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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-30
- Erscheinungsdatum
- 30.12.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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301, 30. Dezember 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 14043 sozusagen vor uns entstehen, wir sind selber mit dabei, wir be lauschen die schöpserische Stunde. Es ist der Goethe, den wir brauchen, ein Goethe, der unserer eigenen Not helfen, der uns trösten und ermutigen kann. Ganz wie desselben Müller »Biblio thek der Philosophen«, von Fritz Mauthner ediert, uns eben dadurch, das; wir daraus Mauthners Stimme vernehmen, in ein höchst lebendiges Verhältnis setzt, gerade wie es uns doch oft geschieht, das; ein Denker oder ein Dichter, der uns stumm blieb, aber einen unserer Freunde stark erregt, wenn wir Zeugen dieser Wirkung werden, auch uns nun, aber- durch das Element des Freundes hindurch erst, zu treffen vermag. In einer An zeige dieser »Bibliothek« hat Harden gesagt, Mauthner führe da »mit anderen Mitteln, aus ungeradem Weg, nur das große erkenntsnistheoretische Werk seiner Kritik der Sprache weiter«. Es ließe sich vom ganzen Verlage Müller im höchsten Sinne sagen, daß er ungerade Wege sucht. Statt auf den gangbaren Pfaden führt er uns von anderen Seiten her, wodurch sich denn uner wartet Altes überraschend neu zeigt und Vertrautes, Gewohntes erst wieder von uns entdeckt wird. Müllers Nachbar hinwieder, R. Piper, wirkt dadurch so persönlich, daß er sich mit der gleichen Leidenschaft um das Definitive bemüht, mit der er sich auch an das Experiment wagt; er strebt, Endgültiges zu geben, aber ebenso stark wirkt der Reiz des Werdens auf ihn. Die Deutschen verdanken ihm den endgültigen Dostojewski) (wofern man in einer so wechsel vollen Zeit sich des unbeweglichen Worts »endgültig« über haupt vermessen darf) und Deussens monumentalen Schopenhauer, ein Meisterwerk, textkritisch und buchtechnisch schlechthin voll kommen. Auch der große Mordes steht überlebend da, und die neue Auflage der »Entwicklungsgeschichte« Meier-Graefes strebt an, Bewegung still zu stellen, den Augenblick zu verewigen, den Fluß festzuhalten. Auch Hobler wirkt in den vierzig großen Helio gravüren der Piperschen Mappe schon fast geschichtlich. Zugleich aber drängt es denselben Verlag gern »ritten ins dichteste Ge dränge der Zeit. Noch war Mahlers edles Antlitz vomPulverdampf des Hasses geschwärzt, als Paul Stefan dort sein tapferes Buch schrieb, und auch für Reger, auch für Arnold Schönbergs allen widerlichen Dunst der Niedertracht zerreißende Kraft setzt sich Piper ein. Er hat Wilhelm Worringers »Abstraktion und Ein fühlung« verlegt, das wichtigste Buch vielleicht, das seit Semper über bildende Kunst geschrieben worden ist. Und die schöne Kunst geschichte Wilhelm Hausensteins. Und Monographien über CKzanne, van Gogh, Gauguin. Und Kanüinskhs wesentliche Be trachtungen »Ueber das Geistige in der Kunst« und Kandinskhs Gedichte in Prosa und den »Blauen Reiter«. Diesen fast aggressiven Zug Pipers hat auch Eugen Dje der i ch s. Der ist ein geborener Agitator, ein geborener Erzie her, ein geborener Organisator, in einer Person zugleich Feld webel, Generalstäbler und Frontkommandant geistiger Bewe gungen. Lagarde hat von einer Verschwörung der deutschen Sehnsucht geträumt, von einein »heimlich offenen Bund, der für das große Morgen sänne und schasste«, dem sich anschließen könnte, wer es müde ist, »mit Geschaffenem und Gemachtem abge funden zu werden«, wer »Geborenes« will, »um mit ihm zu leben, Du und Du«! Diesen stillen Wunsch Lagardes macht Diederichs zur offenen Tat. Er ist einer, der wirklich auf Du und Du steht mit dem deutschen Wesen, und was immer davon noch irgend le bendig ist, wo immer es verschüttet liegt, wohin es auch entsunken ist, er holt es her, er gräbt es aus, er weckt es aus. Keiner hat lebendiger den Begriff einer deutschen Kultur erfaßt, in der die ganze deutsche Vergangenheit auf die Gegenwart fortzuwirken, alle deutsche Gegenwart sich schon wieder für die Zukunft bereil- zuhalten hätte, keiner ihn tätiger bewährt, keiner ihm freudiger gedient. Er ist voll Ungeduld und Ungestüm, immer zur Tat drängend, der Marschall Vorwärts des deutschen Buchhandels. Und wie es solchen Naturen stets ergeht, er kommt immer zu früh. Seine wunderbaren Ausgaben der deutschen Mystiker, Eckarts, Susos, Taulers, sind heute noch kaum ein paar tausend Deutschen vertraut; in zehn Jahren werden sie Hausbücher sein. Erst die Jugend, die jetzt aufwächst, wird ihm zu danken wissen, was er für das Märchen, für das Volkslied, für die altnordische Dichtung getan. Und eben weil er unter allen unseren Verlegern der deutscheste ist, hat er auch von allen den stärksten Sinn für Weltliteratur. Er hat Bergsvn in Deutschland eingeführt, und Campbell und Llohd George und Webb. Er hat für Kierkegaard, für Ruskin, für Emerson, für Whitman, für Stendhal, Taine, Maeterlinck, für Tolstoi, de Coster und Lemonnier geworben. Er ist der Verleger Bölsches, Jathos, Traubs, Bonus', Maurenbre chers, Kutters, Driesmans', Wynekens und der Duncan-Schule. Er gibt der Marie Herzfcld »Zeitalter der Renaissance«, eine Sammlung von Briefen und Biographien Italiens, er gibt die »Geschichte der deutschen Kunst in Einzeldarstellungen«, er gibt die »Religion und Philosophie Chinas«, er gibt »Klassiker der Naturwissenschaft und der Technik« und er gibt Alfred Webers »Schriften zur Soziologie der Kultur« heraus. Aber jetzt umdrängen mich von allen Seiten drohende Ge stalten, auch ihr Recht fordernd, Bruckmann, der Verleger Chamberlains, Franckhs eifrig regsamer Kosmos-Verlag, Voigtländer mit seinen schönen »Lebensbildern aus der Tierwelt«, Bondy, der Verleger Georges und seines Kreises, Julius Bard, wetteifernd mit Cassirer, R ritten L Loening, Alfons Paquets Verleger, der jetzt auch die ersehnte Verdeutschung Romain Rollands ankündigt, und Marcus L Weber in Bonn mit Lietzmanns vortrefflichen Tabnlis in USUIN svlrolarum und Clemens kluger Auswahl Luthers, und Hugo Heller, welches Wunder: ein Wiener und doch betrieb sam — und immer enger bedrückt mich das wachsende Gewühl! Um gerecht zu sein, müßte ich ein dickes Buch schreiben. Aber dieses Buch wird sicherlich bald einmal geschrieben, das Buch von unseren Verlegern und ihrer Mitarbeit an der neuen deutschen Kultur — sobald wir nur erst diese haben werden. Die Politik der »kleinen Mittel«. (Schluß zu Nr. 300.) Ausstellungen. sinnier mehr dringt auch im Buchhandel die Erkenntnis durch, daß ein großer Teil des Geschäftserfolges in der richtigen Zurschallstel lung der Ware liegt. Der Erfolg der Warenhäuser, der fast allein aus diesem im Großen durchgefiihrten Prinzip beruht, öffnet immer mehr den mittleren und kleineren Kaufleuten die Augen und weist sie ans Mittel hili, die ihnen im Bereiche ihres Wirkens zu Gebote stehen, um ähnliche Einrichtungen zu schaffen. Im Buchhandel ist die Veranstal tung von A u s st e l l n n g e n der gegebene Weg, der, wie wir beobach ten können, immer mehr bcschritten wird und in den meisten Fällen auch zum Erfolge führen dürfte. Nicht immer mag dieser ein direkter sein. Es soll ja anch keine Augenblickspropaganda getrieben werden. In dem stetigen Bemühen, die eigene Firma und das Buch in wei teren Kreisen bekannt zu machen, durch zielbewnßtes Vorgehen das öffentliche Interesse wachznhalten, sind Zweck nnd Bestimmung solchen Arbeitens zu suchen. Dieser Umstand hat manche Firma zur Anfstel- lnng eines Programms für Ausstellungen veranlaßt, wodurch die Arbeit wesentlich vereinfacht werden dürfte. So hat die Firma A lfred Lorentz in Leipzig in ihrem bereits erwähnten neuen Ausstel- lnngsranm folgende Sonderveranstaltnngen vorgesehen: Zurschaustel lung von Memoiren — Briefbüchern — Künstlerischen Märchenbüchern für Kinder und Erwachsene Klassiker-Einzel- und -Gesamtaus gaben — Das schöne billige Buch - Das schöne teure Buch — Die graphische Woche - Das illustrierte Buch — Die Malerei im 10. und 20. Jahrhundert - Bücher für Geschichte der alten Kunst — Luxusaus gaben und Pergamentdrucke - Alte Holzschnittwerke — Inkunabeln nnd illuminierte Handschriften — Erstausgaben deutscher Klassiker. Ausstellungen der Literatur der Befreiungskriege veranstalteten am Anfang dieses Jahres die Firmen F r. M e p e N a ch f. in H a m bürg, die Buchhandlung G. Knorrn (Melpers Buchhandlung) in Wal de n b n r g in Schlesien nnd die Deutsche L c h r m i t t e l a n st a l t (Klodt) in F- r ankf n r t a. M. In diesem Falle kamen zu der Lite ratur noch Bilder, Geschichtskarten, Schlachtenplänc und andere Anschau ungsmittel. Die Teilnahme der Buchhändler an allerlei Versammlungen nsw. durch Veranstaltung von Ausstellungen ist ein Beweis für das Bestreben, dem Buche und dem Buchhändler im öffentlichen Leben die gebührende Stelle anznweisen. In der Posencr Lehrerzeitnng Nr. 42 vom 10. Oktober d. I. wird Herrn Oskar Eulitz in Lissa die wärmste Anerkennung für seine Arbeit gelegentlich einer zur 31. Pro- vinzial-Lehrervcrsammlung im Poscner Seminar veranstalteten Schn lausstc klung ausgesprochen, die u. a. Abteilungen für Ju gendliteratur, .Handfertigkeitsunterricht und Zeichnen anfwies. Das Interesse für die Ausstellung war nach dem Berichte ein überaus 1820*
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