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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1926
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- 1926-01-02
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- 02.01.1926
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werden, ohne zu einer wirklichen Bereicherung im geistig-kultu rellen Sinne zu sichren. Ein sicheres, stetiges, über den Tag hinauswachscndes Bauen ergibt das für den Buchhandel nicht. Das wird ihm erst wieder möglich werden, wenn unsere Zeit sich zu innerer Ausgeglichenheit und gefestigter Selbstsicherheit, zu Ruhe und klaren Zielen zurückgesunden haben wird. Noch zeigt sich kaum ein Silberstrcisen solcher Zukunft am Horizont. Gerade des wegen aber muß der Buchhandel, der sehr wesentlich mit berufen ist, diese herauszusühren, in seinem eigensten Interesse bestrebt bleiben, jene Schwierigkeiten zu überwinden. Sie dürfen vor allem nicht etwa seine sachlichen Berufsauseinandersetzungen störend beeinflussen, die bei der Not der Zeit ohnehin unter er höhter Spannung stehen. Je zerrissener und zerfahrener die Um welt erscheint, je mehr sic die Berufsarbeit erschwert und stört, desto fester muß sich die Einheitsfront des Buchhandels zusammcn- schließen, desto sachlicher müssen im Gegenteil vor allem auch die bleibenden, einigenden Grundlagen der reinen unpersönlichen Berussziele hcrausgeschält und festgehalten werden, um den Buch handel trotz allem zur Erfüllung der Aufgaben instand zu setzen und zu erhalten, die er sich selbst stellt und deren Verwirklichung von ihm erwartet werden kann. Welches.im Augenblick die Nächstliegende und wichtigste Auf gabe intern buchhändlerischer Art ist und um welchen Kernpunkt sich alles, was heute den Buchhandel und seine Organisation be schäftigt, am besten geordnet aufbaucn ließe, ist bei der allgemein ungeklärten Lage schwer zu sagen. Dem unparteiischen Chronisten (und nur um. dessen private, rein persönliche Meinung handelt es sich hier natürlich) will es aber doch so scheinen, als ob, vom Standpunkt des Buchhandels gesehen, immer noch und jetzt viel leicht erst recht das Ladenpreisproblem der Grund- und Eckstein sei, auf dem nicht nur die Gcsamtorganisation des Buchhandels in ihrer heutigen Gestalt ruht, mit dem man sich vielmehr auch in erster Linie auseinanderzusctzcn hat. Zwar die Schwierigkeiten der Inflationszeit, in der schließlich der feste Ladenpreis infolge der Währungsnot zur bloßen Fiktion zu werden gedroht hatte, sind überwunden. Nun aber ist es die unmittelbare wirtschaftliche Not, die an der Grundseste des Ladenpreises rüttelt. Stand früher die Frage der Festsetzung, der Bestimmung des Ladenpreises im Vordergrund, so handelt es sich jetzt wieder nur um die Sicherung seiner Jnnehaltung. Traten sich früher schärfer Verlag und Sor timent selbst mit ihren Ansprüchen gegenüber, so gilt es heute wieder mehr, den Grundsatz des festen Ladenpreises dem Bücher- käuscr gegenüber zu verteidigen, weniger aber vor unmittelbaren Angriffen des letzteren (obwohl auch sic nicht fehlen), sondern in erster Linie — man möchte beinahe sagen: vor mangelnder Ver- teidigungSlust in den eigenen Reihen, wobei zwischen Verlag und Sortiment nur in der Form des Vorgehens, nicht in der Sache Unterschiede zu bestehen scheinen. Der harte Zwang, die im Lager lastenden Sachwerte flüssig machen zu müssen, um der Erhaltung des eignen Betriebes willen, nötigt zum Versuch des Verkaufs um jeden Preis, mag es auch nicht der ursprünglich kalkulierte sein. Ob dabei auf der einen Seite in mehr oder weniger pein licher Beobachtung der buchhändlerrschen Ordnungen der Laden preis nur herabgesetzt oder auf der andern Seite in mehr oder weniger osfcner Hinwegsetzung über alle bestehenden Vorschriften einfach nicht mehr beachtet wird, macht zwar, vom Vcreinsstand- punkb aus gesehen, einen Unterschied, kaum aber, wenn man das Ding an sich und seine Auswirkungen auf lange Sicht genommen betrachtet. Weil es sich um eine tiefer bedingte Erscheinung einer allgemeinen Wirtschaftskrise handelt, nicht nur um zusammen hanglose egoistische Willkür, kommt man unseres Erachtens über haupt nicht damit aus, nur das Gespenst der Schleudere! zu zitieren, um so weniger, wenn man etwa zwischen erlaubter und unerlaubter Schleudere! Grenzen abzustecken versuchen wollte. Es geht um mehr. Die Ladenprcisidee steht nicht sür sich allein und erschöpft sich nicht nur in sich selbst. Auch sie ist nur Symptom. Erst wenn man sie in dem größeren Zusammenhang sieht, in dem sie heute wieder problematisch geworden ist wie einst vor k>0 Jahren, kommt man unseres Erachtens den Dingen mehr auf den Grund. Im Zusammenhang mit der im Herbst eingcleitcten Preis- senkungsaktion 'der Regierung ist in letzter Zeit auch das Problem der Markenartikel erörtert worden. Es wurde die Frage auf- 2 ! geworfen, ob die Markenartikel mit ihren festen Preisen überhaupt nötig und wirtschastlich berechtigt seien. Man wurde sich dabei aber auch sofort klar, daß die Aushebung der Markenartikclidee auf eine sehr weitreichende Revolution unseres Einzelhandels- systcms im ganzen hinauslauscn müßte. Der feste Ladenpreis des Buches ist dem vom Fabrikanten festgesetzten Kleinverkausspreis der Markenartikel nahe verwandt, wenn auch nicht völlig gleich. Das Buch nimmt, selbst als Markenartikel betrachtet, immer noch eine besondere Stellung ein. Was aber sür die Markenartikel im ganzen erkannt worden ist, das gilt naturgemäß auch für das Buch. Weil niemand die Rcvolutionierung des Buchhandels wünschen kann, die mehr zerstören müßte, als wieder aufbaubar wäre, des halb ist im Ernst nirgends von völliger Preisgabe des Laden preisprinzips die Rede. Gerade aus wissenschaftlichen Kreisen, insbesondere seitens der Notgemcinschast der deutschen Wissenschaft, ist gelegentlich im abgelausencn Jahr erneut die Bedeutung und die Notwendigkeit des festen Ladenpreises namentlich auch für die Büchcrkäufcr anerkannt worden. Zugleich hat das Kartellgcricht die Forderung der Jnnehaltung und Sicherung des Ladenpreises sür berechtigt erklärt. Aus der andern Seite zeigen die bisherigen Verhandlungen des Wirtschaftsausschusses, dessen Einsetzung den lctztjährigcn Abschnitt der buchhandelsgcschichtlichen Entwicklung wohl am stärksten kennzeichnet, unverkennbar eine Einstellung aus eine Lockerung der Ladenpreisfcsseln. Um diese Wendung richtig zu würdigen, muß man sich ins Gedächtnis rufen, daß schon die bestehenden Ordnungen das Ladcnpreisprinzip nicht als absolut starres System kennen. Wenn man sie im Einzelnen genau durch geht, findet man nicht nur In den Ktz II und 12 der Verkanfs- ordnung, die tm Vordergrund der Erörterung stehen, eine ganze Reihe von Modifizierungen des Ladenprcisprinzips. Kann nicht auch unbeschadet des Grundsatzes an sich die Frage aufgeworsen werden, ob tatsächlich der Ladenpreis sür alle Gegenstände des Buchhandels dasselbe bedeute? Wird z. B. der bibliographische Katalogpreis, der zweiselsohne sür das wissenschaftlich« Buch von allergrößter Wichtigkeit und Tragweite ist, sür kurzlebige Tages literatur im weitesten Sinne jemals praktisch? Der Buchhandels brauch kennt ferner die Aushebung des Ladenpreises unter be stimmten Bedingungen. Tritt, wenn überhaupt, der Anreiz dazu nicht bei den verschiedenen Bucharten nach ganz verschiedenen Fristen und unter ganz verschiedenen Voraussetzungen ein? Wie lange bleiben die Werke der einzelnen Sparten »Novitäten- im vertriebstechnischen Sinne? Auch diese Frage ist sür die Stellung nahme zum Ladenpreisproblem vielleicht nicht unwichtig. Un bewußt sind es unseres Erachtens alle diese Dinge, die, verstärkt durch die wirtschaftliche Not der Gegenwart, selbst dort, wo man an eine Preisgabe des Ladenpreises nicht im entferntesten denkt, zu immer neuen Versuchen treiben, das System zu lockern, und zwar Wohl nicht mit Unrecht. In den ruhigen, gesicherten Zeiten vor dem Weltkriege konnte die endlich erreichte Ordnung als vollendet und sür die Ewigkeit bestimmt erscheinen. Man darf aber nicht vergessen, daß selbst sic nur in jahrzehntelangem Ringen unter ständigen Modifizierungen zustande kam und daß die Be wegung nur wenige Jahre vor dem Weltkrieg erst hatte abge schlossen werden können, daß sie die Probe aus die Brauchbarkeit für längere Zeit selbst unter stabilen Verhältnissen also noch gar nicht abzulegen vermochte. Daß nach den Erschütterungen und Umwälzungen der letzten Jahre eine Anpassung unumgänglich sein dürfte, kann wohl in einer Welt, in der alles stießt, nicht zweifelhaft sein. Nur von Anpassung aber darf die Rede sein, Anpassung nicht zuletzt auch an die gegen die Zeit vor bv Jahren so sehr viel bunter und vielgestaltiger gewordene Zusammen setzung der Gesamtmasse der Buchhandelsgegenständc und ihre differierenden Bedürfnisse. Die Frage, Preisgabe oder Beibe haltung der Ladenpreisidee, wäre unseres Erachtens falsch formu liert. Der Ladenpreis muß bleiben. Es handelt sich auch weiter nur darum, wie seine Durchführung und Jnnehaltung, kurz, wie der Schutz des Ladenpreises am besten organisiert werden kann. Dabei scheint der Kern des Problems zu sein, ob sür die Gegen- tvart und die nächste Zukunft ein starres System erträglich bleibt oder ob größere Beweglichkeit gebraucht wird. Die Lösung kann schwerlich gesunden werden, wollte man sich nur an einzelne Fälle halten. Das drohte letzten Endes auf unbefriedigendes
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