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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1913
- Strukturtyp
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- 1913-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1913
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- Deutsch
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Die einen sagen, er komme direkt aus Argentinien. Dort sei er von den niedersten Volks schichten getanzt worden, in schlüpfriger Form, seine Heimat sei die Verbrecherkneipe. Andere wollen seine historische Entwicklung Nachweisen, die auf einen alten echten Volkstanz (in gutem Sinne) in Spanien oder Portugal zurücksllhre. In der Pariser Akademie der Unsterblichen hat Richepin einen offiziellen Vor trag über den Tango gehalten, gewiß ein Beweis, welche Be deutung der geheimnisvolle fremdartige Tanz in der Gesellschaft erlangt hat. Richepin trat zum großen Erstaunen der akademi schen Kreise leidenschaftlich für den Tango ein. Er erklärte, es komme nur auf die Art der Ausführung an. Wenn der Tango fein und graziös getanzt werde, könne man nicht von unpassen dem, unschicklichem Eindruck sprechen; im Gegenteil, dann nehme es der Tango mit jedem Konkurrenten, selbst dem klassischen Me nuett erfolgreich auf. Nun hat von Paris aus die ganze moderne Gesellschafts welt in Deutschland, England, Österreich, Italien, in allen Kul turländern sich dem Studium des Tango hingegeden. Ein Tau mel hat unsere Zeitgenossen gepackt. In allen Großstädten haben sich zahllose Tanzzirkel, Tanzklubs gebildet, die gerade den Tango als höchste Bewegungsform pflegen. Der Tangoschritt — wie man den ausdrucksvollsten, charakteristischsten Schritt in diesem fast ein Dutzend Touren umfassenden Tanze nennt — wird mit einer Hingabe geübt, die über das Maß des Üblichen weit hin ausgeht. Die Frage bleibt, ob dieser, wie gesagt, aus einer ganzen Reihe von Touren zusammengesetzte, komplizierte und schwer erlernbare Tanz eigentlich in den Salon gehört, oder nicht vielmehr ein Kunsttanz, ein Bühnen tanz ist. Nicht daß die große Gesellschaft auch bei Fleiß und Ausdauer nicht fähig sei, alle diese Pas zu erlernen, ist dabei aus schlaggebend, sondern die Tatsache, daß der Tanz nur dann wirk lich schön und vornehm aussieht, wenn er in künstlerischer Voll endung getanzt wird, alle Versuche aber, die nicht zu dieser Höhe gelangen, beinahe wie Karikatur wirken. Ob die Tangowut (von einer solchen mutz man sprechen) andauern wird, ist zweifelhaft. In den Anzeigen der Verleger, in den Fenstern der Musikalienhandlungen stößt man massenhaft auf »echte« Tangos Argentinos. Der rührige Geschäftsmann weiß die Konjunktur gründlich auszunutzen, aber schon jetzt kün den sich neue, ähnlich kunstvolle, aus zahlreichen Pas zusammen gesetzte Tänze an, vor allem die »ülaxixk! Lrdsilienno«, die viel leicht in Bälde den Tango ablösen wird. Jedenfalls ist diese ganze Tanzwut, ob sie sich nun im Tango, Marche oder deren Nachfolgern dokumentiert, charakteristisch für die Gesellschaft und die Gesellschaftsformen unserer Zeit. Wie anders einst die volkstümliche Tanzmusik war und wirkte, daran erinnert ein Gedenkwort, das ein Wiener Schrift steller dem jetzt 70jährigen C. M. Ziehrer widmet und das zugleich als ein Stoßseufzer über die gegenwärtige Volksmusik gelten kann. Es heißt darin: »Was man früher einmal Wiener Musik genannt hat, das gibt's heute nicht mehr. Die Ländler und Walzerfürsten Lanner, Johann Strauß der Ältere, Joseph Strauß, Johann Strauß der Jüngere, Millöcker, Suppe, Zeller usw. haben in der Gegenwart keinen Nachfolger gefunden. Was jetzt als Wiener Musik, Wiener Walzer und Wiener Operette durch die ganze Welt geht, das hat mit der verklungenen Wiener Volksmusik, die in Schubert ihren göttlichsten, geistigsten und in den ausgestorbenen Vorstadt-Volksfängern ihren irdischsten, ur wüchsigsten Ausdruck gefunden hatte, gar nichts mehr zu tun. Die Oskar Strauß, Heinrich Reinhardt, Edmund Eys- ler, Leo Ascher, Granichstädten und Winterberg sind inter nationale, unnaibe, unproduktive, unwienerische Menschen, die ihr Operetten-»Geschäft« geradesogut in Berlin oder in Paris betreiben könnten, und Leo Fall, der verunglückte Opernkomponist, sowie Franz Lehar mit seinem leichten slawischen Einschlag sind nicht minder international... Nur einer lebt noch in Wien als letzter Erbe der alten Tradition, C. M. Ziehrer, dessen sieb zigster Geburtstag von den Wienern wie ein Familienfest ge feiert wurde. Ziehrer ist der einzige lebende Wiener Operetten komponist, der noch frisch vom Herzen und von der Leber weg, aus einem wirklichen inneren Antrieb und Andrang musiziert. Frei lich, mit reicheren Naturen, wie dem Schöpfer des Schönbrunner Walzers oder dem Sänger des Donau-Walzers, darf man ihn nicht vergleichen. Er ist ein letzter Nachfahr aus einer ehemals mächtigen Adelssippe... Seine Erfindung ist nicht übermäßig reich, sein Schwung nähert sich manchmal bedenklich der Grenze der Gewöhnlichkeit, und man merkt es seinem Kom ponieren stets an, daß er als Militärkapellmeister populär und berühmt geworden ist. Immer jedoch berühren seine Frische, seine Natürlichkeit, seine Echtheit wohltuend'; er ist nicht ange kränkelt von der tränenseligen, schmalzigen Sentimentalität seiner pseudo-wienerischen Operettenkollegen, und er hält sich von ihrer falschen Opernhaftigkeit fern.« Während also auf dem Gebiet der Tanzmusik neue Bahnen sich öffnen und ein Wettstreit für und Wider das Neueste tobt, ist nach übereinstimmenden Äußerungen maßgebender Kritiker heute eine auffallende Ruhe in dem Kampfe um die m o d e r n e n Tonschöpfungen eingetreten. Blicken wir einige Jahre zurück! Da erhitzten sich die Geister über jede neue schöpferische Äußerung von Richard Strauß, Gustav Mahler, Max Reger, Claude Debussy. In der weiteren Rück schau sehen wir den Streit der Meinungen um die Arbeiten Schillings, Pfitzners, Jüans, Bungerts, Weingartners, d'Alberts, Siegfried Wagners. Mochte nun dieser für Strauß, jener gegen Pfitzner die Stimme erheben, mochten die jeweiligen »Gemein den« in Weingartner, in Bungert ihren Apostel begrüßen — die Bewegung als solche hielt die Gemüter in Atem und breitete einen erfrischenden Odem über die Lande musikalischer Betätigung. Börsenblatt für ten Tcutscken Rnckbandel. 80. Iabr««ina 1794
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