leben in Mitte dieser Stadt, bei dem freundlichen Charakter der Bevölkerung, bei ihrer guten Luft. (Schmerzliches Au! von Seiten vieler Leipziger.) Mögen alle guten Eigenschaften ihr erhalten bleiben und sie auch ferner das gastliche Dach sein für unsere all jährlichen Zusammenkünfte. Die Stadt Leipzig lebe hoch! Den Dank von Seiten der so Gefeierten brachte in ihrem Na men der dazu Berufenste, Herr Oberbürgermeister vr. Georgi dar. Der geehrte Herr Vorredner habe von der Stadt Leipzig so viel Liebenswürdiges gesagt, daß er, der Redner, sich dabei eines gewissen unheimlichen Gefühls nicht habe erwehren können. Es sei ihm unwillkürlich der Ring des Polykrates und daraus vornehmlich die Stelle eingefallen „da wendet sich der Gast mit Grausen", und er möchte nur wünschen, daß dieses Resultat nicht etwa auch bei unseren Gästen herbeigeführt sei, denen es bei uns behaglich und heimisch zu machen ja unsere wesentlichste Ausgabe sei. So wolle er denn glauben, daß die fremden Hörer hinter all die schönen vom Vorredner gerühmten Sachen im Sinne der Einheimischen ein Fragezeichen der Bescheidenheit gesetzt hätten, damit sie sich auch in Zukunft bei uns wohl fühlen möchten und nicht das Strafgericht der Götter herausgefordert würde. Zur Erwiderung sei es nun Wohl eigentlich seine Aufgabe, recht viel Gutes über den Buch handel zu sagen. Doch habe dies die Versammlung gewiß schon so oft von dieser Stelle gehört, daß er sich der weiteren Ausführung in diesem Sinne enthalten und nicht näher darauf eingehen wolle, was der deutsche Buchhandel für Nation und Staat geleistet habe. Wohl aber wolle er hervorheben, daß unter den vielen Gasten, welche die Stadt alljährlich in ihren Mauern Herberge, ihr gewiß keine lieberen seien als die Buchhändler, und die geneigte Gesinnung der Stadt gegen ihre Gäste, welche der Vorredner mit feiner Wen dung hervorgehoben habe, bestehe allerdings und in besonderem Maße gegen die heute Versammelten. Die allzeit gut deutsch ge-
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