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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.04.1878
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- Erscheinungsdatum
- 10.04.1878
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- Deutsch
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Centnern Werk- undAccidenzschriften der auserlesensten Art verfügte. Sie arbeitete mit 16 durch Dampf bewegten Schnell-, 12 eisernen Handpressen, 5 Satinirwerkeu, 4 Glättpressen, 3 Perforations- und 30 Numerirwcrkcn zum Beziffern der Werthpapiere. Im Jahr 1875—76 wurde die Druckerei völlig neu organisirt, zwei Farben druck- und deutsche und amerikanische Tiegeldruck-Maschinen kamen zur Aufstellung, und das gesammte Schrift- und Accidenz-Materiat ward durchgängig erneuert, auf Pariser System umgegossen und mit allem bereichert, was sich Neues und künstlerisch Vollendetes und An- muthendes in deutschen, französischen und englischen Schriftgießereien finden ließ. Neben der Abtheilung für Buch- und Kunstdruckerei erstanden drei andere Sectionen: die Lithographie und Steindruckerei mit Präganstalt, Buchbinderei rc., ferner die Kupfer-, Stahl- und Zink druckerei nebst Officin für Geld- und Werthpapiere und endlich die Gravir- und Guillochir-Anstalt mit ihren galvanoplastischen und mechanischen Werkstätten. Jede dieser Abtheilungen bildet ein für sich bestehendes Ganzes, und dennoch greifen sie derartig in einander, daß viele Arbeiten vor ihrer Vollendung den Weg durch alle vier zurückgelegt haben müssen. In der ersten und zweiten bin ich am besten zu Hause; aber bei der Herstellung der Publication des nach mir benannten Papyrus ist auch die vierte von uns in Anspruch genommen worden. Es galt ein treues Bild der Pflanzentextur des Papyrusstoffes zu geben, und zu diesem Zweck kam eine neue und gewiß die einzig richtige Methode zur Verwendung. Ein Stück wirklichen Papyrus wurde als Stempel auf eine Metallplatte übertragen und mit dieser die auf lithographischem Wege erzielte Reproduction der Handschrift geprägt. Dadurch ward jede einzelne Tafel nicht nur ähnlich, sondern durchaus gleich einem Papyrusblatt, und Viele, denen ich die Probedrucke zeigte, glaubten ein Stück des auf weißes Papier gezogenen Originals vor Augen zu haben. Groß war die Zahl der als ungenügend verworfenen Proben. Als schon der vorletzte Ver such meinen nur auf die Schönheit der Publication bedachten kunst verständigen Verleger, I)r. W. Eugelmann, und mich selbst befrie digte, wurde er dennoch von den Leitern des Instituts verworfen, die sich erst beruhigten, als sie dem letzten Probeblatte das Prädicat des Unübertrefflichen zu geben vermochten.*) In jener Zeit sprach ich gegen meinen verstorbenen berühmten Collegen Coustantin v. Tischendorf meine Bewunderung über dieses ernste und unermüdliche Streben aus und erinnere mich noch wohl seiner Worte: „Das macht eben diese Leute groß, daß sie rücksichts los zu verwerfen verstehen"; und wenn einer, so war der große Paläograph befähigt und berechtigt, ein Urtheil über die Giesecke L Devrient'sche Anstalt abzugeben. Sein feines Kennerauge hatte sich an den vollendeten Leistungen des jungen Instituts erfreut, er war mit ihm in Verbindung getreten und vertraute ihm, nachdem er in dem Verklärungskloster am Sinai die älteste und schönste von allen Bibel-Handschriften entdeckt hatte, die typographische Repro duction derselben an. Der berühmte „Oocksx bibiiorum 8ins.iti6U8" war in den Besitz der kaiserlich russischen Regierung übergegangen, und diese trug die Kosten der Herausgabe durch seinen gelehrten Entdecker. So entstand das wundervolle, unübertroffene und wohl auch unübertreffliche Werk, das dem Giesecke L Devrient'schen In stitut von den verschiedensten Seiten mehr Anerkennung und Ehren als irgend eine andere von ihm hergestellte Arbeit eintragen sollte. Aber mit welchen Schwierigkeiten war die Herstellung dieser Publi- calion verbunden! Vor allen Dingen wurde die höchste Sorgsamkeit *) Der den Papyrus begleitende Text war in der Breitkops L Här- tel'schen Druckerei, der einzigen in Leipzig, welche ein vollständiges Hieroglyphen-Alphabet (an isov verschiedene Typen) besitzt, aufs schönste yergestellt. gefordert, weil all die sehr verschiedenartigen schriftbildenden Zeichen der Handschrift in Typendruck wiedergegeben und auch das Format der Colonnen und Zeilen mit größter Genauigkeit innegehalten werden mußte. Zuerst wurden — alles unter Tischendorf's per sönlicher Leitung — photographische Facsimiles der einzelnen Buch staben hergestellt, die dem Herausgeber den Charakter der Hand schrift am besten auszudrücken schienen. Nachdem hieraus ein doppeltes Alphabet (eines für den Text, eines für die Noten) ent standen war, mußte, um der Eigenthümlichkeit des Originals zu entsprechen, noch ein drittes Alphabet geschnitten werden. Da sich aber herausstellte, daß manche Buchstaben mit breiten Seiten, wenn sie neben einander zu stehen kamen, in ihrem vollen typographischen Schnitte zu weit von einander abstanden, d. h. weiter als im Ori ginal, so wurden theils Doppelformen angefertigt, theils die ein fachen Formen derart unterschnitten, daß sie sich fest unter einander schieben ließen, wobei freilich für die einzelnen bloßgestellten Theile der Typen die Gefahr des Zerbrechens vergrößert ward. Ferner wurden, da Tischendorf entdeckte, daß nicht nur ein Kalligraph, sondern vier bei der Schreibung des Codex thätig gewesen waren, deren Handschriften sich doch durch gewisse Eigenthümlichkeiten von einander unterschieden, eine Menge von Ergänzungstypen noth- wendig, so daß z. B. für den einen Buchstaben Omega 7 Formen entstanden. Durch besondere Zurichtung der Typen wurde es mög lich gemacht, auch da die Gestalt des Originals treu wiederzugeben, wo sich Zwischcnschriften von ergänzender Hand vorfandcn. Selbst da, wo die Stellung einzelner Buchstaben der Regel zuwiderläuft, wurde die Schrift der alten Kalligraphen treu nachgeahmt. Diese letzteren beobachteten auch eine gewisse Schönheitsregel, indem sie die einzelnen Buchstaben durch größere und kleinere Zwischenräume trennten, und um dieser ihr volles Recht widerfahren zu lasten, unterzog sich Tischendorf selbst der Riesenarbeit, den Raum zwischen allen einzelnen Buchstaben nach Linien auszumessen und die Zahl derselben an jeder einzelnen Stelle im Druckmanuscripte zu ver zeichnen, damit sie beim Satze zwischen den Typen eingeschaltet werden möchten. Jede einzelne Seite ergab durchschnittlich mehr als 1200 solcher Räume mit mehr als 2500 Linien. So weit sind wir Tischendorf's eigener Darstellung gefolgt; von den Druckern haben wir in Erfahrung gebracht, daß sämmtliche Typen in dem Institut selbst in Stahl geschnitten worden sind. Unter den anderen mir bekannten in der Giesecke <L Devrient'schen Officin hergestellten Werken nehmen wohl die erste Stelle ein: Tischendorf's „ Uonumsuta. ssora, palimpZosta" und Graul's „Oibliotbsea t<eiuulioa.". Zu diesen beiden Musterleistungen sind besondere Typen geschnitten worden, und es ist wundervoll, ein wie zierliches, fast möchten wir sagen schönes, Ansehen die schnörkelige tamulische Schrift mit ihren scharfen Winkeln und bauchigen Run dungen hier durch eine nach jeder Richtung geschmackvolle Behand lungsweise gewonnen hat. Auch Ziegenbalg's „Ibsoloxis, Dbstioa", Brugsch's geographische Inschriften altägyptischer Denkmäler, Gers- dors's „Oockox ckiplomatiouL Z^xoniao", von dem bis jetzt sechs Bände ausgegeben wurden, sind hervorragende typographische Leistungen, zu denen in letzter Zeit der im Bruckmann'schen Verlag zu München erschienene, von Kreling illustrirte Goethe'sche „Faust" getreten ist. Dieses überaus luxuriös ausgestattete Werk ward mit dem Aufwand von großen materiellen und allen künstlerischen Mitteln hergestcllt, und es eröffnete diese Prachtausgabe (Jmp.-Fol.) der Buchdruckcrei ein weites Feld, um nach jeder Richtung Proben ihres Geschmacks und ihrer Leistungsfähigkeit abzulegen. Der Buchdruckerei steht die lithographische Anstalt ebenbürtig zur Seite. Es fehlt in derselben nicht an tüchtigen Malern, Zeich nern und Graveuren, und es gewährte dem Verfasser besonderen Reiz, der Entstehung der mannigfaltigen sauberen Arbeiten in
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