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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1913
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- Deutsch
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brauchten aber von diesem Recht nicht Gebrauch zu machen. Wenn der anfragende Verein auch den Bar- skonto von 2 "/» verbieten würde, müßte dieses Verbot bei Lieferung in und nach dem Gebiet des Vereins von allen Buchhändlern berücksichtigt werden. Bekanntmachung. Die Unterzeichnete Geschäftsstelle teilt den Mitgliedern des Börsenvereins und den verbündeten Verlegern hierdurch mit, daß die über die Firma W. Bestgen-Sohn, Musikhaus »Zur Lyra« inBern (Schweiz) am 6. November 1913 verhängten Maßregeln vom Vorstand des Börsenvereins wieder aufgehoben worden sind, nachdem diese die ihr vom Vorstand in Wahrung der Satzungen auf erlegten Bedingungen erfüllt hat. Leipzig, den 17. November 1913. Grschästsstrlle des Sörsenvereins der Deutschen Luchhitudler zu Leipzig. vr. Orth, Syndikus. Neuere deutsche Dichter als Buchhändler. Von K. Erich Br ach Witz (Berlin-Wilmersdorf). Es ist kein Zufall, wenn sich unter den neueren deutschen Dichtern überraschend viele finden, die früher einmal Buchhänd ler gewesen sind, denn die Beziehungen zwischen Buchhandel und Dichtkunst sind so enge, daß beide Teile aufeinander angewiesen sind. Sehen wir einen gewissen Idealismus als das dem Buchhänd- ler und dem Dichter Gemeinsame an, so werden die Fäden deut lich hervortreten, die hinüberleiten vom verbreitenden Buchhänd ler zum schassenden Dichter. Dieses Hinüberleiten bedeutet nun aber nichts anderes, als ein Aufgeben einer Arbeit, um eine andere, bessere zu ergreifen. Deshalb müßte es uns Buchhändler nachdenklich stimmen, wenn wir die Dichter so häufig aus unse rem Berufe scheiden sehen. Aber wenn wir in den folgenden Aus führungen den Spuren nachgehen, die uns Ausschluß geben über das Vuchhändlertum derer, die nun Dichter sind, so will uns bedünken, als ob für sie der Buchhandel nur eine Vorstufe darstellte für den Aufstieg zum Parnaß, eine Vorstufe, die nötig und för dernd war. Nötig, um den drängenden Gedanke» der jungen Menschen Ziel und Sammlung zu geben, und fördernd, weil eben diese Sammlung erreicht wurde und die Ausdeutung und Gestaltung der Gedanken möglich machte. Wenn wir den Ein drücken nachgehen, die den jungen Buchhändlern in der Lehr- und ersten Gehilfenzeit Richtung und Entschlüsse brachten, so werden wir auf Spuren stoßen, die uns überrascht aufschauen lassen, aber auch auf Spuren, die uns zu gewohnten Bildern führen. Es gibt da erfreuliche Bildchen, die uns den kommenden Dichter zeigen hinter Stehpult uud Ladentür; draußen aber wartet der Pegasus, dem die Flügel wachsen. Und der junge Dichter hat sich das so schön gedacht, wie er als Buchhändler würde lesen können — lesen! Wenn auch solche Erwartungen, wenigstens in der ersten Lehrzeit, herzlich gering in Erfüllung gingen, so kam doch den Dichtern, die vor nunmehr zehn, zwanzig und noch mehr Jahren im Buchhandel tätig waren, häufig eins zugute, was der heutige Jungbuchhandcl entbehren muß: der Verkehr zwischen Chef und Angestellten in der persönlichen Art, wie er durch das Wohnen und Verkehren in den Familien der Vorgesetzten den Ge hilfen und Lehrlingen beschert wurde. Unsere Zeit kann nicht genug denen zürnen, die Feindschaft säten zwischen Alten und Junge». Und so gehen wir mit einer gewissen Wehmut an die Schilderung der Erlebnisse neuerer deutscher Dichter während ihrer Buchhändlerzeit. Und doch auch freudigen Herzens, wenn wir erfahren, daß den Dichtern der Jugendberuf mehr gewesen ist als flügelhemmende Arbeit und Mühe. Bis in das Jahr 1849 führt uns die Betrachtung der buch- händlerischen Lehrjahre Wilhelm Ra ab es zurück. In eine er regte Zeit, die ihre Wellen auch in die Läden der Sortimenter schickte. Denn damals war die Polizei, wie Herm. Anders Krü ger in seinem schönen Aussatz über Raabes Jugendzeit*) aus- fllhrt, »literarisch ungemein interessiert«. Wilhelm Raabe erlebte diese Zeit als Lehrling in der Creutzschen Buchhandlung in Magdeburg. Da er der Sitte gemäß bei seinem Chef, Kretsch marin, wohnte, so nahm er am Leben der Familie ohne Ein schränkung teil und genoß anregende Stunden in dem künstlerisch interessierten Hause. Im zweiten Stock hatte der junge Buch händler sein Zimmer. Dort mag es manchmal recht lebhaft zuge gangen sein, denn Raabe pflegte dort mit gleichgesinnten jungen Leuten politische und literarische Ereignisse eifrig zu besprechen; vor allen Dingen waren es Wohl philosophische Erörterungen, die den jungen Leuten die Köpfe heiß machten. Dem Chef wollte es allerdings nicht gefallen, daß sein Lehrling so spät bis in die Nacht aufblieb und — so viel Brennöl verbrauchte. Raabe stand im Creutzschen Sortiment hinter dem Ladentisch, als Heines »Romanzero« (1852) erschien und einen großen lite rarischen Erfolg hatte. Das Buch wurde viel bestellt, fand jedoch keine Anerkennung bei der Polizei, die es verbot. Und wir kön nen uns den jungen Raabe vorstellen, wie er das gefährliche Buch beim Herannahen der Polizei unter einem Stapel des wohlgelit tenen Redwitzschen »Amaranth« in Sicherheit brachte! Die geschäftliche Arbeit füllte jedoch den Tag nicht aus. Er klärlich wird uns deshalb das launige Gespräch, das uns der Buchhändler und Dichter Wilhelm Scholz in Braunschweig, von dem weiter unten noch die Rede sein wird, in seinem recht lesens werten Büchlein »Fünfzehn Jahre mit Wilhelm Raabe«**) mit teilt. Raabe meinte: »Ich weiß, der Buchhandel hat's nicht leicht, aber es ist doch eigentlich nichts weiter als ein Faulenzen mit Hindernissen«. Scholz widersprach dem, aber Raabe ant wortete ihm kurz: »Na, ich muß es doch wissen, ich hab's doch durchgemacht. Sie können's ja gar nicht beurteilen, Sie sind ja gar kein Sortimenter.« Als nun der Antiquar Scholz aus seine langjährige Tätigkeit als Prokurist in einem großen Leipziger Sortiment hinwies, lenkte Raabe ein: »Allerhand Hochachtung, ja, aber der Sommer war doch eine schöne Zeit für den Buchhan del, da haben wir immer Fliegen gefangen.« Er fand deshalb viel Zeit, die reichen Schätze des Creutzschen Sortimentslagers einer genauen Durchsicht zu unterziehen. Eine lange Liste ist es, die uns verrät, was Raabe damals gelesen hat. Neben der Lek türe nahmen Sprachstudien einen großen Teil seiner Zeit in An spruch ; englische und lateinische Werke las er bisweilen im Urtext. Alle diese Umstände haben sicherlich sehr viel dazu beige tragen, daß der starke Drang des Herzens, der in Raabe nach Klärung verlangte, reichliche Nahrung fand und den jungen Menschen zwang, sich mit den Problemen seiner Zeit zu befassen und, soweit es möglich war, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Aber wiederum halfen die vielen Anregungen den jungen Raabe doch nicht darüber hinweg, daß auch das Geschäftliche in einer Buchhandlung zu seinem Rechte kommen müsse. Er wollte seine Zeit ganz seinen Ideen widmen können und entschloß sich des halb 1853, dem Buchhandel Valet zu sagen, um die begonnenen Studien schulmäßig fortzusetzen. Und dieser Entschluß brachte Raabe auf die Bahn, die aus dem Buchhändlcrlehrling einen Meister der Fabulierkunst machte. Das Haus seines buchhändlerischen Wirkens, das ehrwürdige Haus »Zum güldenenWeinfatz«,finden wir imWilhelmRaabe-Ka- lcnder auf das Jahr 1912«***) in dem Zustande abgebildet, wie es Raabe kennen gelernt hat. Er selbst hat seine Magdeburger Zeit dankbar verwertet in den »Kindern von Finkenrode«ß) und »Unseres Herrgotts Kanzlei«, ßß) Den äußeren Anlaß, daß Ludwig Anzengruber Buch händler werden sollte, bot der Tod seiner Großmutter, die 1854 starb. Ihr Begräbnis nahm die letzten Spargroschen in An spruch, die Anzengrubers Mutter für die Not zurückgelegt hatte. Da nun das geringe Witwengehalt für Mutter und Sohn zum Leben nicht ausreichend war, nahm die Mutter den jungen Lud- ») »Eckort,, V. Jahrg. 1S1«/t1, Heft k—8. **) Verlag von Wilhelm Scholz, Brannschmelg 1912. ***) G. ßirotc'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 19tt. ist K. Krote'schc Verlagsbuchhandlung. 8. Auslage. Berlin tllt2. ich) Crcubschc Verlagsbuchhandlung, Magdeburg.
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