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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1881
- Sprache
- Deutsch
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2294 Vermischte Anzeigen. 122, 30. Mai. Ucker Humor, Griyic und Schicklichkeit. j25789.j Ein Protest. lieber das in meinem Berlage erschienene Prachtwerk! „Götterdekameron". Ein my thologischer Bilderscherz von Heinrich Lossow sind während der jüngsten Buchhänd- lcrmesse die heterogensten Ansichten laut ge worden, und der Bibliograph des Börsenblattes hat bis jetzt Anstand genommen, das Werk seines Charakters wegen in die Bibliographie dieses Blattes ansznnehmen. Damit ist dem Werke eine Signatnr angehängt, gegen welche Autor und Verleger hiermit Protest erheben und es zunächst der Börsenblattcommission über lassen , zu entscheiden, ob und wie weit der Bibliograph in seinem Rechte ist. Es läßt sich ja nicht leugnen, daß die Lossow'schen Zeichnungen wegen ihrer origi nellen Darstellung ein Sammelpunkt auf der Börsenansstellung waren, wobei es mir als aus fallend erschien, daß alle Kunsthändler das Werk richtig und als das gewürdigt haben, was es sein soll: eine geniale Kunstleistung voll Humor und Grazie im Geiste Bouchers, voll endet in Zeichnung, Form und Gedanken und nebenbei auch von kunstgewerblichem Interesse, während diejenigen Buchhändler, die sich wenig oder gar nicht um den Kunstmarkt küm mern, keine Ahnung zu haben schienen von dem künstlerischen Zug, der durch diese Blätter geht, und mehr eine schlecht unterdrückte Meinung über Schicklichkeit und Nichtschicklichkeit für Lossow an den Tag legten. Ich erkläre: Wäre es mir nur darum zu thun gewesen, ein sensationelles Machwerk in die Welt zn setzen, so würde ich mich an den ersten besten Schmierer gewandt haben, nicht aber an Heinrich Lossow, den Schnörkel- und Zopsmaler xa-r sxcsllsuos, den besten Zeichner der Pilotyschule, den geniale» Maler und Bildhauer, dessen Bedeutung man hier kennt und dessen „Götterdekameron" hier von den hochangcschensten Herrschastssamilien gekauft worden ist. Wer also diesen reizvollen Nach klängen aus der Rococozeit ihre Berechtigung ab spricht, der möge das Prachtwerk getrost aus der Hand legen, er wird dann auch keine Ahnung haben von jener Knnstperiode, wo man noch weniger prüde war, wo die Chardin, Lan- cret, Bouchardon ihre pikanten Fächerscenen malten, und die preciös-ungenirten Kupfer von Gravelot und Eisen in keinem salonsähigen Buche schien dursten. Und wer kennt sie, oder kennt sie nicht, diese Darstellungen aus der Blülhezeit des deutschen Rococolebens, diese Malereien auf Alt-Dresdener und Alt-Meißener Porzellan, gegen welche Lassow's Zeichnungen noch aus der Grenze des Darstellbaren bleiben! Wollte ich hier aber Parallelen aus unserer modernen Kunst und Literatur ziehen, so könnte ich ein ganzes Buch schreiben; ich begnüge mich damit, zu constatiren, daß die ersten lebenden Künstler der Welt, Gäröme, Lesebure, Bougerau, Siemiradzki, Beaumont, Makart rc. in den meisten ihrer Werke den s g. Rubikon überschritten. Es ist allerdings selten der Fall, daß zwölf Bleistiftzeichnungen bei uns ein großes Publi cum fesseln; denn der Bleistift ist in der male rischen Apotheke nur ein homöopathisches Haus mittelchen, und heutzutage ist man mehr an coloristische Tincturen und Mixturen gewöhnt, welche die Sinne ausgiebiger erschüttern! Makart's Diana, Pest in Florenz, Fünf Sinne und neuerdings das Frauenbad sind keine Ge wandstudien, sondern Meisterstücke fleischlicher Sinnenlust, ja seine Bacchantenfamilie bildet obendrein einen Leitfaden zur Aesthetik des Häßlichen; dagegen sagt die Presse über Las so w's Zeichnungen — unter Hinblick auf andere illustrirte Prachlwerke, welche ein Triumph der Mittelmäßigkeit und des Dilettantenthums seien, — „daß sie weitaus schöner und edel-poetisch, „daß durch sie eine frische, lebensfreudige Sinn lichkeit pulsire und der erotische Charakter „durch Grazie und feinen Humor geadelt werde." Und ist dann, um nochmals auf die Blüthe der Rococozeit zurückzukommen, Aurora, (von Königsmark nämlich) wenn wir sie uns in einer Muschel sitzend vorstellen, deshalb weniger Venus, weil sie eine Rococofrisnr und ein Stumpfnäschen trägt, oder ist die mcdiceische Venus deshalb weniger nackt, weil sie zufällig ein griechisches Profil besitzt? oder ist Tizians Venus weniger anstößig, weil sie sich in Ge sellschaft eines lauteschlagenden Herrn befindet, Correggios Jo weniger hingebend, weil der Wolkenschleier den jungen Zeus nur nachlässig verhüllt? Soll denn dem genialen Künstler von Ruf durch Stift und Pinsel nicht gestattet sein, was dem modernen Schriftsteller durch die Feder zn thun im erhöhtem Maße erlaubt ist? Blumauer, Paul Heyse, Hamerling, Gottschall, Daudet (Könige im Exil) — von Spitzer und Zola gar nicht zu reden — sollten weniger der Verketzerung ausgesetzt sein als Lossow, weil es eben nur das gedruckte Wort ist? Dars ich nicht beispielweisc ansühren, daß Julius Wolfs's Tannhäuser II Seite 186 u. ff. ein Capitel bil det, welches allein gelesen wohl ein angenehmes Behagen, in Gesellschaft vorgelesen aber minde stens Schamröthe Hervorrufen muß? Zu Gun sten des bildenden Künstlers muß hier denn doch hervorgehoben werden, daß wir eine Zeichnung, die uns beim ersten Anblick nicht zusagt, aus der Hand legen können, während der Schriftsteller unsere Sinne langsam und capitelweise beschleicht und jungen empfäng lichen Herzen em langsames angenehmes Gift einträufclt. Ich bekenne: die Kunst geht mir über Alles! Ich habe durch meinen nun aus zwölf Prachtwerke angewachjenen Kunstverlag gezeigt, daß es mir um getreue und meister- hajte Wiedergabe guter Handzeichnungen zu thun, und Niemand hat davon eine Ahnung, wieviel Blätter ich selbst bei guten Künstlern bestellt, bezahlt und sie doch nicht in meine Küustleralbum ausgenommen habe; denn nicht dem großen Publicum, sondern den Sammlern und Amateurs soll in erster Reihe mit meinen Lichtdruckfacsimiles gedient sein; nichts desto- weniger sind die meisten meiner Portefeuilles weit über einen bloßen Achtungserfolg hinaus gekommen, und ich meine, Lossow reiht sich nicht schlecht in die ganze Suite ein. Den Prüden aber sage ich, daß ich den Buchhandel noch mit ganz anderen Mappen zu überraschen gedenke als diese, und die Verantwortung dasür über nehme ich voll und ganz; denn das Schöne kann niemals gemein, das Gute niemals schlecht sein oder um mit Hamerling zu reden: „Menschlich und edel ist das Gute, Göttlich aber und unsterblich das Schöne"! — Adolf Ackermann, Hos-Buch- u. Kunsthandlung in München, Maximilianstr. 2. j25790.j Wer Uebersetzungen in's Englische übernimmt, wolle seine Adresse an Braun L Weber in Königsberg i/Pr. behufs Weiterbe förderung entsenden. Allgem. Buchh.-Gehilfen-Verband. s2579l.j Die 13. ordentliche Generalversammlung findet Sonntag, den 17. Juli d. I. Vormittag 9 Uhr in der Buchhändlerbörse statt. Tagesordnung. 1. Bericht des Vorsitzenden. 2. Bericht des Schriftführers. 3. Bericht des Rechnungsrevisors über die Jahre 1879 und 1880, eventuell Dechargeertheilung an den Vorstand. 4. Antrag zu Z. 5. b. Präcistrung des Ausdruckes „Verwandter Berus". (Antrag des Vorstandes.) 5. Antrag zu Z. 10. Anstatt die General-Versammlung wird all jährlich rc. — zu setzen — ,,die Gene ralversammlung wird alle drei Jahre vom Vorstand einberusen" und ferner die Worte zu streichen „wenn derselbe wenigstens 10 Krankencassenstimmen zu vertreten hat." (Antrag des Kreises Norden.) 6. Antrag zu Regl. Z. 4. Anstatt in ^jährlichen Raten von 3 — zu setzen — „in ^jährlichen Raten von 6 (Antrag des Vorstandes.) 7. Antrag zu Regl. ^.. Z. 6. Am Schluß des H. anzusügen: „Mitglieder, welche innerhalb 6 Wochen von Beginn der Krankheit gerechnet die statuten mäßige Anzeigepflicht versäumen, erhalten für die betr. Krankheit kein Krankengeld." (Antrag des Vorstandes.) 8. Antrag des Vorstandes, mit der 14. ordent lichen Generalversammlung im Juli 1882 eine Feier des zehnjährigen Bestehens des Verbandes zu verbinden und den Vorstand zu ermächtigen, die dazu nöthigen Kosten aus der Verbandscasse zu entnehmen. 9. Neuwahl des Vorsitzenden an Stelle des statutenmäßig ausscheidenden Herrn E. Bal- damus. 10. Neuwahl des stellvertr. Vorsitzenden an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurück getretenen Herrn Th. Rother. Die Mitglieder werden ersucht, recht zahl reich zu erscheinen und sich durch die Quittung des zweiten Quartals 1881 zu legitimiren. Die Herren Vertrauensmänner wollen ihre Stimm legitimationen 8 Tage vor der Versammlung an unseren Schristsührer zur Prüfung einsenden. Leipzig, 30. Mai 1881. Der Vorstand: Eduard Baldamus, Johannes Kracht, Vorsitzender Schriftführer. Robert Rühlich, Alfred Koenig, stell». Schristsührer. Deputirter. Äölnisrche ^oLkszeituug. Täglich zwei Blätter von je einem IZ5792Z ganzen Bogen. Austagc 8600. Inserate 2b H. Reclamen 75 H. Für den Buchhandel mit 20 A Rabatt. Köln. I. P. Bachem.
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