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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.03.1878
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- Erscheinungsdatum
- 13.03.1878
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- Deutsch
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61, 13. März. Nichtamtlicher Theil. 1023 rsivo") zu verzeichnen, die 1512—1513 nach siebenjähriger Unter brechung der Druckerthätigkeit erschienen. Seitdem verschwindet der Name Valentim Fernandes aus den Annalen der portugiesischen Typographie, ohne daß es ermittelt wäre, ob Tod, Rückkehr in die Heimath, Aufgabe des Geschäfts oder anderweitige Gründe den plötzlichen Abbruch der Arbeiten herbeiführten. Die noch übrigen drei Bücher der „Orcksnayöoo cko rsiao" übertrug der König dem aus Florenz eingewanderten, seit 1501 in Lissabon ansässigen Buch drucker Pietro Buonhomini, in Portugal gewöhnlich Pedro de Cre- mona genannt. Daß die während des XVI. Jahrhunderts ange sehene Buchhändlerfirma Fernandes zu Lissabon, die nach einander von Diogo (1512), Joäo (1520), Francisco (1565), Sagramor (1566) und Affonso Fernandes (1592) vertreten wurde, wie auch der in Braga etablirte Drucker Gonyalo Fernandes (1578) zu dem deutschen Valentim Fernandes in verwandtschaftlicher Beziehung standen, ist höchst wahrscheinlich, obgleich der Name Fernandes auch unter eingebornen Portugiesen häufig genug vorkommt. Im Jahre 1509 hatte sich zu Setuval an der Sado-Mündung (4 Meilen südlich von Lissabon) Hermann von Kempen niedergelassen, der dort seine Druckerthätigkeit in Portugal mit der Herausgabe der „Statuten des Ritterordens von Santiago" begann. Später ver legte er sein Geschäft nach Lissabon und druckte als Hofbuchdrucker eine portugiesische Uebersetzung des„bllc>8 sauotornin" (1513), dann im Auftrag der Regierung die „Artikel für die Steuereinnehmer" (1513), das „Regiment für die Finanzverwaltung" (1516) und das „Compromiß der Misericordia-Bruderschaft" (1516). Die „Regel des Ordens von Aviz" (1516) ist von Almeirim am linken Tajo- Ufer datirt, wohin Dom Manuel den deutschen Drucker speciell zur Besorgung dieser Arbeit an sein Hoflager berufen hatte. In seiner ersten Leistung nennt sich der Drucker Herman de Kempis, später portugiesirtc er nach dem Vorbilde der übrigen ausländischen Drucker seinen Namen, und schrieb sich Herman de Campos oder Arnmo de Campos, durch den Zusatz Alemä seine Nationalität wahrend. Die Uebertragung ist etymologisch richtig; denn seit der Römerzeit heißen am Niederrhein Wiesengründe und Weiden „Kempen" (oampi), wel chem Ausdruck neben dem Städtenamen Kempen viele rheinischeFlur- benennungen ihren Ursprung verdanken. Seit der Uebersiedelung nach Lissabon legte sich Hermann von Kempen den Titel „smprimickor cl'bll-Rei N0880 8snbor" und „bowbarclsz'ro ä'Ll-Iiei" bei. lieber letzteren Charakter gibt eine Urkunde vom 20. März 1505 Aus schluß, durch welche an Stelle der früheren Armbrustschützen (bsstsi- ros) ein Corps von 100 Bombardieren als königliche Leibgarde creirt wird. Dem Decret zufolge waren die Pombarcks^ros ä'Ul-Rsi frei von Kriegsdiensten zu Land und Wasser, von Stenern, Ein quartierung und Requisitionen, erhielten einen Jahressold von 22 Milreis und im Dienst eine Zulage von 30 Reis täglich. Aus dem Staatsarsenal wurden ihnen Büchse und jährlich pro Kopf 5 Psd. Salpeter, '/§ Pfd. Schwefel und 6 Pfd. Blei geliefert. Her mann von Kempen ist in das Corps Wohl in seiner Eigenschaft als Schriftgießer gekommen, da zu Bombardieren vorzugsweise Klemp ner, Kupferschmiede und sonstige Metallarbeiter gewählt wurden, damit sie ihren Munitionsbedarf an Pulver und Blei selbst fabriciren könnten. Unzertrennlich ist der Name Hermann's von Kempen mit der portugiesischen Literatur durch den Druck des von Garcia de Re- sende herausgegebenen „Cancioneiro Geral" verknüpft, des berühm ten Liederbuchs, das die Poesien von 275 höfischen Dichtern enthält. Der Druck ist sauber und geschmackvoll in gothischer Schrift mit zwei Holzschnitten, die sich sofort durch Zeichnung und Ausführung als deutsche Arbeit kennzeichnen. Von dieser Ausgabe (1516) sind nur noch 12 Exemplare vorhanden und auch diese meist verstümmelt, da das Jnquisitionstribunal die ihm mißfälligen Verse durch Heraus reißen der betreffenden Blätter entfernen oder mittelst Tinte aus löschen ließ. Die Seltenheit des Werkes bedrohte die portugiesische Literatur mit unersetzlichem Verlust, bis König Dom Fernando das in seinem Besitz befindliche vollständige Exemplar dem Stuttgarter Verein der Bücherfreunde zur Veranstaltung einer neuen Ausgabe übersandte, die vr. v. Kausler (Stuttgart 1846—52) in drei Bän den besorgte. Eigenthümlich genug, daß zum zweitenmal die Portu giesen eines der wichtigsten Werke ihrer Literatur aus deutscher Hand empfingen. Nach dem „Cancioneiro Geral" gab Hermann von Kem pen noch den Lsxslllo cks Oistius,, seine letzte Arbeit in Portugal, heraus (Lissabon 1518). Da Valentim Fernandes aus unbekannten Gründen von 1505 ab auf längere Zeit unthätig blieb, hatte Dom Manuel dem seit Anfang des Jahrhunderts in Sevilla etablirten Jakob Cromberger für die Herausgabe des neuen Gesetzbuches Vorschläge gemacht. Cromberger kam 1508 nach Lissabon und erhielt zunächst ein Privileg ausgefertigt, das ihm und allen anderen fremden Buch druckern, die sich in Portugal niederlassen würden, in Anerkennung ihrer hohen Verdienste um Staat und Kirche, den Titel „Ritter des königlichen Hauses" (oavslleiro äs. easa ä'LI-kki) zusprach. „Pferde und Wappenknechte zu halten", sagt das am 20. Februar 1508 erlassene Decret, „wie die Ordonnanz für die Ritter Unseres könig lichen Hauses vorschreibt, sind die ausländischen Drucker bei An nahme des Titels nicht verbunden; dagegen müssen sie ein Ver mögen von mindestens zweitausend Dublonen Gold Nachweisen." Charakteristisch für den Zeitgeist ist die weitere Bedingung: daß die fremden Buchdrucker „Altchristen" (obristüos vslboo) seien, d. h. sie durften früher weder Juden, noch Mauren gewesen sein, noch in irgendwelchem Verdacht der Häresie stehen, „da andernfalls zu besorgen ist, daß sie durch ihre Druckwerke Irrlehren in Unseren Landen ausstreuen". Die Verhandlungen kamen damals zu keinem Abschluß, wurden aber wieder ausgenommen, als es sich um eine zweite Auflage der „OrckensyosZ äc> rsino" handelte. Jakob Crom berger besorgte dieselbe 1521, und zwar wurden das erste und das vierte Buch des Codex zu Evora, die drei übrigen Bücher zu Lissa bon gedruckt. Der Drucker nennt sich auf dem Titelblatt mit einer etwas Portugiesirten Form Jacobo Cronberguer AlemZ. Später trat die portugiesische Regierung noch einmal mit der Firma Crom berger in Geschäftsverbindung und ließ die vierte Auflage der „Oräsimyoos ckc> rsiiw' 1539 in Sevilla bei Johann Cromberger drucken, der 1528 die Druckerei seines Vaters übernommen hatte. Die Reihe der deutschen Buchdrucker des XVI. Jahrhunderts in Portugal schließt JoLo Blavio de Colonia Agrippina, der 1554 —1564 in Lissabon als Hofbuchdrucker (iwpressor rsZio) ansässig war und während dieser Zeit 36 Werke herausgab. Den Ver bindungen Blavio's in der Heimath mag es zuzuschreiben sein, daß Bernardim Ribeiro seine berühmte Ritternovelle Menina e Moya, der die Inquisition das iwxrim-ctur versagt hatte, zugleich mit den Dichtungen des Bukolikers Christoväo Falcäo bei dem Cölner Buchhändler Arnold Birkmann (1559) in Verlag gab. Die Geschichtschreiber der Buchdruckerkunst pflegen den An fängen der Typographie in Portugal nur einige dürftige Zeilen zu widmen: durchaus erklärlich, da selbst inländischen Gelehrten bis auf Tito de Noronha's eingehende Monographien nur lückenhaftes und unzuverlässiges Material zu Gebote stand. Dazu kommt, daß ältere portugiesische Druckwerke zu den größten literarischen Selten heiten gehören. Die Lissaboner Nationalbibliothek besitzt unter 739 Jncunabeln nur 4 portugiesische, die Bibliothek zu Oporto unter 109 nur 2 portugiesische. Eine größere Berücksichtigung der einschlägigen Thatsachen wäre namentlich deutschen Forschern auf diesem Gebiet umsomehr zu empfehlen, als die Einführung der Buchdruckerkunst in Portugal ein für den vaterländischen Gewerb- lciß ruhmvolles Blatt füllt. (Allg. Ztg.) 142*
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