l39, 19. Juni 1913. Fertige Bücher. Börsenblatt f- b. DIschn. Buchhandel. 6497 Verlag von Paul Lassircr in Berlin T Schreie auf dem Boulevard Pariser Bilderbuch von Broschiert Z Mark, gebunden 4 Mark 5O Pf. Aus den ersten Besprechungen: (>erdinand Hardekopf in der „B. Z. am Mittag": Es ist ein Buch der Sensationen. Von Politikern O und Heiligen, von Aviatikern und Schauspielerinnen, von Verbrechern und Kokotten, von Aristokraten und Revolutionären ist darin die Rede. Atemlos, wie im Kino, wechseln die Bilder. Wir sehen Wahl kampagnen und Riesenstreiks, Hochzeiten und Bluttaten, Idyllen und Revolverszencn, parlamentarische und erotische Karrieren, Triumphe und Zusammenbrüche. Und es ist - wie man in Frankreich sagt - ein sehr „dokumentiertes" Buch. Mit Sachkenntnis wird die Geschichte des französischen Ronalismus berichtet, mir all ihren geheimen Unter- und Hintergründen. Wie glänzend wird Herr Jaures analysiert! Und ei» Meistcr- stückchen der Novcllistik ist dieser psnchologischc Rapport über Aufstieg und Vollendung des Aristide Briand! Die Studien über Leopold von Belgien, über Roosevelt, über Chavez (der den Simplen überflog), über die hold parfümierte Liane de Pough — es sind kleine Kunstwerke von hellster Anschaulichkeit. Schickele macht aus gesellschaftlichen oder sozialen Vorgängen, ja selbst aus ökonomischen Entwicklungen literarische Gebilde, die den spannenden Reiz einer Kriminalgeschichte haben . . . Das macht diese bunten Dokumente so anregend, so aufreizend. Dieses Buch gibt, in lächelnder Korrektheit, die Orgien und die Maffakrcs der Weltstädte, die Legenden der modernsten Konflikte: die Muthologie unserer Zeit. Hermann Wendel, M. d. R., im „Vorwärts": Rein äußerlich betrachtet, ist der neue Band ledig lich eine Sammlung von Stimmungsbilder» eines Journalisten, der in Paris de» Menschen, Dinge» und Ereignissen auflaucrt. Aber dieser Dichter, eindrucksfähig wie kaum einer, hat sich in den Journalismus geworfen, wie andere von einem hitzigen Fieber befallen werden. Umher zu muscn, auf der Hetzjagd nach Unerhörtem, unter einem Plakrcgc» von neuen Eindrücken, das scheint ihm die intensivste, unmittelbarste und lebenswerteste Art zu leben. Seine feine und erlesene Kunst wirkte nie so stark wie hier, wo sie sich ganz dem Augenblick hingibt ... Aber das Buch ist mehr, will weit mehr sein als eine Sammlung von noch so glänzend umrissenen Stimmungsbildern, es will Wcrbekraft ausströmen und gibt sich als das BekenntniSbuch eines, der zwar außer Reih und Glied, ein Franktireur, aber immerhin ein Kämpfer ist. 848