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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1913
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- Deutsch
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^ 273, 25, November 1913. Redaktioneller Teil. «SrsmSI»« f, d, Dllchn, vuchh-ndkl, 12819 Weihnachten steht vor der Tür, die Bücher häufen sich wie nie zuvor, man wird förmlich erdrückt von der Masse. Gestern em- pfing ich den Brief einer neuen Verlagssirma, worin diese sich erbietet, mir 5V Exemplare eines jüngst erschienenen Romans, eines Romans von größtem literarischen Werte, der sich spielend verkaufen würde — so sagt der Verleger—, L cond.mit demnächst!, ger Barabrechnung zu schicken. Ich lehnte umgehend dankend ab, hinzufügend, daß ich ohne Not auch nicht ein Buch zu Weih nachten mehr in meinen Laden nehmen würde, so vollgepfropft fei alles mit Büchern. Vor vielen Jahren sagte Johannes Grunow — ich mochte ihn gern, er war ein Mann vornehmer und idealer Geistesrichtung —, früher hätte der Verleger von Romanen seine Kalkulation auf den Bedarf der Leihbibliotheken basiert; das spiele jetzt keine wesentliche Rolle mehr bei den Kalkulationen. Gewiß wurden schon damals viel Romane vom Publikum gekauft, und heute ist diese Zahl ohne Zweifel pro gressiv sehr gestiegen. Man kann den Deutschen nicht mehr allge mein nachsagen, daß sie keine Bücher kauften. Ich meine, das Bücherkaufen ist in Deutschland sehr gestiegen; solche Riesenauf lagen, wie sie jetzt gedruckt und verkauft werden, kannte man vor einigen Jahrzehnten noch nicht. Aber die Zahl der Bücher, die jetzt in die Schranken treten und miteinander konkurrieren, ist doch noch viel riesiger gestiegen. Wo soll all das gedruckte Zeug schließlich bleiben? Welche Bücher werden gekauft? Sicherlich in erster Linie solche von Autoren, die schon einen Namen haben. Dann aber die, die der Sortimenter selbst gelesen hat und em pfehlen kann. Diese Zahl kann aber immer nur klein sein, denn wie wenig kann der Sortimenter selbst lesen, zumal wenn er an dere Bücher lieber liest! Aber die Zeitungskritiken, die günstigen Besprechungen: üben die nicht eine starke Wirkung aus? — Rund heraus: nein. Diese Wirkung mag in besonderen Fällen hervor treten, gemeiniglich wird sie gewaltig überschätzt. Ist cs nicht tragisch, was Eugen Diederichs jüngst im Börsenblatt veröffent lichte? Er hat einen allerdings -lbändigcn Roman verlegt, der die glänzendsten Besprechungen gefunden hat, nicht allein Be sprechungen von ungenannten und unbekannten Redakteuren, sondern auch von Männern, deren Namen Ruf und Ansehen haben. Und der Absatz im ersten Jahre — ganze 93 Exemplare! Welch ein Jammer für den Verleger I Ich möchte diesen Fall jedoch nicht als typisch bezeichnen für die Wirkungslosigkeit günstiger Besprechungen. Das fragliche Buch hat sicher literarischen Wert, es ist das nach den Bespre- chungen hervorragender Männer gar nicht zu bezweifeln. Aber es ist, wie schon hervorgehoben, 4bändig. Wer wagt sich heutzu tage noch an mehrbändige und gar 4bändige Romane heran? Noch hinderlicher ist daneben der Stoff, wie ich bei Vorlage des Buches mehrfach gemerkt habe. Wen interessiert denn das Leben polnischer Bauern? Mich ganz sicher nicht und mein Publikum auch nicht. Ich gehe deshalb darauf ein, um den Unwert oder die höchstens nur sehr bedingt richtige Theorie von der Be deutung der künstlerischen Form darzutun. Die Zahl derer, die lediglich um des Kunstgenusses willen ein Buch lesen, ist gering; die große Menge, nicht nur des sogen. Volkes sondern auch der Gebildeten, beurteilt und kauft in einem durchaus gesunden Ge fühl Bücher nicht hauptsächlich wegen ihres etwaigen künstleri schen Wertes, sondern hauptsächlich nach dem behandelten Stoffe, nach Zeit, Land und Leuten. Selbstverständlich dürfen die Bücher nicht innerlich und äußerlich Schund sein. Wie wäre sonst Wohl der Riesenerfolg der Bloemschen Roman-Trilogie aus 1870—71 zu erklären! Ich schätze den rein literarischen Wert, die künstle rische Gestaltung des Bloemschen Buches nicht besonders hoch ein; aber der Stoff an sich packt, und die einzelnen Kriegs- und Gefechtsfchilderungen sind von einer Lebendigkeit und Anschau lichkeit, die unbedingt fesselt. So verkauft sich selbst ein 3bändigcr Roman leicht. Interessant wäre es, wenn auch einmal andere Verleger die Absatzziffern von hochgepriesenen Romanen veröffentlichen woll ten. Viele Bücher sind von der Kritik als bedeutende Kunst werke gefeiert worden, aber die Vorräte liegen noch zum größten Teile auf dem Lager der betreffenden Verleger, wenn sie nicht schon frühzeitig verramscht oder makuliert sind. Für Papier fabrikanten und Buchdrucker mag die wütende Produktion aus dem Gebiet der Belletristik sehr nutzbringend sein, für die Ver leger schlägt sicherlich nicht die Hälfte ein. 50 Exemplare des Romans eines mir unbekannten Autors werden mir unter den günstigsten Bedingungen angeboten; aber eine Sortimentsbuch handlung ist doch kein Schiff, das ein bestimmtes Quantum Ballast nötig hat, um gut und sicher fahren zu können. Gott schütze mich vor allem weiteren Ballast, von der Sorte Pflegt ohnehin schon zuviel da zu sein. Nach Weihnachten weist es sich aus, was alles unverkauft geblieben ist. Iustus Pape. Die geistigen Mittel des technischen Fortschrittes in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Bericht über eine im Aufträge des Vereins deutscher Ingenieure durchgeführte Studienreise. Von Conrad Matschoß, Berlin*) Die Literatur. Manchmal überkommt einen das Gefühl, als ob sich die Er findung Gutenbergs noch wirtschaftlicher ausnutzen ließe, als es bisher geschieht. Es kommt ja schließlich nicht darauf an, daß gedruckt wird, sondern man mutz auch dafür sorgen, daß das Gedruckte gelesen wird. Auch hier handelt es sich wieder dar um, die geeignete Literatur an die geeignete Stelle zu bringen. Was man in dieser Beziehung in Amerika lernen kann, erscheint auch für deutsche Verhältnisse besonders beachtenswert. Es han delt sich zunächst um die großen Sammelplätze der Literalur, um die großen Bücher- und Zeitschrifien-Magazine, um die Bibliothe ken. In den Vereinigten Staaten hat das Bibliothek wesen einen ungeahnten Aufschwung genommen. Neben dem Staat haben einzelne reiche Bürger — Carnegie mutz hier als der große Bibliothekenstifter der englisch sprechenden Welt in erster Linie genannt werden — große Büchersammlungen geschaffen. Bewunderswerter aber als die prachtvollen Häuser und Bücher sammlungen erscheint mir die großzügige Organisation, die, von ganz neuen Gesichtspunkten ausgehend, sich die Aufgabe gestellt hat, das Volk auch zum Lesen geeigneter Bücher zu erziehen. Man wird beim Besuch und der Benutzung der amerikanischen Biblio theken zu Vergleichen mit unfern Verhältnissen angeregt. Um nicht zu einem ungerechten Urteil zu kommen, mutz man sich die geschichtliche Entwicklung in Europa, besonders in Deutschland, vor Augen halten. Hier sind Bibliotheken zuerst für rein wissen schaftliche Aufgaben begründet worden, die größten und vor nehmsten Bibliotheken haben diesen Charakter mehr oder weniger noch vollständig bewahrt. Daß man Bibliotheken für das Volk anlegen kann, ist eigentlich erst eine Errungenschaft neuester Zeit. Die Stellung des Bibliothekars in Deutschland ist die eines wis senschaftlich hochgelehrten Herrn, in erster Linie eines Philologen. Wenn man die Verhandlungen der Verbände deutscher Biblio thekare in den Zeitungen liest, erstaunt man, welche wissenschaft lichen Spezialfragen hier zuweilen behandelt werden. In lang zurückliegenden Zetten, als Bücher und Bllchersammlungen noch selten waren, mag der Bibliothekar einer von den wenigen ge wesen sein, die solche wissenschaftlichen Arbeiten verrichten konn ten, zu denen in umfassender Weise Literatur herangezogen wer den mußte. Diese Verhältnisse haben sich aber vollständig geän dert. Nur die Ausbildung des Bibliothekars scheint die alte ge blieben zu sein. Statt in dem Bibliothekar einen organisatorisch veranlagten Verwaltungsbeamten zu sehen, sucht man in ihm noch den wissenschaftlichen Spezialisten. Ausbildung und spätere Verwendung scheinen oft in sehr losem Zusammenhänge zu stehen, und so kommt es denn, daß die für den Gelehrtcnberuf er zogenen Menschen in eine Verwaltungstätigkeit hineinkommcn, für die sie nicht passen. Man kann sich des Eindrucks nicht er wehren, als ob heute für eine ganze Anzahl Stellen, wo weit gehend gebildete Gelehrte benutzt werden, mittlere Beamte unter Leitung eines tüchtigen Verwaltungsmannes viel bessere Arbeit *) Mit dankenswerter Erlaubnis aus einem erstmalig in der Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure 1813, Nr. 42 n. 43 sKammissions- verlag non Julius Springer, Berlin) erschienenen Bericht über eine im Aufträge dieses Vereins unternommene Studienreise des Verfassers abgcdrnckt. 1807*
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