Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1881
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1881-05-09
- Erscheinungsdatum
- 09.05.1881
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18810509
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188105092
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18810509
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1881
- Monat1881-05
- Tag1881-05-09
- Monat1881-05
- Jahr1881
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
-s 105, 9. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1945 großen ruhigen Augen an den gefüllten Wandregalen entlang laufen. „Was für ein Genre von Büchern haben Sie vornehmlich auf Lager, Sir?" „Zumeist schöne Literatur; englische, deutsche, französische, italienische, spanische Classiker, gute neuere Dichter, Novellisten, Romanciers — dann Memoiren, Biographien, Reisen — kurz Alles, was in eine gute erlesene Hausbibliothek gehört, und was wenigstens jeder Reiche kaufen müßte!" Mr. Starkie schwieg einen Augenblick; dann sagte er über legend: „Welchen Preis haben durchschnittlich diese Bücher, dauer haft und elegant gebunden?" „Welchen Preis? — Lassen Sie sehen: der Band etwa zwischen einem Thaler und zwei und ein halb Thaler." Mr. Starkie runzelte die Stirn und murmelte etwas von „Also kein Wunder!" vor sich hin. Dann fuhr er fort: „Was würde wohl geschehen, wenn Sie draußen vor Ihrem Laden eine Anzeige anschlügen, daß Sie alle diese schönen Bücher in trefflichem Einband, einzeln oder zusammen, den Band für 10 Silbergroschen verkaufen wollten?" „Was geschehen würde?" fragte der Verleger kopfschüttelnd. „Meines Bedünkens würden mich die Leute draußen zunächst für verrückt halten; dann mürden sie mir den Laden stürmen, und binnen vierundzwanzig Stunden stände kein Band mehr in den Regalen!" „Aus lauter Verlangen nach guten billigen Büchern?" „Allerdings! — Aber das ist eben unmöglich, und so nützt es nichts, darüber zu sprechen!" „Es ist möglich, Sir, und — es ist nothwendig! Billige Bücher, Sir, — sllillmA-boolcs — das ist das Geheimniß, das alle Schwierigkeiten löst und alle Klagen beseitigt! Die besten Werke dort zu einem Shilling verkauft, und ein Strom von Segen ergießt sich von hier aus über das dürre Ackerland des Volkslebens, das der Bücher entbehren muß. Dieser arme Dichter hier (er wies auf den verfehmten kleinen Band, der noch auf dem Tische lag) erlebt binnen hier und einem Monat einen Absatz von fünfhundert, und binnen drei Monaten eine zweite Auflage; und Sie, Sir, Sie sind in fünf Jahren ein reicher Mann! ll'alcs wz- vorä kor it!" Er hatte mit hoher Energie gesprochen und griff nun nach seinem Hut. Der Verleger sah ihn verwirrt an. „Sie können nicht im Ernst gesprochen haben, werthester Herr! Der ganze Buch handel ginge zu Grunde bei solchen Preisen!" Mr. Starkie blickte ihn einen Augenblick durchbohrend an; dann stieß er mit steifem Zeigefinger auf das unglückliche Buch meines armen Freundes und rief nachdrücklich: „LbilliuA-dooLs, 8ir! — is tds ruattsr! — 6ooä dz-o!" Und dröhnenden Schrittes verließ er den Laden. Der gute Starkie! Achselzuckender Zweifel folgte seinem Pfade; denn — die Wahrheit zu sagen — auch ich hielt es für unmöglich, die drückend hohen Bücherpreise dermaßen zu reduciren, wie er es wünschte und empfahl, wie sehr ich auch mit seinen Ansichten von dem unberechenbaren Einfluß einer solchen Maßregel auf die sitt liche Erhebung des Volkes übereinstimmte. Und heute? — Da liegt vor mir ein schöner, fest und elegant in dunkelblau glänzenden Sarsenet gebundener 240 Seiten starker Octavband, dessen Deckel in phantasievoller, von Künstlerhand ent worfener Pressung glänzen. Das Titelblatt trägt, wie bei sogenann ten Liebhaberausgaben, die Jnhaltsbezeichnung in feinem Roth- druck, das Papier ist so schön wie möglich, milchweiß und sorgsam satinirt, der Druck scharf, klar und trefflich übersichtlich; und den Inhalt dieses schönen Bandes, der keiner Fürstin Lesetisch verun zieren würde, bilden zwei geistvolle, tief poetische Novellen der trefflichen, von Gustav Freytag einst so glänzend charakterisirten Luise von Franyois, „Phosphorus Hollunder" und „Zu Füßen des Monarchen". —Und der Preis dieses köstlichen Bandes? .. Eine Mark! — Es ist ein „sbillinA-boolc", wie es der wackere Mr. Starkie wünschte und verlangte, und dieses erste soll nicht das letzte bleiben. Herr W. Spemann in Stuttgart, einer unserer einsich tigsten und kühnsten deutschen Verleger (es genügt wohl, an einige seiner monumentalen Publicationen: Hellas und Rom von Jakob v. Falke; Costümgeschichte der Culturvölker vonJakob v. Falke; Natur geschichte der Menschen von Friedr. v. Hellwald; Joh. Scherr's Ger mania rc., deren jedes ein Vermögen repräsentirt, zu erinnern!), wird in der „Collection Spemann" Hunderte von vorzüglichen Schriftwer ken aller Völker und aller Zeiten in gleich musterhafter Ausstattung, den Band (auch einzeln zu kaufen) zu einer Mark publiciren und so dem bücherliebenden deutschen Hause eine „Hand- und Haus bibliothek" um einen Preis bieten, wie er bisher noch nie so niedrig gewagt worden ist. Dem Abnehmer einer Serie von 19 Bänden wird der 20ste gratis gegeben. — Jedem Bande geht eine den Ver fasser wie seine Werke charakterisirende Einleitung von berufener Feder — ich nenne Männer wie Friedr. Bodenstedt, Heinrich Düntzer, Levin Schücking, Josef Kürschner, Ferd. Lotheißen, Otto v. Leixner, Friedr. v. Hellwald, L. Pröscholdt rc. — den Leser trefflich orien- tirend voran. — Auswahl und Redaction liegen in der feinfühligen Hand Josef Kürschner's, des unlängst nach Stuttgart übergesiedel ten Verfassers des mustergültigen „Jahrbuchs für das deutsche Theater" (Leipzig, L. E. Foltz), von „Konrad Ekhof's Leben und Wirken" rc. rc. So scheint alles vereinigt, um einen Erfolg zu sichern, wie ihn jeder deutsche Mann und jede deutsche Frau im Interesse eines vertieften Geisteslebens unseres Volkes wünschen und — befördern muß. Gute Bücher Allen zugänglich machen, das ist eine Aufgabe von idealer Bedeutsamkeit; mit Recht vergleicht sie Ludwig Feuer bach mit stillen Capellen, die, auf hohen Standpunkten gelegen, der müde Wanderer, der den Bergpfad des Lebens keuchend er klimmt, gern und dankbar betritt, nicht nur um der Ruhe, nicht nur um der weiten schönen Aussicht willen, sondern vornehmlich um sich in ihnen von den Zerstreuungen der Lebenswanderung zu sammeln und seine Gedanken von dem Sinnlichen ab auf ein anderes, ein schöneres Sein zu richten. Ludwig Ziemßen. Reichsgerichts - Erkenntnisse. Spielkartenstempel. Reichsges. v. 3. Juli 1878, betr. den Spielkartenstempel. Wahrsagekarten fallen an sich nicht unter die Stempelpflicht, wohl aber dann, wenn sie mit Kartenzeichen versehen sind, welche sie zu einem oder zu einigen der gewöhnlichen Kartenspiele tauglich machen. Urtheil des III. Strafsenats vom 29. Decbr. 1880 o. Wolf.*) Aufhebung des Urtheils und Zurückverweisung. Gründe: Die auf Verletzung des Reichsgesetzes vom 3. Juli 1878, den Spiel kartenstempel betr., gegründete Revision der kgl. Staatsanwaltschaft kann damit nicht begründet werden, daß der Bundesrath in seinem Beschlüsse vom 30. October 1879 Karten der hier in Rede stehen den Art für stempelpflichtig erklärt habe. Denn wenn schon das angezogene Reichsgesetz im ß. 21. anordnet, daß die Erhebung und Verwaltung des Spielkartenstempels durch die Zoll- und Steuer behörden nach näherer Vorschrift des Bundesraths erfolgt, so hat das Gesetz doch damit dem Bundesrath keine Vollmacht ertheilt, endgültig darüber zu entscheiden, ob eine bestimmte Kategorie von *) Aus der Zeitschrift „Rechtsprechung des Deutschen Reichsgericht» in Strafsachen" (München, Oldenbourg).
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder