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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.09.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-09-06
- Erscheinungsdatum
- 06.09.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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«R 207, 8, September 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandcl. 8897 lKorllctzung zu Seite 8854.> Flut, diesem berufswidrigen Handeln rücksichtsloser Firmen — soweit als möglich — stand; aber die Zeit liegt ja nicht fern, wo die Preisschleuderei eine allgemeine zu werden droht. Und dann?! Wird der Buchhändler-Verband endlich zur Steuerung eines so unsinnig entarteten Übels einschreiten, den italienischen Buch handel in die richtigen Schranken leiten und die Preisschleuderei aus der Welt schaffen? Hierzu bedarf es nur etwas Energie und einer ernsteren Erfassung der Aufgabe. Hoffen wir, daß es doch endlich einmal dazu kommen möge! Der Budapesler Verleger-Kongretz hat u. a. auch eine Reso lution angenommen, die auf Ausrottung oder wenigstens Steue rung der pornographischen Literatur abzielt. Wenn eine solche Resolution ad litte r am angewendet werden sollte, so könnte man Dantes »vivina Oommsdia« ersten Teil, »Die Hölle«, nur verstümmelt, Boccaccios »Dekameron« nur in einer sehr winzig ausfallenden Auswahl — und die übrigen Schriftsteller des Cin quecento ganz und gar nicht herausgeben. Wie bis jetzt, wird sich aber auch weiterhin kein Richter getrauen, gewisse Stellen der Göttlichen Komödie oder manche Erzählungen des Dekameron, obwohl sie, streng genommen, schlüpfriger Natur sind, zu verbieten. Wenn die Gelehrtenwelt Bandello, Boccaccio, Firenzuola, Petronius Arbiter, Dom, Casti, Poggi u. a. m. als Klassiker ihrer Zeit hingcslellt hat, so vermag keine Resolution irgend eines Kongresses den literarischen Wert ihrer Schriften herabzufetzen. Der Kongreß dürfte vielleicht die Resolution allzusehr verall gemeinert haben, denn leider werden Romane, Erzählungen und andere Schriften unzüchtigen Inhalts in allen Staaten gedruckt und verkauft. Wohl schreiten die Gerichte ein und konfiszieren die Bücher, aber fast immer werden sie wieder freigcgeben. Das Einschreiten des Gerichts ist somit meist wertlos, da sofort andere Schriftsteller auftauchen und mit gleichem Geschick und Glück dem Beispiel des ersteren folgen. Wir hatten in Mailand vor ein paar Jahren einen aussehenerregen den Prozeß gegen einen sogenannten Sittenroman, in dem die Lüsternheit aus jedem Worte heraussah. In erster Instanz be- schlagnahmt und verurteilt, wurde er in der letzten Instanz sreigegeben, was den Absatz nur noch steigerte. Mehr Strenge seitens des Gerichts aller Instanzen, und das übel wird, wenn nicht ganz, so doch zum größten Teil ausgerottet werden. Auf meinen Wanderungen als Buchhandlungsgehilfe und Buchhandlungsreisender sah ich sehr oft, wie im Auslande, in Spanien und Frankreich, die pornographischen Schriften und noch mehr die obszönen Bilder nicht durch Buchhändler, sondern durch Kolporteure feilgeboten wurden. Der Buchhändler ver kauft solche Artikel nicht; die Aktion des Kongresses und der interessierten Vereine muß sich also auf die Kolporteure, auf die Vermittler der Freudenhäuser, auf die Lsssiours LIpbonsss usw. richten; bei diesen findet man die auszurottende Ware, und erst hier kommt man auf die Spur des Ursprungs aller pornographi schen Literatur in Wort und Bild. Über den aus dem Umschlag ersichtlichen Verkaufspreis der Bücher herrschen verschiedene Ansichten. Deutschland druckt den Preis im allgemeinen den Büchern nicht auf. Die Organisation ist eine so festgewurzelte, daß der Ladenpreis auch ohne Erficht- lichmachung desselben auf dem Umschlag von dem Buchhändler ohne weiteres eingehalten wird. Nur in letzter Zeit ist es üblich geworden, die 1 50 und 20 -Z-Bücher mit der Preis angabe zu versehen, ohne daß mir die Ursache davon bekannt ge worden wäre. Nun haben Frankreich und England begonnen, den Ordinär- Preis in den Netto-Preis umzuändem. Dies kann vielleicht seine guten Seiten haben. Denn der Käufer liest netto soundsoviel, und es vergeht ihm gewiß die Lust, über den Preis zu unter handeln und einen Rabatt zu fordern. Einer solchen Ansicht hat sich unlängst auch Belgien angeschlossen. Das ist ohne weiteres lobens- und nachahmenswert. Aber dadurch werden, soweit es sich um inländische Verlagswerke handelt, nur die Buchhändler des Verlagsortes geschützt. Ich lasse den Syndikat-Tarif des Pariser Buchhandels, wonach gewisse Rabattierungen zugelassen werden, momentan beiseite und bemerke: in Paris verkauft man zu 3 krs. 50 o. netto wie in Marseille oder in Nizza. Warum soll nun der außerhalb Paris wohnende Buchhändler die Portokosten aus seiner Tasche bestreiten? In Spanien hat man diesem übelstand durch eine sehr einfache Maßnahme abgeholfen: auf dem Bücherrücken liest man: en Madrid 1 Peseta; en pro- viaeia 1.30; dadurch erleidet der Buchhändler keine Verkürzung seines Verdienstes. Eine ähnliche Maßnahme haben gewisse Pariser Zeitschriften zugunsten des Auslandes eingeführt; man liest nämlich z.B. auf dem Umschlag des 3 e sais tont: »graues: 1>s. 1.—, Ltraagor: k>s. 1.50«. Das ist lobens- und nachahmens wert. Ein Versuch, die spanische Methode einzuführen, dürfte für den Buchhändler lohnende Resultate ergeben, denn der Madrider Buchhändler, als am Verlagsort domiziliert, würde den Band zu 1 Peseta, der Provinzbuchhändler zu 1.20 und der auslän dische Buchhändler zu 1.50 verkaufen. Das Publikum würde dies gerecht und billig finden und dadurch gewiß nicht vom Bücherkaufen abgehalten werden. Nur dürfen die Verleger nach der Provinz nicht mit Umgehung des Buchhändlers direkt und portofrei liefern, da sie sonst die Sortimenter schädigen. Eine solche Preiserhöhung müßte ehrlich und ernsthaft durchgeführt werden. Es ist noch nicht lange her, daß einige Mailänder Firmen, die in französischer Literatur regen Absatz haben, an den Oerels de In Oibrairis mit dem Ersuchen herantraten, dahin wirken zu wollen, daß die französischen Verleger auf dem Um schlag des 3 krs. 50 e.-Romans den Zusatz drucken möchten »Ltran- gsr: Ikrs. 3.75«. Aus der Sache wurde indes nichts, weil, wie der vorbenannte Oerels bemerkte, die Durchführung einer solchen Maßnahme zuviel Umstände verursacht haben würde. Mit 2 krs. 65 e. netto ab Paris findet der italienische Sortimenter, wenn er alle Spesen in Betracht zieht, ganz und gar nicht seine Rech nung. So hat er den Preis aus eigenem Antriebe auf 3 krs. 75 e. franko gesetzt. Grazia Deledda, die auch im Deutschen Reiche beliebte Schriftstellerin, hat vor kurzem ihren im Feuilleton der »Ulustra- rions Itaüana«, des Pariser »Oorrsspondant« und der »Deutschen Rundschau« zu gleicher Zeit veröffentlichten Roman Oanns al vsnto <Frat. Treves Mailand; 4 krs.) in Buch form erscheinen lassen. Ugo Ojetti hat soeben eine neue Samm lung seiner mit einem nur ihm eigenen Humor gewürzten No vellen unter dem Titel l/amore s suo kigliv (Frat. Treves, Mailand; 3 krs. 50 o.) herausgegeben. Der Balkankrieg hat eine Menge Schriften gezeitigt, unter denen ich besonders Gino Berns IiasssdiodiSoutari (Frat. Treves, Mailand; 3 krs. 50 o.) hervorhebe. Der Autor lebte sechs Monate lang in dem bela gerten Skutari und schrieb täglich seine Memoiren nieder. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich diesem, in jeder Hinsicht inter essanten Buche einen Welterfolg Voraussage. Niemals wurde das Leben einer belagerten Stadt so ausführlich, gewissenhaft und episodenrcich beschrieben. Ein anderer Kriegsberichterstatter, Gualtiero Castellini, hat durch einen eingehenderen Besuch der verschiedenen Schlachtfelder seine Korrespondenzen ergänzt und unter dem Titel I poxoli baleanioi nsil' anno dslla guerra (Frat. Treves, Mailand; 3 krs. 50 o.) herausgcgeben. Auch dieses Werk enthält Aufzeichnungen eines Augenzeugen, denen ein geschichtlicher Wert innewohnt. Arnaldo Fracearoli hat unsere Soldaten im Kyrene - Gebiet als Korrespondent be gleitet, und veröffentlicht jetzt einen starken Band: In Oirs naiea coa i Soldat, (Frat. Treves, Mailand; 6 krs.), in dem das abenteuerliche Leben ans dem Kriegsschauplatz, der Enthusiasmus unserer Truppen, die Beschreibung ganz neuer Landstriche nnd uns unbekannter Sitten »nd Gebräuche einen überaus interessanten Lesestoff bilden. Ein mutvoller Verleger ist vor kurzem in Genua aufgetaucht. Ich habe von seinem Sammelwerk krokili in meinem Ar tikel III (s. Bbl. 1913, Nr. 76) gesprochen. Von ihm rührt auch ein neues Sammelwerk »I elassiei clsl ridsre« (Die lustigen Klassiker) her, von dem schon vier Bände vorliegen. Als erster Band erschien Boccaccios II Vsvamerons, diornata
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