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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1905
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- Deutsch
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^ 196, 24. August 1905. Nichtamtlicher Teil. 7385 essantesteu und bestcrhaltenen; es sind nur in deutschen Landen entstandene. -Das ist-, sagt Häbler, »natürlich kein Zufall, sondern es ist vielmehr unverkennbar Deutschland dasjenige Land gewesen, in dem die Mode, Kalenderblätter und — um das gleich hier anzuschließcn — Prognostika für das kommende Jahr herznstellen und als Neujahrsgruß in die Welt zu schicken, die weiteste Verbreitung gefunden hat.- Von den Blättern sind 65 in deutscher und 35 in lateinischer Sprache abgefaßt. Was die Druckorte anlangt, so sind sie Uber das gesamte altdeutsche Land von der Linie Basel—Wien im Süden bis Lübeck, von Straßburg im Westen bis Leipzig, allerdings sehr unregelmäßig verstreut. Sonder barerweise ist Mainz, wo man die Heimat des Wiesbadener Gutenbergkalenders für 1448 vermutet, nur noch mit zwei ivcitcrn Blättern vertreten, deren eins von Peter Schösser, das andre von Peter Friedberg herrührt. Am Niederrhein scheint die Sitte des Kalenderdrucks überhaupt nicht ein- gcführt gewesen zu sei»; sonst wäre mehr als ein Blatt aus Köln aus uns gekommen, wo doch die Drucktätigkeit schon früh sehr rege war. Den Löwenanteil nehmen unter den Blättern die süddeutschen Städte ein, besonders Augsburg, Ulm, Nürnberg; weiterhin ist Leipzig als Druckort vieler Blätter zu nennen. Der astronomische Inhalt der Kalender pflegt sich nicht durch Korrektheit auszuzeichnen. Wie der Gutenbcrgkalender von 1448 dadurch auffällt, daß er die moderne Zählung der Monatstagc aufweist, die in der ganzen Heitzschcn Sammlung sich nur ein einziges Mal in einem lateinischen Kalender von 1491 wiederholt, unterscheidet sich jener Kalender auch sehr wesentlich von allen seinen Nachfolgern durch die im Vergleich zu diesen wunderbar korrekten astronomischen Angaben. Die sonstige geringe Zuverlässigkeit der Angaben geht auf den Charakter der Verfasser zurück. Sie waren in ihrer überwiegenden Mehrheit nicht Astronomen, sondern Stadtärzte. In den bekannten 205 Kalendern haben sich nur 20 verschiedene Verfasser genannt, und von diesen sind 7 Stadtärztc und ihre Namen kehren aus den Blättern am häufigsten wieder. Nun weiß man, wie hoch in Blüte im fünfzehnten Jahrhundert die Astrologie stand, womit die Theorie der Aderlässe in enger Verbindung stand. Sie durften nur bei bestimmten Gcstirnkvnstcllationcn vorgcnommen werde», und diese anzuzcigen war der Hauptzweck des Kalenders. Die Aderlaßrcgcln sind verschieden für jeden Tag, für jedes Geschlecht, für jedes Alter, ja selbst für jedes Glied des menschlichen Körpers. Die Beine, das Haupt, die Lende, die Lungcnader, die Füße re., alle hatten ihre bestimmten Zeiten. Die jungen Leute sollten bei zunehmendem, die alten bei abnehmendem Mond zur Ader gelassen werden. Die vier »Lässe«, nämlich am Marlinstag (II. November), am Blasiustag (3. Februar), am Philipps- (1. Mai) und Bartholomäustag (24. August) waren am geeignetsten zur Vornahme der Operation.') Man nannte diesen Teil des Kalenders, der die Ader- lnßrcgeln enthielt, die Praktika oder das prognosticon »stro- logioum und den Kalender selbst den Laßzcttel. Die Be zeichnung Kalender, die von den römischen Kalenden, den an den ersten Tagen der Monate fälligen Zinsen herrührt, kommt in ihrer jetzigen Bedeutung anscheinend nicht vor 1470 vor. Vorher verstand man unter »oollsväsr» einen, meist gereimten Überblick über die Obliegenheiten einer guten Haushaltung in jedem Monat. Statt Kalender gebrauchte man auch das Wort Almauach, daß von einem arabischen, bezw. persischen Worte für Geschenk oder »I — groß und nu-ua — Zahlung Herkommen soll. ") W. Uhl, Unser Kalender in seiner Entwicklung von den ältesten Anfängen bis heute. Paderborn 1893. S. 50. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 4L Jahrgang. Was nun den schon erwähnten Kalender des Johannes von Gmünd betrifft, so hat man sich gewöhnt, ihn für den ersten gedruckten Kalender zu erklären. Wenn aber Schreibers Ansicht richtig ist, wonach die Drucktafel erst um 1470 ge schaffen wurde, so müßte er auf diese Ehre verzichten. Er ist übrigens ein einfaches Verzeichnis der Heiligen-Gedcnktage, ohne Angabe der Mondstellungen, nur mit Beifügung der Tierkrcisbilder für jeden Monat, war also an ein bestimmtes Jahr nicht gebunden Am Schluß des Februar ist als Ver fasser Uso dlazistor ckobaunos äs kamunäia genannt. Als ältester gedruckter Kalender wäre dann der Türken kalender von 1455 anzusehen, der aber in die vorliegende Sammlung nicht ausgenommen worden ist, da diese sich auf Einblattdrucke beschränkt, während der Türkenkalender aus sechs Quartblättern besteht. Als zweiter folgt vielmehr bei Heitz ein deutscher Aderlaßkalender aus der fürstlich Fürstenbergischen Bibliothek zu Donaueschingen, der das größte Interesse der Biblio graphen herausfordert. Er ist nämlich nichts geringeres als das Erzeugnis einer bisher unbekannt gebliebenen Presse. Dem Gulenbergkalender für 1448, dem TUrkenkalender und dem deutschen Cisianus, die alle mit den Typen der sechs- unddrcißigzeiligen Bibel hergestellt sind, ist er typographisch verwandt. Seine Type ähnelt denjenigen der scchsund- drcißigzciligen und der zweiundvierzigzeiligen Bibel, ist in ihren Formen, wie Häbler fcststellt, unverkennbar ihnen nach- gebildct, aber bisher noch in keinem bekannten Druckwerk beobachtet. Es ist deshalb von großem Interesse, das Jahr sestzustellen, für das der Kalender bestimmt war, so sehr, daß es sich verlohnte, die Mondangaben berechnen zu lassen. Das Blatt beginnt mit folgender Feststellung: »Die Goldene Zahl ist 19, der Sonntagsbuchstabe 6. Zwischen dem Christtag und ersten Sonntag in der Fasten sind 10 Wochen und 2 übrige Tage.» Zu bemerken ist dabei, daß die Goldene Zahl, der Sonntagsbuchstabe und die Zahlen der Wochen und Tage handschriftlich eingetragen sind. Da aber die Tage der Neu- und Vollmonde gedruckt sind, so kann der Kalender doch nur für ein Jahr her gestellt worden sein. Aber sollten die genauern Zeiten nicht in verschiedenen Gegenden verschieden eingetragen sein? Häbler sagt nun mit Bezug auf unsre Frage; -Durch die Goldene Zahl (19) und den Sonntagsbuchstabcn (0) aber ist erwiesen, daß der Kalender für das Jahr 1462 bestimmt war, denn das gleiche Zusammentreffen hat sich nur 1443 und 1481 wiederholt» Abgesehen davon, daß die letzt genannten Jahre nicht de» Sonntagsbuchstaben 0 haben, ist hiermit aber die Frage noch nicht erschöpfend beantwortet. Zunächst muß auch der Ostertag des Jahres, für das der Kalender bestimmt war, sestgestellt werden. Das er möglicht die von Häbler unberücksichtigt gelassene Angabe des sog. Intervalls: Zwischen Weihnachten und dem ersten Fastensonntag liegen 10 Wochen und 2 Tage; er fiel also nach dainaliger Rechnung (der betreffende Sonntag wurde mit in das Intervall gerechnet) auf den 7. März, und Ostern folglich auf den 18. April. Im fünfzehnten Jahrhundert fiel aber Ostern in den Jahren 1400, 1462, 1473 und 1484 aus diesen Tag. Wie man sieht, fallen die von Häbler an gegebenen Jahre 1443 und 1481 aus, sie können nicht in Betracht kommen. Unter den eben angeführten Jahren ist aber nur eins, das den Sonntagsbuchstaben 0 und zu gleich die Goldene Zahl 19 hat, nämlich das Jahr 1462. Es bliebe nur noch die Möglichkeit offen, daß der Kalender für ein Schaltjahr bestimmt gewesen wäre. Dann wäre der Ostertag auf den 17. April gefallen, und es wäre dann im fünfzehnten Jahrhundert das Jahr 1468 in Be tracht gekommen. Da dieses aber die Goldene Zahl 6 hat, so bleibt es bei dem einzig paffenden Jahr 1462. 979
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