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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.08.1925
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- 1925-08-29
- Erscheinungsdatum
- 29.08.1925
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Redaktioneller Teil. X« 202, 29. August 1925. reichend». (»Wir können allen diesen Angriffen nicht mehr standhalten; das Vertrauen ist erschüttert. Die große Attacke auf den Minister war übergenug»), Seite 287 wirb eine »Konserenz» eine »Söance» genannt, was im Deutschen Fachausdruck für spiritistische Zusammen künfte ist. Darauf wird erwogen, jemand »eine dekorative Gratifika tion anzubieten»; soll heißen: eine »Auszeichnung» (Orden od. dcrgl.). Seite 243 hat »Madame Soendscn übergehetratetc Terkildsen» (wieder verehelichte!) neben dem Bett »die Wiege mit der Frucht» (dem Sprößling), und die Familie Neumann geht »in Landslllchtigkeit» nach Italien. Aus der nächsten Seite bestreitet jemand »im Verhör» ge wesen (»vor Gericht geladen») zu sein und wird einem andern vorgc- worsen, daß er »mit allen möglichen Frauenzimmern rannt'« (statt »sich Herumtrieb»). Seite 24i> ist jemand »in die Sache emballiert« (»mit i» die Sache verwickelt«), und das oben erwähnte Kind in der Wiege wird — (ohne etwaige Ironie, bitte!) — die »Genossenschafts- srucht» <— »Frucht der ehelichen Gemeinschaft») genannt. Seite 224 hat jemand einem andern »Augen zugcworfen und umgekehrt» (sie »haben sich Blicke zugeworsen»), und es heißt von ihm: er »gibt weder naß noch trocken von sich» (gemeint ist, er »hält dicht-). Nächste Seite sind zwei »wie ein Paar rote Kühe» (»stehen sich wie Hund und Katz»): noch eine Seite weiter ist jemand »zum Binden wütend» (»könnte platzen vor Wut»). Sette 2ÜV ist ein verführtes kleines Mädchen »unter kriminell» (steht noch im Strafschutzaltcrs und wird ein Restaurant »Schenklokal genannt. Seite 2V2 bekommt jemand »Kost und Reinlichkeit» (»Ver pflegung und Bedienung») — Seite 84 wird ein lüsterner Prebigtamts- kandidat als eine »christliche Drangtonne» bezeichnet (gemeint ist wohl ein »frömmelnder Haufen Unrat»). In der Übersetzung eines weltberühmten englischen Romans sinde ich zunächst wieder die Fülle falscher Wortübersetzungen: »Lampen wärter» (Laternenanzünder), »Kohlengefäß» (Kohlenschippe). »Tcppich- schütteln» (Teppichklopsen). »Auszüge» (Schubladen). »Blutegel aus zweiter Hand» (schon abgebrauchte Blutegel). Ein Bedienter will »re signieren» (kündigen). Ta ist der »Kurmarschall» (Badedirektor), und viele »Handels- und Gewerbe-Leute» (Herren aus der Geschäftswelt. Kanfleute) lassen ihr »schneeiges Weißzeug» (schneeweiße Wäsche) sehen. Jemand erklärt aus Befragen, sein »Duft- (Parsüm) sei dougust cks roi. Der Morgen ist »regnigt» (regnerisch) und des halb die »Tritte« (Stufen) vor der Tür naß. Ein Kartenspiele! »coupiert» (hebt ab). Jemand wohnt auf dem »Künigshalbmond« (Königsring). Die Gäste genießen »kalten Syrup mit Wasser» (Punsch). Zwei junge Chirurgen werden andauernd die »beiden Sägebcine» ge nannt (gemeint ist Beinabschneider) usw. Und der Still: »Wir haben hier gestern abend einen unglücklichen Vorfall gehabt- (Uns ist gestern abend hier etwas Unangenehmes passiert). — »Es muß jemand einen plötzlichen Zufall gehabt haben» (Da muß jemand plötzlich krank geworden sein: tskon suckckeoiy III). »Mr. Beller recreirie sich mit Maaß in der nächsten Taverne» (Herr Weller amüsierte sich gleichmütig in der nächsten Kneipe). Das Schlimmste aber ist die dreiste Eigenmächtigkeit, mit der der Übersetzer den Text einfach nach Belieben kürzt oder erweitert. So wird einmal ohne jeden Sinn und Verstand eingeschoben »Klimpern gehört zum Handwerk und dieses ist Medizinalklimpern» (dabei ist noch das deutsche Sprichwort falsch zitiert, es heißt »Klappern»), Statt »vummies, MV ckssr bov- korrekt zu übersetzen: »Attrappen, mein lie ber Junge» (im Schaufenster nämlich) schreibt er: »Bloß Firlefanz und Schein, mein Bester». »Liter broalekastinx« wird übersetzt: »Nachdem Herr P. im Restaurationszimmer ein Morgenschälchen eingenommen hatte». Dann wird wieder über eine Spalte dreist zusammengezogen in den Satz: »Sie haben drei Stubenkamcraden, einen Pfarrer, einen Fleischer und einen Noßschaunter». Uoraeclmuuter heißt »Roßtäuscher, Pferdehändler»! Im Original steht aber überdies ausdrücklich »I>s Vasa üorsecdaunior, iie's a leg n a rv- Der Übersetzer bat o'ienbar nicht gewußt, daß leg (Abkürzung von blsclileA) einen Falschspieler bedeutet und daher diese Wendung unterschlagen. — Im Schuldturm, wo dies spielt, sitzt auch ein ehemaliger Sportsmann, der den Ver stand verloren hat und »sich einbilbet, aus einer Kirchturmsjagd be griffen zu sein- (einem Wettrennen sstssxls-cdassls beizuwohnen). Ans den Übersetzungen eines großen französischen Meisters Habs ich Folgendes herausgezogcn: Seite 248: »Ihr habt etwas von euch selbst in den Rachen eines Lasters versenkt. Ihr werdet an diesem Laster sterben, nicht eines Tages, sondern alle Tage eines vielleicht langen Lebens« (Ihr habt ein Stück von euch dem Laster i„ den Aachen geworfen. An diesem Laster werdet ihr sterben: nicht ein mal, an einem bestimmten Tage, sondern jeden Tag eures vielleicht »och laugen Lebens»). »Ihr schmeichelt euch, den Gewissensbiß ge tötet zu haben» (»Ihr bildet euch ein, die Gewissensbisse erstickt zu haben»), — Nächste Seite: »In der geschlechtlichen Anziehung ein über legenes Wesen zu treffen, das den weiblichen Zauber ohne Mühe zur Seite schob, war für Leonora ein Staunen gewesen, das andauerte. Sie hatte sich einzig in ihrer Enthaltsamkeit geglaubt (denn der Stolz, der blind ist, ist auch naiv): und da tauchte ein Mann aus, den sie nicht ihrer Verachtung cinverleiben konnte . . . th» versuchend, war sic von der Versuchung ergriffen worben usw.» (»I» der Erotik ihren Meister zu finden, der sich dem Zauber des Weibes ohne Anstrengung entzog, hatte Leonora mit anhaltendem Staunen erfüllt. Sie hatte geglaubt, in ihrer Keuschheit allein dazustehen (denn blinder Hochmut ist auch naiv), und nun tauchte da ein Mann auf, den sie nicht in ihre Ver achtung einbeziehen konnte , . . Ihn in Versuchung führend, war sie selbst der Versuchung erlegen»). Weiter unten: »Ta sie aber noch eitler als neugierig war» (»da aber ihre Eitelkeit noch die Neugier übertras»). Zwei Seiten weiter: »Anderes ist meine Sorge« (»Ich habe wirklich andere Sorgen-). »Antiphysische Leiden» sind »unkör perliche Leiden». — Seite 337: »Kein Taumel, weder des Körpers in seiner Umdrehung des Mühlenpferdcs, noch des Gedankens am Rande des Verbrechens» (»Kein Rausch, weder ein körperlicher — in der täg lichen Tretmühle — noch ein geistiger — am Abgrund des Verbre chens»). Seite 34g (man ißt Rebhühner): »so verwirrt Sie mein Heißhunger nach dem ersten besten Brustflcisch; ziehen Sie Ihre Be wunderung zurück!» (»So macht es Sie irre an mir. daß ich großen Appetit aus die erste beste Hühnerbrust habe. Geben Sie Ihre Be wunderung aus!«). Aus einem andern Buch desselben Meisters: Seite LS: »Ich habe genommen, was man mir bot: wenig Seele und viel Materie. Sie denken, daß ich nichts anderes wünschte, und Sie täuschen sich» (»Ich nahm, was sich mir bot: viel Körperliches, aber wenig Seele. Wenn Sie deshalb denken, ich hätte nichts anderes gewünscht, so irren Sie sich»), »Frei daraus nicht zu antworten oder sich zu verraten, wird jede Frau durch die großen Gesiihle geehrt: aber wohne» die in den kleinen Leuten?» (»Starke Empfindungen zu erwecken, ehrt jede Krau, mag sie sie erwidern oder enttäuschen; aber wohnen solche in klein- lichenMenschen?«), »Glauben Sie, daß Sie einen Mann des Durchschnitts, der an den Klub, den Pferdestall, den mühelosen Alkoven gewöhnt ist, in einen Seladon verwandeln können?» (»Glauben Sie, einen Durch schnittsmenschen, der im Klub und Pferdestall daheim ist und ohne Er- oberungsmiihe im Ehebett genießt, in einen Seladon umwanbeln zu können?»). — »Das Männchen ist schmutzig; in der Liebe bleibt es sich gleich. Da die Krau unbestimmt ist, kann ihre Leidenschaft ins Unbe grenzte wachsen; angeregt, sich zu erheben, erhebt sie sich zuweilen» (»Das männliche Geschlecht ist unrein; in der Liebe bleibt es sich immer gleich. Die Frau ist schwankend, darum kann ihre Leidenschaftlichkeit ins Grenzenlose wachsen, und wenn sie die nötige Anregung emp fängt, so wird sie manchmal erhaben») »sw. — Seite 57: »Der Vati kan ist ein Hof, der dem Paradiese vorangeht: bas ist ihnen verspro chen worden, wie den Beamten eine Pensionierung- (»Der Vatikan ist ein Vorhof des Paradieses. Das ist ihnen verheißen, wie dem Beamten seine Pension»), — Seite 287: »Willst Du mir die kleinen Scham losigkeiten deiner Einbildung herbringen? Speie sie in Deinen Ge mächern ans« (»Bringst Du mir die Unzüchieleien Deiner Phantasie her? Die gib nur bei Dir zu Hause von Dir!») Ich glaube, es »ist genug des grausamen Spiels». Ich habe ge meint, etwas reichlich Material vorlegcn zu sollen, damit man sieht, daß nicht schulmeisterliche Krittelei sich gütlich tut, sondern eine wirk lich ernste Kalamität vorliegt, die Abhtlse verlangt. Die Frage ist nun, wie solche Abhilfe z» schassen ist. Herr» M. M. Gehrkes Appell an das Gewissen der deutschen Ver leger wird leider wenig helfen. Denn in der Regel sind nicht etwa diese eS, weiche sich einen ausländische» Autor für eine deutsche Aus gabe heraussuche» und bann hierfür einen Übersetzer suchen, sondern der Weg ist der umgekehrte: derjenige, der seine Kenntnis einer aus ländische» Sprache als Übersetzer sruktifizieren will, sucht sich aus der neueren Literatur des betr. Landes dies ober jenes Werk heraus, das ihm geeignet, erscheint, und wendet sich an dessen Verleger und Autor mit der Bitte um das Übersetzungsrecht. Diese beiden Stellen sind natürlich, selbst wen» sie wirklich deutsch können, außerstande, zu be urteilen, ob der Antragsteller die deutsche Sprache literarisch und stilistisch beherrscht; oder vielmehr, sie nehmen das gutgläubig als selbstverständlich an, besonders wenn er seinem Gesuch irgendeine schon geleistete Übersetzung betsügt oder aus solche verweist. Wichtig erscheint ihnen nur, ob er die Sprache des betr. Autors beherrscht (und das wird ja meist der Fall sein). Hat nun der Übersetzer das Über setzungsrecht erhalten, dann geht er seinerseits erst aus die Suche »ach einem deutschen Verlage, der die Übersetzung zu verlegen bereit Ist. Letzterer steht also gar nicht vor der Entscheidung, durch wen er die zu verlegende deutsche Ausgabe übersetzen lassen will, sondern nnr, ob er eine vom Antragsteller herzustellcnde Übersetzung verlegen will oder nicht. Diese Übersetzung selbst liegt dann noch gar nicht zur Prüfung vor, sondern der Übersetzer geht natürlich erst an sic
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