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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1913
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- Deutsch
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13982 DSrI-nLl-tt s. d. Dtschn. Buchh»n»kl. Redaktioneller Teil. 298. 24. Dezember 1913. Kunst« — Wrangel über »Französische Malerei« — Georgicwsky über »Russische Malerei« — Kurpatow über »Barocke Architek tur» u. a. in. In Moskau organisiert die Gesellschaft »Künstler- Salon« systematische Vorlesungen über Kunstgeschichte, und auch hier ist ein reichhaltiges Programm vorgesehen. Es ist nur zu bedauern, daß die Vorlesungen nicht im Druck erscheinen, denn manch wertvoller Beitrag, hauptsächlich zur Geschichte der russischen Kunst, wird in diesen Vorlesungen geboten. — Den Reigen der Ausstellungen cröffnete in St. Petersburg der »dlir InLusstva«, von dem ich im nächsten Bericht sprechen werde. Moskau hat in den Räumen der Galerie Lemercier eine gute Ausstellung von Plakaten und Exlibris untergebracht. Wie mir von befreundeter Seite mitgeteilt wird, soll die deutsche Kunst vorzüglich vertreten sein, während Frankreich und Amerika fast gänzlich fehlen. Unter den Exlibris stammen die wertvollsten Arbeiten gleichfalls von deutschen Künstlern, wie Preetorius, Broel, Hvroux, Vogeler u. a. Auster diesen hier kurz erwähnten Ausstellungen werden noch eine groste Zahl vorbereitet, von denen Wohl die der »Gesellschaft für Liebhaber graphischer Kunst in Warschau« im Februar 1914 die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich lenken wird, da hier eine möglichst vollständige Übersicht über die polnische Graphik von 1860 bis in die neueste Zeit ge geben werden soll. — Über die Auswüchse der Futuristen und Kubisten haben an dieser Stelle die Kollegen Wohl schon oft ge schrieben, aber wie man es auch treiben mag, das Tollste haben sich entschieden die Herren der »neuen Kunst« in Moskau geleistet. Damit sich das Publikum an ihre Farbenkontraste gewöhnen soll, bemalten sich die »Künstler« (?) die Wangen oder auch nur eine, färbten sich die Haare, blau oder mit anderen schönen bun ten Farben, und sind nun entsetzt, auf so wenig Verständnis beim Publikum zu stoßen, das für diese Art von Kunstbetätigung nur ein mitleidiges Lächeln übrig hat. Obwohl eine Nervenheil anstalt der beste Aufenthalt für diese Maler wäre, treiben sic den Unfug doch lustig weiter. Fesseln in den Vormittagsstunden die Kunstausstellungen das Publikum, so sind es am Abend die Theater mit ihren zug kräftigen Premiere». Von den vielen seien heute nur zwei er wähnt, von denen die eine vielleicht in Bälde auch in Deutsch land über die Bretter gehen wird. Es ist Artzhbaschews Drama »Eifersucht«, auf das man bei seiner Ankündigung große Er wartungen setzte, die meiner Meinung nach nicht erfüllt worden sind. Artzibaschew wollte eine Charakteristik der modernen rus sischen Frau geben, aber es gelang ihm nur, einen ganz bestimm ten Typus von Frauen zu charakterisieren, und zwar jener Frauen, denen die Liebe ein Spiel der Gefühle ist, die von jedem in ihren Bannkreis tretenden Mann geliebt sein wollen. Dem ganzen Stück haftet in den letzten Akten etwas Komödienhaftes an, und erst in den beiden letzten Akten entwickelt sich das Tragische, das in der Ermordung der Heldin des Dramas seinen Höhepunkt erreicht. Überzeugend wirkt der Schluß nicht, ja man hat das Gefühl, als sei dieser Ausgang etwas zu gewaltsam vom Autor herbeigeführt worden, da ihm jede logische Begründung fehlt. Abseits von dem hypermodernen russischen Wesen steht Jlja Ssurgutschews Schauspiel »Das Handelshaus«. Es knüpft au die alte Tradition des russischen Schauspiels an und schöpft seinen Stoff, wie der Titel besagt, aus den russischen Kaufmannskreisen, die ganz trefflich dargestellt sind. Hat man in Deutschland den Heine-Denkmälern die öffent lichen Plätze und Gärten versagt, so geht es in Rußland mit einem Tolstoi-Denkmal ganz ähnlich. Unüberwindliche Hindernisse machen es unmöglich, so heißt es in der betreffenden Notiz, das vom Bildhauer S. D. Merkurow geschaffene Tolstoi-Denkmal auf einem öffentlichen Platze auszustellen. Und wie in Deutschland die Heine-Denkmäler, so wird man in Moskau das Tolstoi-Denk mal in einem Privatgarten aufstellen. Es ist der Tolstoische Gar ten, in dessen Hause Tolstoi viele Jahre gelebt hat und wo auch viele seiner Werke entstanden sind. Die Gouverncmentsverwaltungen sind eifrig bestrebt, dem Mangel an Vollsbibliotheken abzuhelsen. Einen gewiß groß zügigen Plan über Bibliothekneugründungen veröffentlicht die Charkower Gouvernementsverwaltung. Es ist beabsichtigt, das ganze Gouvernement mit einem Netz von Bibliotheken zu über ziehen, und zwar so, daß auf je 25 000 Einwohner eine Rayon- dibliothek kommt. Nach diesem Plane sollen im Laufe der näch sten 10 Jahre 116 solcher Bibliotheken ins Leben gerufen werden. Für jede dieser Bibliotheken ist ein Stammkapital von 100 Rubel und ein Vermehrungsetat von 50 Rubel jährlich vorgesehen. Die Summen sind wohl gering, aber man wird trotzdem damit eini ges erreichen können. — Neue Bibliotheken sind in diesem Jahre auch von der Sibirischen Eisenbahn eingerichtet worden. Es sind 69 Bibliotheken auf die einzelnen Stationen verteilt und außerdem 2 Waggons als rollende Bibliotheken in Betrieb gestellt worden. Die Hauptbibliothekverwaltung ist in Tomsk, wo auch die Bahnbeamten für ihre langen Fahrten Bücher ausleihen können. Der Kiewer Ritualmordprozeß, der die Welt einige Zeit in Aufregung hielt und eine Flut von Broschüren und Heftchen in allen Kulturfprachen zur Folge hatte, wird auch in der wissen schaftlichen Literatur einen Niederschlag finden. Der als Psy chiater auch in Deutschland bekannte Professor W. M. Bechterew will in einer Reihe von Artikeln über die Expertise im Beilis- Prozcß schreiben und sie dann gesammelt als Buch herausgeben. Man kann mit Sicherheit annehmen, daß die Arbeiten in den betreffenden medizinischen Kreisen mit großem Interesse ausge nommen werden. Auf Antrag der Konferenz der Kaiserlichen Akademie der Wis senschaften hat der Minister des Innern die Einberufung des 4. Internationalen Historiker-Kongresses im Jahre 1918 geneh migt und den Zusammentritt einer Konferenz einheimischer ge lehrter Institutionen zur Vorbereitung des Kongresses vom 15. bis 22. Dezember des laufenden Jahres angcordnet. Es sollen 44 gelehrte Institutionen und Gesellschaften zu dieser Konferenz eingeladen werden. Wie groß im russischen Reiche der Drang nach Bildung ist, und wie man sich bemüht, ihn zu befriedigen, beweisen die stän digen Erweiterungsbauten der bestehenden Hochschulen und die große Zahl von Neugründungen. So hat in der letzten Zeit die Moskauer Frauen-Hochschule ein neues, großes und schönes Auditorienhaus bekommen, das sich würdig den anderen Ge bäuden der Hochschule anschließt. Das Wachstum der Frauen- Hochschule ist ein enormes: nach 13 Jahren ihres Bestehens zählt sie in diesem Jahre 7200 Hörerinnen. Ebenso findet ein starker Zuzug von allen Seiten des Reiches zur Volks- oder Schanjawski-Universität statt, so daß hier gleichfalls die Räume zu eng werden und umfangreiche Neubauten beschlossen worden sind, u. a. ein biologisches und physikalisches Institut, ein spe zielles Radio-Laboratorium und ein eigenes Bibliothekgebäude mit größeren Lesesälen. Die Bibliothek hat in den wenigen Jahren ihres Bestehens einen Umfang von über 60 000 Bänden erreicht und wächst beständig. — Eine einzig dastehende Ncugründung wird in Moskau ins Leben gerufen, ein 1 h e o l o g i s ch e s In stitut für Frauen. Absolventinnen mittlerer Lehranstalten sollen hier in vierjährigen Kursen zu Lehrkräften für den russi schen Religionsunterricht in mittleren Lehranstalten herangebil- det werden. Die Vorlesungen werden fürs erste von den Profes soren und Lektoren der geistlichen Akademie gehalten werden. Der großen Förderung, die das Theaterwesen in Rußland von den Blut- und Finanzaristokraten erfährt, verdankt u. a. auch das von dem Moskauer Großkaufmann A. A. Bachruschin gegrün dete Theatcrmuseum (s. nieinen Bericht im Bbl. Nr. 274) sein Entstehen. Daß aber die Sammlung nach bestimmten Grundsätzen angelegt worden ist und nicht als Spielerei eines Millionärs gewer tet wird, geht aus dem Umstand hervor, daß das Museum am 25. November alten Stils in den Besitz der Akademie der Wissen schaften übergeht. Man ist sich auch an dieser Stätte der Wissen schaft klar, daß die Literaturgeschichte eng mit der Geschichte des Theaters verknüpft ist, und daß man hier eine reiche Ausbeute für die Literatur- und Kulturgeschichtschreibung finden wird. Am Tage der Übernahme wird eine große Festsitzung der Aka demie der Wissenschaften unter dem Vorsitz des Großfürsten Kon stantin Konstantinowitsch stattfinden, an der auch die bedeutend sten Literaten und Schauspieler, die zum Teil dem Vorstand des neuen Theatermuseums angehören werden, teilnehmen. lAsrtictzuag aus Seite 1M83.
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