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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1914
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- 1914-01-05
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- 05.01.1914
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Redaktioneller Teil. . V 3, 5. Januar 1814. auf dem er stand und in dem seine Werke wurzeln, zu verlassen. Ich darf hier einschalten, daß meine eigenen Erfahrungen und Beobachtungen jene Ausführungen Reuters immer bestätigt haben. Es sind Hunderte von plattdeutschen Manuskripten durch meine Hände gegangen. Es war ja auch ganz natürlich, daß sich zahlreiche plattdeutsche Schriftsteller und solche, die es gerne sein und werden wollten, zuerst an den Fritz Reuter-Verlag wen deten. Aber selbst in den Schriften gleichen lokalen Ursprungs herrschte in der Schreibweise und in der Lautbildung die größte Verschiedenheit. Die meisten plattdeutschen Schriftsteller, Be rufene und Unberufene, schrieben und schreiben offenbar ganz un befangen darauf los und machen sich über ihre Orthographie und ihre sprachlichen Formen weiter keine Gedanken, als daß sic beide für richtig halten. — Nun ist freilich eins nicht zu über sehen: Die Schrift- und Lautzeichen, die uns bis heute zur Ver fügung stehen — es sind ja leider immer noch nicht mehr als fünfundzwanzig —, reichen für das Plattdeutsche nicht aus. Es ist unmöglich, mit den vorhandenen Schrift- und Lautzeichen das Plattdeutsche phonetisch stets richtig darzustellen. In zahlreichen Fällen versagen die fünfundzwanzig, und da ist auch mit Akzen ten, Zeichen, Nebenbuchstaben und sonstigen kleinen Anhängseln nicht viel geholfen. Den Sprachforschern bieten sie Anhaltspunkte, das große hochdeutsche Lesepublikum, auch das gebildetste, will dagegen nichts von ihnen wissen. — Reuter ist von allen platt deutschen Schriftstellern der einzige, der die zahlreichen deut schen Dialektgrenzen siegreich übersprungen hat. Und wenn wir auch wissen, daß es vor allem der Inhalt seiner Werke mit ihrem unerschöpflichen Reichtum gesunder Menschlichkeit war, der ihn zum Lieblingsdichter des deutschen Volkes machte, so hat doch ganz zweifellos sein geschicktes Entgegenkommen in sprachlicher Beziehung sehr viel dazu beigetragen, ihn dazu zu machen. Das Plattdeutfch-S Prechen kann man einem Hochdeutschen, der nicht ohnehin die plattdeutsche Sprache beherrscht, selbst durch das beste und schönste plattdeutsche Schriftwerk nicht beidringen. Wenn man ihm aber hilft, es zu verstehen, dann ist er dankbar. Denn zu Tausenden und Abertausenden liebt er die plattdeutsche Sprache und die plattdeutsche Art. Ich meine deshalb, wir soll ten es Reuter nicht nachtragen, daß er sein Platt, anstatt es in historisch-grammatischer Beziehung auszubauen, den Hochdeut schen leicht verständlich zu machen bestrebt war. Diese Überzeu gung, daß Reuter richtig und praktisch gehandelt hat, bestimmte uns auch, als Reuter frei werden und in neuer billiger Ausgabe auch bei uns erscheinen sollte, von einer gründlichen Umarbei tung der Reuterschen Schreibweise Abstand zu nehmen. Sie wurde uns angetragen, als Notwendigkeit hingestellt, aber wir vermochten uns nicht dazu zu entschließen. Interessant — ob auch schon bekannt, weiß ich nicht — ist, daß Jacob Grimm das Verfahren Reuters gebilligt hat. Es geht dies aus einem vor mir liegenden Schreiben Reuters vom 18. März 1865 an ErhardtQuandt, den ihm befreun deten Landsmann und Buchhändler in Leipzig, hervor, mit dem Hinstorff über die Frage der Bearbeitung der Reuterschen Schreibweise in Korrespondenz getreten war. Reuter schreibt: » . . . . Ganz nach dem Wortlaut und der Aussprache, dem Klange der Buchstaben, wie er sich in unfern Gegenden giebt, zu schreiben, geht nicht. Es würde dadurch das Ver ständnis für alle nicht mecklenburgischen Leser aufs höchste ver dunkelt werden. Ganz nach der Etymologie zu schreiben, geht wieder nicht, denn man müßte dann schließlich auf die alten plattdeutschen Drucke aus dem 18. Jahrhundert recurriren, die aber bei den großen Veränderungen, welche seitdem die Sprache in dem Munde des Volks erlitten hat, dem jetzigen lesenden Publicum sehr unverständlich sein würden. Ich mußte des halb einen Mittelweg einschlagen, der allerdings den Vor wurf der Inkonsequenz verdienen mag, dem aber z. B. Jacob Grimm seine Beistimmung nicht versagte, und der mir auch bei hochdeutschen Lesern ein größeres allgemeines Verständnis gesichert hat.« Als nach Reuters Tode Hinstorff mit dessen Witwe endlich die Herausgabe einer billigeren, sogenannten Volksausgabe der Gesamtwerke des Dichters abschließen konnte, erwog er noch mals die Frage einer Bearbeitung der Orthographie. Der Lite >6 rat Christian Düberg und der pensionierte Gymnasial oberlehrer Otto Hahn hatten in Hinstorffs Auftrag und in Übereinstimmung mit Frau vr. Reuter die Durcharbeitung der sämtlichen Werke mit dem Ziele einer gründlichen Verein heitlichung, nicht Änderung, der Reuterschen Orthographie übernommen. Zugleich gestalteten sie das Glossarium, in Rück sicht auf die immer zahlreicher werdenden mittel- und süddeut schen Leser, weiter aus. Pros. Or. Rerg er in Rostock, eine Autorität auf dem Gebiete der niederdeutschen Sprachforschung, begutachtete und überwachte diese Arbeiten. Aus diesem Anlaß hatte Herr Prof. vr. Rerger ein gänzliches Zurückgreifen aus Reuters erste Schreibweise, unter Ausmerzung aller von Reuter dem Hochdeutschen zuliebe eingeführten Änderungen, vorgeschla gen. Über die Zweckmäßigkeit dieses Vorschlags erhoben sich Zweifel, und man beschloß, die Witwe Reuters entscheiden zu lassen. Frau vr. Reuter bestimmte — es war im Mai 1876 —, daß es bei der von ihrem Gatten gewählten und, soviel ihm möglich gewesen, durchgeführtcn letzten Schreibweise bleiben solle, — ein weiterer Grund für uns, auch bei Reuters Frei werden an der der hochdeutschen Lesewelt vertrauten Reuterschen Schreibweise feslzuhalten. Daß Professor vr. Nerger, obgleich sein wissenschaftlich begründeter Vorschlag nicht durchging, den Arbeiten der genannten beiden Literaten, die übrigens geborene Mecklenburger und gute Kenner des Landes, des Volkes und seiner Sprache waren, dennoch sein Interesse bewahrte und fort fuhr, sie zu begutachten, dafür sind wir ihm dankbar gewesen. Ich möchte Ihnen nun etwas über die V e r b r e i tun g der Reuterschen Werke erzählen. Reuter hatte, wie bei Wilbrandt zu lesen, in seinem Selbstverlag der »Läuschen un Rimelz« und der »Reis' nah Welligen« Auflagen von 1200 Exemplaren gedruckt. Reuter schreibt selbst im Jahre 1858, als er mit Hinstorff wegen der Übernahme der »Reis' nah Billigen« korrespondierte: »Die Auflage ist eigentlich immer nur 1200 Exeinplare stark gewesen, weil aber Dietze versprach, auf 12 Exemplare ein Freiexemplar zu geben, so verwilligte ich ihm das 13. Hundert gratis«. — Diese letztere Bemerkung ist nicht ganz klar, denn das an die Buchhand lungen abzugebende Freiexemplar auf bestellte 12 Exemplare geht stets zu Lasten des Verlegers und berührt den Autor nicht. Aber das »nur 1200« ist bedeutsam. Wenn Reuter als Selbst- Verl e g e r drei Auflagen des I. Bandes und zwei der II. Folge der »Läuschen un Rimels«, sowie zwei Auflagen der »Reis' nah Belligen«, im ganzen also sieben Auflagen L 1200 Exemplare ab- zusetzen vermochte, so ist das ein Erfolg, wie ihn ein Selbst- Verleger Wohl nur höchst selten zu verzeichnen hat. Und doch strebte Reuter nach fünf bis sechs Jahren selbstverlegerischer Tätigkeit nach einem Verleger, der ihm das Risiko und die Her- stellungskosten abnehmen sollte. Hinstorff war übrigens, trotz des bisherigen guten Erfolges der Reuterschen Bücher, vorsichtig. Denn noch war dieser Erfolg über die Grenzen des Landes nicht hinausgedrungen, und Hinstorff kannte die Kaufwilligkeit und Kauffähigkeit der Mecklenburger in bezug auf Bücher zu gut, um sich nicht zu sagen: Im Lande selbst dürste nun das Hauptgeschäft schon gemacht sein. So druckte er denn die vierte und fünfte Auflage des I. Bandes der Läuschen nur in 1500 Exemplaren. Von dem 1858 noch auf Kosten Reuters in zweiter Auflage ge druckten II. Band der Läuschen muß er übrigens den größten Teil der Exemplare noch vorrätig gesunden haben; denn erst 1861 erscheint die dritte Auflage (ebenfalls in 1500 Exemplaren) im Hinstorsfschen Verlage. - Von dem l. Bande der »Franzosentid« (Olle Kamellen I> riskierte Hiustorff im Jahre 1860 zunächst nur 1200 Exemplare, doch ließ er schon im selben Jahre die zweite Auflage mit 1600 Exemplaren folgen. — überhaupt nahm, als nun ein rühriger Verleger die Sache in die Hand genommen hatte, der Absatz der Renterbände ein ganz anderes Tempo an. Der »Hanne Nllte« erschien in erster Auflage schon in 2500 Exemplaren, »Schurr Murr« und »die Fcstungstid« erschienen schon in der immerhin stattlichen Erstauflage von 3000 Exemplaren. Reuter war sehr tätig gewesen. In den wenigen Jahren von 1859 bis 1862 hat er »die Franzosentid«, »die Festungstid«, den »Hanne Nute«, »Schurr Murr« und den I. Band der »Stromtid« ge schrieben. Mit jedem Bande wuchs die Käufer- und Lescrzahl, und Auflage über Auflage wurde gedruckt. Bis 1864 in 2000 Exem-
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