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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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274, 26, November 1913, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f, d. Dlschn. Buchhandel. 12891 sind die dazu nötigen Mittel schon vom Ministerrat bewilligt worden. Ein großer Teil der Manuskripte Tolstoischer Werke, die sich in England bei N, Tschertkow befanden, ist jetzt nach Petersburg in die Akademie der Wissenschaften gebracht worden. Es sind im ganzen zirka 8 Zentner, die hier ihrer Bearbeitung harren. Jedoch sind dies nicht alle Manuskripte, da sich in Tschertkows Besitz noch die Korrespondenz Tolstois mit Tschertkow, verschiedene Privat- brtcse, die Kopien aller Werke der letzten Zeitperiode und alle die Originale der Werke Tolstois befinden, deren Aufbewahrung in Rußland Tschertkow für ungeeignet hält. Die alleinige Be sitzerin der Manuskripte ist die Komtesse Alexandra Tolstoi, der das Recht zur Herausgabe des Nachlasses von ihrem Vater seiner zeit testamentarisch übertragen wurde. Bekanntlich bestreitet die Mutter der Komtesse dieses Recht, worüber in diesem Monat vor dem Senat verhandelt werden soll. Ein Prozeß, den die litera risch interessierte Welt mit Teilnahme verfolgen wird. Denn erst nach dem Urteilsspruch darf das Erscheinen der nachgelassenen Werke erwartet werden. Der in Deutschland durch seinen Roman »Ssanin« schnell be rühmt gewordene Schriftsteller M, Artzhbaschew hat jetzt ein Drama mit dem Titel »Eifersucht« vollendet, das eine bittere An klage gegen die moderne russische Frau zum Thema hat. Der demnächst in Moskau staltfindenden Aufführung wird man jeden falls mit Interesse entgegensehen können. Auch Maxim Gorki beendet ein neues Theaterstück »Ssykowy«, Es spielt in russischen Kaufmannskreiscn an der Wolga und behandelt die Gegensätze zwischen Alten und Jungen, Eltern und Kindern, Die Urauf führung findet an der »Freien Bühne« in Moskau statt, und die Frau des Dichters wird die Hauptrolle spielen. In meinem letzten Bericht (Bbl, Nr. 197) teilte ich mit, daß alle gegen Maxim Gorki angestrengten Verfahren eingestellt wurden. Heute lese ich, daß man ihn zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften wäh len will. Schon einmal, im Jahre 1902, war er mit A, P, Tsche chow und W, G, Korolenko zur Wahl gestellt worden. Gorki wurde damals nicht bestätigt, woraus auch Tschechow und Koro- lcnko, obwohl einstimmig gewählt, verzichteten. Diesmal sind wieder Korolenko und Gorki vorgeschlagen, und man darf Wohl annehmen, daß auch Gorki jetzt einstimmig gewählt wird; ob er aber die Wahl annehmen wird, ist eine andere Frage, Von den vielen Neuerscheinungen nur einige. In Moskau' erschien ein interessanter Neudruck von einem Buche, das zu den Seltenheiten der russischen Literatur zählt. Es sind dies die im Jahre 1844 zum ersten Male erschienenen »Russischen Nächte« von Fürst W, Odojefsky, Odojefsky war Moskauer Schellingianer und bekämpfte in diesen philosophischen Erzählungen, die seiner zeit viel Aufsehen erregten, die Phrase und Hohlheit der Ge sellschaft, N, Petrow gibt in seinem »Abriß der Geschichte der ukrainischen Literatur des 17, und 18. Jahrhunderts« (Kiew 1912) eine recht beachtenswerte Arbeit über dieses Gebiet, — Für den Historiker dürfte das nachstehende Werk von Bedeutung sein: »Material zur Geschichte der Aufklärung in Rußland: Dokumente aus dem Archiv der Volksaufklärung, gesammelt und herausge- gebcn von K, Wojenskh (St, Petersburg 1912), Es enthält wert volle Notizen über die Napoleonischen Kriege, — N, N, Kolajew, einer der hervorragendsten Kenner des russischen Theaters, hat in feinen »Efemcriden« (Kiew 1912) kluge Gedanken über Kunst, Literatur, Theater und Kritik vereinigt, — Ein ganz hübsches kleines, aber sehr teures Büchlein: »Russische Exlibris aus der Sammlung M, K, Antoschewsky« <St, Petersburg 1913, Preis 3 Rubel) will ich hier erwähnen, denn der Sammeleifer, der auch russische Blätter berücksichtigt, ist ja in Deutschland sehr groß, — Am Schluß der Neuerscheinungen wäre noch die beabsichtigte Gründung einer entomologischen Zeitschrift in russischer Sprache zu erwähnen. In meinen Berichten gedenke ich am Schluß gewöhnlich der in der letzten Zeit Verstorbenen, Auch heute muß ich wieder den Tod einiger Männer von Bedeutung für Rußlands Geschichte melden. Die russische Kunstwissenschaft beklagt in dem Tode Iwan W, Zwetajews den Verlust eines ihrer Hauptvertreter, denn Zwetajew war nicht nur ein ausgezeichneter Kunstgelehrter, sondern auch ein Mann von außergewöhnlicher Tatkraft und Energie, Das »Museum der Schönen Künste auf den Namen § Alexanders III.« in Moskau, dessen Gründer er ist, wird immer ein beredtes Zeugnis von diesem Mann geben, der 30 Jahre an seinem Zustandekommen arbeitete und nun, da er sein Ziel er reicht hat, im Alter von 66 Jahren als Direktor seiner Schöpfung sterben mußte. Ein wechselvolles, fast tragisches Schicksal hat mit dem Tode Konstantin F, Golowins (geb, 1843, gest, 13, Sep tember 1913 alten Stils auf seinem Gute Warwen) sein Ende gefunden, Golowin war anfangs Staatsbeamter und durchlief eine glänzende diplomatische Laufbahn, die er aufgcben mutzte, da er im 37, Lebensjahre plötzlich erblindete. Er wurde nun Schriftsteller und veröffentlichte eine große Reihe Erzählungen und Romane <im ganzen 10 dicke Bände), die im »Rußki Westnik«, im »Jstoritscheski Westnik«, in der »Nowoje Wremja« u, a, a, O. veröffentlicht sind. Zwei seiner Hauptwerke, »Erinnerungen« und »Moderne Heiden«, sind auch in deutscher Sprache erschienen. Seine »Erinnerungen«, denen leider der dritte (Schluß-) Band fehlt, sind Zeitdokumente von hohem Wert, da Golowin hier in glänzender Weise die Ereignisse seiner Zeit schildert. Er war bis zu seinem Ende äußerst tätig und gerade mit einer Übersetzung von Schillers »Wallensteins Tod« beschäftigt, als er starb, — Den Tod eines Mannes, der in engsten Beziehungen zu Rußland stand, möchte ich hier noch Nachträgen, Es ist Hermann Dalton, der am 24, April alten Stils, nahezu 80jährig, aus dem Leben schied. Als evangelischer Geistlicher wirkte er ca. 30 Jahre in St, Petersburg, und an vielen Stellen findet man die Spuren sei ner fruchtbaren Tätigkeit; er war ein glänzender Kanzelredner, und noch heute spricht man von seiner prächtigen Predigt, die er bei der Trnuerfeicr anläßlich des Hinschcidcns Kaiser Wilhelms I. gehalten hat, der auch Kaiser Alexander III, mit dem ganzen Hofe beiwohnte. Als ein Mensch, der mit Verstand und offenen Augen reiste, gab er uns in seinen »Lebenserinnerungen« eines der schön sten neueren Memoirenwerke, das noch lange nach seinem Tode fortwirken wird, Riga, Erich Haake, Die geistigen Mittel des technischen Fortschrittes in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Bericht über eine im Aufträge des Vereins deutscher Ingenieure durchgefllhrte Studienreise, Don Conrad Matschoß, Berlin, (Schluß zu Nr, 273,) Technische Zeitschriften. Unter den geistigen Mitteln des technischen Fortschrittes neh men die technischen Fachzeitschriften heute eine besonders her vorragende Stelle ein. Das wird nicht immer in genügender Weise erkannt. Spricht man heute von technischer Fortbildung, so denkt man fast nur an Schulorganisalionen, Wer aber die zahlreichen Bände der führenden großen technischen Zeitschriften einmal daraufhin durchsieht, wie viele hervorragende Fachmän ner hier ihr Wissen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen, wer sich einmal überlegt, welche Leserzahl hier in Frage kommt, der wird sich über die Bedeutung dieses Gebietes für die gesamte technische Entwicklung klar werden. Noch deutlicher tritt dies vielleicht hervor, wenn man an jene Zeiten zurückdenkt, in denen eine technische Fachliteratur gar nicht vorhanden war. In Eng land, das die Grundlagen der nwdernen Technik geschaffen hat, ist auch zuerst eine berühmte Fachliteratur entstanden, und lange Zeit war es hierin allein führend. Die anderen Staaten deck ten in den Anfängen der technischen Entwicklung noch vielfach ihren Bedarf durch Übersetzungen aus der englischen Literatur, Diese erste technische Literatur war oft ungemein dürftig, außer dem war sie schwer zu erhalten, und es ist kennzeichnend, wenn man sieht, wie sich die Regierung, die damals in Preußen Haupt- fördercr des technischen Fortschrittes war, in der Weise zu be helfen suchte, daß sie durch ihre Beamten aus dem Auslande er haltene wichtige technische Nachrichten abschreiben ließ und sie in Abschrift den in Frage kommenden Kreisen zur Verfügung stellte, Beuth, der große Jndustriebegründer Preußens, hat des halb auch nicht eher geruht, als bis er in den »Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbeflcißes« die erste große technische Zeitschrift in Preußen geschaffen hatte. In dieser 1Ü7V»
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