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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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13806 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchbandel. Redaktioneller Teil. .1/ 292, 17. Dezember 1913. Das Bild hat sich heute sehr verändert. Mahler ist nicht mehr, Richard Strauß ist, wie sich ein Kritiker äußerte, »sozu sagen unter die Klassiker« eingereiht. Andere Tondichter sind verstummt oder entschieden zurückgedrängt worden, sllr andere wieder hat die Öffentlichkeit das brennende Interesse verloren, kurz, im Gegensatz zu dem Mcinungskamps vor 6, 8 Jahren ist heute eine unheimliche Stille getreten. Höchstens um Schönberg tobt der Sturm der Meinungen, und in diesem Falle vielleicht nur deshalb so heftig, weil eben keine weiteren umstrittenen »Helden« da sind. Der Musikalienverleger könnte vielleicht eine gewisse Be friedigung aus diesem Wandel schöpfen, er könnte mit Genug tuung die eingetretene Kampfespause begrüßen, um das Fazit zu ziehen. Er soll ja in ruhiger, sachlicher Kalkulation die ge schäftliche Bilanz machen. So könnte es ihm ganz gelegen sein, wenn die öffentliche Meinung ihr Für und Wider entschieden und die Musikwelt sich endgültig für diesen und gegen jenen ausgesprochen hätte. Die Abhängigkeit von dem Urteil des Tages, das noch dabei fortwährend wechselt, brachte naturgemäß gewisse Unruhe, Hoffnungen und Enttäuschungen, die empfindliche Rück schläge unvermeidlich machten. Jetzt ist die Zeit gekommen, diese Schwankungen auszugleichen und in Ruhe neue Kraft zu sam meln zur sachgemäßen Anwendung des Resultats. Freilich ist zu wünschen, daß diese Stagnation nicht allzu lange dauere. Denn die Erfahrung lehrt, daß der Kampf die Geister wach hält und das Interesse steigert, nicht nur für die »Unbestrittenen» selbst, sondern für das ganze Gebiet, dem sie angehören. So würde eine dauernde Stille ganz gewiß ihren ungünstigen Rückschlag auf den Musikalienhandel im allgemeinen äußern. Daher wird es das Bestreben der Musikalienhändler sein, in absehbarer Zeit neue Streiter aus den Platz zu senden, damit nicht das Gcsamtinteresse erlahme. Ein Kampf ist soeben in der künstlerischen Nachbarschaft entbrannt, der uns begreiflicherweise mitinteressiert: der Wirt schaftskampf der konzertierenden Künstler. Es kann nicht unsere Sache sein, an diesem Kampfe teilzunehmen, doch ist es selbst verständlich, daß wir feinen Verlauf als teilnahmsvolle Zuschauer in erster Reihe mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Die wirtschaftliche Lage der ausübenden Künstler hat sich bei der Überproduktion von Jahr zu Jahr verschlechtert. Wie die Maler und Bildhauer dringen jetzt auch die konzertierenden Künstler auf einen Zusammenschluß, eine feste Organisation, um in gemein samer Arbeit dem Übel zu steuern. Hier erschallt der Ruf: Gegen die Konzertagenten; dort erschallt der Ruf: Für eigene Konzertleitung, f ü r eigene Konzertsäle usw. Man ist am Werke, etwa nach dem Vorbilde der Bllhnengenossenschaft einen Ver band zu schaffen, der die Interessen der konzertierenden Künstler schützt. Schon vor einiger Zeit hatte sich der Verband konzertie render Künstler Deutschlands mit dem Sitz in Düsseldorf gebildet; dieser hat soeben seinen Vorstand entlassen und denSitzvon Düssel dorf nach Berlin verlegt. Zu gleicher Zeit hat sich die Konstituierung einer anderen Gemeinschaft vorbereitet: des wirtschaftlichen Schuyverbandes der Konzertkünstler. Wenn nun daraus gleich falls eine feste Vereinigung hervorgeht, so haben wir zu gleicher Zeit zwei denselben Zielen zustrebende Verbände. Vielleicht be sinnen sich die beteiligten Kreise noch und finden einen Weg ge meinsamer Arbeit, gemeinsamen Wirkens. Uns in irgend einer Form an diesen Besserungen zu beteili gen, ist um so weniger angebracht, als wir zurzeit selbst in einen heftigen Streit verwickelt sind, der viel Unruhe und Mitzhcllig- keit heraufbeschwört. Die Auseinandersetzungen mit der Ge nossenschaft Deutscher Tonsetzer hat eine Form an genommen, die auf gerichtliche Entscheidung drängt. Die Lage hat sich immerzu verschärft und verlangt unsere vollste Aufmerksam keit, da schwerwiegende, ja Lebensinteressen des Musikalienge schäftes auf dem Spiele stehen. Die Gerichtsverhandlung mutz, da Vergleichsbemühungen einstweilen nicht durchführbar erschei nen, hier das entscheidende Wort sprechen, aber wie leicht wäre es, all den Ärger, all die unnütze Mühe, all den Streit zu vermei den und mit einem Schlage zu beseitigen, wenn die Komponisten von ihrer blinden Hingabe an Herrn Roesch und den tempera mentvollen Richard Strauß ablassen und selbst einmal sich davon , überzeugen wollten, wie die Dinge in Wirklichkeit liegen. Dauernd erhält sich das Gerücht, und ich glaube, an seiner Wahrheit nicht mehr zweifeln zu brauchen, daß nämlich die Komponisten beab sichtigen, eine eigene Musikverlagsanstalt zu gründen: Das wäre allerdings das geeignete Mittel, um den Herren die ! Augen zu öfnen, und ich wünsche ihnen viel Glück auf den Weg!! Im Konzertsaal und auf den Opernbühnen herrscht Richard Strauß, überall Richard Strauß-Wochen, Richard Strauß- Konzerte; es ist nicht zu leugnen, daß das Interesse des großen Publikums daran dauernd wächst. Doch ist man enttäuscht wor den durch die beiden neuesten Werke des Meisters: sein »Fest liches Präludium« und seine »Sechzehnstimmige deutsche Motette«, elfteres ein schillerndes Gelegenheitsstück, letztere die Nutzanwen dung der Orchestertcchnik auf Singstimmen, ein mißglücktes Expe riment! In den Opernhäusern müssen natürlich sonstige Neuig keiten dem Strauß-Kultus gegenüber zurllcktrcten. Immerhin haben sich aber doch manche deutschen Direktoren bemüht, inter essante neue Opern herauszubringen. Ich begnüge mich mit der kurzen Namensnennung und der Feststellung, da allem Anscheine nach diese Uraufführungen Nieten waren: »Merlin« von Draeseke (Gotha), »Sulamit« von Klenau (München) »Abenteurer« von Bittner(Köln),»6oeur-H.8« von Künnecke (Dresden), »Ulenspiegel« von Braunfels (Stuttgart), »Das Nothemd« von Woikowsky- Biedau (Charlottenburg). Vielleicht bringt die bevorstehende Uraufführung von d'Alberts »Tote Augen« oder von »Frau Anne« des jungen, höchst talentvollen Stanislav Letovskv (Posen) endlich einmal einen wirklichen Erfolg. Die irdischen Gefilde verlassen haben zwei im Musikleben oft genannte Persönlichkeiten, allgemein betrauert: vr. Erich Prieger in Bonn, der als Beethoven-Forscher hochgeschätzt war und in hochherziger, selbstloser Weise zu erreichen wußte, daß die schönsten und wertvollsten Autographe des Mei sters den deutschen Bibliotheken erhalten blieben und nicht ins Ausland wanderten, und Franz Kullak, der bedeutende Klavierpädagoge, ein Sohn des größeren Vaters Theodor Kullak. Die musikalische Buchliteratur nimmt in letzter Zeit bedeuten den Umfang —innerlich wie äußerlich — an, dickbändige Werke finden ihre Liebhaber. Ich erwähne die hochinteressante Selbstbio- graphie der Lillk Lehmann »Mein Lebensweg«. Eigenartig ist der zweite Band des großen Schubert-Werkes von Otto Erich Deutsch, »Schuberts Leben in Bildern«. In diesem Bande sind nur Abbildungen des Meisters und seiner Freunde, ja eigent lich aller seiner Zeitgenossen zusammengestellt, und es ist sehr amüsant, darin zu blättern. Freilich scheint mir der Sammler zu weit zu gehen, wenn er z. B. Bildnisse Schillers oder gar Napoleons einreiht. Mit der W e i h n a ch t s m u s i k habe ich mich heute nicht befaßt, weil dieses Gebiet des Verlagsgeschäfts — der Kunst kann man nicht mehr sagen — so ausgebeutet und durchackert wird, daß man mit dem besten Willen keine neuen Momente und Besonderheiten mehr hervorheben kann. Welche Zahl würde Wohl ein Statistiker herausrechnen, wenn er seststellte, wie oft »Stille Nacht, heilige Nacht« und in welch möglichen und un möglichen Bearbeitungen an einem Weihnachtsabend in Deutsch land gespielt wird! Möge die liebe alte Weise auch den Herren Kollegen in Freude und Frieden erklingen! Robert Lienau. Deutscher Bibliophilenkalender für das Jahr 1914. Zweiter Jahrgang. Jahrbuch für Bücher freunde und Büchersammler. Herausgegeben von Hans Feigl. Verlag von Moritz Perles, k. und k. Hofbuchhandlung in Wien. Preis: T. 3.60 ord. Bibliophilie Mid Bibliomaiüc wollen zwei konträre Begriffe sein. Sic sind es aber nnr noch selten. Meist laufen sie zusammen, und zwar so, daß das Zweite vom Erste» adoptiert wird. Das ergibt dann kleine Wcsensverschiedcnheiten innerhalb bibliophiler Gesellschaften und treibt zur Reaktion gegen die heutigen Luxnsdrncke. Zaghast tritt sie schon hier in diesem ganz unabhängigen Bibliophilenkalender zutage und weniger zaghast an anderen Orten. Mau kann ihr das innerliche iHocisetzkng aus Seite 138353
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