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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1913
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- Deutsch
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.-V 273, 25. November 1913. Redaktioneller Teil. tilortictzung zu Leite 1282U.) ist man mit der Kartothek in den Inhalt des Buches eingedrungen. Man hat manchmal 20, 30 Zettel über ein Buch ausgeflillt, so daß nunmehr der Bibliothekar in der Lage ist, nicht nur dar Buch zu nennen, sondern auch die Seite anzugebcn, auf der das in dem besondern Fall Gewünschte zu finden ist. Wir würden hier sagen, das ist Sache der Bibliographien. Wir haben ja eine große Menge von Büchern, ich möchte sagen zweiter Ordnung, die uns über das, was in Büchern erster Ordnung geschrieben ist, zu unter weisen suchen. Aber alle solche Hilfsmittel der Bibliothek- benutzung kann nur der wirklich kennen lernen, der berufsmäßig viel mit Bibliotheken zu tun hat. Alle die ungezählten Menschen, die nur hier und da für einen bestimmten Zweck einmal Auskunft in einer Bibliothek suchen, stehen nur zu oft hilflos diesem Riesen apparat gegenüber, und die Mühe, die es macht, sich zurecht zu finden, schreckt sie von jeder weiteren Benutzung ab. Da tritt der amerikanische Bibliothekar als stets hilfsbereiter Mitarbeiter dem Neuling an die Seite und sucht ihn zu unterstützen. Es war mir ungemein wertvoll, immer wieder zu hören, wie auch aus dem Arbeiterstande junge und alte Leute in steigendem Matze in die Bibliotheken kommen, um sich über Fragen zu unterrichten, mit denen sie täglich zu tun haben. Sie suchen aber auch hier eine allgemeine Bildung in freiem Studium zu erwerben, wobei die Bibliothekare wieder die besten Ratgeber sind. Was diese Biblio theken dem ganzen Volke geben, darüber kann man sich natürlich eine zahlenmäßige Anschauung nicht verschaffen. Wer aber tiefer in diese Frage eindringt, wird doch zu der Überzeugung kommen müssen, daß hier Bildungsgelegenheiten geschaffen worden sind, denen wir bis heute Gleichwertiges nicht an die Seite stellen können. Ansätze dazu sind auch bei uns vorhanden. Ich erinnere nur an das, was die Firma Krupp auf diesem Gebiete getan hat. Aber wir werden unbedingt in der Frage der Volksbibliothekcn weiter vorwärtskommcn müssen. Wir werden uns dem Bedürf nis des ganzen Volkes anzupassen haben, wenn wir der Volks erziehung dienen wollen. In Amerika findet man mit den Biblio theken auch oft Kunstsammlungen vereint, um auch nach dieser Richtung hin dem Volke Kenntnisse und Anschauungen zu ver mitteln. Wir können hier unserm Volke sehr viel mehr zeigen. Aber unsere Museen sind nur dann offen, wenn Menschen, die sich ihr Geld durch eigene Arbeit verdienen müssen, nicht Zeit haben, sie zu besuchen. Auch manche von den großen amerikanischen Ingenieuren und Industriellen haben die Grundlagen ihrer Bildung und ihres Wissens den amerikanischen Bibliotheken zu verdanken. Noch kürzlich erzählte mir ein älterer hervorragender Ingenieur, der über gleich gutes Fachwissen wie allgemeines Wissen verfügt, daß er mit 11 Jahren gezwungen gewesen sei, Geld zu verdienen, und daß er von dieser Zeit an ständiger Benutzer öffentlicher Bi bliotheken in den Vereinigten Staaten sei. Zuerst habe er aus Interesse nur die Biographien großer Männer gelesen, dann sei er zur Weltgeschichte übergegangen und dann habe er angesan- gen, Fachwissen zu studieren. Er war überzeugt, daß er ohne die Bibliotheken zeitlebens ein ungelernter Arbeiter geblieben wäre. Gerade dieser Umstand, daß durch Bibliotheken weitesten Kreisen die Möglichkeit geboten wird, sich Wissen zu erwerben, macht diese Einrichtungen in den Vereinigten Staaten so volks tümlich. Es steht außer Zweifel, daß man dieses Gebiet der Volks erziehung noch weiter ausgestalten und in immer steigendem Maße pflegen wird. Schon 1909 gab es in den Vereinigten Staaten 110 Bibliotheken mit einer Jahresbeuutzung von je über 100 000 Bänden. Zusammen zählten diese Bibliotheken 11 Millionen Bände. Der Wert ihrer Gebäude betrug 170 Mill. .77. Carnegie hat bisher für die englisch sprechende Welt rund 230 Mill. -« für Bibliothekzwccke gestiftet. Aus dem Wunsche, allen zu helfen und sich den jeweiligen Bedürfnissen nach Möglichkeit anzupassen, ergibt sich allein schon, daß in diesen Bibliotheken nicht die Rede davon sein kann, be sondere Wissensgebiete einseitig zu bevorzugen, oder gar so wich tige Wissensgebiete wie die Technik ganz zu vernachlässigen. Wir in Deutschland haben in dieser Beziehung sehr berechtigte Klagen auszusprechen, und es wird der unausgesetzten Forderung der maßgebenden Fachkreise bedürfen, bis endlich hier Wandel eintritt. (Schluß folgt.) Zum 75. Geburtstage E. Werners. (25. November 1913.) Sic fordern mich auf, mich zu meinem fünfundsiebzigsten Geburts tage in irgend einer Form über meine Beziehungen zum deutschen Buchhandel zu äußern. Das ist eine etwas bedenkliche Aufgabe, denn eigentlich hat man in solchem Alter ja gar kein Recht mehr, zu existieren, wenigstens in der jetzigen Zeit nicht, wo die Jugend allein das Wort und das Recht hat. Aber ich bin nun einmal noch da und werde mich wohl auch äußern müssen, wenn es gewünscht wird. Schlimme Erfah rungen habe ich mit dem deutschen Buchhandel nie gemacht, im Gegenteil, ich bin immer ganz gut behandelt worden von den Herren Verlegern. »Furchtbar merkwürdig!«, sagte einer von meinen Kollegen, als ich das gelegentlich aussprach. »Sie verdienten eigentlich ausgestellt zu werden als Reklame!« Der betreffende Herr ist nämlich etwas nervös und zankt sich unaufhörlich mit seinen Verlegern herum, obgleich er gar keine Ursache dazu hat, denn seine Sachen werden gern genommen und entsprechend honoriert. Aber es gehört nun einmal zu seinen freund lichen Lebensgewohnheiten, sich über alles zu ärgern. Ich bin aber leider nicht ansgestellt worden, obgleich es mir sehr schmeichelhaft ge wesen wäre. Allerdings hatte ich als ersten Verleger Ernst Keil, der mir in dem ganzen Jahrzehnt unseres Verkehrs — er starb ja schon Ende der sieb ziger Jahre — der treueste Freund und Berater gewesen ist. Dann ging die Gartenlaube nebst Buchverlag ans Adolf Kröner über, mit dem mich zwanzig Jahre lang ein ähnliches Verhältnis verband. Es sind ja auch hier wie überall Meinungsverschiedenheiten und Unstimmigkeiten vorgekommen, aber sie wurden stets mit brieflicher oder mündlicher Ans sprache ausgeglichen, und wir blieben die besten Freunde. So viele meiner Kollegen und Kolleginnen meinen, ich müsse mich deshalb als eine besonders Begnadete betrachten. Ich bin so frei gewesen, es als den normalen Zustand anzunehmen. Das wird ja von mancher Seite Widerspruch erwecken, und er mag auch teilweise berechtigt sein. Was habe ich alles anhören müssen bei den Besuchen, die alle bekannten Schriftsteller erhalten, von Kollegen, hauptsächlich von solchen, die es erst werden wollen. Zunächst natürlich immer Hochachtung und Bewunderung für meine Werke, überschweng liche Komplimente, die ich gottergeben hinnahm, um bei jeder Wendung zu denken: Jetzt kommt es! lind es kam auch, unweigerlich. Wenn es sich nur um eine Empfehlung handelt, ist die Sache ja sehr einfach und begreiflich, nur haben die Herrschaften einen ganz merkwürdigen Be griff von dem Einfluß eines Schriftstellers, der mit irgend einer Re daktion in engerer Verbindung steht. »Sie brauchen ja doch nur ein Wort zu sagen, dann wird mein Manuskript angenommen. Q, man kennt das! Es wird ja überall mit Wasser gekocht.« Das habe ich mir auch wörtlich sagen lassen müssen, denn sobald die Betreffenden kein Eingeben ans ihre Wünsche finden, werden sie stellenweise ausfallend. Das Merkwürdigste war jedoch der Besuch einer Dame, die mit einem riesigen Pompadour anrückte. Ich schielte mit einer Art Herzensangst darauf hin, denn ich ahnte das Schicksal, das er barg, und es kam auch zum Vorschein in Gestalt eines riesigen Manuskriptes, drei Bände, handschriftlich. Auf mein höfliches Bedauern, daß ich jetzt keine Zeit zu einer solchen Lektüre hätte, da ich mitten in einer dringenden Arbeit sei, sagte mir die Betreffende höchst naiv: Ja, zu lesen brauchen Sie es ja gar nicht, Sie sollen nur hineinseben und es empfehlen. Dabei ver riet bas Außere des empfehlungsbedürftiaen Manuskripts, daß es be reits den Passionsweg durch verschiedene Redaktionen angetreten hatte. Noch schlimmer aber waren die Besuche, die von mir ein Rezept für die Schriftstellerei überhaupt zu haben wünschten »Bitte, wie machen Sie das eigentlich, wenn Sie schreiben?«, war die stereotype Frage. »Sie wissen ja genau Bescheid damit, und ich will es erst lernen. Es läßt sich ja alles lernen.« Auf meine bescheidene Bemerkung, daß dazu doch vor allem ein bißchen Talent gehöre, bekam ich regelmäßig die Antwort: »Talent — natürlich! Ja. das habe ich. Meine Familie und all' meine Freunde sagen es, aber die Redaktionen sind manchmal so komisch, die reden von Stil und Stimmung und allem Möglichen, wo rauf cs doch gar nicht ankommt, wenn man nur Talent hat. Bitte sagen Sie mir, w i e machen Sic es.« Also ein regelrechtes Rezept, wie der Doktor es verschreibt. Einmal — aber nur einmal in meinem Leben - bin ich so boshaft gewesen, einem noch sehr jungen Herrn, der etwas gar zu selbstbewußt auftrat, ein derartiges Rezept zu geben: Ein Gramm Handlung, ein Quentchen Humor, sehr viel Rührung, verstärkte Mischung und vor allem ungeheuer viel Liebe — das zieht immer. Das Resultat war allerdings, daß der Betreffende auch abzog, mit Beschleunigung. Das sind komische Erlebnisse, wenigstens hören sie sich komisch an und haben doch ihre ernste Seite. All diese besuche kamen doch mit einer Hoffnung, einer Erwartung und gingen meist mit einer Ent täuschung. Aber wenn man Dinge dnrchsehen und prüfen soll, die auch nicht den einfachsten Schüleraufsätzen entsprechen, die bisweilen nicht ein
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