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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1872
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1872
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- Deutsch
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höchstens die Bogenzahl und den Stückpreis der erschienenen Bücher und Broschüren erkennen. Weder für die buchhändlerische Gesammt- production, noch für das in einzelnen Disciplinen Geleistete gibt daher die solchergestalt zubereitete Statistik einen zutreffenden Maß stab, sie hat nur einen Curiosttätenwerth, gestattet aber keine weit gehenden Schlußfolgerungen; es sind eben beispielsweise ein Werk des Meisters Ranke und irgend eine von den zahllosen „Geschichten des Krieges deutscher Nation wider den Erbfeind", oder eine Schrift Virchow's und ein „Rathgeber bei Schwäche- und anderen medi- cinischen Zuständen" so vollständig incommensurable Größen, daß sie nichts miteinander gemein haben, als Papier und Drucker schwärze und die gleiche Rubrik im Hinrichs'schen Katalog In der Thal, wer das höhere Streben, das immerhin nicht gering an- zuschlagcnde ideale Element in unserem deutschen Bücherverlag er kennen und abwägen will, der wird jene Zahlen unbeachtet lassen; dagegen haben sie allerdings einiges Interesse, wenn man lediglich die Specnlationslust der Verleger ins Auge faßt. Aus den regelmäßig jährlich auch in die Zeitungen übergehenden Notizen ist bekannt, daß die Zahl der Neuigkeiten auf dem Büchermärkte in den letzten Jahren sich zwischen 10- und 12,000 Nummern bewegt hat; daß die Zahl der Publicationen im letzten Jahresquartal (Weih nachtsmarkt) größer ist, als im Sommer u. s. w. Die Centralisation des deutschen Buchhandels in Leipzig er möglicht indessen noch eine Reihe von Beobachtungen ganz anderer Art, welche sich auf den literarischen Konsum beziehen. Bekannt lich nimmt nicht nur die weitaus größte Masse buchhändlerischer Bestellungen, Korrespondenzen rc. ihren Weg über Leipzig, sondern es fließen hier auch die Büchersendungen selbst und ebenso die dafür geleisteten Zahlungen zusammen. Zum Beispiel: Jemand in Wien bestellt in einer dortigen Sortimentsbuchhandlung ein Buch, das etwa bei Justus Perthes in Gotha erschienen ist; der Wiener Sor timenter schreibt sofort einen Vcrlangzcttel an die Gothaer Hand lung aus, sendet diesen Zettel aber an seinen Commissionär nach Leipzig, der ihn mit hundert anderen Zetteln an die Leipziger Bestellanstalt abliefert; von hier geht er an den Leipziger Com missionär der Handlung I. Perthes, und dieser erst befördert ihn nach Gotha. Der Geschäftsgang ist in allen diesen Instanzen ein so wohlgeordneter, daß der Verlangzettel den Weg von Wien nach Gotha in drei, höchstens in vier Tagen zurücklegt. In Gotha wird das verlangte Buch sofort verpackt, geht mit der nächsten größeren Sendung nach Leipzig, wandert hier zum Commissionär der Wiener Sortimentshandlung und kömmt nach abermals drei bis fünf Tagen in Wien an. Wurde das Buch gegen baar bestellt, so liefert der Perthes'sche Commissionär an denjenigen der Wiener Handlung das Buch nur gegen Erlegung des Betrags aus; wurde „in Rechnung" bestellt, so erfolgt die Abwickelung in der Regel bei der nächsten Leipziger Ostermesse durch Vermittelung oder doch unter Mitwissen schaft der beiderseitigen Commissionäre. Diese ganze Organisation ist hauptsächlich groß geworden un ter dem Drucke der Verkehrsbeschwerlichkeiten vergangener Zeiten, namentlich durch den theurcn Preis der Brief- und Packetversendun- gen auf der Post. Um ein Buch zum Preise von 1 Thlr. direct von Gotha nach Wien oder umgekehrt zu bekommen, hätte man 3 Sgr. für das Bestellschreiben und doppelt soviel für die Sen dung selbst zahlen müssen, wahrend auf dem beschriebenen Weg über Leipzig alles in allem überhaupt nur 1 oder 2 Groschen kostete. Jetzt werden buchhändlerischeBcstellungen schon für wenige Pfennige direct von der Post befördert, das thcure Packetporto besteht aber noch fort und treibt die buchhändlerischen Sendungen, namentlich zwischen weit entfernten Orten, noch immer in Leipzig zusammen. Aber selbst wenn auf dem Wege der Erleichterung für Versendung vonDrucksachen mittelst der Post noch weiter fortgeschritten wird, wird die Leipziger Organisation kaum entbehrt werden können, sei cs auch vorwiegend nur zur Vermittelung der Abrechnungen und Zahlungen. Zur Zeit dürften durch die Hände der Leipziger Commissionäre im mer noch drei Viertheile oder mindestens zwei Drittheile des ge summten buchhändlerischen Verkehrs gehen, trotzdem ein bedeutender Theil des süddeutschen und oesterrcichischen buchhändlerischen Geschäf tes in Stuttgart resp. Wien concentrirt ist. Die freiwilligen statistischen Angaben und Schätzungen der Leipziger Commissionäre sind daher wohl dazu angcthan, ein wenn auch nur ungefähres Bild von dem deutschen Bücherconsum zu ge ben. Aus den Jahresberichten der Leipziger Handelskammer (deren letzter pro 1869/70 erst dieser Tage ausgegeben wurde) geht denn zunächst hervor, daß im Jahre 1865 124,900 Centncr Bücher, Zeitschriften rc. von Leipzig aus versandt wurden, im Jahre 1666 116,900 Centner, 1867 129,300 Centner, 1868 138,200 Centner, 1869 148,909 Centner, 1870 135,500 Centner. Interessant ist es zu sehen, wie der Kriegsausbruch in den Jahren 1866 und 1870 auf den Verkehr einwirkte, wie aber der buchhändlerische Consum doch bald wieder, selbst bei fortdauerndem Kriege, die frühere Höhe erreichte. Es betrugen nämlich die Sendungen quartalweise (in Centnern): 1. Quartal 2. Quartal 3-Quartal 4. Quartal 1865 24,600 31,700 29,300 39,300 1866 29,400 28,700 21,900 36,900 1869 31,970 35,700 34,790 46,440 1870 31,660 36,980 22,300 44,360 Der Einfluß der Weihnachtszeit prägt sich auch in den Zahlen der Fricdensjahre 1865 und 1869 sehr deutlich aus, im Allgemei nen aber läßt sich aus diesen Gewichtsangaben noch nicht viel erken nen. Viel wichtiger und interessanter sind die von den Commissio- närcn gemachten Angaben über die Lurch ihre Hände gegangenen Geldzahlungen. Die Leipziger Handelskammer sagt in ihrem neuesten Berichte selbst, daß die bezüglichen Angaben für frühere Zeiträume mit denen für die Jahre 1869/70 deshalb keinen Ver gleich aushalten, weil diesmal bessere Unterlagen vorhanden waren; wir beschränken uns daher auf die letzteren. Schon oben wurde an gedeutet, daß die Bezüge an Büchern rc. znm Theil gegen Daar- zahlung, zum Theil in Rechnung erfolgen; die Baarbezüge gehen jahraus jahrein fort, während die Abwickelung der Rechnungen meist zur Ostermessc für das Vorjahr erfolgt. Trotz der großen Erleich terungen, welche der Baarbczug nicht nur für die Verleger, sondern auch für die Sortimentshandlungen mit sich bringt, überwicgt noch immer der Bezug in Rechnung. Es wurden nämlich an den Oster messen 1870 und 1871 (einschließlich der wöchentlichen Börsen zahlungen) gezahlt die Saldi aus dem Rechnungsjahre 1869 mit 3,945,400 Thlr. ., ,. ., 1870 ., 3,722,900 ,. während die Ausgabe für Baarpacketc betrug (in Thalern): 1.Quartal 2.Quartal 3.Quartal 4.Quartal überhaupt: 1869 735,300 587.300 619,900 869,600 2,812,100 1870 824,400 662,700 493,000 830,300 2,810,400 Der gesammte Rechnungs- und Baarumsatz über Leipzig stellt sich hiernach im Jahre 1869 auf 6,757,500 Thlr. „ „ 1870 „ 6,533,300 „ Das wären also die Summen, die die Bücher-Producenten, d. h. die Verlagsbuchhändler eingenommen haben; rechnen wir dazu noch etwa 1 bis 1H Millionen Thlr, auf den directen Localvcrkehr in und außerhalb Leipzig (z. B. unter den Verlegern und Sorti mentsbuchhandlungen Berlins), so ergeben sich etwa 8 Millionen Thlr. für die literarische Production — abgesehen von dem politi- 151*
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