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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1925
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- 1925-09-03
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- 03.09.1925
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l 31St «itrsmdl-M U d. «gchn. «Ilchhmt», Redaktioneller Teil. 206, 3. September 1925. Dagegen ist sowohl im Verlag wie im Sortiment eine er hebliche Zahl von Betrieben entstanden, die vom Gesichtspunkt der Bedarssbcfricdigung aus privatwirlschastlich nicht notwendig sind. Der Jahrgang 1925 des offiziellen Adreßbuchs weist etwa lausend Firmen mehr auf als der Jahrgang 1913. Diese Zahlen bleiben hinter der Wirklichkeit sicher weit zurück. Es gibt wohl kaum einen Gewerbezweig, der auf ungelernte und berufsfremde Ele mente stärkere Anziehungskraft ausübt als der Buchhandel. Prcis- stcigcrnd wirken aber auch diese Elemente nicht; im Gegenteil wirkt die Konkurrenz der Allzuvielcn in der Richtung einer Verbil ligung, da die von ihnen ausgehende Tendenz Senkung der Pro duktionskosten und Rabatte bedeutet. Der Buchhandel kann also wohl de» kommenden Maßnahmen mit Ruhe entgegensehen. Er wird — das mag, obwohl es selbst verständlich ist, hier nochmals betont werden— ganz von selbst so billig als nur möglich sein, um vcrlorengegaugene Absatz gebiete wiederzuerobern und gefährdete nicht zu verlieren. Bon der Leipziger Herbstmesse. Von leidlichem Spätsommerwcttcr begünstigt, dessen Sonnen strahlen ein in allen Farben schillerndes Bild ausleuchten ließen, hat die Leipziger Herbstmesse ihren Ansang genommen. Tage lang schon hatte sie ihre Schatten vorausgeworfen durch merk liche Steigerung des Straßenverkehrs und allmähliches Entstehen jenes Stadtbildes, das, einer Malerpalctte vergleichbar, jene Bunt heit aufweist, in der sich heute der tausendarmigc Riesenpolyp Reklame gefällt. Hunderte von Eisenbahnzügen brachten die Scha ren der Meßgäste, Aussteller und Einkäufer, herbei. Der Leip ziger Pfahlbürger räumte ihnen das Feld. Die Messe konnte ihre Tyrannis in gewohnter Weise ausüben. An sich ist die Herbstmesse ja niemals so umfangreich und bedeutungsvoll gewesen wie ihre große Schwester im Frühjahre. So deutliche Zeichen der Ermattung hat sie aber gleichwohl selten gezeigt. Wer die Wirtschaftslage in unserem Vatcrlande kennt und richtig beurteilt, wird kaum etwas anderes erwartet haben. Immer deutlicher machen sich die Folgen jenes unheilvollen Ader lasses bemerkbar, den unsere Geschäftswelt in Gestalt der In flation über sich ergehen lassen mußte. Der fast überall herr schende Mangel an Betriebskapital erzeugt Ohnmacht und Läh mung, während für den erfolgreichen Verlauf einer Messever anstaltung Geld, Unternehmungsgeist und nicht zuletzt »Stim mung« als unerläßliche Voraussetzung gelten. Wie sehr gerade dieses Stimmungsmoment fehlte, konnte man in den Leipziger Wirt schaften sehen. Viele Wirte werden eine Enttäuschung erlebt haben, denn die Mehrzahl der Meßgäste hatte nicht die offene Hand wie sonst und verzehrte nur das Notwendigste. Vielleicht wäre es richtiger gewesen, von der alten unausrottbaren Gewohn heit, dis Preise so hoch wie möglich zu schrauben, abzusehen. Ein wenig Überlegung und Kenntnis der allgemeinen Wirtschaftslage hätten eigentlich zu der Erkenntnis führen müssen, durch eine stärkere Rücksichtnahme auf diese Umstände das bessere Geschäft zu erstreben. Es soll Leute geben, die den geschäftstüchtigen Leip ziger Gastwirten diesen Hereinfall gönnen. Ich möchte den Umstand, daß man, wenn auch notgedrungen, wieder schärfer zu rechnen beginnt, als ein Zeichen der Gesundung betrachten. Jede Überspannung rächt sich, und auch die Eisen bahn mit ihren hohen Personen- und Gütertarifen wird es noch zu spüren bekommen. Es wäre eine sehr interessante statistische Berechnung, in welchem Grade der Personen- und Meßgüter iransport im eigenen Kraftwagen nach Leipzig zunimmt. So beherrschte das Auto das Straßenbild und machte die Straßen kreuzungen und -Übergänge zu gefährlichen Klippen sür die drängende Masse der Passanten. Ein Glück, daß eine gut ge schulte, ruhig und sicher waltende Verkehrspolizei an den gefähr deten Stellen für Ordnung sorgt. Unsere Straßenbahn, die, seit sie sich in städtischer Verwaltung befindet, mancherlei zu wünschen übrig ließ, war aus ihrem Dornröschenschlafs erwacht. Schnellere Aufeinanderfolge der Wagen, eingelegte, den Erfordernissen der Messe entsprechende Linien trugen erheblich zur Bewältigung des Verkehrs bei. Neue, erstmalig in Dienst gestellte, sehr schmucke und bequeme Wagen hätten noch mehr Eindruck gemacht, wenn nicht daneben auch die ältesten und schmutzigsten Vehikel aus der Verborgenheit hervorgeholt worden wären, die nicht gerade dem Straßen- und Verkehrsbildc zur Zierde gereichten. Der Leipziger selbst ist ja allerhand gewöhnt und hat vielfach das Wundern -verlernt. Aber der Fremde .... Reklame tut not. Wenn die Geschäfte stocken, tritt sie wie ein Geist mit tausend Zungen auf den Plan. So auch zur Herbst messe. Angesichts dieser Fülle der Erscheinungen bleibt dem ruhigen Beurteiler nur ein bedenkliches Kopfschüttclu. Sand wichmänner und -weiblein, Reklamekrastwagen grotesker Art, Reklameschilder, Reklamcbauten, Reklame-Zcttelverteilcr, Licht- und Schausensterreklame, Flicgerreklame. Es wäre eine inter essante Berechnung, wenn man feststellcn könnte, wieviele dieser Pscilc treffen und wie riesengroß die Zahl derer ist, die wirkungs los auf den Boden fallen. Die einfachste psychologische Berech nung muß den Veranstaltern sagen, daß, je dichter die Aufcin- anderhäufung oder Zusammenballung verschiedener Werbemittel ist, desto geringer die Aussicht aus Erfolg wird. Wenn es soweit kommt, daß Absicht und Ziel der Werbung derart verwischt wer den und man eigentlich nur auf Zufallstreffer rechnen dars, dann kann man die hier getriebene Verschwendung nur bedauern. Viel leicht würde der in Leipzig zur Messe weilenden Geschäftswelt eine etwas stärkere Erfassung wissenschaftlicher Reklamegrund sätze und Reklameerkenntnisse von Nutzen sein. So sehr auch diese Wissenschaft noch in den Kinderschuhen stecken mag, so ist sie doch schon soweit gelangt, den Reklametreibenden vor den gröbsten Verstößen zu bewahren. So aber begleiten uns auf dem Wege zu den Mcßhäusern auf Schritt und Tritt diese Erscheinungen und stumpfen Augen und Sinne in unglaublich kurzer Zeit derart ab, daß man schließ lich gar nicht weiter aus die Umwelt achtet, außer aus die Ge fahren der Straße, die ein säst unnatürlich gesteigerter Verkehr mit sich bringt. Im Bugra-Meßhaus hat sich wenig verändert. Die unteren Stockwerke sind immer noch in der Mehrzahl vom Ver lagsbuchhandel belegt, dessen Erzeugnisse in verhältnismäßig großer Vollständigkeit eben nur hier zu sehen sind. Soweit andere buchgewerbliche Unternehmungen dazwischen auftauchen, handelt es sich immer um unmittelbaren Bedarf, den der Buch händler hat, sei es bei den großen Bindereien oder bei den Liefe ranten sür Bindebedarf wie Leder und Vorsatzpapiere, die der Verleger gern selbst einkauft. Rein dekorativ scheint ein gewisser Stillstand cingetreten zu sein. Abgesehen von kleinen Verände rungen ist eigentlich nur die gute Lösung des Problems, einen abseits liegenden Meßstand durch gute Beleuchtung und Farben gebung scharf aus seiner Umgebung herauszuheben, bemerkens wert, wie sie der Rikola und Musarion Verlag in Münchenim 1. -Stock in gemeinsamer Koje erreicht haben. Im übrigen entspricht cs durchaus der allgemein unbefriedigenden Geschäftslage im Buchhandel, daß man hier unnötigen Geld- ausgabcn aus dem Wege geht. Der Besuch des Bugra-Meßhauses sowohl wie auch dessen Ablegers in Stentzlcrs Hof war in den ersten Messetagen sehr rege, abgesehen von der Ausstellung »S ü d - deutsche Graphische Kunst« im 5. Stockwerk von Stentz- lers Hof, wo es sehr still war. Über das geschäftliche Ergebnis konnte man die verschiedensten Meinungen höre». Der eine hatte kaum soviel verkauft, daß die Messespesen gedeckt waren, während der andere mit deni Ergebnis sehr zufrieden war. Im Verlags buchhandel kommt es bei der Monopolstellung der einzelnen Ver lagsartikel immer darauf an, was er anzubieten hat und inwie weit er gewissen, der allgemeinen Lage entsprechenden Bedürf nissen Rechnung zu tragen vermag. So war unstreitig Nachfrage nach gangbaren Neuigkeiten und nach billigen Bilderbüchern und Jugendschriften vorhanden. Nur ergibt sich hier die große und für den Bestand der Messe entscheidende Frage, ob diese Verkäufe nicht auch getätigt und diese Bedürfnisse nicht befriedigt worden wären ohne Messestand des betreffenden Verlegers. So sehr man die Gelegenheit würdigen muß, die jährlich zweimal einen über-
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