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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1872
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1872
- Sprache
- Deutsch
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163, 4. Mai. Nichtamtlicher Thcil. 1691 Bestrebungen der Zeit, um, nach Kräften, auch an ihrer Verwirk lichung mit zu arbeiten; nirgends mit einem Worte einseitige, will kürliche Abgeschlossenheit, sondern überall das Gefühl, das Bewußt sein, im großen Getriebe der Zeit auch ein Rad zu bilden, und zwar nicht eines im mechanischen Sinne, sondern eine menschliche Trieb kraft, die dasTercnzische „bowo «um, et nil bumuui s. ms alisnnm xuto" zum Wahlspruch genommen hat. Daß eine so bedeutende Persönlichkeit, wie die von F. A. Brockhaus nach allen Seilen hin war, als Charakter, als Staats bürger, als Culturmensch, als Berufsmaun, es schon längst verdient hätrc, durch eine eigene Biographie dem Andenken der Nachkommen aufbewahrt, wie der Erinnerung der jetzt schon seltenen Mitlcbendcn ucubelebt wieder vorgeführt zu werden, ist eine literar-historische Berechtigung, die mit ebensoviel Leichtigkeit und Begründung aus- znsprcchen, wie mit Schwierigkeit in Ausführung zu bringen war, La, besonders in Folge des frühzeitigen Todes des Vereweigtcn, eine Menge Umstände zusammentrafen, die ein solches Unterneh men, wenn cs seines Gegenstandes würdig sein sollte, früher ganz unmöglich, später aber höchst schwierig, umständlich und demnächst langwierig machen mußten. Mit um so lebhafterem Danke ist die Erfüllung dieses Wunsches aufzunehmen, die demselben gerade jetzt zur passendsten Zeit, zur Feier des hundertjährigen Geburtstages vou F. A. Brockhaus zu Theil ward; mit doppeltem Danke, weil sie auf eine der schwierigen Aufgabe so in jeder Hinsicht würdige Weise gelöst ward, einfach und doch lebendig, gründlich und doch geistvoll, warm und doch wahrhaftig. Wir meinen den eben erschienenen ersten Theil von „Friedrich Arnold Brockhaus. Sein Leben und Wirken nach Briefen und anderen Aufzeichnungen geschildert von seinem Enkel Heinrich Eduard Brockhaus. Mit einem Bildniß nach Vogel v. Vogelstein" (Leipzig 1872, Brockhaus). Wenn man sagen kann, daß durch die vou El. Th. Perthes gelieferte Biographie seines Vaters der eine Eckstein zu einer pragmatischen Geschichte des deutschen Buchhandels gelegt worden, so kann man mit Fug auch behaupten, daß diese Geschichte des Lebens von F. A. Brockhaus den entsprechenden andern Eckstein liefere, und daß cs nun nur noch gleich befriedigender Biographien von Eotta und Reimer bedürfe, um den noch übrigen zwei Ecksteinen gerecht zu werden. Aber nicht nur für den Buchhandel und den Buchhändler ist dieseBiographicF. A. Brockhaus'— ganz ähnlich darin derPerthes'- schen — von höchstem Interesse, sondern überhaupt für Jeden, dem die Culturentwickelung des deutschen Volkes, der nationclle Auf schwung« desselben, durch all die Phasen, die derselbe durchgemacht, und all die Schwankungen, die sich daran geknüpft, am Herzen liegt; Len» Brockhaus war nicht bloß ein schöpferischer Industrieller, ein neue Bahnen cinschlagender genialer Buchhändler, sondern auch ein nationcller, politischer Charakter, ein Patriot im besten Sinne des Wortes, der seine Schaffenskraft auch auf den Gebieten desStaats- uud nationellen Lebens zu belhätigen bestrebt war. Es ist dies eine Seite imLeben dieses Mannes, welche, wie bei Perthes, nicht nur dessen Bedeutung für die Mitwelt und die Berufsgenossen, sondern auch für die Nachwelt und das gesammte geistige Leben der Nation iuvolvirt. Sie so recht thatsächlich zur Anschauung gebracht und so den Mit lebenden nicht bloß, sondern auch den folgenden Generationen das Bild eines Mannes vorgeführt zu haben, der, indem er in seinem speciellen Beruf unmittelbar schöpferisch und gestaltend wirkte, zu gleich auch über seine Kreise hinaus seinem schaffenden Geiste eine mittelbare Wirksamkeit zu eröffnen wußte, eines Mannes, von dem es mit Recht ebenfalls heißen konnte: „Nimm ihn alles in allem — er war ein Mann" — dies Bild schmucklos, aber treu, farbenreich, aber ungeschminkt uns vorgeführt zu haben, wird das unbestrittene Verdienst dieser Biographie bleiben, in welcher der Enkel nicht nur seinem Ahnherrn ein würdiges Denkmal gesetzt, sondern zugleich ganz unwillkürlich dem Geiste, wie er von dem Gründer des Hauses Brockhaus auf dasselbe übergegangen und als charakteristische Eigen schaft ,,psr vurios eusuo, psr tot tiiseriminn rsrum" hindurch von demselben festgchaltcn worden ist, den reinsten und darum wohl- thuendsten Ausdruck zu geben gewußt hat. Wir halten es daher für angezeigt, und insbesondere ganz dem Zwecke dieser Blätter entsprechend, auf Grund dieses Werkes von Or. E. Brockhaus und einer andern bei Gelegenheit des hundert jährigen Jubiläums des Geburtstages von F. A. Brockhaus erschie nenen Veröffentlichung dieses Handelshauses einen Ucberblick des Lebens und Wirkens des Gründers vorzuführcn, den Zeitgenossen zur wohlthuenden Erinnerung, und den Spätcrgeborenen zum er frischenden Antrieb. Ehe wir darauf des Nähern eingchcn, müssen wir noch mit wenigen Worten des von Or. E. Brockhaus vorangeschickten „Vor wortes" gedenken, in welchem derselbe erklärt, aus welchen Gründen und Umständen erst jetzt, fast fünfzig Jahre nach dem Ableben des zu Schildernden, es möglich geworden sei, eine Biographie desselben zu liefern; in welchem er ferner seine persönliche Stellung zu dem Unternehmen sowie den Zweck des letzter» auseinandersetzt, die Methode, sowie den Geist und die Gesinnung, die ihn bei der Arbeit geleitet, darlcgt und schließlich die baldige Vollendung des ganzen Werkes durch einen zweiten Theil — da bis zum säcularen Geburts- tagsjubiläum nur der erste, das Leben und Wirken F. A- Brockhaus' bis zu dessen definitiver Uebcrsiedelung nach Leipzig umfassende Theil beendigt werden konnte — in Aussicht stellt. Wenn wir den sich durch das ganze Werk ziehenden Geist, in dem sich Wahrheitsliebe mit Pietät, anspruchslose Schlichtheit mit gediegener Bildung, Prunklosigkeit mit der Kunst der Darstellung, richtiges Urtheil mit maßvoller Form aufs harmonischste paaren, in der Vorrede in ausdrucksvoller Weise specifisch hervortrctcnd finden, so ist dies ganz natürlich und um so erfreulicher, da es die beste und für den Verfasser ehrenvollste onptntio douevolsutiss des Lesers ist. Wir können dabei dem Verfasser versichern, daß die Bitte, seine Schilderung „als bloßen Versuch einer Biographie anzusehen, und, wenn sie selbst geringe Erwartungen nicht befriedigen sollte, dies wenigstens zum Theil Umständen, die außer dem Verfasser liegen, zuzuschreibcn", ganz überflüssig war. Und wenn der Verfasser ferner gewissermaßen zur Entschuldigung anführt: „Ich bin nicht berufs mäßiger Schriftsteller, sondern praktischer Geschäftsmann; außer der selbst bei vollständiger Befähigung erforderlichen Uebung fehlte mir aber auch die zu einer bessern Lösung der Aufgabe nöthige Zeit", so wird der Leser der Biographie ihm nur die Begründung der letztern Erception zugestehen können. Ebenso wenig können wir mit dem Verfasser in dem Zweifel übereinstimmen, den er zwischen den Zeilen da ausspricht, wo er die von ihm befolgte historische Methode auseinandersctzt. Wir halten vielmehr dieselbe für die zur Zeit einzig praktische und darum auch wissenschaftlich richtige. Zu einer historisch-künstlerischen Verarbeitung des Stoffes ist es jetzt entweder zu spät oder zu früh. Eine solche hätte entweder bald nach dem Tode des verewigten F. A. Brockhaus, als der persön liche Eindruck desselben noch frisch in den Gemüthern seinerFreunde und Mitwirkenden lebte, erscheinen müssen, oder müßte in einer noch fernern Zeit als der jetzigen rein vom Staudpunkle der Literatur geschichte aus geschrieben werden; im erstern Falle — der eben, wie vr. E. Brockhaus uachweist, aus äußern Gründen und Umständen ganz unmöglich war — würde eine, wenn auch möglicherweise höchst lebendige, farbenvolle, allemal aber höchst subjeetiveDarstellung, im letzter» aber eine rein historisch abgeschlossene, ganz objective, darum aber auch in diesem Falle, wo es sich nicht um ein plastisch sich dar stellendes oder dramatisch bewegtes Leben handelt, für die große 226*
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