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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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9694 Börsenblatt f. d. Dlschn. Duchbanbcl. Redaktioneller Teil. ^ 223, 25. September 1913. trifft dies für die Medizin zu. An schöner Literatur haben wir absolut keine Überproduktion, ja sie erscheint selbst gering, wenn wir in Betracht ziehen, daß von den 20 Millionen Einwohnern Ungarns die Hälfte reine Magyaren sind, die andere Hälfte heute aber zu einem hohen Prozentsatz ungarisch lesen und schreiben kann. Welchen Anteil Übersetzungen aus fremden Sprachen an den genannten Zahlen haben, ist leider nicht angegeben, ihre Zahl dürfte immerhin ziemlich erheblich sein. Glückliches Land!, wird so mancher deutsche Buchhändler ausrufen, der unter der literarischen Überproduktion Deutschlands seufzend dies liest. Doch auch die »Unterproduktion« hat ihre Schattenseiten l der hiesige Buchhändler kann vom ungarischen Buche allein nicht leben, und wenn cs die örtlichen Verhältnisse nicht erlauben, ausländische Literatur zu führen, so ist er stets auf Führung einer ganzen Reihe von Nebenbranchen angewiesen. In der Haupt stadt selbst setzen die großen Geschäfte weit mehr Bücher aus ländischer, hauptsächlich deutscher Herkunft ab, als ungarischer. Um nochmals kurz auf die deutsche Bücherproduktion des Landes zu sprechen zu kommen, so ist in einem früheren Börsen blattartikel: »Das Ausland in der deutschen Bibliographie« (vgl. Bbl. Nr. 142) die deutsche Bücherproduktion Österreich-Un garns mit 3158 Werken angegeben. Nach den Verhältnissen dürfte hiervon etwa der fünfte Teil, also zirka 600 Werke, auf die Länder der Stefanskrone entfallen; die Zahl stellt sich Wohl aber noch etwas höher, da gewiß ein großer Teil der deutschen Bücher ungarländischer Herkunft überhaupt nicht in die deutsche Biblio graphie hineinkommt. Als Hauptproduktionsgebiet deutscher Bü cher, die in vielen Fällen lokalen Charakter tragen, kommt neben der Hauptstadt und den größeren deutschen Städten des Landes Pretzburg, Ödenburg, Temesvär natürlich das Land Siebenbür gen in Betracht. Der zweite Teil des Jahrbuches enthält das vollständige Zeitungs- und Zeitschriftenverzeichnis des Landes. Da mich eine allgemeine Besprechung desselben zu sehr in die Weite führen würde, so beschränke ich mich lediglich auf die wichtigsten Angaben In Budapest erscheinen täglich 31 Zeitungen politischen Charak ters, davon 8 deutsche; wöchentlich 36, darunter auch 8 deutsche. Den Charakter der Blätter bestimmt, genau wie bei uns in Deutschland, die Parteirichtung, zu denen sie Farbe beken nen, nur vielleicht in noch etwas leidenschaftlicherer Form. Die derzeitige innerpolitische Konstellation des Landes, in dem sich Regierungs- und Unabhängigkeilsparteien als Todfeinde gegen« überstehcn, gibt natürlich auch der Presse Anlaß zu grimmigster Befehdung — wird ja doch der politische Kampf hauptsächlich in der Presse ausgetragen. Es ist aber zu beachten, daß die bedeutend sten Blätter vornehm und zurückhaltend find; um so ungebärdiger und wütender benimmt sich aber die Boulevardpresse, deren Elaborate die geringsten Vorfälle ungehörig aufbauschen und die dann, mit Sensationstiteln versehen, von den Zeitungsburschen in hohem Diskant in den Straßen ausgerufen werden. Die ver flossene Balkankrise bot ja Sensationsstoff in Hülle und Fülle, und es kann gesagt werden, daß in diesen ernsten Zeiten die Stratzenpresse viel zur unnötigen Beunruhigung des ohnedies geängstigten Publikums beigetragen hat. Unter diesen Umständen ist es daher ganz erklärlich, wenn hier und da über ein Blatt ein zeitweises Kolportageverbot erlassen wird, hauptsächlich wenn es sich um verleumderische Ausfälle gegen die bestehende Regie rung handelt. Man mag einwenden, daß derartige Beschrän kungen der Preßfreiheit rückständig und bedauerlich seien, und daß Kritik in jeder Form erlaubt sein müsse, dem möchte ich aber gegenllberhalten, daß Kritik in erster Linie sachlich und an ständig geübt werden muß, soll doch die Presse der Erzieher des Publikums sein. Gegen Verfehlungen, die den Stempel der Un wahrhaftigkeit an sich tragen, möge man energisch Vorgehen, braucht doch ein kalter Wasserstrahl nicht zu schaden, wenn er sei nen Zweck erfüllt, abzukühlen. Der deutschen Presse in Budapest kommt große Bedeutung zu, hält sie sich doch durchweg in gemäßigten Grenzen. Und die be deutendste ungarische Zeitung ist ein deutsches Blatt, der »Pester Lloyd«. Es ist auch das einzige, das täglich zweimal erscheint. Interessant zu erfahren ist noch, daß im Auslande 26 ungarische Zeitungen erscheinen, wovon die weitaus größte Anzahl auf Amerika fällt. Illustrierte Zeitschriften erscheinen in Budapest 10, humo ristische 12, Modeblätter 10, die meisten, wenn auch nicht in künstlerischer, so doch hübscher Ausstattung und zu billigen Prei sen. Die Zahl literarischer, wissenschaftlicher, kaufmännischer und gewerblicher Zeitschriften ist sehr groß, ich kann sie nicht an- führen, auch würde dies wenig Zweck haben, da sie doch einzeln nicht genannt werden könnten; deutsche Fachzeitschriften er scheinen ebenfalls eine ganze Reihe und auch in den verschiedensten Teilen des Landes den Bedürfnissen entsprechend; die meisten für Handel, Gewerbe und Landwirtschaft. Das anschließende Buchhändleradreßbuch nennt zunächst in alphabetischer Reihenfolge die Namen derjenigen Buch-, Kunst- und Musikalienhändler, die dem ungarischen Buchhändlerverein angehören. Es sind deren 398, alles Firmen, die in Buda pest einen Kommissionär haben. In dieser Zahl verkörpert sich also der beste Bestandteil des ungarischen Buchhandels, werden doch Firmen, die den Buchhandel nur als Nebenbranche betreiben oder die nicht von Buchhändlern geleitet werden, nicht in den Verein ausgenommen. Leider enthält das Adreßbuch nicht die ausländischen Kommissionäre der angeführten Firmen, so daß deren ausländische Beziehungen nicht ohne weiteres er kennbar sind. Außerhalb des Vereins stehende buchhändlerisch an erkannte Betriebe, nur zum Teil mit Kommissionär, gibt es noch 281; rechnet man dazu die Firmen, die im Nebenbetrieb Bücher führen, deren Zahl auf einige Hundert veranschlagt werden mutz, so kann die Zahl der in Ungarn Bücher produzierenden und Bücher verkaufenden Firmen auf ca. 1000 veranschlagt werden. Am 1. August d. I. ist für das ganze Land das Gesetz betr. die 8 Uhr-Ladensperre in Kraft getreten, das eine um so wohl tuendere Regelung im geschäftlichen Verkehr herbeigeführt hat, als bisher die Sperrstunde eine schrankenlose war. Im Buch handel war ja bereits die 8 Uhr-Sperre eingeführt, in den Som mermonaten wird vereinbarungsgemäß bereits um 7 Uhr ge schlossen, nur die Zwergbetriebe, hauptsächlich die Antiquare, machten bisher hiervon eine Ausnahme und hielten ihre Lokali täten bis 10 Uhr und später geöffnet, da sich bei ihnen in den hereinbrechenden Nachtstunden häufig noch ein reger Verkehr ab zuwickeln pflegte. Der reguläre Buchhandel wird aber durch das neue Gesetz insofern berührt, als nicht nur um 8 Uhr ge schlossen, sondern auch das gesamte Personal zu dieser Stunde entlassen werden mutz. Die in Deutschland hier und da beliebte Ein richtung der Arbeit hinter geschlossenen Fenstern ist somit aus geschlossen. Ist in geschäftsreger Zeit, wie jetzt während des Schulbllchergeschäfts, Nacharbeit notwendig, so muß eine polizei liche Erlaubnis dazu eingeholt werden, die jedoch nur für die Dauer von höchstens 14 Tagen wirksam ist. Die Erfahrung mutz lehren, ob das Gesetz, das auf Anregung aus Handlungsgehilfen kreisen zustande gekommen ist, die von ihm erwarteten wohl tuenden Folgen bringt, oder ob es gewissen Handelszweigen, die bisher auf Nacharbeit angewiesen waren, durch seine Ein schränkungen ernste Schädigungen zufügen kann. Budapest gewinnt in neuerer Zeit immer mehr Ruf als Kongreßstadt. Kurz aus den internationalen Verlegerkongreß, der den Teilnehmern noch in angenehmer Erinnerung stehen wird, folgte der internationale Frauenrechtlerinnenkon- greß, dessen Verhandlungen sich 14 Tage lang hinzogen. Ob wohl durch die terroristische Richtung, die die englische Suffra gettenbewegung immer mehr einschlägt, die Frauenrechtlerinnen sich allmählich die Sympathien der gesamten gesitteten Welt ver scherzen, ward ihnen seitens unserer Stadt ein warmer und herz licher Empfang. Nach außen hin wenig bemerkbar, vielleicht aber tiefer in seinen inneren Wirkungen, fand schließlich noch ein inter nationaler Kongreß für kaufmännisches Bildungswesen statt, der eine Reihe ausgezeichneter Vertreter des Handelsstandes in den Mauern unserer Stadt vereinigte. Budapest. E. B. l Fortsetzung ans Seite!1738.>
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