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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1914-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ./)/ 3, 5. Januar 19it und Materialwaren-Klein-Verttiebs nicht finden, und sein Lehr-1 Herr war es deshalb zufrieden, daß zu Michaelis des Jahres der Lehrkontrakt wieder aufgehoben wurde. Was nun? Es gelang Hinstorff, in der damals just eröffneten Buchhandlung von Schmidt und von Cossel eine Anstellung zu finden, dem Namen nach als Lehrling, tatsächlich aber war Wohl seine Be schäftigung zunächst kaum von der eines Laufburschen zu unter scheiden. Aber Carl Hinstorff hielt Augen und Ohren offen. Er ließ sich nichts entgehen, suchte nebenbei durch Privatunterricht, den er für einen Groschen die Stunde bei einem Küster und bei einem alten Fräulein fand, die Lücken seines Wissens auszu füllen, und arbeitete sich mit so viel Geschick in die Geschäfte des Buchvertriebs ein, daß er bald das kundige Faktotum des Geschäftes wurde. Ihm kam bei seiner schnellen Entwicklung der Umstand zu Hilfe, daß die beiden Inhaber der Buchhand lung ihm wenig direkte Unterweisung zu geben vermochten und ihm deshalb Freiheit ließen, sich selbst viel schneller in alle vor kommenden Geschäfte hineinzusinden. Der eine der Prinzipale war vorher Postbeamter gewesen, verstand vom Buchhandel nicht viel, konnte aber geschickt Listen anlegen und führen und ver mochte auf seine Weise der Buchhaltung einen einigermaßen festen Rahmen zu geben. Der zweite Prinzipal war dagegen ein großer Jäger vor dem Herrn und viel mehr draußen in den Wismarschen Feldern als im Geschäfte. Als später ein Gehilfe engagiert wurde, mußte dieser von dem Lehrling lernen, und als einige Jahre vergangen, war Hinstorff sozusagen die Seele des Geschäfts geworden. In seinem für den Buchhandel erforder lichen Wissen war er Autodidakt geblieben, und die Technik hatte er sich im Verkehr mit vielen anderen gut geleiteten Buchhand lungen mit großem Fleiß und Geschick angeeignet. Nach fünf jähriger Tätigkeit in der Schmidt und von Cosselschen Buchhand lung reiste in Hinstorff der Gedanke, sich selbständig zu machen. Das war ein Entschluß, leicht gefaßt, aber sehr schwer auszu- führen. Denn über Vermögen verfügte er nicht, und seine Ju gendlichkeit, — er zählte erst 20 Jahre, — war sicher ein Be denken gegen seinen Plan. Wenigstens in den Bestimmungen des hohen Rats der Stadt Parchim, auf die Hinstorff sein Ziel gerichtet hatte. In der Wahl gerade dieser Stadt kennzeichnete sich schon des jungen Hinstorff sicherer geschäftlicher Blick. In Parchim befand sich eines des fünf Gymnasien des Landes — Realschulen und Realgymnasien gab es damals in Mecklenburg noch nicht —, und in Parchim war der Sitz des höchsten Gerichts hofes des Landes, des Mecklenburgischen Oberappellationsge richtes. Eine Buchhandlung aber gab es in Parchim noch nicht, und so durste der junge unternehmungslustige Buchhändler hof fen, gerade hier einen günstigen Boden für seine Tätigkeit zu finden. Aber seine Jugendlichkeit! — Nach Parchimschem Stadt gesetz erforderte die Gründung eines Geschäftes im Weichbilde der Stadt die vorherige Erwerbung des Bürgerrechts. Dieses aber setzte ein Mindestalter von 25 Jahren voraus, das damalige Alter der Volljährigkeit, oder, in besonderen Fällen, einen gesetz- lich gültigen Nachweis der anderweitig erlangten oder verliehe nen Volljährigkeit. Die Schwierigkeit, die sich hier von vorn herein dem jungen Geschäftsmann in den Weg legte, erschien un überwindlich. Aber der zähe, feste Wille des jungen Hinstorff wußte einen anderen Weg, sein Ziel zu erreichen. Wenigstens wollte er ihn versuchen. Er ging nach Schwerin und erbat bei dem Grotzherzog Friedrich Franz I. Audienz, die ihm gnädigst ge währt wurde, denn Friedrich Franz I. war ein sehr leutseliger Herr, der für jeden seiner Untertanen zu sprechen war. Hinstorff klagte ihm sein Leid, daß der Magistrat der Stadt Parchim nicht zugeben wolle, daß er dort eine Buchhandlung begründe. Der Großherzog, der zweifellos an dem zuversichtlichen Auftreten des jungen Mannes Gefallen fand, fragte nach dem Grund, und da gab Hinstorff ihm die Anwort: »Nicht weil ich ihnen zu dumm bin, Königliche Hoheit, sondern weil ich ihnen zu jung bin.« — Der alte Grotzherzog nahm diesen Bescheid wohlwollend auf und meinte : »Nun, mit der Dummheit Hab' ich es ja, weiß Gott, oft genug versucht, so will ich es denn einmal mit der Ju gend versuchen.« — Und so erhielt Hinstorff seine Volljährig keitserklärung, und nun konnte ihm die Stadt Parchim das Bürger recht nicht mehr vorenthalten. Aber da drohte eine neue Schwie- l4 rigkeit. Bei Begründung eines Geschäfts in Parchim war der Nachweis eines gewissen Vermögens erforderlich. Dieses mußte groß genug sein, um dem Magistrat die Überzeugung zu geben, daß der neu etablierte Geschäftsmann mindestens ein Jahr lang von seinem Vermögen leben könne, auch wenn er mit seinem Ge schäft nichts verdiente. Aber auch dieses Hindernis wurde be siegt. Durch eine Hypothek von ein Paar hundert Talern auf das Häuschen und den Acker des Vaters in Bruel wurde der Ver- mögcnsnachweis erbracht, und der junge Hinstorff, ausgerüstet mit ganz geringen Barmitteln, eröffnete am 2. September >83l sein Geschäft. Mit diesem aber war er tatsächlich einem Bedürfnis der Einwohnerschaft entgegengekommen. Seine Voraussicht bewährte sich, und langsam, aber sicher entwickelte sich sein Unternehmen. Zunächst legte Hinstorff das Hauptgewicht auf den Sortimentsbe trieb. Aber schon im Jahre 1832 begann er mit der Gründung eines »Kirchen- und Schulblattes für Mecklenburg« die ersten Versuche einer verlegerischen Tätigkeit. Es würde mich heute viel zu weit führen, wollte ich Ihnen, m. H., an der Hand des umfangreichen Verlagskatalogs der Firma Hinstorff berichten, wie nach und nach das Geschäft unter der rastlosen Tätigkeit seines Inhabers und Leiters sich entwickelte, und wie es zu der Zeit, da Reuter eintrat in die Reihe der Auto ren des Hinstorfffchen Verlags, schon zu ansehnlicher Blüte und Bedeutung emporgewachsen war und unbestritten als das erste und größte Verlagsgeschäft des Landes galt. — Ich beschränke mich deshalb auf folgende kurze Mitteilungen. Schon im Jahre 1835 eröffnete Hinstorff in der nahe Parchim gelegenen Sommer residenz Ludwigslust eine Zweigniederlassung und gründete eine Buchdruckerei, natürlich bescheidenen Umfangs. Als im Jahre 1848 Wismar eine Bahnverbindung mit Schwerin erhalten hatte und die Buchhandlung Schmidt und von Cossel daselbst offenbar ihrer Auflösung entgegenging, faßte Hinstorff den Entschluß, sein Geschäft nach Wismar zu verlegen, um dadurch einen größeren Wirkungskreis zu gewinnen. Seine Sortimentsbuchhandlung in Parchim samt Grundstück übernahm der Buchhändler Weh de« mann (die Firma blüht dort heute noch), und im Dezember 1849 zog Hinstorff in das in Wismar am Markt gelegene Haus ein, in dem fortan die Firma sich weiter kräftig entwickelte. Aus dem Hause, in dem unter dem Namen »Reuter-Haus« heute ein, wie es scheint, aufblühendes Restaurant betrieben wird, sind zuerst die Reuterschen Werke hinausgegangen in alle Welt, und in diesem seinem Hause schloß auch der alte Hinstorff am 10. August 1882 nach seinem so überaus tätigen und erfolgreichen Leben die Augen. Im Jahre 1863 hatte Hinstorff auch in Rostock ein Haus er worben und eine Buchdruckerei gegründet. Im Jahre 1867 er weiterte er seine Unternehmungen durch die Gründung einer dritten Buchdruckerei in einem zu diesem Zwecke erworbenen großen Hause hier in Wismar. An Stelle eines bisherigen kleinen, dreimal wöchentlich erscheinenden Lokalblättchens, das im Ein schlummern begriffen war, erschien in der neuen, vom Magistrat mit der Eigenschaft einer Ratsbuchdruckerei belehnten Hinstorff fchen Offizin fortan täglich das »Mecklenburger Tagesblatt«, das schon 1864 in Rostock als »Rostocker Tagesblatt« begründet war, von Wismar aus sich aber bald über einen großen Teil des Lan des verbreitete. Eine Reihe anderer fortlaufender Unternehmun gen, Zeitschriften, Tagesblätter, Kalender, Fachnotizbücher usw., die von Hinstorff gegründet wurden, erscheinen und blühen noch heute, und scheinen auf weite Zeiten hinaus gefestigt. — Ich möchte hier nur einen dieser Artikel nennen, weil ich voraussetzen darf, daß er vielleicht das Interesse des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung verdient. Da ist der seit 1864 zum größten Teil in plattdeutscher Sprache alljährlich erscheinende kleine Hin- storffsche Volkskalcnder, der sogenannte Voß un Haas-Kalender, der heute in etwa 100 000 Exemplaren in beiden Mecklenburg ver breitet und unablässig bemüht ist, in den weitesten Kreisen des Landes — denn dieser Kalender ist im Hause des vornehmen Bürgers ebenso sicher zu finden wie im Katen des Tagelöhners — unser Platt in Ansehen zu erhalten und insbesondere es durch eigens für diese berechnete Beiträge auch den Kindern vertraut zu machen. Mehr über die Verlagstätigkeit Hinstorffs zu erzählen, würde mich zu weit von dem eigentlichen Inhalt meines Vortrages ab-
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