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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1925
- Strukturtyp
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- 1925-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1925
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- Deutsch
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11174 Börsenblatt s. b. Dtlchn. Buchhandel. Redaklioneüer Teil. OP 184, 18. Juli 1925. Nach Schluß der, Verhandlungen trafen sich die Teilnehmer zu einem Mittagessen ln dein schönen Sommergarten der Silber burg. Allerlei Überraschungen künstlerischer Art sorgten für Unterhaltung, sodaß bald eine behagliche Stimmung herrschte und der Tag harnionisch, wie er verlaufen war, ausklang. Ereignisse und Meinungen. Von vr. W. Junk. X: Fusionen im Buchhandel. (IX siehe Bbl. 1925, Nr. 103.) Wie ein roter Faden zieht sich durch die buchhändlerische Bewegung der letzten Jahrzehnte (wahrscheinlich auch schon durch die der früheren, die aber auch die Alteren unter uns nicht mehr niiterlebt haben) die Kette der Maßnahmen, die dem Sortiment wirtschaftlich helfen sollen. Wenn es auch augenblicklich den bei den anderen großen Zweigen des Buchhandels nicht gut geht, es muß billigerweise anerkannt werden, daß die finanzielle Lage des Ladenbuchhäkidlcrs (von der bekannten Scheinblüte während der Inflationszeit abgesehen) doch wohl immer die schlechteste war. Wie sie heute ist, das wird, wenn nicht durch eine Reihe anderer Erscheinungen, schon durch die ständige Zahl von Konkursen und Geschäftsaufsichten und vor allem durch die Listen bedenklicher Zahler, die der Verlegerverein herausgibt, bewiesen; die letzteren werden immer länger und enthalten immer häufiger Namen, die uian in ihnen nicht erwartet hätte. Wir haben die Krönersche Großtat niiterlebt, den Sieg über das Schleudcrcrtum. Dieser war nun wirklich ein energischer Schritt ans dem Wege der Besserung der sortimenterlichen Lage. Wer sich -der Zeit erinnern kann, in welcher dem Publikum bis zu 20^ eingeräumt worden sind, der kann ermessen, was erreicht wurde. Die erhebliche Erhöhung des Verlegerrabatts war ein weiterer Schritt. (Diese Rabaticrhöhung birgt allerdings die Gefahr in sich, daß in Zeiten wirtschaftlicher Bedrängthcit, denen das Sortiment, wie ich fürchte, cntgcgen- gcht, der Anreiz zum Schleudern wieder ein sehr großer sein wird; so wird mir erzählt, daß sich bereits Fälle ereignen sollen, wie sie uns ja noch aus -den neunziger Jahren in Erinnerung stehen, in welchen neue Bücher künstlich antiquarisch gemacht wor den sind, um unter dem Ladenpreis verkauft werden zu können.) Die jetzt notwendig gewordene starke Einschränkung des L eonckitiou- Berkchrs und die Verkürzung des Zahlungsziclcs überhaupt bilden wieder eine bedenkliche -Belastung des Ladenbuchhändlers, der nicht immer wie der Verleger in der Lage ist, Barzahlungen von seinen Kunden zu erzwingen. Ein recht gutes Mittel aber zur Verbesserung der Lage des Sortiments und eines, das inso fern beachtlich sein mag, weil es neu ist, ist der Werbeseldzug durch Borträge, Schaufenster usw. Ein Fernerstehender kann das Aus maß der Wirkung dieser Tätigkeit nicht beurteilen; doch wird man glauben dürfen, daß sie zufriedenstellend war. Es ist aber doch wohl trivial, zu sagen, daß ein Mittel, das mehr oder weniger allen Wettbewerbern zu Gebote steht, im Konkurrenzkampf an Kraft verlieren muß. Es ist bei der Eigenart des Buches, bei der Vornehmheit der Berufe, die sich ihm — wenn auch nur kaufmännisch — widmen, und bei den beschränkten Geldmitteln des Buchhändlers nicht durchzusühren, daß ein Einzelner, beson ders Witziger, Schlauer und Unverfrorener diese Reklame so über ragend ausnützen könnte, wie es ein Hühneraugen- oder Hosen- trägerfabrikant tun kann, der so also seine Konkurrenz auszu schalten in der Lage ist. Auch liegt es weiter im Wesen jeder Reklame, daß ihre Wirkung nicht dauernd ist, also schnell ver pufft und durch WiAierholung, wenn diese nicht immer wieder neu und originell ist, abgeschwächt wird. — Wenn es nun also dein Sortiment trotz aller Hilfe jetzt so schlecht geht — ich fürchte, allzuviel Finger -der zweiten Hand wird man nicht in Anspruch zu nehmen haben, um beispielsweise die Berliner Sortimente auf zuzählen, die der -Besitzer nicht lieber heute als morgen ohne Ge winn verkaufen möchte —, wenn alle die Besserungsmaßrcgeln, deren Durchführung teils der Einsicht des Verlages, teils der Energie der Gilde, teils eigener Initiative des Sortiments zu verdanken sind, eine Hebung nicht herbeiführen konnten, so muß die Unverbesscrlichkcit der Lage tiefer begründet sein. Und wir kennen den wahren Grund: Es gibt zuviel Sorti menter. Es wäre müssig, in einem Fachblatte auszusühren, wie stark gerade nach dem Kriege und nach dem Nicderbruch die Zahl der Laden-Buchhandlungen gestiegen ist; zum Teil durch Zufluß aus anderen Ständen, die bisher kaum Rekruicn sür diesen Stand geliefert haben. Immer noch herrscht die zum großen Teil un richtige Ansicht, daß es nicht nur ehrenvoll und etwa bis dahin be triebener akademischer Arbeit wesensverwandt ist, mit Büchern zu handeln, daß es auch amüsant, geldbringend und vor allem sehr leicht ist. Man denke: 40A Bruttogewinn! Bon den 25—30N Geschäftsspesen, von der — im Verhältnis zu anderen Ständen — geradezu lächerlichen Beschränktheit des Absatzes, von dein Risiko des fressenden Lagers — von alledem wollen die neuen Kandidaten nichts hören, das lehrt sie erst peinvollste Er sahrung. Mangelnde Geschästseinsicht aber heißt bald Gcschästs- aufsicht. Und es dauert ja nicht allzulange und von den 1000 Masten, mit ivelchen der Jüngling in den Ozean schiffte, wird einer nach dem andern gekappt. Wenn man aber so einem jungen Adepten unserer Wissenschaft alles dies vorhält, so wird er besten falls mit jenem achtungsvollen Schweigen zuhörcn, das gut er zogene Jünglinge weisen Lehren Allerer entgegenbringen. Man merkt förmlich, wie es in ihm aufbegehrt: «Was verstehst Du davon, Du alter Knopp — ich werde die Welt schon erobern!- Bor allein herrscht in ihm die Idee vor, -die darin gipfelt, daß es ihm gelingen werde, durch irgendwelche Mittel den Kun denkreis zu vergrößern, also den Absatz außerordentlich zu er höhen. Nun gibt es aber, wie unsere tägliche Erfahrung lehrt, keinen kaufmännischen Betrieb, in welchem -die Absatzmöglichkeit derart regional beschränkt ist wie beim Laden-Buchhandel (bei einigen wenigen, großen, exportierenden Sortimentern mag cs sich anders Verhalten; und ebenso kommen natürlich auch per sönliche Beziehungen des Sortimenters zu irgcndivelchcn »außer- halbischen« Kunden nicht in Betracht). In großen Städten ist der Kundenkreis, soweit es sich nicht um die außerordentlich ge ringe Zahl großer alter Betriebe, falls sie immer noch gut geleitet sind, handelt, fast ganz aus den Stadtteil beschränkt. Der benachbarte Handschuh- oder Eisenwarenhändler kann durch Fleiß, Zuvorkommenheit und Güte seiner Ware in bezug auf lokale Ausdehnung seines Kundenkreises mit weit besseren Resultaten aufwarten, zumal da die Ware des Buchhandels außerdem die den freien Wettbewerb so stark einschnürendcn Preis-Fesseln, die Marken-Artikeln eigentümlich sind, tragen muß. Wird vielleicht — um einen krassen Fall anzunehmen jemand, der am Säch sischen Tor wohnt, nach dem Kursürstendamm fahren, nur weil ihm dort Schillers Werke, die er für ein Konfirmandengeschenk braucht, durch einen freundlicheren, gebildeteren und aufmerk sameren Chef verkauft Iverden, aber doch schließlich nicht um einen Pfennig billiger als der Buchhändler des Kunden, der um die Ecke herum wohnt, sie liefert? lind ebenso, wie es sich mit der lokalen Ausbreitung des Kundenkreises verhält, ist es mit der bestellt, die etwa Stände, deren Mitglieder man durch besondere Anstrengungen der Konkurrenz abspenstig machen möchte, an- bclangt. Nur ein Beispiel dafür: Was haben wir des Wunders viel gehört von dem Fabrikarbeiter und Tagelöhner, der in 4 Jahren langweiligen Stellungskrieges die Lust und Kunst des Lesens erlernt hat und der nun dem Buchhandel dauernd ge wonnen ist! Wieviel Arbeiter sind aber -in den Buchläden er schienen, selbst in jenen Monaten, als sie in Weinkneipen gehen konnten, während der Akademiker in der Volksküche saß? Nicht zu sprechen von der Kaufwilligkeit des Proletariers in der jetzigen Zeit, in der es dem Arbeiter ebenfalls herzlich schlecht geht. (In dieser Beziehung sei zur Erhärtung des Gesagten an eine gleichgcartete Erscheinung erinnert: Wie rührend lasen sich nicht ebenfalls die Berichte von dem einfachen Mann, der im Schützengraben das Schach erlernte und mittels sclbstgeschnitzter Steine trieb, und was versprach man sich nicht in interessierten Krsisen von diesem Nachwuchs für die Nachkriegszeit! Ich, der ich in schachlichen Dingen ziemlich Bescheid wissen muß, kann nur sagen, daß ein Resultät dieser Kriegsbeschäftigung kaum festzu- stcllen ist. Man merkt nicht allzuviel von einer Ausbreitung des Interesses sür dieses Spiel; ja, gerade im Schach, in welchem die Qualität mit der Menge, aus welcher sie sich herauszuschälen
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