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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1914
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. PH 2, 3. Januar 1914. sprechmigcn auch meiner aristokratisch-feudalen Balladen fast immer vorurteilslos gesunden, wenn auch natürlich die feierliche Verwah rung gegen meine Weltanschauung selten fehlte. Met» Weg als Dichter ist mir, wie allen anderen, geebnet von der liberalen Presse, und die konservative hinkt nun hinterher. EL hat keinen Zweck, hier zu vertuschen, denn wir wollen doch helfen und bessern, und man ist wirklich oft verzweifelt über diese Unfähigkeit und Ungeschicklichkeit unserer Leute! Wenn ich an die Geistigen in Deutschland hcran- kommen will, so muß ich zu den liberalen Blättern gehen.« Im übrigen ist diese konservative Schwäche, die Kunst in ihren Reihen zu ignorieren und damit unwillkürlich ins libe rale Fahrwasser zu treiben, nicht neu. Wer kennt nicht des alten Theodor Fontane wehmütiges Jubiläumsgedicht mit dem Refrain: »Kommen Sie, Cohn!« Auch ich habe vor wenigen Wochen bei einem Buch, das einen Aristokraten zum Verfasser hat und sich mit agrarischen Wirtschaftsfragen beschäf tigt, ein vollständiges Versagen der rechtsstehenden Presse kon statieren können und glaube mit meinen Erfahrungen nicht allein zu stehen. Vor dem Berliner Amtsgericht kam kürzlich eine Klage zum Austrag, die sich mit der Frage beschäftigte, ob ein Journalist unter Umständen als Gewerbetreibender anzusehen ist. Der Sachverhalt war kurz der folgende: Ein Journalist halte in einer Zeitung durch Annonce seine literarischen Dienste angeboren, dieses Inserat nicht bezahlt und als er — nach drei Jahren — auf Zahlung verklagt wurde, den Einwand der Verjährung nach 8 196, 1 BGB. erhoben. Dieser Paragraph macht bekanntlich die Ausnahme, daß die aufgezählten Ansprüche, wenn die Leistung für den Gewerbebetrieb des Schuldners erfolgt, dann erst nach vier Jahren verjähren. Das Amtsgericht hat der Ver jährung stattgegeben und damit dokumentiert, daß ein Journa list auch dann nicht Gewerbetreibender wird, wenn er sich durch eine Annonce zu dauernder gewinnbringender Arbeit erbietet. Sprachwissenschaftlich wird sich gegen dieses Urteil kaum etwas einwenden lassen, denn man wird nie den Ausdruck Gewerbe treibender auf diesen Berns anwenden, ob aber wirtschaftlich ein so starker Unterschied zwischen einem Kaufmann und einem regel mäßig gegen Bezahlung arbeitenden Journalisten ist, erscheint doch zweifelhaft. Schließlich könnte man noch geltend machen, daß jemand, der sich auf Verjährung beruft, zwar kein guter, aber sicherlich ein gerissener Kaufmann ist. Das wachsende Interesse für die Balkanländer hat schon vor längerer Zeit in der Begründung des Deutschen Balkan- Vereins Ausdruck gesunden, der sich in seiner jüngsten Sitzung mit einer Reihe geeigneter Maßnahmen zur Förderung des deut schen Exports nach dem Balkan beschäftigte. Eine besondere Be achtung verdiene vor allem die Propaganda in der Türkei und den Balkanstaaten. Die deutschen Exporteure sollten unverzüg lich dazu übergehen, ihre Kataloge in den einzelnen Landesspra- chen Herstellen zu lassen, anstatt in französischer Sprache, wie es seither üblich gewesen ist. Auch das Inserieren in den türkischen und Balkanzeitungen sei dringend zu empfehlen. Die Geschäfts stelle des Deutschen Balkanvereins ist gern bereit, geeignete Vor schläge zu machen, Inserate und Kataloge in die entsprechenden Sprachen zu übersetzen und den interessierenden Firmen in jeder Weise mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Hand in Hand mit der Insertion in den fremdsprachlichen Zeitungen müsse eine syste matische Bearbeitung des redakionellen Teiles dieser Blätter gehen. In dieser Richtung hat der Balkanverein bereits das Er forderliche veranlaßt. Von wesentlicher Bedeutung für die He bung des deutschen Exports sei die Förderung aller Bestrebungen, die auf die Ausbreitung der deutschen Sprache Hinzielen. (Er richtung von deutschen Schulen, Veranstaltung von unentgeltli chen Unterrichtskursen in den größeren Balkanstaaten usw.) Um die kaufmännischen und industriellen Kreise in der Türkei und den Balkanstaaten mehr als bisher mit den deutschen Erzeugnis- 10 sen und der Art ihrer Herstellung und ihres Betriebes vertraut zu machen, hat der Deutsche Balkanverein beschlossen, die erfor derlichen Schritte cinzuleiten, um die in Betracht kommenden Regierungen zu veranlassen, bei der Entsendung von Stipen diaten nach den ostpreußischen Ländern deutsche Bildungsan stalten und deutsche industrielle und kaufmännische Betriebe in größerem Umfange zu berücksichtigen, da erfahrungsgemäß die jenigen Ausländer, die in Deutschland ihre Ausbildung genos sen haben, auch in ihrem späteren Beruf deutsche Erzeugnisse be vorzugen. Zu diesem Zweck ist natürlich erforderlich, daß dem Balkanverein von seiten der deutschen Industrie- und Handelswelt eine genügende Anzahl geeigneter Ausbildungsgelegenheiten nachgewiesen werden. Zum Zweck der Anknüpfung persönlicher Beziehungen mit den Abnehmern auf dem Balkan beabsichtigt der Balkanverein, im Frühjahr nächsten Jahres eine gemeinschaftliche Studienreise nach der Türkei und den Balkanländern zu veran stalten. Obigen Auszug entnehme ich einem Bericht des »Berliner Tagebl.«; ob für den Verlagsbuchhändler derartig großzügige (und teure) Reklame lohnend ist? Ein Versuch wäre jedenfalls sehr interessant. Ich glaube allerdings, daß speziell auf diesem Gebiet Österreich-Ungarn dem Deutschen Reich nicht viel übrig gelassen hat. Zwei Berliner Ausführungen dürfen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, weil sie Bearbeitungen erfolgreicher, in Berlin erschienener Romane darstellen. Gerhart Hauptmanns Atlantis erschien im Film, über dessen realistische Aufnahmen — es war extra ein großer Ozeandampfer gechartert — schon vorher mancherlei in der Zeitung zu lesen war, und Georg Hermannhat seinen feinsinnigen Roman JettchenGebert zu einem Lustspiel verarbeitet. Die Kritik konstatiert in beiden Fällen — neuerdings sind nämlich bei uns auch Films kritik fähig —, daß die seelisch besten Partien beider Bücher bei dieser Transfiguration größtenteils verlorengegangen sind. Immer hin stellen diese Aufführungen eine starke Gratisreklame für den Buchhandel dar, und es wäre interessant, zu erfahren, ob sich der Absatz beider Bücher entsprechend gehoben hat. Victor Blüthgen, ein Dichter, der nie lauten Tages ruhm genossen, aber sich in mancher deutschen Familie mit seiner gemütvollen Dichtung Heimatrechte erworben hat, feiert am 4. Januar seinen 70. Geburtstag. Eine Reihe festlicher Veran staltungen werden ihm zu Ehren in den nächsten Tagen statt finden. Die Literarische Vereinigung des Berliner Lehrervereins hat auch in diesem Jahr ein Verzeichnis empfehlenswerter Jugendschriften zusammengestellt, das in einer Auflage von 110 000 Exemplaren kurz vor Weihnachten in allen Berliner Gemeindeschulen zur Verteilung gelangt ist. Als Bezugsquellen gelten die Buchhandlungen. Das Albrecht Dürer-Haus brachte eine Zusammenstellung sämtlicher empfohlenen Bücher bei freiem Eintritt zur Ausstellung. DerKaiser hat dem bekannten Ethnologen Leo Frobenius zur Fortsetzung seiner innerafrikanischen Forschungen aus dem kaiserlichen Dispositionsfonds eine Summe von 25 000 bewil ligt. Frobenius hat sich durch seine Forschungsreisen bekannt gemacht, die er in einer Anzahl amüsant geschriebener Reisewerke schildert. Wertvoll sind seine Sammelwerke von Negererzählun gen : »Der schwarze Dekameron« und »Schwarze Seelen«. Die Berliner Handelskammer hat folgendes Gutachten ab gegeben: »Im Berliner Druckereigewerbe besteht kein Handels gebrauch, nach dem bei Lieferung von Drucksachen ein Skonto von 57° vom Betrage der Rechnung gekürzt werden kann, falls Bezahlung binnen drei bis fünf Tagen nach derLieferung erfolgt.« Franz Leder mann.
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