201, 30. August 1913. Künftig erscheinende Bücher. «öil-nbl-U s. d. D„chn. Buchl-nd-I. 8621 und die schöpferischen Kräfte unserer Zeit Wir wollen im Geiste Laqarde's ein männlich-charaktervolles Verhältnis zu dem Kaiser, dem sichtbaren Träger des nationalen Gedankens. Soll das Resultat einer 25jährigen Tätigkeit gezogen werden, darf keine schönfärberische Feststim mung herrschen, sondern es hat eine Auseinandersetzung zu erfolgen, die ehrlich und taktvoll wägt. Darum veranstaltete die Tat eine Umfrage: Wie weit ist Wilhelm II. der Führer für die schöpferischen Kräfte unserer Zeit? Es haben ca. 20 Männer darauf geantwortet, darunter Professor Oncken, Peter Rosegger, Gottfried Traub, um einige Namen zu nennen. Um die Antworten zu ergänzen, schrieben die Mitarbeiter der Tat Aufsätze über das Verhältnis des Kaisers zur Religion, zum Sozialismus und zur Kunst. Die Tat. Septemberheft. M1.20 Diese Kaisernummer unterscheidet sich grundsätzlich von allen Iubiläumspublikationen. Sie ist ein Kulturdokument, denn sernallemByzantinismusgibtsieaufrechtund offen,was selbst denkende Menschen von den Fähigkeiten des Kaisers halten. Als Probe die Meinung von dem Dichter und Weltreisenden Alfons Paquet: klm in das Herz eines Fürsten zu sehen, fehlt uns der Schlüssel, solange wir nicht H alle die dynastischen Hintergedanken durchschauen, die seine Haltung von Fall zu Fall mitbestimmen. Die dynastischen Interessen haben sich in Europa eher ver gröbert als verfeinert, in dem Maße als die internationalen Bewegungen bei den Völkern an Boden gewonnen haben und die Fürsten zu einem europäischen Clan zusammenqcwachsen sind. Daß man auch über sozialistische Mehrheiten in allem Frieden König bleiben kann, scheinen die Beispiele von Lolland, Dänemark und Norwegen zu lehren. Dort sind allerdings die Fürsten nicht in dem Maße von zä- sarischen Traditionen umfangen, wie das bei den Erben einer ursprünglich römischen Würde der Fall ist. Die heimlichen Vorbilder der modernen Fürsten reichen oft in graue Zeit. Die Lehrsätze de« Lerrscherbcrufes, tief verankert in der Kenntnis der menschlichen Natur, stellen es den Trägern der Kronen oft nur als eine Aufgabe des Taktes dar, sich im Einklang zu halten mit den Interessen, besonders denen jeglicher Art, durch die ein Volk zur Größe strebt. Das ist die Altersweisheit dieses Berufes, aber auch seine Gefahr. Zu einer aufrichtigen menschlichen Achtung für das Werk Wilhelms II. wird das deutsche Volk vor der Geschichte wahrscheinlich allen Anlaß haben. Zu einer überschwenglichen Dankbarkeit freilich nirgends. Denn die Gewinne, die unter seiner Herrschaft zur Verteilung kamen, bestanden in Gut und äußerer Ehre, wofür die Dankbarkeit der Menschen, die solche Erwerbungen allzugern ihrer eigenen Kraft zuschreiben, gar bald erloschen ist. Dagegen befinden wir Deutschen uns gegenwärtig mit den Fragen nach unserem Zwecke in der Welt in einem Zustande der Dumpfheit, der Unzuläng lichkeit und der am Lervortreten gehinderten klärenden Kräfte. Es wäre vielleicht ungerecht, zu sagen, Kaiser Wilhelm >l. habe uns in diesen Zustand hineinge führt. Aber daß er uns aus diesem Zustande hinausführen werde, das glauben G selbst die Wenigen nicht mehr, die vielleicht einmal an diesem Glauben hingen. Versehen Sie sich rechtzeitig mit Exemplaren! Agitation durchs Schaufenster! Eugen Diederichs Verlag in Jena