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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1925
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- 1925-09-01
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- 01.09.1925
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IZ034 "«rlkn»,»u> r»»n. kkitbanra. Redaktioneller Teil. Xi 204, l. September 1925, Wissenschaft zu halten braucht, der gewissermaßen die Bibliophilie- Objekte schien. Mehr noch: in enger Verbindung mit der geschicht lichen Kulturwissenschaft stehend, bringt die geschichtliche Volks kunde Bilder und Bücher wieder zu einer besseren Einschätzung, die man sonst nur als kulturhistorische Kuriositäten und Rari täten gelten lassen wollte. Nur einige dem l. Bande des »Jahr buches für historische Volkskunde» entlehnte Bei spiele (mit denen die anderen Beiträge dieses sehr empfehlens werten Werkes,, das über die Volkskunde und ihre Grenzgebiete eine einführende, in Einzelheiten schon erweiterte Übersicht gibt, nicht zurückgesetzt werden sollen): Die Mitteilungen I. Boltes über die Punktier- und Losbücher, die Nachrichten W. Fraengcrs zur Frühgeschichte der Neurup pin er Bilderbogen verweisen nicht nur aus ein paar Nebensammelgebiete, indem sie diesen einen festeren Sinn g?ben, sie ziehen auch schon bibliographische Richtlinien. Erst an siche reren Anhaltspunkten bestimmt, ordnet sich das Rohmaterial in den Antiguariatskatalogen, das ist eine alte Erfahrung. Manches in der Kleinliteratur an Bildern und Büchern Verschwindende dürfte seinen Wert zeigen, wenn es erst einmal eine ernsthafte Beachtung gefunden hat. Nur gelegentlich und vereinzelt haben die alten Sammler auf die Massenkunst, auf die volkstümlichen Schriften ihrer Zeit geachtet. Die, die es taten — es gab in allen Ländern solche Sonderlinge mit der Liebe zum scheinbar allzu Billigen und allzu Unbedeutenden —, haben uns heute ganz unschätzbare Werte hinterlassen. Die Flugblätter aus der Sammlung Wickiana, dieH. Fehr unter dem Titel Massenkunst im 16. Jahrhundert (I. Band der Reihe Denkmale der Volkskunst) herausgab, sind aller dings längst bibliographische Zimelicn geworden. Indessen dür fen wir gerade bei derartigen Blättern, bei denen vor allem ihr Stoffgehalt wertvoll ist, uns der Reproduktionstechnik unserer Gegenwart erfreuen. Welchen Bilderfchatz hat man nicht in diesem verhältnismäßig sehr billigen Buche zusammen, der sich in den Originalen auch für teures Geld nicht noch einmal zu sammenbringen läßt! Der Quellenwert solcher Veröffentlichungen ist fast unvermindert; ist, wie hier, bei ihnen die wissenschaftliche Ausstattung nicht vernachlässigt, so erhalten sie eine Bedeutung über ihr eigentliches Buchthema hinaus, weil man sie in den verschiedensten Fragen als Nachschlagewerk zu Rate ziehen kann. Der Buchfreund, der Buchhändler sucht oft nach einer Auf klärung, die besser ein Bild als ein Buch geben kann. Wenn die Bibliophilie eine Kunst ist, sich mit Stimmungsreizen zu imprägnieren, um sich in die Umwelt eines alten Buches zu versetzen, gibt es vielleicht kein besseres Mittel dazu, als in derartigen alten Bilderbüchern zu blättern, bevor man zu lesen anfängt. Sie sind auch für den berühmten literarischen Feinschmecker der Prospekte ein nicht hoch genug zu schätzendes Ilors ü'oeuvre. Hat man etwa diesen Wickiana- band durchgesehen und nimmt die von Johannes Volte mit gewohnter Meisterschaft besorgte (in der von ihm geleiteten Reihe »Alte Erzähler» — dieser Titel ist freilich nicht allzu treffend — erschienene) endgültige Ausgabe von Johannes Paulis Schimpf und Ernst zur Hand, um sich einer unserer lebenskräftigsten Schwanksammlungen zu erfreuen: wie farbenfreudig blühen da diese Geschichten auf, wie belustigend und nachdenklich stimmend krabbelt da unter dem richtig eingestellten historischen Mikroskop der Ameisenhaufen längst vergangener Zeiten durcheinander. Allerdings, um im optischen Vergleiche zu bleiben, man verdirbt sich damit gründlich den Geschmack an den sogenannten historischen Filmen mit ihrer hohlen Theatralik. Doch besser eine derbe Kost mit kräftigen Gewürzen, als jenes Maskenunwesen, dessen Gefährlichkeit für eine echte historische Bildung man nicht unterschätzen sollte. Wenn das Buch, nicht bloß der Buchhandel, sich so oft dem Film widersetzt, geschieht das deshalb, weil dieser Aufgaben lösen will, die einstweilen nur jenes zu lösen vermag. Das ist kein aus Wettbewerbsneid gegen den Film entstandener Widerstand: wie würden wir uns freuen, wenn sich in den volkskundlichen Sammlungen auch Filmauf nahmen früherer Tage befinden könnten, di« uns deren echte Lebensäußerungen erhalten hätten! Suchen wir doch in den bescheidensten Spuren, die uns zurückblieben, das lebendige Wesen vergangener Zeiten wicderzuerwccken. Nicht anders ist das mög- lich als durch Vergleichen der verwandten menschlichen Züge, wir schließen durch Vergleichen von unserer Gegenwart aus die Vergangenheit zurück. Und schließen nicht immer richtig, weil wir uns Fernes und Fremdes falsch oder mißverständlich, das heißt zu eng oder zu weit, ausdeuten. Deshalb ist die vergleichende historische Volkskunde dem eindringenden Leser da besonders hilf reich, wo er, etwa für Brauch und Sitte, in einer Wendung, in einem Worte bestenfalls nur Einzelheiten erkennt, ohne deren weiteren Zusammenhang zu verstehen. So ist die schön« Bei- spiclsammlung der Märchen des Mittelalters, die Albert Wesselski mit einer kurzen, aber tiessassenden Ein leitung und mit sehr aufschlußreichen Anmerkungen herausgab, dem bedachten Leser nicht bloß ein unterhaltendes Buch oder dem forschenden Leser eine Fundgrube von allerhand Wissens wertem. Biele dieser alten Fabulierungen liegen außerhalb unserer Gedanken- und Gefühlskrcise, vollziehen sich in einer An- schauungswclt, in der wir uns mühsam zurechtsinden müssen. Ein nicht geringer Gewinn ihrer Lektüre liegt nun darin, daß sie kon- zentrierte, thematische, typische Beispiele bieten, die ihrer über sichtlichen Einfachheit wegen den Vergleich mit der Gegenwart begünstigen, den die mittelalterlichen Kunstdichtungen so oft durch ihre Gebundenheit und ihren Umfang erschweren. Man las im Mittelalter diese berühmten Dichtungen, sie auskostend, langsam, oder richtiger, man hörte sie vorlesen. Sie waren Fortsetzungs romane, freilich ihrer Durchgliederung nach sehr viel besser ge arbeitete Fortsetzungsromane, als wir sie in den modernen Zeit schriften und Zeitungen zu sinken gewohnt sind. Dem mußten sich sogar auch die Novellensammlungen anpassen, für die das »Deca- merone» und die »Canterbury Tales« die bekanntesten und glän zendsten Muster sind. Mit der ergänzenden Neubearbeitung der Hertzbergschen Übersetzung der Canterbury-Erzählungen von Geoffrey Chaucer durch IohnKochist uns nun auch eine deutsche Ausgabe dieses Weltbuches entstanden, die sich den anderen Übersetzungen ersten Ranges, die wir von Meisterwerken der Weltliteratur haben, zugesellt. Freilich liest sich der alle Chaucer noch besser in seiner altertümlichen Ursprache. Das ist indessen nicht jedermanns Sache und selbst für den geübteren Sprachkenner, des Bedeutungstvandels usw. wegen, kein ganz sicheres Unternehmen. Deshalb wird diese Übersetzung, die auch die allzu engherzigen Auslassungen der Hertzbergschen Übersetzung ergänzte und damit ihren oft genug beklagten Hauptmangel be seitigte, ein wichtiges Hilssbuch zum Verständnis des Original textes, dessen einstweilen beste Rezension — Heidelberg, Carl Winter, 1915 — wir ja ebenfalls dem als Chaucer- Forscher weithin bekannten Heidelberger Anglisten verdanken. Die Erläuterungen verbinden Klarheit mit Knappheit, ein Zei chen, daß sie aus dem Vollen schöpfen. Wie es denn überhaupt ein Vorzug auch der anderen, eben besprochenen Veröffentlichungen des Stubenrauch-Verlages ist, daß ihr Aufbau sicher beherrscht sich aus wissenschaftlichem Boden vollzog; man muß das beson ders hervorheben, weil die Volkskunde (ähnlich wie die Bücher kunde) ein Gebiet ist, aus dem häufiger der Begeisterung die ihr notwendige Ergänzung durch kritische Sachkunde nicht entspricht. Daß man ein sprödes Thema bei aller wissenschaftlichen Ge diegenheit trotzdem nicht langweilig zu behandeln braucht, er- weist Thcod. Hampe in seiner anmutigen und gründlichen Monographie über den »Zinnsoldaten« (die als I. Band der von W. Fraenger herausgcgebencn »Kleinen volkskund lichen Bücherei« erschien). Der Zinnsoldat, ein nicht allzu altes deutsches Spielzeug, hat heute schon seinen internationalen Sammelmarkt, der sich gewiß noch weiten wird. Und eine quanti tativ nicht unbeträchtliche Literatur ist ihm gewidmet worden. Aber Hampe ist doch recht eigentlich sein erster Geschichtsschreiber geworden, und sein aus Quellenforschungen hervorgegangenes Werk darf den Anspruch erheben, das autoritative Handbuch für diesen modernen Soldatenmarkt zu sein, der sogar seine eigenen Zeitschriften hat. Zinnsoldaten werden nicht nur als Spielzeug gekauft, alte Zinnsoldaten nicht nur als Antiquitäten gesammelt. Manche moderne Zinnsoldaten werden mit kunstgewerblicher Sorgfalt hergestellt, Trachten- und Unisormenlicbhaber beschäf-
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