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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1913
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- Deutsch
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Und nun die Kreditlisten selbst. Annähernd 1000 Namen mit einem Schuldbeträge van mehr als 100 000 Mark! Dabei berücksichtigen diese ersten 18 Listen erst die Meldungen von 85 Firmen, also an nähernd eines Drittels der bisherigen Mitgliederzahl der Schubver einigung, während die Meldungen der großen Mehrzahl erst in den nächsten Listen Aufnahme finden können. Welch großes Vermögen geht da jahraus jahrein dem Buchhandel verloren, welche Unsumme von Mühe und Arbeit ist nutzlos vertan, wieviele Sorgenstunden haben diese Legionen fauler Schuldner ihren buchhändlerischen Lieferanten ge schaffen! Alle Stände finden wir unter den Schuldnern vertreten, den Zerc- monienmeister und den Kaminfeger, den Kammerherrn und die Schnei derin, Direktoren, Offiziere, Geheimräte und Hofräte, Professoren in Masse, Rittergutsbesitzer, Schriftsteller, Rechtsanwälte, Künstler aller Art sind vertreten. Die Mediziner, vom 8tud. mod. bis zum Geh. Medizinalrat, nehmen einen breiten Raum ein, den Juristen aller Grade hat sehr häufig das beruflich erforderliche Nechtsbewußtsein in der Privatpraxis gefehlt, der evangelische Pastor, der katholische Pfarr- herr und der Rabbi finden sich durchaus paritätisch in den Listen bei einander. Aber auch Buchhändler sind in größerer Zahl gemeldet und ihre Zahl wäre noch viel erheblicher, wenn sich der Vorstand nicht vor läufig auf die Aufnahme solcher Firmen beschränkt hätte, die nicht im Adreßbuchs des Börsenvereins ausgenommen worden sind. Interessant ist die Feststellung, daß von den bisher veröffent lichten 990 Schuldnern 264 Beiträge über 100 Mark schuldig geblieben sind, 87 um mehr als 300 Mark und 17 nm mehr als 1000 Mark ihren Sortimenter geschädigt haben. Bagatellbcträge, die auf Vergeßlichkeit, Rcchnungsdifferenzen usw. beruhen könnten und wegen derer gericht liche Schritte nicht getan worden sind, hat der Vorstand von vornherein von der Aufnahme ausgeschlossen, ebenso Anmeldungen, aus denen die Rechtslage nicht klar zu erkennen war. Groß ist die Zahl der Schuldner, die von verschiedenen Seiten, zweimal, dreimal und öfter genannt worden sind. Wenn das Material erst größer sein wird, werden sich hier vielleicht interessante Einblicke in die Psyche des faulen Kunden ergeben. Schon heute ist klar ersichtlich, daß lokale Krcditlistcn geringen Wert haben. Ein Kunde z. B. schä digt hintereinander Handlungen in Berlin, Freibnrg und Hannover, ein anderer, der in Mainz wohnt, borgt in Stuttgart und Bayreuth, ein Tübinger fischt erfolgreich in Berlin und Stuttgart, ein Pariser in Dresden und Köln, ein Jenenser in Stuttgart und Breslau u. s. f. Niemand ist annähernd so kosmopolitisch veranlagt wie der Pumper, keiner huldigt so wie er dem Wahlspruch »Mein Feld ist die Welt«. Wer würde nicht dem würdigen Pastor in Brasilien, der Anschaffungen für die deutsche Schule zu machen vorgibt, mit Vergnügen kleinere Sendungen in Rechnung machen, in der Hoffnung, eine lohnende Ver bindung mit der deutschen Kolonie anzuknüpfen? Wer aber würde noch so vertrauensselig sein, wenn er in der Kreditliste findet, daß der ehrwürdige Herr nicht nur in den Metropolen des Buchhandels, son dern auch ausgerechnet in Zwickau und wahrscheinlich an 10 anderen Orten das Zahlen vergessen hat! Und dem Pastor und Schuldirektor, der in Saloniki die Fahne des Deutschtums hochhält, wer würde ihm noch liefern, wenn er aus den Listen ersieht, daß er mit hohen Beträgen an mehreren Orten hängt und den Offenbarungseid geleistet hat? Er schreckend oft kommt überhaupt das Zeichen vor, das den Offen barungseid bedeutet, noch häufiger das A, das vom Verschwundenscin des Schuldners mit unbekanntem Aufenthaltsort Kunde gibt. Sehr häufig finden wir das Zeichen, das die Benutzung eines Jnkasso- bureaus, ganz selten das andere, das von einem dabei erzielten Er folge meldet. X — »der Kosten wegen nichts unternommen« heißt cs lakonisch unzählige Male, besonders bei Ausländern, und bei jedem dritten Schuldner kündet das o von erfolgloser Zwangsvollstreckung. So ergibt sich aus der Zusammenstellung mehrerer Zeichen ein klares Bild des Schuldners zu Nutz und Frommen aller Kollegen, die mit der unerfreulichen Kundschaft beglückt werben sollen. Was nun die Benutzung der Kreditlisten anbelangt, so empfiehlt der Vorstand der Schutzvereinigung in seinem der ersten Sendung bei gefügten Anschreiben zunächst, die Listen in der Reihenfolge ihres Er scheinens in einem Schnellhefter anfzubewahren, um das Material stets übersichtlich und fertig zum Gebrauch zur Hand zu haben. Der Schlüssel ist den Listen vorzuheften. Für Mitglieder, die sich der ge ringen, aber sicher lohnenden Mühe unterziehen wollen, dürfte es sich empfehlen, das Listenmaterial der Schutzvereinigung als Kartothek zu verarbeiten, d. h. die einseitig bedruckte Liste zu zerschneiden und jeden Namen auf einen Katalogzettel zu kleben, um, so stark auch die Zahl der Schuldner anschwellen möge, stets nur ein einziges Alphabet zu haben, das die Durchsicht und das Auffinden wesentlich erleichtert. Was der Vorstand als selbstverständlich nicht empfiehlt, ist die sorg fältige und regelmäßige Benutzung der Listen bei jedem neuen Kreditverlangen. Vor jeder ersten Lieferung auf Kredit sollte es, ganz im Gegensatz zu Lohengrins Vorschrift, das oberste Gesetz sein, sie (die Liste) zu befragen und Wissens Sorge zu tragen, woher er (der Kunde) kam der Fahrt und wie sein Nam' und Art. Und noch eine Bitte spricht der Vorstand aus, nämlich die, das; von Schuldnern, die als unbekannt verzogen gemeldet sind, der zufällig in Erfahrung ge brachte Aufenthaltsort der Geschäftsstelle gemeldet werde, daß über haupt die Geschäftsstelle in ihrer überaus mühevollen Tätigkeit nach Kräften von allen Seiten unterstützt werde. Dazu gehört auch, daß alle Mitglieder pünktlich ihre faulen Schuldner anmel- d e n. Die Arbeit ist wirklich so geringfügig. Die gelben Meldekarten der Schutzvereinigung, die völlig kostenlos und postfrei in der ge wünschten Zahl zur Verfügung stehen, enthalten alle in Betracht kom menden Vordrucke, sodaß sie mit wenigen Worten ausgefüllt werden können. Es ist geradezu Standespflicht jedes Mitglieds, mitzuarbeiten an einem Unternehmen, das der Mitarbeit aller bedarf und dessen Vor teile für jeden Einzelnen auf der Hand liegen. Nach §§ 8 und 4 der Satzungen der Schutzvereinigung haben übrigens die Mitglieder, die die Anmeldung ihrer Schuldner geflissentlich unterlassen, kein Anrecht auf weiteren Erhalt der Kreditlisten, begeben sich also eines nicht hoch genug einzuschätzenden Schutzmittels in ihrem Geschäftsbetriebe. Die nächste Folge der Kreditlisten dürfte bereits in kurzer Zeit zur Ausgabe gelangen können. Es soll in Zukunft die Einrichtung ge troffen werden, daß bereits gemeldete Schuldner bei Wiedervorkommen einen Hinweis auf Liste und laufende Nummer der früher erfolgten Meldung erhalten. Die Kollegen, ganz gleich ob sie Sortimenter, Antiquare oder Ver leger sind, die noch nicht als Mitglieder der Schutzvereiniguug sich haben eintragen lassen, seien nochmals im eigenen Interesse zum Ein tritt anfgefordert (Geschäftsstelle Berlin X., Friedrichstraße 105 b). Der Jahresbeitrag (Geschäftsjahr Oktober bis Oktober) beträgt nur 8 Mark für Deutschland, Österreich und die Schweiz, für das Ausland 12 Mark. Nach dem 1. Januar 1914 Eintretende haben außerdem satznngsgemäß ein Eintrittsgeld von 3 Mark zu zahlen. Je größer die Zahl der Mitglieder ist, desto größer und sicherer werden naturgemäß die Erfolge der Vereinigung sein. Gehört die Mit gliedschaft und damit der Besitz der Kreditlisten erst zu den Erforder nissen eines jeden gutgeordneten buchhändlerischen Betriebes, dann werden die Kreditmißbräuche, wie sie schon ans den ersten Listen der Vereinigung mit großer Deutlichkeit sich ergeben, zwar nicht ganz ver schwinden, aber doch auf ein wesentlich geringeres Maß herabgedrückt werden können, dann wird auch unzähligen schlechten oder böswilligen Schuldnern gegenüber schon der vertrauliche Hinweis auf Bestehen und Zweck der den ganzen Buchhandel umfassenden Kreditschutzvercinigung genüge», um Zahlung zu erlangen, dann werden Vermögen, die heute dem Buchhandel verloren gehen, ihm erhalten bleiben. Paul Nlisch mann. ^äre88ducli äe8 Veul8etien Kucli1ianäel8. (Oexriinäet von 0. 8cbulr.) 76. ^3br§3NZ 1914. Im ^ukti-LAe 6es Vor6tande8 bearbeitet von 6er Oe8ebakt88teHe de8 Lör86nv6reili8 der vergeben Bucbbändler xu BeipriA. Hlit dem Bilde ^Vilbelm 8pemami8. 6r.-80. XXXII, 672, 171, 198, 72 u. 20 8. neb8t Beilagen. Beip^i^, Böi^enverein der Voutaoberi Buebbandler Beipsi^, Oeut8eb68 Buobbändlerbau8. Oeb. Bür ^lit^lieder de8 Lör8enverein8 1 Bxemplar unentAeltlieb; jedea rveitere 10 lür XiobtmitAlieder 12 ^ bar. Da86elbe. ^U8^abe in 2 Bände Aeb. ^.bteiluvA I mit 8ebre!bpLpier dureb8obo886n. Bbd. Brei8: Bür Uit- Alieder de8 Böigenvereina 13 lür Xiebtmitglieder 15 ^ bar. Ba86e1be. LIeine (Ber8ona1-)^.n8Aabe. 6r.-8o. XXIB, 672, 72 u. 20 8. Bbd. Oeb. Brem 3 ^ bar. Wiederum gerade zur rechten Zeit, zum Beginn des lebhaftesten Geschäfts, ist unser wichtigster Behelf, das Adreßbuch, erschienen. Im sauberen braunen Rocke drängt sich der neue Jahrgang in die Hand bibliothek des Buchhändlers neben den zerlesenen und abgeschabten Bruder vom vorigen Jahre, dem er doch so sehr gleicht. Nein, doch nicht so ganz, denn wenn noch das vorige Adreßbuch mit schwerem Gelds erkauft werden muhte, so stellt sich der heurige Jahrgang, wenigstens für die Mitglieder des Börsenvereins, wesentlich billiger, er kommt
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