Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.05.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.05.1881
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18810523
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188105231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18810523
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-23
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und zu den Todten geworfen wird, wird noch manches Jahr in diesen seinen Eleusinischen Festen den kräftigsten Beweis seiner Lebensfähigkeit geben. Das Festprogramm zeigte auch in diesem Jahre die alten oft bewährten Einrichtungen. Die feststehende gemeinschaftliche Zusammenkunft im großen Saale des Schützenhauses am Sonn abend ist zwar mehr und mehr nur zur Gelegenheit geworden, wo sich gleichgesinnte Seelen zu weiteren nächtlichen Thaten zu sammenfinden; doch auch zu diesem Zwecke erfüllt sie eine höchst nützliche Aufgabe, und der Saal bietet noch immer auf einige Stunden ein freundlich belebtes Bild anregender Geselligkeit. Der Kernpunkt der Festlichkeiten ist wie immer das Festmahl am Sonntag Mittag im selben Saale. Ehe über die guten Reden berichtet wird, welche die Arbeit beim lecker bereiteten Mahle begleiteten, muß auch diesmal rühmend anerkannt werden, daß Küche und Keller für nicht gar zu hoch gespannte Ansprüche volle Befriedigung boten und daß die Bemühung des Fest- comitös, welches bereits durch eine höchst gelungene, in Form einer Factur aufgestellten Tafelkarte einen Beweis seiner Lei stungsfähigkeit gab, wie der Localvcrwaltung in dieser Beziehung unbeschränktes Lob verdienen. Die Reihe der Trinksprüche wurde auch in diesem Jahre in üblicher Weise eröffnet von dem Vorsitzenden des Festmahls, Herrn A. Enslin. Mit schlichten, aber warmen und kräftigen, zum Herzen gehenden Worten führte derselbe aus, daß es eine schöne Sitte sei, alljährlich am Cantatesonntag, wenn die Ge nossen unseres Berufes zum festlichen Mahle versammelt seien, das erste Hoch dem Deutschen Kaiser zu weihen. Nicht eine äußere Pflicht sei es, sondern ein Bedürfniß des Herzens, des greisen Herrschers zu gedenken, der alle erhabenen und schönsten Eigenschaften des Fürsten zeige und dabei ein leuchtendes Vor bild sei in christlicher Demuth, Bescheidenheit und Pflichterfüllung: der wahre Schirm und Hort des Reiches. — Und zugleich er füllen wir eine Pflicht der Dankbarkeit, indem wir des Fürsten des Landes gedenken, in welchem der Mittelpunkt des Buch handels gelegen sei, wo sich derselbe stets so wohl und glücklich fühle, wo seine materiellen wie geistigen Interessen stets vom Throne herab gewürdigt, gefördert und geschützt worden seien. Begeistert stimmte die Versammlung ein in den Trinkspruch: auf das Wohl Sr. Maj. Kaiser Wilhelms und König Alberts von Sachsen. Herrn vr. Adolph Geibel war bei der Vertheilung der verschiedenen Aufgaben, welche das Festcomitü alljährlich unter sich vornimmt, der ehrenvolle Auftrag geworden, die Versamm lung Namens des Comitös zu begrüßen. Indem er diese an genehme Pflicht erfülle, beginne er zunächst mit den zahlreichen Herrn Collegen und hoffe, daß die Unbescheidenheit, die mit sich selbst beginne, entschuldigt werden würde, da er nunmehr im Namen dieser Collegen den andern Festgenossen sein herzliches Willkommen zurufen möchte. Und auch dabei müsse er in der Unbescheidenheit fortfahren und zunächst der Väter und Ver treter der Stadt gedenken, welche wir auch in diesem Jahre bei dem bereits zur feststehenden Leipziger Institution gewordenen Cantateessen in unserer Mitte zu sehen die Freude hätten. Wie viel schöner und herzlicher sei doch in unfern Tagen das Ver- hältniß zwischen Rath und Stadt als vor Jahrhunderten. Der Redner schildert an dem drastischen Beispiel der „größten Stadt des Oestlichen Deutschland", wie die „ehrenwerthen und hochweisen, hochverständigen Herren" freilich auf der einen Seite zuweilen mit kräftiger Hand den Buchhandel geschützt und die Ausübung unbequemer Concurrenz kurzer Hand verboten hätten, daß aber, da sie durch kaiserliches Mandat mit Ausübung der Censur be traut gewesen wären, das gute Vcrhältniß notgedrungen nicht lange hätte bestehen können. Dieselbe undankbare Aufgabe hätten auch die Universitäten gehabt, und auch zu diesen seien mit Wegfall derselben die Beziehungen ja ganz andere geworden. Und wie hätte sich im Laufe der Zeit die Stellung der Gerichte bis zu ihrer jetzigen glänzenden Höhe gehoben, wie erfreulich sei es für uns, mehrere verehrte Mitglieder des in unfern Mauern weilenden höchsten Gerichtshofes in unserer Mitte zu sehen. Möge sich derselbe immer heimischer unter uns fühlen, selbst für den höchst unwahrscheinlichen Fall, daß das neue Reichstagsgebäude seinen Platz nicht gegenüber dem neuen Reichs gericht erhalten sollte. Nach specieller Hervorhebung des Namens des vr. Kapp, als des Verfassers der in Aussicht stehenden „Geschichte des Deutschen Buchhandels" beendet der Redner seinen Trinkspruch auf alle unsere verehrten und lieben Gäste. Herr Bürgermeister vr. Tröndlin unterzog sich der Auf gabe, für den herzlichen Gruß dem Danke und der Freude im Namen der Stadt Ausdruck zu geben. Es sei stets eine freudige Stimmung, mit der die Vertreter d»r Stadt so gute alte Freunde derselben, wie es die Buchhändler seien, begrüßen und das mit gutem Grunde, denn in der Geschichte der Stadt sei das Blühen und Gedeihen des Buchhandels stets ein wichtiger Factor gewesen. Zwar sei, wie schon hervorgehoben worden, das Vcrhältniß zwischen beiden nicht immer ein so freundliches gewesen, und allen Anwesenden sei ja bekannt, daß gerade in Leipzig ein Angehöriger dieses Standes die Verbreitung mißliebiger Schriften mit dem Leben habe büßen müssen. Dieselbe Unduldsamkeit habe dahin geführt, daß die Wirksamkeit des Buchhandels lange Zeit nicht gediehen sei; er wolle nur an Vögelin erinnern. Aber nachdem diese Hemmnisse überwunden, nachdem die Grundlagen gefestigt waren, auf denen die Entwickelung des gesammten Cultur- lebens stattfinden sollte, dann entfaltete sich auch der Buchhandel mit großer Schnelligkeit, dann gewann er Concentration und Bedeutung, dann wurde er neben der Universität ein Hort und eine Stütze der Wissenschaft; neben dem Handel, der der Stadt so viele materielle Vortheile zugeführt, war es auch sein Ver dienst, daß die Stadt ihr eigenartiges, wohl mit Fug und Recht als kosmopolitisch zu bezeichnendes Gepräge erhielt. Denn wenn in Leipzigs Localgeschichte die Namen fast aller unserer Geistes heroen glänzten, wenn wir einen Lessing, einen Goethe und Schiller auf längere Zeit die Unseren nennen durften, so wurden sie ja in ihrer ersten Entwickelung nur ganz im Allgemeinen hier gefördert, ihre späteren Beziehungen aber vermittelte doch hauptsächlich der Buchhandel. Wenn schon der Kaufmann im Allgemeinen der Verbreiter von Cultur und Sitte sei, so sei dies im ganz besonderen Sinne der Buchhändler, denn er ver breite geistiges Gut. Dies sei der Grund, weshalb die Stadt dem Buchhandel dankbar sein müsse, und sie sei sich dessen Wohl bewußt. Und wenn ihre Vertreter die Freude hätten, hier zu den regelmäßigen Gästen zu gehören, so möchte er daraus die Berechtigung nehmen, sein Hoch nicht dem gesammten deutschen Buchhandel zu widmen, eine Aufgabe, zu der sich ohne Zweifel noch würdigere Lippen finden würden, sondern er möchte sich, gewiß im Sinne der Leipziger, auf den Wunsch beschränken, daß die Beziehungen zu den auswärtigen Berufsgenoffen stets freund liche und ungetrübte sein möchten. „Ein freundlich Gastrecht walte von Euch zu uns, o daß es nie erkalte." Sein Hoch gelte den auswärtigen Buchhändlern. Se. Magnificenz der Rector der Universität, Herr Con- sistorialrath vr. Luthardt sprach als solcher seinen Dank dafür aus, daß der Universität freundlich gedacht worden sei. Auch er müsse seine Befriedigung darüber ausdrücken, daß das bedenkliche Ge- 304*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder