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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.04.1880
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.04.1880
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- Deutsch
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der Verfasser schreibt, „unsere Schriftzeichen einzig als das Pro duct eines Mißverständnisses, unverstanden von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Volk zu Volk geschleift und auf diesem Wege theils abgeschliffen, theils zufällig durch Umsetzung verändert", an zusehen. Wenn man dagegen bei näher eingehender Betrachtung der verschiedenen Schriften findet, daß ein und dieselben Zeichen bei verschiedenen Völkern in verschiedener Bedeutung Vorkommen, und man es unternimmt, den Ursachen dieser Verschiedenheit nach zuspüren — „wenn zumal dem Forscher", in ähnlicher Lage, wie Faulmann, „bei dem Lesen der Edda unwillkürlich ägyptische Hiero glyphen sich vor Augen stellen, welche die Bilder des nordischen Dichters erläutern; wenn bei dem Studium der ägyptischen Hiero glyphen sein Gedächtniß Analogien aus der chinesischen Schrift herbeiführt; wenn bei anderen Schriften neu auftretende Formen sich ihm als längst bekannte Figuren aus andern Alphabeten dar stellen; wenn ihm ebenso ersichtlich wird, daß alle diese oft wunder baren Uebereinstimmungen noch eine laut- oder sinnverwandte Grundlage in den correspondirenden Wörtern haben, wie er be greiflich findet, daß solche Concordanzen nicht dem bloßen Zufalle allein zugeschrieben werden können" — so wird man wohl zu der Ueberzeugung kommen, daß die Darstellung der Geschichte der Schrift ungewöhnlich große und fast ungeahnte Schwierigkeiten bietet. Der Verfasser hat es sich im ersten, „Runa oder das Ge- heimniß des Ursprungs der Lautzeichen" betitelten Theile seines Werkes zur Aufgabe gemacht, dem Leser alle jene Schwierigkeiten darzulegen, aber auch, mit Hilfe außergewöhnlicher Belesenheit und nicht zu leugnender großer Sachkenntniß, beseitigen zu helfen, und ihm einen möglichst klaren Einblick in den verwickelten Gang der Geschichte der Schrift zu verschaffen. Als das, wie (allerdings wohl mit etwas zu viel Zuversicht) Faulmann meint, unanfechtbare Re sultat der im ersten Theile in möglichst populär - wissenschaftlicher Weise angestellten Untersuchungen und gepflogenen Erörterungen, die, wenn sie auch nicht überall Zustimmung finden dürften, doch jedenfalls sehr interessant und anregend sind, ergibt sich in wenige Worte zusammengefaßt die Lehre, daß die Entstehung der Schrift in eine uralte Vorzeit, in welcher Zeichen, Laut und Begriff noch identisch waren, zurückzuführen sei. Diese alten Lautzeichen, ur sprünglich zugleich auch Zeit- und Zahlzeichen, hängen mit den Wurzeln der Sprache unmittelbar zusammen, womit auch die feste Ordnung der Alphabete in Verbindung stehe. Die zahlreichen Schriftbilder der Aegypter und Chinesen stammen aus der näm lichen Wurzel, aus dem sich die Runen und die Alphabete entwickelt haben — je nach dem verschiedenen Standpunkte der Cultur der verschiedenen Völker. Nach diesen im ersten Theile angestellten Untersuchungen und Erörterungen mehr allgemeiner Art hat es nun der Verfasser in einem zweiten speciellen Theile, „die Schriftsysteme der Völker des Erdkreises von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart" betitelt, unternommen, die Schriften der verschiedenen Völker einzeln zu betrachten, und in ihnen die Elemente aufzusuchen, welche sie mit den allgemeinen Wurzeln verknüpfen, sowie die einzelnen Schriften zu Familien zu verbinden und die Verwandtschaft dieser Familien untereinander nachzuweisen. Wirklich erstaunenswerth ist hier die wider alles Erwarten große Menge der verschiedenen Schriften, welche der Verfasser mit sehr anerkennenswerther Umsicht aus einer Unzahl von Werken und Quellen zusammengestellt und dem Leser vor Augen geführt hat: es finden sich hier Proben der ältesten In schriften sowohl als der Uebergangsepochen, sowie aller gangbaren Schriften der Neuzeit mitgetheilt, die aber der Verfasser nicht etwa zur bloßen Befriedigung müßiger Neugierde und Schaulust seinem Werke eingereiht, sondern vielmehr in der wohlmeinenden Absicht zur Darstellung gebracht hat, den Leser dadurch und durch Bei fügung von Umschrift, Erklärung und Uebersetzung der Schrift proben mit allen Einzelheiten der Schrift und Sprache bekannt zu mache». Daß bei der Betrachtung und Darstellung der Schriften auch der jüngsten, der Stenographie mit ihren verschiedenen Systemen, nicht vergessen worden ist, sondern dieselbe vielmehr eine verhältnismäßig sehr eingehende Behandlung gefunden hat, liegt in der Natur der Sache, insofern dem Verfasser, als Lehrer der Stenographie, die er selbst mit einem eigenen System bereichert hat, eine gewisse Bevorzugung dieser Schriftclasse sehr nahe gelegt war; in Bezug auf welche er, etwas schwärmerisch, durch seine Arbeit den Nachweis geliefert zu haben glaubt, „daß, nachdem die historische Schrift alle Stufen der Ausbildung durchlaufen habe, dieselbe von der neuen Schrift, welche die Wissenschaft zur Grundlage, die Technik zur Lehrerin und die höchste Leistung zur Aufgabe habe, abgelöst werde, so daß man, sofern menschliche Einsicht ein Urtheil für die Zukunft gestatte, wohl sagen könne: der Stenographie gehört die Zukunft". Bei der Darstellung der verschiedenen Schriftformen ist, was zur Empfehlung des Werkes ganz besonders noch hervorgehoben zu werden verdient, der Verfasser glücklicherweise durch die höchst rühmenswerthe Liberalität der Verlagsfirma sehr wesentlich unter stützt worden, welche keine Kosten gescheut hat, die Schriftproben, unter Anwendung aller Hilfsmittel der typographischen Technik, in der passendsten sowohl als gelungendsten Weise zur Anschauung bringen zu lassen: außer wahren Meisterwerken der Kalligraphie in Farben- und Golddruck auf den beigefügten Tafeln findet der Leser im Texte eine sehenswerthe Gallerie von Schriftproben, die theils aus dem weltbekannt reichen Schatze der k. k. Staatsdruckerei in Wien, theils, wo selbst dieser nicht ausgereicht hatte, auf dem Wege der Lithographie und Hochätzung, sowie auch der Photo graphie hergestellt worden sind. In dieser Gallerie sieht man mehr als 200 Schriftbilder, von der altperuanischen Knotenschrift der Inkas an bis auf die jüngsten Schriftformen der Stenographie, an dem Auge vorüberziehen, und wenn auch oben gesagt worden ist, daß der Verfasser die vielen verschiedenen Schriftproben nicht zur bloßen Befriedigung müßiger Neugierde und Schaulust seinem Werke eingereiht habe, so werden dieselben doch jedenfalls unwill kürlich dazu beitragen, den anfangs müßigen Beschauer zur näheren Einsichtsnahme des Werkes einzuladen und sein Interesse daran zu erwecken, sowie ihn soweit dazu anzuregen, daß er Lust bekommt, im Verlaufe des Werkes selbst zu sehen, „wie", um des Verfassers eigene Schlußworte zu gebrauchen, „die Schriftzeichen mit den Be griffen und den Lauten entstanden sind, wie sie entweder, mit der Entwickelung der Sprache fortschreitend, zu Wortbildern geworden oder, hinter der Entwickelung der Sprache zurückbleibend, meist nur als Zeit- oder Zauberzeichen sich erhalten haben, um erst spä ter als künstliche Buchstabenschrift zum Niederschreiben der Wörter herangezogen zu werden, wie ferner einzelne Religionen und die mit mit ihnen verbundene Literatur die Verbreitung einzelner Alphabete begünstigt und diese Sprachen aufgepfropft haben, deren Lautverhältnissen sie wenig entsprachen; wie sich endlich die histo rische Schrift mit ihrer Ungenauigkeit, ihrer Schwerfälligkeit und ihrer dem lebendigen Worte oft wenig entsprechenden Orthographie entwickelt habe". I. Petzholdt. . Miscellen. In dem Verzeichniß der buchhändlerischen Firmen, welche nach Schulz' Adreßbuch Se. 146 Giro-Conto bei der Reichs bank haben, ist ferner die Firma Carl Heymann's Verlag in Berlin nachzutragen.
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