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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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13418 BScl-nbl-tl I. d. Mchn. «uchhimd-l. Redaktioneller Teil. 283, 6. Dezember 1913. Verbündeten, während die Türken als entsetzlich grausam geschil dert wurden. Damals fanden sich in Frankreich nur einige wenige beherzte Schriftsteller, wie Claude Fairere und Pierre Loti, beides Marineoffiziere, um für die Besiegten einzutreten und durch unwiderlegbare Dokumente zu beweisen, auf welcher Seite der kriegführenden Parteien die meisten Grausamkeiten verübt wurden. In jener Zeit veröffentlichte Pierre Loti bet Calmann-Levy seine aufsehenerregende Broschüre »Durguie ago- nisante«, die auf dem Umschlag die Photographie eines kriegsge- sangenen, türkischen Offiziers trug, dem man im gegnerischen Lager die Ohren, Lippen, Augenlider und die Nase abgeschnitten hatte. Erst durch den zweiten Teil des Krieges ist dann die ganze Wahrheit über die bulgarischen Grausamkeiten, wogegen die deutsche Presse — zu ihrer Ehre sei es bemerkt — ständig in energischer Form protestiert hatte, auch in Frankreich an die Öffentlichkeit gedrungen. Da man den Umschwung der Volks stimmung nicht zum mindesten dem Einfluß von Loti und dessen Freunden zuschrieb, hat sich jetzt nach Unterzeichnung der Frie- densvcrträge ein bulgarischer Leutnant namens Torcom gefun den, der Loti zum Zweikampf herausforderte, um an ihm die Ehre seines Vaterlands zu rächen. Kaum war die Nachricht von dieser Herausforderung in den Zeitungen erschienen, als sich von allen Seiten türkische Offiziere und französische Champions zu Lotis Verfügung stellten, um sich mit dem bulgarischen Offizier zu messen. Loti hat dann in einem öffentlichen Brief für die ihm zuteil gewordene Unterstützung gedankt, jedoch jeden Stell vertreter abgelehnt, da der betreffende Offizier schon durch die Art seiner Provozierung keinen Anspruch mehr auf Beachtung hätte. Seitdem gab das bulgarische Gouvernement bekannt, daß der Leutnant Torcom den erwähnten Schritt ohne Genehmigung seiner Vorgesetzten unternommen habe, so daß man allgemein glaubte, der Zwischenfall sei als erledigt zu betrachten. Als dann aber die französischen Tageszeitungen fortfuhren, den Bul garen »m Übersendung seiner Zeugen anzugehen, ist endlich ein Duell zustande gekommen, worin der Leutnant Torcom von Geor ges Breittmeher, einem der bekanntesten französischen Fechter, durch einen Stich in die Brust kampfunfähig gemacht wurde. — Es hat den Anschein, als sei dies Duell nur der Anfang von einer ganzen Serie, aber es ist doch ein gutes Zeichen für unser 20. Jahrhundert, daß ein Buch, wie das von Loti, in ähnlicher Weise die öffentliche Meinung erfolgreich beeinflussen konnte, wie es einst llnole lom's Oabiu von Harrtet Beccher-Stowe hin sichtlich der Sklaverei mit derjenigen der amerikanischen Nord- staaten getan hat. Eine vor kurzem von Schriftstellern aller Länder aufgestellte Liste hat plaudert, »Nack am« ljovarz-« als den schön sten sranzösischen Roman erklärt, wodurch »?->»> et Vir xinie« von Bernardin de Satnt-Pierre, das aus Tradition Wohl noch immer diesen Platz einnahm, in den Hinter grund gerückt wurde. Wegen eines anderen Buches, das auch der Weltliteratur angehört, es ist »LI»non Ovseaut« des Abbe Prevost, ist zurzeit eine interessante Rundfrage im Gange. Ein Kritiker hatte dies Werk für einen mittelmäßigen Roman erklärt, worauf sich im Lager der Intellektuellen eine Spaltung in zwei Gruppen bemerkbar machte, deren eine für, die andere gegen das Buch ist. Für die Verleger von Ausgaben dieses Werkes hat die Beschäftigung gewisser Kreise mit der er wähnten Frage immerhin den Erfolg gezeitigt, daß man sich wieder für einige Zeit mit dem Buche beschäftigte, und eine größere Anzahl Exemplare abgcsetzt wurde. Das Ergebnis einer anderen Rundfrage wurde letzthin von der Oliieago Zuuckax Tribüne veröffentlicht, die alle ameri kanischen Universitätsprofessoren der Literatur um eine Äußerung darüber gebeten hatte, welches die bedeutendste Novelle wäre, die jemals geschrieben worden sei. Die Stimmenmehrheit ist dabei Maupassants Novelle »I.a Tarure« zugefallen. Durch das demnächstige Freiwerden der Werke Richard Wag ners ist in Deutschland die Frage der Schutzfrist Wohl zur Genüge behandelt worden. Die sranzösischen Schriftsteller und Kompo nisten finden sich ihren deutschen Kollegen gegenüber bekanntlichcr- weise im Vorteil, da ihre Werke erst 50 Jahre nach dem Ableben des Verfassers Allgemeingut werden (»eiles tombent clans le üomaine publie«). Unlängst sind nun hierzulande die Bücher Alfred de Vignys, des Schöpfers von Oiug-ölars, Servitucke et 6rau<1sur militsirs usw. freigeworden, worauf eine ganze Reihe von Pariser Verlagsfirmen billige Ausgaben der Werke des er wähnten Schriftstellers erscheinen ließ. Dieser Umstand hat den Dichter Emile Bergerat, den Schwiegersohn Theophile Gau- tiers, zu der Forderung veranlaßt, daß das Erbrecht für litera rische Werke ebenso geschützt werden möchte, wie dies für die Erbfvlge in Häusern, Liegenschaften und Möbeln der Fall ist, da eine Ungerechtigkeit darin läge, die Erben der Dichter, deren Ver mögensumstände im allgemeinen wenig glänzende seien, nach 50 Jahren gewissermaßen außerhalb des Gesetzes zu stellen. M. Ber- gcrat fordert seinen Kollegen Maurice Barres, Deputierten der Stadt Paris, auf, in der Kammer dafür einzutreten, daß den Erben der Schriftsteller das Nutznietzrecht für deren Werke für ständige Zeit erhalten bleibe. — Von anderer Seite ist dazu der Einwurf gemacht worden, daß die Erben dann eventl. den Text »fälschen« könnten, und darum deren Enteignung durch den Staat das beste Mittel sei, wertvolle Werke wirksam zu schützen. Hier drängt sich dem Fachmann die Frage auf, wie der Staat aus den so erworbenen Rechten Kapital schlagen soll. Man hat in allen Ländcm, wo Regierungsdruckereien oder amtliche Bu reaus sich mit dem Herstellen und Vertreiben von Druckwerken be fassen, feststellen können, daß der Verkauf durch diese Stellen nie mals dem durch die gegebenen Vertriebsfaktoren Verlag und Sortiment ermöglichten gleichlommt. Daher werden beide Wohl noch für lange Zeit nötig sein, um aus den Schöpfungen der Dichter und Denker ein Gemeingut der Nation zu machen. Die Vereinigung französischer Bibliothekare veranstaltet all jährlich, unterstützt vom »Oerels cke la Inbrairie« und dem Inter nationalen Institut für Bibliographie, eine Reihe von Vorträgen, die den Fachleuten unter dem Namen »Ilautes Ltuües äu Invre« bekannt sind. Der erste dieser Vorträge behandelte »Das fran zösische Buch in Kanada«. Broschierte deutsche Bücher unter liegen, wie der Vortragende mitteilte, einem Einfuhrzoll von 25 7», während für ungebundene englische und französische Bücher nur 15 7« erhoben werden, für Einbände werden im allgemeinen 10 7» Abgaben gefordert, mit Ausnahme der Bücher in den zuletzt erwähnten Sprachen, wofür nur 5 7, in Anrechnung kommen. Frei von Zöllen sind alle Werke, deren Erfcheinungsdatum min destens 15 Jahre zurückliegt, sowie jedes Buch, gleichviel wann erschienen, das für eine Bibliothek bestellt ist. Die Einfuhr Frank- reichs belief sich im Jahre 1912 auf fast 1 Million krs., während Deutschlands Jmportziffer sich aus über 350 000 krs. stellt. Die Zensur lvaltet mit Nachdruck ihres Amtes, und die Werke von Voltaire, Rousseau u. a. finden sich in den Bibliotheken in eiser nen Schränken und werden nur an Vertrauenspersonen verab folgt. Die Herstellung des Buches in Kanada ist sehr teuer, wes halb eine Reihe kanadischer Autoren ihre Werke in Frankreich verlegen läßt. Der Vortragende wies noch aus die Nachteile hin, die der ungenügende Schutz gegen Nachdruck für die fran zösischen Verleger habe. Die großen Sortimentsduchhandlungen in Kanada fordern und erhalten von ihnen bedeutende — oft mals nicht gerechtfertigte — Rabatte, weil sie drohen, erfolgreiche Werke selbst herzuslellcn, wenn man ihnen nicht zu Willen sein will. Der L eonck.-Verkehr ist fast unbekannt, da die Bezugsspesen zu hohe sind und man die Kosten für die Rücksendung nicht riskie ren will, doch bleibt Kanada noch immer ein sehr lohnendes Ab satzgebiet für einwandfreie Belletristik und besonders religiöse Literatur in französischer Sprache. Die intellektuellen Beziehungen zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika waren dadurch bedroht, daß nach einem Gesetzentwurf die in letzterem Lande eingefühlte fran zösische Literatur einem Eingangszoll unterliegen sollte. In folge des tatkräftigen Eintretens des Komitees »IVanee-Lmerlgue« und des Gesandten der Vereinigten Staaten in Paris hat jedoch die mit der Bearbeitung des neuen amerikanischen Zolltarifs beschäftigte Kommission auf die Ausführung dieser Idee ver zichtet, was nicht zum geringsten Teile vom französischen Ver- lagsbuchhandel mit Freuden begrüßt wird. Man kann wieder holt feststellen, daß das amerikanische Publikum den Schöpfungen lg»elletz»ng a»s Telle 13471.,
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