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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1905
- Sprache
- Deutsch
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7390 Sprechsaal. 196, 24. August 1905. würdigen wissen und die uns zum vornherein mit Hochschätzung für Ihre Person und Ihre Bestrebungen erfüllt. -Es freut uns daher, durch Ihre Anfrage eine willkommene zuzuhalten. Allein gerade davon hängt die Kraft und Leistungs fähigkeit, ja, daß wir es gerade heraus sagen, die Existenz eines Verlags in der heutigen konkurrenzmächtigen Zeit ab, daß er für seine Produkte gerechte Käufer findet. Wir sind überzeugt, daß eine ruhige Darstellung unseres Verhältnisses zum Kunden Sie nicht bloß von obiger Behauptung überzeugen, sondern auch zum Anlaß wird, Ihre verehrliche Anfrage in eine Bestellung umzu wandeln. Fall in die Logik des Geschäftsbetriebes einen Einbruch machen und Ihnen mit dem Verlangten dienen. Aber Sie sind nicht der erste, nicht der hundertste, der tausendste nicht einmal. Wir werden von solchen Gratisgesuchen Tag für Tag förmlich über laufen. Es ist peinlich, bei den edlen Absichten der Gesuche ein die nie anders als behufs fachlicher Besprechung und dann noch karg genug Freiexemplare geben. Ja, es wird neuestens ein Geschäft, das es mit der Zustellung von Freiexemplaren leicht nimmt, auf seinen soliden Charakter und seine gesunde Geschäfts führung nicht ungern angezweifelt. -Ein solches laxes Verfahren, Sie begreifen wohl, nimmt sich zudem gegen den Sortimentsbuchhandel wie eine Zweideutigkeit, ja, wie eine heimliche, unredliche Beeinträchtigung seines Einzel vertriebes aus. Jedes Buchgeschenk von uns bedeutet für den Sortimenter des betreffenden Ortes den Verlust eines Buches. -Es darf wohl als Tatsache angesehen werden, daß fünf geschenkte Bücher meist weniger wirken, — auch im Sinne Ihrer löblichen Absichten weniger wirken — als ein einziges gekauftes wenn es uns gratis in den Schoß fiel. Sie selbst würden bei Abgabe unsrer Gratiswerke bei den Bibliotheken, Vereinen und Privaten, die Sie damit beschenkten, zu Ihrem größten Verdruß meist dieselbe Erfahrung machen. Ein gutes Buch stellt etwas Köstliches, Großes, Dauerhaftes vor. Je länger es diese Schätzung bewahrt, desto nützlicher kann es wirken. Sobald man ihm diese Achtung nimmt, indem man es durch Gratisabgabe in hundert Augen als zu leicht erreichbar entwertet, um so weniger leistet es. Das liegt so klar auf der Hand, daß wir darüber uns jede weitere Zeile ersparen können. -Soll nun der Verlag an der Entwertung seiner eigenen Er zeugnisse Mitarbeiten? Das wird doch niemand verlangen dürfen. -Dieser eine in der Sache selber ruhende moralische Grund ist so stark, daß es weiterer gar nicht bedürfte, ein Grund, der von selbst Ihrer wie unserer Wohltätigkeit Schranken setzen muß. -Sie wenden vielleicht ein: Sie wollten sich mit Büchern begnügen, die wenig Absatz gefunden haben, mit sogenannten Ladenhütern. Aber soll denn der Ver lag die Bücher, die ihm durch schwierige Verkäuflichkeit teurer als alle andern zu stehen kommen, weil sie ihren Preis durch das zinslose, jahrelange Ladenhütertum für den Verlag mindestens verdoppeln, soll er denn diese kostspieligsten Bücher umsonst hergeben? Handelte er da nicht wie ein Gläubiger, der seinem Schuldner noch Geschenke macht? Denn wirklich, das ganze gebildete Publikum ist ein Schuldner gegenüber dem Verleger, der oft mit unsäglicher Mühe das Geld und die Kraft und die Verdrießlichkeit vieler Monate an die Ausgabe eines einzigen Buches aufgewendet hat. Er durfte nun erwarten, daß ein solches Buch seiner hohen und paffenden Eigenschaften wegen und dem so oft geäußerten Wunsch der Leser gemäß jetzt, da es da ist und so da ist, wie es nicht bester da sein könnte, einen ordentlichen Ab satz fände. Statt nun dem Verleger seine große Mühe durch fleißigen Kauf zu bezahlen, eine Bezahlung übrigens, die für den einzelnen Käufer eines Buchs eine sehr geringe ist, soll der Ver leger erst noch dieses Buch nach allen Seiten verschenken. Die edelsten Absichten der Gesuche dürfen ihn denn doch nicht zu diesem geschäftlichen Selbstmord zwingen. Denn auch bei den Verlegern ist die Pflicht der Selbsterhaltung die erste, und je besser sie stehen, desto besser ist es auch um ihre Bücher und um die Lektüre ihrer Klientele bestellt. -So gibt es denn wahrhaft kein noch so geringes Buch, das für den Verleger nicht einen großen Wert bedeutet. -Wie Sie nun aber diese Gründe wohl begreifen werden, so ist uns auch Ihre Bemühung um gute Lektüre sehr ver ständlich. Läßt sich da kein Mittelweg finden? Sicherlich! Überall, wo die Mittel gering sind, gibt es doch Freunde. Gönner, einsichtige Helfer, die einem so hochherzigen Unter nehmen, wie das Ihrige unstreitig ist, ihre tätige Hand leihen. Zur Beschaffung einer Bibliothek helfen gerne ganze Vereine und noch mehr ihre Ehrenmitglieder mit. Wer ein Interesse daran hat, daß eine gute Lektüre auf den Tischen des Volkes liege: die Seelsorger, die weltlichen Vorsteher, die Lehrer und Erzieher, die können unmöglich müßig Ihrem prächtigen Vorhaben zusehen. Jedes gekaufte gute Buch ist ja eine Stütze ihres Ansehens, eine Waffe in ihrer Hand gegen die zahlreichen Verderber der Sitte und des guten Geschmacks. Solche — wir möchten sagen — Mitinteressenten werden Sie gewiß nicht im Stich lassen. Die liebevolle Fürsorge zumal, die der heutige hochwürdige Klerus einer guten Lektüre angedeihen läßt, ist Ihnen gewiß bekannt. Hier finden Sie denn Unterstützung, die Ihnen nicht nur aus strengerer Pflicht, sondern auch auS mächtiger Liebe und Freundschaft geboten wird. »Aber auch wir wollen, soweit es im Nutzen der guten Sache und in unserm weitesten Vermögen liegt, Ihnen gern entgegen- kommen. Um unsern guten Willen nicht nur in Worten, sondern tatkräftig zu zeigen, erklären wir uns jederzeit bereit, für den Fall, daß Ihre knappen Mittel eine solche Unterstützung nötig machen, Ihrem Bücherauflrage wesentliche Erleichterungen des Ankaufs und einen Rabatt zu gewähren, der Sie vor Privat kunden in großen Vorteil setzt. Es ist eine finanzielle Einbuße für uns, sicherlich! — aber auf diese Weise tun Käufer und Ver leger einen Schritt gegen einander und es wird nicht ausbleiben, daß sie sich schließlich über einem erfreulichen Fortschritt beim lesenden Volke und seiner literarischen Bildung froh die Hände reichen können. »Wollen Sie nun auf diese Zeilen hin Ihr Gesuch auf Grund mitfolgenden Kataloges in eine Bestellung umändern und der Ihnen zunächstliegenden Buchhandlung, oder wo keine solche vorhanden ist, uns direkt Mitteilen, mit welchen unserer Bücher man Ihnen in erster Linie gefällig sein kann. Sie werden bei uns neben der Hochachtung, die Ihre Arbeit verdient, zugleich ein entgegenkommendes Herz und eine dienstbereite Hand finden. -Indem wir Ihre baldige Antwort vertrauensvoll gewärtigen zeichnen ergebenst (gez.) Verlagsanstalt Benziger L Co. A. G. »Anbei: 1 Katalog.« Deutsche Autorisationen englischer Romane. Eine angesehene Londoner Firma verkaufte mir kürzlich die deutschen Rechte an einem englischen Roman. Als ich jedoch bei Auswechslung der Verträge einen besondern Nachweis darüber verlangte, daß die Rechte, die ich gekauft, nicht etwa vorher schon verkauft worden wären, sah sich die fragliche Londoner Firma veranlaßt, in dieser Richtung nachzuforschen. Und siehe da — heute erhalte ich von ihr ein Schreiben des Inhalts, daß sie von dem Vertrag zurücktreten müsse, da die erwähnten deutschen Rechte schon seit Jahren verkauft worden seien. Beweis genug, wie vor teilhaft es ist, von englisch-amerikanischen Firmen stets den Nachweis zu verlangen, daß die Rechte, die man im Begriff ist zu kaufen, nicht schon längst verkauft sind. Stuttgart, 22. August 1905. Robert Lutz.
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