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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1878
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- Deutsch
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Missionär des Jubilars, Hrn. Bernhard Hermann, zwei mächtige Photographie-Albums mit der reichen Galerie der Freundes-Por- traits, ein poetisches Album mit zahlreichen gelungenen Beiträgen von Männern wie Jos. Victor v. Scheffel, Fritz Hoffmann, Müller v. d. Werra rc. Der von den buchhändlerischen und sonstigen auswärtigen Freunden gespendete Pokal trägt außer der Widmung nachfolgenden Deirkspruch aus der Feder von Fritz Hoffmann in Leipzig: Wer so, wie Du, aus Mund und Spunde Gespendet stets nur reinen Wein, Dem soll zur Doppeljubelstunde Geweiht der Ehrenbecher sein! Hoch für des Worts und Weines Klarheit, Des Hauses Glanz, des Glückes Wahrheit! Hr. Schauenburg Vater überreichte das schöne Kleinod mit einer Ansprache, in welcher er zunächst des Geschäftes gedachte, dessen Jubelfeier zur Versammlung den Anlaß gegeben. Zu Ostern 1828 V0U Christ. Christ mann gegründet, bewegte es sich anfangs nur in den bescheidensten Formen und dem engsten Rahmen. Erst als es Mitte der dreißiger Jahre von Aug. Herm. Gottschick aus Schorstedt in der Altmark, einem Buchhändler von Beruf und wissenschaftlich gebildeten Mann übernommen ward, wurde es zu einem Buchhandel im eigentlichen Sinn, doch waren die Verhältnisse noch nicht dazu angethan, demselben eine größere Ausdehnung zu geben. Am 15. März 1853 wurde Eduard Witter, der dem Geschäft schon seit längerer Zeit als tüchtiger und intelligenter Leiter Vorstand, Eigentümer desselben, das nun die Firma „Gottschick- Witter" erhielt, unter welcher es heute weit und breit rühm lich bekannt ist. Hr. Schauenburg beleuchtete nunmehr das Wir ken des Jubilars als Geschäftsmann, Bürger, Familienvater und Freund, und betonte, daß es nicht schwer geworden sei, für das Jubelfest eines solchen Mannes die allgemeinste Theiluahme zu er wecken. Einen wahrhaft rührenden Eindruck machte eine citirte Stelle aus einem Schreiben des Hrn. Heinrich Gottschick an Schaueifi bürg, worin elfterer der Liebe und Verehrung zu dem Mann Aus drück gibt, dem er außer dem Leben alles verdanke, der ihm den früh Hingeschiedenen Vater voll ersetzt habe, ja bezüglich dessen er dis Ueberzeugung hegen müsse, daß er ohne seine treue Fürsorge woht längst nicht mehr unter den Lebenden weilte. Nach solcher Schilde^ rüng, die tief die Herzen aller Hörer ergriff, rief auch der daran ge^ knüpfte Toast mit Segenswünschen für die Zukunft ein donnerndes Echo wach. Der Toaste können wir nicht aller gedenken, so viele waren ihrer, doch darf derjenige von dem Reichstagsabgeordneten De. Buhl- Deidesheim auf die Thätigkeit unsers Jubilars auf dem oeno- logischen Gebiete, womit er sich redlich um die Pfalz verdient gemacht habe, nicht unerwähnt bleiben. Buhl betonte, wie Witter der Erste war, der die Weine der Pfalz, die früher nach Nord deutschland durch Mainzer, Frankfurter und andere Weinhändler nur als rheingauer Weine und vermischt mit solchen gebracht worden waren, rein und echt und unter ihrem wahren Namen dahin vertrieb, und so ihnen dort zahlreiche Freunde gewann. Dis Pfalz und die Pfälzer Weinproducenten seien darum Witter zu besonderem Dank verpflichtet, und diesem gebe er hiermit in seiner Eigenschaft als Weinbauer Ausdruck in einem kräftigen Hoch. Die zahlreichen Weinproducenten und Weinhündler in der Gesellschaft stimmten zum Zeugniß der Wahrheit des Gesagten jubelnd mit ein. Unter solchen Huldigungen ward das starke Herz des Jubilars weich, und der sonst vorzugsweise humoristisch-satirische Schwung seiner Rede schlug in einen mehr gerührt-elegischen Ton um, als er sich erhob, um seinem Dank in längerer Rede Worte zu leihen. Hr. Witter führte aus, wie es nie seine Absicht gewesen sei, das erfreu liche Ereigniß des Jubiläums seines Geschäfts weiter auszudehnen, als auf den kleinen Kreis der unmittelbar daran Betheiligten, seine Familienglieder und das Geschäftspersonal. Da seien ihm aber bei dem ersten Jubiläumstag, dem 15. März, den er an das Kranken lager gefesselt verbringen mußte, so viele warme und innige Theil- nahmsbezeigungen zugeflossen, wie er es nicht geahnt. All diese Erweise von Liebe und Freundschaft hätten ihm die Pflicht auf erlegt, sich ihnen gegenüber nicht kalt und theilnahmlos zu be zeigen, und so sei das heutige Fest entstanden: zum Theil durch den Drang der äußern Umstände, die ungesucht sich geltend gemacht hätten, noch mehr durch den Drang des Herzens, den Tag im Kreis der Freunde zu verbringen und ihnen seinen Dank auszu sprechen. Der Ehre geschehe ihm aber heute zu viel, denn wenn er heute auf sein Leben in gebührender Demuth und Bescheidenheit zurückschaue, so müsse er gestehen, daß ihm viel unverdientes Glück widerfahren sei, und in einer kurzen Recapitulation seines Lebens und Berufsweges gedachte er aller seiner Freunde, die ihm treu lich in Verfolgung seines Zieles beigestanden, sowie seiner Geschäfts genossen, die ihm durch treue Arbeit gedient und ihn und sein Ge schäft gefördert haben. Mit dieser Rede, die in einem Hoch auf die „Pfalz" gipfelte und in Aller Herzen die jubelndste Aufnahme fand, wollen wir un fern Festbericht schließen. Jeder Theilnehmcr daran konnte sich überzeugen, daß der Mann, der in weiter Ferne sich Ehre und Achtung erworben, unter seinen Mitbürgern nicht minder anerkannt und geschätzt wird. Ein tüchtiges Volk ist zusammengesetzt aus vie len einzelnen tüchtigen Bürgern, und Ehre darum Jedem, der seines Volkes Ehre zu mehren redlich bestrebt ist, darum Ehre auch unserm Eduard Witter! Phrasen. Viel häufiger wie früher findet man jetzt im Börsenblatt Auf sätze, die meist in der Phrase gipfeln: der Credit im Buchhandel sei ein viel zu langer und müsse beschränkt werden. Wir nennen es eine Phrase, denn kein ordentlicher Buchhändler aus der früheren Zeit wird diese so oft und bis zum Ueberdruß ventilirten Redens arten und Anstachelungeu aufAbänderung für gut und eine etwaige Aenderung für zweckmäßig befinden; weiß er doch, daß die bis herige Organisation des Buchhandels ganz zweckmäßig eingerichtet gewesen ist und auch so bleiben muß; hat er doch schon vom Anfang seiner buchhändlerischen Carriöre an gehört: das Buchhändler- Rechnungsjahr geht vom Januar eines Jahres bis zum Januar des anderen Jahres, und zu Ostern wird bezahlt. Wem diese Satzung nicht gefällt, oder wessen Kräfte nicht dazu ausreichen, einen derartigen Credit zu geben, der sollte sich doch gar nicht erst auf den Verlagsbuchhandel geworfen haben! Wie im Sortiment, so ist leider auch schon seit mehreren Jahren im Verlagsbuchhandel eine viel zu große Concurrenz ent standen; es wird viel zu viel gedruckt, Berge von Maculatur ent stehen alljährlich, und viele Bücher werden sehr bald nach ihrer Geburt schon wieder verschleudert. Mancher macht sich übertriebene Vorstellungen von der Rentabilität des Verlegens und glaubt, jedes Buch müsse nicht nur die darauf verwendeten Kosten heraus schlagen, sondern auch noch einen erklecklichen Ueberschuß abwerfen, und so wird denn darauf los gedruckt und verlegt, was das Zeug halten will; Scribler gibt es ja genug, die auf Bestellung oder auch ohne solche Bücher machen, und los werden sie ihr Geschreibsel ja auch jetzt leicht, denn die vielen Verleger wollen doch drucken lassen, und man glaubt, durch das Verlegen auf leichte Weise und schnell reich zu werden, — ist es ja doch einmal das Be streben heutiger Zeit, alles mit Dampf zu betreiben, auch das Reichwerden! Wenn dann aber mit nächster Messe die Krebse kommen, und 235*
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