13820 Börsenblatt f. b. DIschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. ^r 292, 17. Dezember 1913. 1848 Der Vorkamps deutscher Einheit und Freiheit Urkunden, Berichte und Briefe Weitere Proben aus dem Anfang nächsten Jahres erscheinenden Buche Eine Groteske aus dem Kernerhause. Justinus Kerner an Emma Niendorf. Weinsberg, 19. März 1848. Die Lola Monte; kam vorgestern hier an, und ich bewahre sie in meinem Turm bis aus weitere Befehle von München. Drei Alemannen halten dort Wache; es ist mir ärgerlich, daß sie der König gerade zu mir sandte, aber es wurde ihm gesagt, die Lola sei besessen, und er solle sie nur nach Weinsberg senden, den Teufel aus ihr zu treiben. Interessant ist es immer. Ich werde, ehe ich sie magisch-magnetisch behandle, eine starke Hungerkur mit ihr vornehmen. Sie bekonimt täglich nur dreizehn Tropfen Himbeerwasser und das Viertel von einer weißen Oblate. Sage cs aber niemandem! Verbrenne diesen Brief! Die revolutionären Unruhen vom tv. und 11. März hatten König Ludwig I. von Bayern gezwungen, seiner Geliebten, der Tänzerin Lola Montez, die er zur Gräfin Landsfeld erhoben hatte, den Laufpaß zu geben. Über Weinsberg ging sie nach England. Sie starb nach vielen weiteren Abenteuern 1861 In New Dort. Justinus Kerner an Sophie Schwab. Weinsberg, 2. April 1848. Die Lola befindet sich seit voriger Woche bei mir. Sie ist erstaunlich abgezehrt. Theobald sJustinus Kerners Sohn, Arzts magnetisiert sie, auch lasse ich sie Eselsmilch trinken. Den Metternich nahm ich in meinem Turm auf, in dem Graf Helfenstein vor seiner Hinrichtung durch die Bauern sl525s gefangen saß. Das ist ihm ominös; es ist ihm unheimlich und mir sein ganzes Wesen unheimlich, besonders sein unver schämtes Liberaltun nun. Er behauptet: Nur sein Wunsch, daß Deutschland eine Republik werde, den er immerdar gehegt, habe ihn zu dem illiberalen System gebracht; nur so habe sich Deutschland so mächtig und kraftvoll erheben können. Das sei sein Weck und von ihm ge flissentlich so durchgeführt. Er ruhte nicht, bis ich auf meinen Turm eine rote Fahne steckte. Er versprach mir ein Stückfaß vom besten Johannis berger, aber bis sein Schreiben nach dem Johannis berg kam, war der Keller schon durch die Nassauer in Beschlag genommen. So muß ich mich überall mit Gnadenbezeugungen begnügen, die nie in Erfüllung gehen. Das ist das Los der Dichter, wie es schon Schiller besang, dlotabsve. Metternich spielt die Geige sehr gut. Es ist noch eine alte vom Niembschimer Turm sdie einst Nikolaus Lenau gespielt hattest Auf dieser spielt er immer die Marseillaise und pfeift konvulsivisch dazu im Mondscheine. Der Staatskanzler Fürst Metternich war, vor der Revolution aus Wien nach England fliehend, gleich falls in Weinsberg eingekehrt. Auch seine Ausführung im Kernerhaus rechtfertigt die Grabschrift, die ihm Grillparzer zugedacht hat. Metternich starb 1859. Grillparzers Grabschrift auf Metternich. Hier liegt, für seinen Ruhm zu spät, der Don Quixote der Legitimität. Der Falsch und Wahr nach seinem Sinne bog, zuerst den andern, dann sich selbst belog; vom Schelm zum Toren ward bei grauem Haupte, weil er zuletzt die eignen Lügen glaubte. Die bedenkliche Stille. Wolfgang Menzel erzählt aus dem Sommer 1849: Ein reicher Kaufmann in Stuttgart schwebte während der Revolution immer in der größten Angst. In einer schlaflosen Nacht im Sommer 1849 sah er zum Fenster hinaus, der Mond schien hell, und die tiefste Stille herrschte in der ganzen Stadt. Da erreichte seine Angst den höchsten Grad. Er kleidete sich an, verließ das Haus und schellte heftig am Hause Duvernoys, der damals Minister des Innern war. Aus geschreckt ließ dieser öffnen, empfing den Kauf mann und srug staunend, was er denn mitten in der Nacht von ihm wolle. Da sagte der Kauf mann in größter Aufregung, er komme, ihn zu warnen, es herrsche eine so bedenkliche Stille in der Stadt. Lieber 500 Leiren,-.biegsam kartoniert: Eine Mark 80 Pf. „ Wilhelm Langewiesche-Brandt 7 777 777 7 77 7 777 77777777777 7 77 777 7 7 7 »