Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050824
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190508245
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050824
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-24
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1S6, 24. August 1905. Nichtamtlicher Teil. 7387 ein umständliches und kostspieliges Verfahren gewesen und hätte zudem doch nur Verwirrung gestiftet; die Benutzer hätten doch nicht gewußt, welchem Kalender sie folgen sollten. Meines Erachtens kann nur einer der beiden Kalender zum Gebrauch bestimmt gewesen sein. Ich denke mir die Sache so, daß der Drucker des ersten Kalenders vielleicht durch eine andre Veröffentlichung oder auf welche Weise immer erfahren hat, sein Kalender sei infolge falscher Berechnung unbrauchbar. Um nun das wertvolle Material nicht zu ver lieren, benutzte er es zu seinem berichtigten Druck noch einmal, auf der andern Seite. Dem Käufer mußte natürlich deutlich gemacht werden, welcher Kalender der richtige war. Das wäre wohl am besten mit Hilfe Durchstreichens der nicht geltenden Seite geschehen. Das Mittel scheint aber in dem vorliegenden Exemplare nicht angewandt worden zu sein. Dennoch ist die richtige Seite bezeichnet und zwar durch Illuminierung der Initiale und der Spruchbandleiste. Ich kann freilich nicht sehen, ob die illuminierte, doch jedenfalls bevorzugte Seite, die richtiger berechnete ist; sollte das aber der Fall sein, so wäre doch wohl diese Erklärung nicht ganz von der Hand zu weisen. Auch eine Holztafel bringt die Heitzsche Sammlung; der Stock gibt die haupsächlichen Jahresdaten: Sountagsbuchstabe, Goldne Zahl, Intervallum rc. bekannt. Es gibt davon eine lateinische Parallelausgabe, von der ein Exemplar in der Weigelschen Sammlung vorhanden war. In der bezüglichen Beschreibung heißt es: »Wir wissen uns die Tafel .... bis auf weiteres nicht zu erklären.-") Diesem Ausspruch kann ich mich nur anschließen. Der Unsinn der Aderlaßzeiten ist schon im fünfzehnten Jahrhundert nicht ohne Widerspruch geblieben. Schon auf einem Kalender für 1478 ist wenigstens der selbstlose gute Rat gegeben, dem man auch heute noch oft genug bei ähn lichen Gelegenheiten begegnet, daß man keine Aderlässe ohne Zuziehung der »weisen Arzte« unternehmen soll. Ein Nürn berger Kalender für 1492 warnt aber ernsthaft vor dem astrologischen Unfug und hebt die Verdienste hervor, die sich Regiomontanus um die Kalenderreform erworben hat. Die Satire aber war schon früher wach gewesen. Es ist ein sonderbarer immerwährender Kalender — am Schluß steht: dyse zetel wert ewig —, den die Heitzffche Sammlung in ihrem 34. Blatt wiedergibt: eine Satire auf die Aderlässe, die im Sinn der damaligen Zeit recht derb ausgefallen ist; gedruckt und wahrscheinlich auch verfaßt von Hans Folz in Nürnberg. Er beginnt wie folgt: Nachdem inan zählt tausend Eier und 400 Bcatwürst und 80 Pfaffen seidlein des allerbesten Kniemostes früh zum Anbiß ist dieser Zettel praktizirt und nachdem als Heuer ein Schalks jahr ist, so sind der Sountagsbuben zwei: ein Aff und ein Esel, die von einem Spiel zum andern wollen, usw. Gegen Schluß heißt es: So aber das Neu (Neumond) eines jeden Monats erklärt ist, ziemt uns auch zu sagen von der Füll (Vollmond). Die erste Füll wird zu Weihnachten nach Mitter nacht bei Opferzeit so man den Christbraten ißt, die zweite zu Fastnacht, die dritte an St. Johannisuacht zur Sonnen wende, die vierte an St. Oswaldstag, die 5. so man die Lichtgans ißt (Gans am Lichtmeßtag), usw. Von besonderm kulturgeschichtlichen Interesse ist das Blatt, das die Hof- und Staatsbibliothek in München besitzt und dessen Text von »Eberhardum schlcusinger, doctorem physicum der löblichen statt Zürich, verfaßt worden ist. Dieser Mann ist von dem wichtigen Einfluß der Gestirne auf die Menschlein der Erde anscheinend so sehr überzeugt gewesen, daß er sogar — leider verrät er nicht, »ach welchen ") Weigel u. Zestcrmann, Anfänge der Druckkunst. Leipzig 1866, S. 300. geheimnisvollen Regeln — berechnet hat, welche Stunden besonders »gut- sind, »srllntschafft und gemeinschafft anzu- fahen«. Der gelehrte Doktor eröffnet seinen Kalender, der sich übrigens ausschließlich mit diesen Freundschafts- und Gesell schaftsstunden befaßt, mit einer Ansprache an den Benutzer, in der er ihm die Notwendigkeit und den Wert der Freund schaft und Gesellschaft auseinandersetzt, und läßt dann in 8 Tabellen die Stunden und Minuten folgen, die geeignet sind, »rechte fruntschaft zu machen-. Nach den Freundschafts stunden der ersten Tabelle nennt die zweite die Stunden und Minuten, die sich besonders eignen, Gesellschaft und Gemein schaft anzufangen und zu suchen, und endlich werden die guten Stunden angeführt, in denen sowohl Freundschaft wie Gesellschaft anzuknüpfen sind; das sind »die besten». Drucker und Jahr des Blatts sind nicht genannt, doch ist Häblcr geneigt, auf Grund eines mit denselben Typen und derselben Druck anordnung hergestellten Kalenderblatts von 1482 es diesem Jahre zuzuschreiben. Der Entstehungsort ist aber nicht fest zustellen. Auffallend ist, daß der erste, sicher aus Mainz stam mende Kalender erst die Jahreszahl 1483 trägt. Auf dem Kalender, den Michael Greyff in Reutlingen in demselben Jahre gedruckt hat, ist den Angaben über die Mondphasen und dem Aderlaßzettel zum erstenmal ein »Kalender- in der heute noch üblichen Form der Wandkalender, in Tabellen form beigesetzt worden, in dem sämtliche Tage mit Fest heiligen besetzt und die beweglichen Feste angegeben sind. Ein ungenannter Meister von Ingolstadt hat in seinem wahrscheinlich von Jos. Sensenschmidt in Bamberg gedruckten Kalender für das Jahr 1484 zum erstenmal -nach An weisung der Astrologen- eins Prophetie angehängt, in der großer Krieg, Teuerung, Pestilenz und fast zu große Wider wärtigkeit der christlichen Kirche, weiter auch die Geburt eines falschen Propheten vorausgesagt wird. Das Blatt ist ohne bessere Ausstattung gedruckt und in mehreren Exem plaren erhalten. Der einzige, aus Köln, der Stadt mit lebhafter Druckcr- tätigkcit stammende bekannte Einblattkalender ist ein Cisio- janus, bekanntlich eine Reihe von Memorierversen zum Be halten der Heiligenfesttage. Er trägt die Unterschrift -Ge druckt zu Cöllen yn der nuwergasseu-, ist mit den Typen Ludwig Renchens hergestellt und mit reichem Holzschnitt- schmuck versehen. Da die Typen zu den ältesten des Druckers gehören, glaubt Häbler das Blatt dem Jahre I48S zu weisen zu können. Man kann seine Ansicht teilen, daß vielleicht dieses reich ausgestattete Blatt dazu bestimmt ge wesen sei, eine neu cröffnete Druckerwerkstatt vorteilhaft bei dem bücherkaufenden Publikum einzuführen. Von den übrigen noch sehr zahlreichen Blättern sei hier noch des für 1490 bestimmten Almanachs des Joh. Grllninger zu Straßburg genannt, der in seinem ober» Teil zivei große Brustfiguren zeigt. Das Blatt ist insofern interessant, als der Verfertiger dieser trefflichen Schnitte, der sich am Schluffe neben einem einfachen Wappen Hans Schrotbanck, Maler und Bürger zu Straßburg nennt, bisher völlig unbe kannt geblieben ist. Die Rückseite des Blattes ist mit einem großen, gleichfalls sehr gut ausgeführten Holzschnitt bedruckt, der in sechs xylographischen Zeilen den vollen Titel von »Maximilian, von Gottes Gnaden römischer König- auf führt und danach die einzelnen Landeswappcn im Bild zeigt. Auffallend ist ein Kalenderblatt des Michel Greyff für das Jahr 1491, das auf der Rückseite einen Almanach für 1492 zeigt. Häbler nimmt an. daß der Drucker einen Almanach für zwei Jahre gleichzeitig ausgegeben hat. Das wäre doch wohl ziemlich schwer verständlich. Sollte der zweite Kalender, der auch mit viel schöner» Randleisten ausgestattet ist, nicht vielmehr auf die Rückseite der übrig 979"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder