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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1913
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- Deutsch
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- Saxonica
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11894 Börsenblatt f. d. DIschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 259, 7. November 1913. Liebe zu ihr durch tendenziöse und wahrhaftige Darstellungen zu fördern. An Gelehrten und Künstlern, die historische Stoffe meisterlich behandeln, fehlt es uns nicht; wir brauchen nur ihre Arbeit durch gute und billige Ausgaben zum Gemeingut des Volkes zu machen. Aber auch für die nationalen Bedürfnisse der Gegenwart muß das Verständnis im Volke geklärt und vertieft werden. Die — meist von Parteirücksichten abhängige — Tages presse ist dazu wenig geeignet; weit eher wird die ruhige Buch lektüre das Volk zur politischen Reife erziehen. Als nationales Verdienst in weiterem Sinne kann man alles bezeichnen, was zur Hebung der deutschen Gesamtliteratur bei- trägt. Vor allem kann hier der Buchhandel durch Beschaffung guter Bücher wirken. Außer dem Inhalt, der natürlich immer die Hauptsache bleibt, ist aber auch die Ausstattung der Bücher äußerst wichtig. Zunächst wird eine gute Ausstattung schon an und für sich zur Läuterung des künstlerischen Geschmackes beitragen, dann aber ist es auch im Hinblick auf die literarische Wirkung eines Buches nicht gleichgültig, in welchem Gewände es sich dem Leser darbietet. Schlechter Druck, schlechtes Papier und geschmacklose Aufmachung verstimmen den Leser von vornherein und vermin dern unwillkürlich seine Achtung und Aufmerksamkeit für den Inhalt des Buches. Ein gutes Buch in minderwertiger Aus stattung wirkt genau so unerfreulich wie eine feine Speise, die schlecht serviert wird. Fast ebenso kulturwidrig wie die mangel hafte Ausstattung guter Werke ist freilich die prachtvolle Auf machung inhaltlich unbedeutender Bücher. Das Urteil eines weniger kritischen Lesers kann dadurch leicht zum Schaden seines literarischen Geschmackes irregeführt werden; man züchtet »Bücherfreunde«, denen Büttenpapier und Ledereinband wichtiger sind, als der Inhalt eines Buches. Harmonie zwischen innerem Wesen und äußerer Form ist also das Ziel jeder vernünftigen Buchkultur. Mit der wachsenden Sorgfalt, die man der Buchausstattung entgegenbringt, hängen auch die Bestrebungen zusammen, in den Erzeugnissen des Buchgewerbes deutsche Eigenart zum Ausdruck zu bringen. In dieser Absicht greift man auf die Überlieferungen des 15. und 16. Jahrhunderts zurück, was im Mutterlande der Buchdruckerkunst und bei dem Hochstande des deutschen Kunst gewerbes zur Zeit ihrer Entstehung durchaus berechtigt ist. Der deutsche Buchhandel muß aus nationalen Gründen diese Bestre bungen unterstützen, soweit sie durch Hinweis auf das Alte dessen zeitgemäße Fortbildung und geistesverwandte Neuschöpfungen anregen wollen. Im Zusammenhang mit diesen Fragen deutsch nationaler Kultur steht der Streit, ob man der Frakturschrift oder der Antiqua den Vorzug geben solle. Beide Meinungen sind mit großem Eifer und vielen Gründen und Gegengründen ver fochten worden, ohne daß eine die andere völlig besiegt hätte. Das wird wohl auch nie geschehen, denn die Entscheidung in dieser Sache hängt zuletzt vom persönlichen Geschmacke des Ein zelnen ab. Derjenige Verleger, der die Fraktur für einen wich tigen Bestandteil deutschen Wesens hält, wird es natürlich als eine nationale Aufgabe betrachten, die Werke seines Verlages in dieser Schrift erscheinen zu lassen. Man möge sich aber davor hüten, den Verteidigern der Antiqua Mangel an Nationalgesühl vorzuwerfen. Der Buchhandel soll aber nicht nur gute Bücher liefern, son dern er soll auch für die gehörige Verbreitung gesunder Geistes- kost Sorge tragen. Dazu sind vor allem billige Ausgaben nötig. Es wird freilich oft schwer sein, gute Ausstattung mit einem Preise zu verbinden, der auch dem Unbemittelten die Anschaffung ermöglicht. Nur durch Massenabsatz können sich solche Unter nehmen lohnend gestalten, daher gilt es, das Interesse und den literarischen Geschmack der breiten Volksmassen nach Kräften zu heben. Einen vortrefflichen Bundesgenossen findet der Buchhändler dabei in der Volkslesehalle, deren Bedeutung in buchhändle rischen Kreisen leider manchmal noch nicht richtig gewürdigt wird. Die Besucher der Lesehallen stammen fast durch weg aus Kreisen, denen bisher literarische Interessen gänzlich ferngelegen haben; diese Leute sind also nie als regelmäßige Kunden für Buchhändler in Betracht gekommen. Wenn das Lesebedürfnis aber in den Lesehallen durch gute Lektüre zum lite rarischen Interesse veredelt wird, dann wird auch der Wunsch nach dem dauernden Besitz guter Bücher nicht lange ausbleiben. Das Interesse an guten Büchern haben auch die Kinemato- graphen gefördert, wenigstens soweit sie die Stoffe berühmter Romane in den Bereich ihrer Darstellung zogen. Man erinnere sich an eine Umfrage des Börsenblattes, die über die Stellung des Buchhandels zu diesen neuen Bestrebungen der Kinematographen Aufschluß geben sollte. Damals sind die verschiedensten Ansichten zutage gekommen; heute hat wohl der Erfolg bewiesen, daß die jenigen recht hatten, die von der Verfilmung berühmter Werke eine überwiegend günstige Wirkung auf das buchhändlerische Ge schäft erwarteten. Die nationale Aufgabe des Buchhandels, die Volksbildung zu fördern, macht ihm auch die Bekämpfung der sogenannten Schundliteratur zur Pflicht. Schon aus wohlverstandenem eige nen Interesse begrüßt der anständige Buchhandel alle Besse rungsversuche auf diesem Gebiet und leiht ihnen gern seine Unter stützung, und er selbst steht seit geraumer Zeit in den ersten Reihen der Kämpfer. Umso energischer muß er jede Bevormundung zu rückweisen, die im Namen der guten Sache seine geschäftliche Selbständigkeit bedroht. Der Einfluß des deutschen Buchhandels auf unser Volks tum beruht aber nicht nur auf seiner Stellung zur deutschen Lite ratur, sondern auch auf der Vermittlung ausländischen Geistes lebens durch Übersetzungen. Diese ist an und für sich auch in nationalem Interesse erwünscht und verdienstlich, denn die gegen seitige geistige Befruchtung der Kulturvölker ist für jedes einzelne und also auch für Deutschand eine Notwendigkeit. Aber in der Praxis sind hier zwei Gefahren zu vermeiden, wenn der Nutzen, den die Übersetzungen bringen, nicht von schweren Schäden be gleitet sein soll. Die eine Gefahr besteht darin, daß mit den wert vollen Werken des Auslandes auch die Geistesprodukte seiner ge schickten Modeschriftsteller bei uns emporwuchern und den lite rarischen Geschmack weiter Kreise verwirren. Strengste Kritik ist hier umso eher am Platze, als der Deutsche bekanntlich dazu neigt, alles Ausländische zu überschätzen. Doch nicht nur die Be schaffenheit, sondern auch die Menge der ausländischen Literatur, die bei uns verbreitet wird, ist äußerst wichtig. Die fremde Lite ratur darf der inländischen keinen Boden entziehen; bei aller Achtung vor der Geistesarbeit des Auslandes darf das Bewußt sein nicht verloren gehen, daß für uns Deutsche eben die deutsche Literatur die wichtigste ist. Der allgemein kulturelle Gesichts punkt läßt sich hier mit dem nationalen recht gut vereinigen. Bisher sind beide Gefahren nicht immer vermieden worden; es wäre ein nationaler Fortschritt, wenn es gelänge, sie künftig aus zuschließen oder doch zu vermindern. Eine nationale Aufgabe, die über die Grenzen des europäi schen Deutschland hinausführend schon die Probleme der deut schen Weltwirtschaft und Weltpolitik berührt, erwächst dem deut schen Buchhandel aus der Rücksicht auf unsere Kolonien. Es gilt nicht nur bet uns daheim die Kenntnis unserer Kolonien und das Verständnis für ihren Wert immer mehr zu verbreiten und zu vertiefen, sondern es muß auch dafür gesorgt werden, daß die Deutschen in den Kolonien selbst die engsten Beziehungen zum Mutterlande behalten. Unsere jetzige Kolonialliteratur kann dem ersten Teil der eben bezeichneten Aufgabe noch nicht gerecht wer den. Zwei Umstände hindern sie, in breitere Volksmassen ein zudringen, wie das für eine lebhafte und tiefgehende Wirkung unerläßlich ist. Einmal sind die meisten Werke dieser Gattung nicht populär gehalten, und dann sind sie mit wenigen Ausnah men für den Geldbeutel des Unbemittelten zu teuer. Und doch wären gerade koloniale Stoffe für die Volks- und Jugendlitera tur sehr geeignet. Das Bedürfnis, die Phantasie in fremde Zonen schweifen zu lassen, und die Lust an buntbewegter spannender Handlung, die besonders der Jugend eigen sind, könnte man für das koloniale Interesse nutzbar machen; man würde diese Nei gungen damit zugleich von jener verderblichen Lektüre ablenken, die ihnen durch abenteuerliche Schauer- und Blutgeschichten ent gegenkommt. Auch den Beziehungen der Deutschen in den Kolonien zum Mutterlande sollte der Buchhandel noch mehr Aufmerksamkeit zu wenden, als er dies bisher getan hat. über geeignete Maßregeln
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