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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1914
- Strukturtyp
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- 1914-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1914
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^ 3, 5. Januar 1914. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. lenken, der sich mit Reuter und seinen Beziehungen zu seinem Verleger beschäftigen soll. Wer ein näheres Interesse daran haben sollte, würde sich über die Entwicklung der Reuter-Firma durch einen Einblick in den Hinstorffschen Verlagskaialog (neueste vollständige Ausgabe 1911) leicht unterrichten können. Ad. Wilbrandt bemerkt in seiner Reuterbiographie, Reu ters Beknuntschaft mit Hinstorff stamme aus der Zeit, du Reuter auf dem Gymnasium in Parchim seinen Studien oblag und im Hinstorffschen Sortiment seinen Bedarf an Schulbüchern zu decken pflegte. Das kann aber kaum stimmen. Denn im September 1831, als Hinstorff sein Geschäft eröffnele, ging Reuter schon nach Rostock auf die Universität. Wohl aber ist Reuter, bevor er mit Hinstorff in dauernde Verbindung trat, schon einmal Mitarbeiter au einem der ersten Hinstorffschen Kalenderunternehmungen ge wesen. In dem Jahrbuch für alle Stünde, »Mecklenburg« be titelt, 1846 und 47, erschien (allerdings anonym) die köstliche Satire Reuters »Der Gräfliche Geburtstag«. Als Verleger die ses Jahrbuchs, von dem 5 Jahrgänge erschienen, ist bei den Jahrgängen 1846 und 47 die Firma Hoffman» L Campe in Hamburg genannt. Diese Notiz findet sich auch bei Wilbraudt. Hinstorff aber war der Unternehmer. Der strengen Mecklenbur gischen Zensur wegen borgte er sich für mehrere Jahrgänge die ses Unternehmens, auch für ein paar politische Broschüren jener Zeit, natürlich mit deren Einwilligung, Hamburger und Lübecker Firmen aus. Durch diese seine Mitarbeiterschaft dürste das erste nähere Bckanutwerden Reuters mit Hinstorff vermittelt worden sein. Weiter genährt wurde es zweifellos durch die fleißige Ver wendung, die Hinstorff in seinem Sortiment den im Selbstverlag des Dichters erschienenen ersten Bänden, den »Läuschcu un Ni- mels«, der »Reist nah Billigen« und den Polterabendscherzen, zu teil werden ließ. Aus einem Brief Reuters an Hinstorff vom lv. April 1858 geht hervor, daß die Beziehungen zwischen bei- de» bereits freundschaftlicher Art waren, wenngleich sie sich noch nicht zu dem vertraulichen »Du« verdichtet hatten. In diesem Schreiben teilt Reuter seinem künftigen Verleger mit, daß er die »Reist nah Belligen« und »Julklapp« an Dietze in Anklam verkauft habe, und fragt zugleich aus diesem Anlaß an: »Können w i r denn nicht einmal ein Geschäft miteinander machen?« — Er bietet die »Drei Langhänse« an, berichtet über ihre Aufführung in Berlin, Hamburg und Schwerin und macht gleich einen Anschlag über Kosten und Ertrag. Er meint, es müsse »eine Piece zu 15 sgr. werden. Wenn Sie dann 1060 Stück abzögen, so würden's 500 rß; davon für den Buchhandel, fer ner die Druckkosten abgezogen, und was dann übrig bleibt, würde unter uns ehrlich geteilt. Mein Part müßte, ich aber gleich haben.« — Dieser Brief ist als der Anfang der von Reuter gesuchten und nngcbahnten Verbindung mit Hinstorff als dem Verleger seiner Bücher zu betrachten. Ein andrer Brief Reuters aus demselben Jahre behandelt bereits den Rückkauf der »Reist nah Belligen« aus dem Dietzeschen Verlag, den sich Reu ter in seinem Vertrage mit diesem Vorbehalten hatte, doch scheint es zu einem Abschluß mit Hinstorff über dieses Werk damals noch nicht gekommen zu sein. Denn die zweite Auflage erschien noch bei Dietze. Ein Teil derselben trug aber auf dem Titelblatt die Bezeichnung »Dritte« Auflage, ohne Jahreszahl. Und daraus ist zu entnehmen, daß Dietze hier einem Vorschläge Reuters gefolgt war, der in dem erwähnten Brief an Hinstorff es schon als zweckmäßig zur Erwägung stellte, von den aufzulegenden, d. h. zu druckenden 1500 Exemplaren 750 als vierte und 750 als fünfte Auflage zu bezeichnen. Hinstorff hat ein solches Verfahren nicht gutgeheißen und es nur einmal, zweifellos auf Verlangen Reu ters, angewendet, nämlich als zum erstenmal, 1859, der 1. Band der »Läuschen un Rimels« im Hinstorffschen Verlage erschien, nachdem Reuter im Selbstverläge schon drei Auslagen Vertrieben hatte. Damals wurden aus aufgelegten 1500 Exemplaren zwei Auflagen gemacht, die vierte und die fünfte. — Fortan aber nahm Hinstorff solche Teilungen nicht wieder vor. Die von ihm ge druckte Anzahl eines Bandes bedeutete auch die Auflage. Als im Jahre 1863 der nächste Neudruck der »Reist nah Belli gen«, 2000 Exemplare stark, im Hinstorffschen Verlage erschien, trug er nochmals die Bezeichnung »Zweite Auslage«. Um ein Wesentliches aber unterschied sie sich von den früheren: Sie war «vom Verfasser sprachlich und orthographisch umgearbeitet. Der erwähnte, leider nicht ganz erhaltene Brief Reuters aus dem Jahre 1858 ist ein interessanter Beleg dafür, daß Reuter schon damals seine bisherige Schreibart als ein Hindernis für die weitere Verbreitung seiner Bücher erkannt hatte. Er schreibt in bezug auf die neue Auflage der »Reist nah Belligen«: »bleue Gedichte werde ich zu dieser Auflage nicht machen, aber ich werde, schon in meinem eigenen Interesse, etwas tun, was mir dreimal mehr Arbeit macht: ich werde nämlich das ganze Ding von einem Ende bis zum andern in sprachlicher und orthographischer Hinsicht durcharbeiten, werde das spcci- fisch mecklenburgische Idiom so viel als irgend möglich ist, beseitigen und dadurch den . viel bedeutenderen Gewinn er zielen, daß das Buch dadurch den andern plattdeutschen Dia lekten zugänglicher wird.« Die in diesen Worten ausgesprochene Absicht hat Reuter denn auch, und zwar noch vor der »Reist nah Belligen«, in den »Läuschen un Rimels« durchgeführt, die im Herbst 1859 aus seinem Selbstverlag in den Hinstorffschen übergingen. Aus der im Juli 1859 geschriebenen Vorrede zu der 4. Auflage des 1. Ban des geht dies unzweifelhaft hervor. — Es ist bekannt, daß Reu ter auch später an seiner Schreibweise noch viel geändert und gefeilt hat. Zu einer durch alle seine Werke gehenden, in jeder Einzelheit einheitlichen Schreibweise ist er jedoch nicht gelaugt, obgleich er nicht nur jedes neue Werk, sondern auch Wohl jede neue Auflage gewissenhaft selbst korrigierte. Dies im einzel nen zu verfolgen, ist mir allerdings nicht möglich gewesen. Die Unterlagen dafür sind nicht mehr vorhanden. Es geht aber aus manchen Stellen in den vorhandenen Briefen Reuters hervor. Es ist Reuter ja von mehreren Seiten der Vorwurf gemacht wor den, daß sein Platt nicht echt sei. Man hat es ihm verdacht, daß er in seiner Orthographie, wie auch manchmal in seinem sprach lichen Ausdruck, bestrebt gewesen ist, sein Platt dem Hochdeutschen näherzubringen. Aber, meine Herren, ich glaube, er hat recht daran getan. Hätte er diese Konzessionen nicht gemacht, seine Werke würden nicht eine so ungeheure Verbreitung gefunden haben. Denn darüber dürfen wir alle, die wir die plattdeutsche Sprache lieben und sie erhalten, wenigstens aber von ihr retten möchten, was noch irgend möglich ist, uns keiner Täuschung hin geben: Derjenige Teil unseres Volkes, der noch plattdeutsch spricht, d. h. dessen tägliche Lebens- und Umgangssprache Platt deutsch ist, kannzumgrößtenTeilnichtplattdeutsch lesen. Eine hübsche Bestätigung dieses Erfahrungssatzes er lebte ich, als ich einmal einem Mecklenburger Großbauern (»Erbpächter«), einem intelligenten Mann, der sich gerade Lie- bigs »Chemische Briefe« gekauft hatte, dessen tägliche Umgangs sprache aber das Plattdeutsche war, empfahl, Reuter zu lesen. Natürlich kannte er Reuter, er hatte noch vor kurzem den Vor trag eines Reuter-Rezitators mitangehört und sich darüber könig lich amüsiert. Aber lesen? Das war etwas anderes. »Fritz Reuter läsen?« kam es zögemd aus seinem Munde, »Nee. — Plattdütfch läsen, dat is uns tau Umständ lich. Dat hewwen wi in Schaul »ich lihrt.« — Voll gewürdigt nach seinem Wert wird also das Plattdeutsche im großen und ganzen nur von den hochdeutsch Sprechenden, und zwar von denjenigen, die über die dazu erforderliche sprach liche und auch Wohl literarische Schulung verfügen. Und daß man im allgemeinen in bezug auf das gegenseitige Verständnis der zahlreichen plattdeutschen Dialekte mit all ihren Spielarten auch heute noch nicht viel weiter ist, als wie Reuter es 1859 in seiner Vorrede zu den Läuschen un Rimels darstellt, ist Wohl auch zuzugeben, obgleich man mit hoher Anerkennung die Be mühungen der Sprachgelehrten verfolgt, die seit Jahren unser heutiges Platt systematisch und wissenschaftlich aus seiner Her kunft heraus zu ergründen und zu gestalten bemüht sind. Ist ja auch der Verein, vor dem zu sprechen ich die Ehre habe, ein hocherfreuliches Zeichen dafür, daß auch über die Kreise der Fachgelehrten hinaus das Plattdeutsch eine liebevolle Pflege findet. Der größte Teil der hochdeutschen Freunde des Platt deutschen aber war sicher damit einverstanden, daß Reuter ihm das Verständnis seiner so eigenartig das Herz ergreifenden Dich tungen so weit erleichterte, als es möglich war, ohne den Boden, 15
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