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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19131125
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191311256
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-11
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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12818 W-senbl-It s, d. Dychn. «uchh-nSei. Redaktioneller Teil. plr 273, 25. November 1913. Mit diesem meinem Brief hatte ich nun, wie man sprich wörtlich zu sagen Pflegt, »das Kalb ins Auge geschlagen«. Ich bekam eine Antwort, die nach meinem Dafürhalten aus einer stark verletzten und verärgerten Stimmung heraus geschrieben wurde. Den Vorwurf, datz er die ganze Jugendliteratur der 80er und 90er Jahre in Bausch und Bogen abtue, ohne kaum eines der Bücher selbst gelesen zu haben, lätzt er ruhig auf sich sitzen; er weist ihn nicht zurück, sondern sagt nur, daß er schon 1878 mit Lohmeyer und Dürr gelegentlich der »Deutschen Ju gend« diese Dinge besprochen habe. Dann rühmt er über alles die Hamburger: »Diese Herren lernte», lernte», wo sie nur lernen konnten, weil sie tiesernste Arbeiter waren ... Ich rate Ihnen: lernen Sie endlich auch... Damit Sie nicht trotz all Ihres guten Willens ans Mangel an Sachkenntnis zum Schädiger der deutsche» und der religiösen Sache werben . . . Deshalb hoffe ich noch, dass Sie Ihre ethischen Werte einmal dadurch auch positiv beweisen werden, dass Sie bei besserer Einsicht sich Ihres Briefes an mich aufrichtig schämen werden.« Herr Abenarius in halb väterlichem, halb schulmeisterlichem Gewand! Vielseitig kann Herr Abenarius scheinbar auch sein. Sollte ich vielleicht nicht doch recht haben, wenn ich sage, daß diese Ermahnungen erst recht seine Einseitigkeit beweisen, eine Ein seitigkeit, die ich hier aus Höflichkeit nicht qualifizieren will? Der Kampf um die Jugendschrist wird weitergehen. Wie man sich auch zu der Tätigkeit der vielen und teilweise sehr ver schiedenen Prüfungsausschüsse stellen will: eines dürfen wir Buchhändler m. E. uns nicht stillschweigend gefallen lassen, son dern müssen immer dagegen ankämpfen, nämlich gegen die auch von Abenarius übernommene tendenziöse Behauptung, daß, bevor Wolgast das angebliche »Elend« der Jugendliteratur gefunden hatte, der Buchhandel aus diesem Gebiete nur Schund oder doch wenigstens zuallermeist nur Schund dargeboten hätte. Das ist eine tendenziöse Entstellung, die ehrenkränkend für den beteiligten Verlags- und den ganzen Sortimentsbuchhandel ist. Wolgast und Paulsen! — aus welche Seite will der Buchhandel sich stellen? Auf die Seite Wolgasts, der den Religionsunterricht durch Kunstunterricht ersetzen will und kein Gedicht empfehlen kann, das Kaiser Wilhelm I. verherrlicht? Arme Jugend, die nach solchen Grundsätzen unterrichtet und erzogen und in solchen Anschauungen heranwachsen wird! Die Sache ist wirklich ernst! Ich glaube, daß es auch für uns Buchhändler nützlich ist, etwas über die D ü r e r g e n o s s e n s ch a s I, ihre Organisation, ihre Satzungen und geplante Tätigkeit zu hören. Das Referat, das ich darüber im Gewerbeverein gehalten habe, wurde mehr oder weniger gekürzt und richtig in den hiesigen Tageszeitungen wiedergegeben. Herr Abenarius hat darauf dem »Hamburger Fremdenblatt«, einer der verbreitetsten hiesigen Zeitungen, eine lange Epistel zugesandt. Mir wurde Gelegenheit gegeben, zu gleich mit deren Abdruck an derselben Stelle zu antworten. Uns Buchhändler dürfte am meisten interessieren, und deshalb stelle ich das hier voran, daß jedes Mitglied der Dürer-Genossenschaft satzungsgemäß Mitglied des Dürerbundes werden muß und da für einen Jahresbeitrag von 25.— zu leisten hat, wofür aller dings derKunslwart unentgeltlich geliefert wixd. Da der Kunstwart «tk 18.— kostet, so fließen «tk 7.— in die Dllrerbundkasse, wäh rend sonst der Mindestbeitrag für Einzelpersonen nur «ik 1.— jährlich ist. Mir scheint das sehr gut gerechnet und füllend für die Kasse des Dürerbundes zu sein. Aber noch besser ist es für den Kunstwart, seinen Herausgeber und seinen Verleger gerechnet. Die betressenden Exemplare werden doch jedenfalls in irgend einer Form direkt geliefert. Rechnet man dafür ./k 3.— an Kosten, so bleiben «kk 15.— übrig, also erklecklich mehr, als der duchhändlerische Nettopreis. Wie gesagt, der Dürerbund und der Kunstwart fahren nicht schlecht bei der Genossenschaft. Denn Herr Abenarius bekundet selbst im Kunstwart: » Die Zahl der hier angeschlosscnen Spezialgeschäfte bedeutet eine solche wirt schaftliche Macht, daß ihre Rückwirkung nicht nur auf den Han del, sondern auch auf die Produktion vollkommen sicher ist.« Also mutz die Zahl der Genossenschafter, die jährlich 25.— für Lürerbund und Kunstwart zu zahlen haben, sehr bedeutend und jedenfalls nach vielen Hunderten zu zählen sein. In dem Vorwort des Katalogs der Vertriebsstelle bezeichuete Herr Avc- narius sich als uneigennützigen Anwalt. Bei der Dürergeuossen- ichaft dagegen sind anscheinend dieselben uneigennützigen Grund sätze nicht in Anwendung gebracht. Mir scheint vielmehr, als ob die Mitglieder der Dürer-Genossenschast ein erhebliches An waltshonorar an Dürerbund und Kunstwarl zu zahlen hätten. Da kann Herr Abenarius Wohl Verzicht leisten aus die aus der buchhändlerischen Mittelslelle erhofften Einnahmen für den Dürerbund. , Aus welchen Beweggründen mag nun die ursprüngliche Ver triebsstelle für Qualitätsarbeit, die jetzige Dllrergenossenschaft, ins Leben gerufen worden sein? Darüber hat mir Herr Avena- rius auch Auskunft gegeben. Er schickte mir mit ein die »Nürn berger Warle«, 1913 Nr. 18. Dort sagt ein Herr Theodor Wiese- ler: »Sie wissen, daß sich in Deutschland der Schund ineinerWeise breitgemacht hat,daß es höchste Zeit ist, mit der Gegenarbeit zu begin nen.« Wohlgemerkt, hier ist nicht literarischer Schund gemeint, sondern der Schund im Hausrat, der Schund in Äochtöpsen, in Schuh- und Kleiderbürsten, in Lampen und Porzellanwaren, Möbeln aller Art, Musikinstrumenten usw. Diese Behauptung halte ich für unwahr und deshalb beleidigend für die deutsche Industrie, die, seitdem Reuleaux vor etwa 35 Jahren sein schar- fes Wort »Billig und schlecht« ausgesprochen hatte, es verstanden hat, sich durch ihre Leistungen einen großen Teil des Welt marktes zu erobern. Jetzt noch ein kurzer Einblick in die Satzungen der Dürer- Genossenschast. An der Spitze steht ein Vorstand von 2 Personen und ein Aufsichtsrat von 0 Personen, dieser aus 2 Händlern und 4 anderen Personen bestehend. Geschästsanteilsumme 400 «1k, weitere Einzahlungen nach Bedarf durch Beschluß von Vorstand und Aufsichtsrat. Die Aufnahme geschieht nach freiem Ermessen des Aufsichtsrates und des Vorstandes. In kleineren Städten soll der Regel nach nur ein Mitglied der betr. Branche aufge- noiumen werden. Die Rechte der Mitglieder sind in 4 Punkten erwähnt, die Pflichten dagegen in 12 Punkten. Schweigepflichten aller Art werden auferlegl, Geheimhaltung von Schriftstücken und Drucksachen, die Eigentum der Genossenschaft verbleiben und bei Austritt oder Ausschluß zurückgegeden werden müssen. Ver fehlungen gegen eine der vielen Pflichten kann der Aufsichtsrat mit Geldstrafe bis zu 400 rügen, auch Ausschluß eintreten lassen. An Ausschließungsgründen sind 13 vorgesehen, z. B. »wenn sein Geschäft den Charakter eines Spezialgeschäfts im Sinne des Aufsichtsrats verliert«, »wenn er die Diskretion ver letzt«, »wenn ec Auskünfte nicht erteilt«, »wenn er innerhalb der Genossenschaft Unfrieden stiftet« usw. Ferner: »Beschwerden über den Vorstand, die vom Aufsichtsrat abgelehnt sind, können nicht mehr vor die Generalversainmlung gebracht werden«. Nachdem ich Kenntnis von den Satzungen genommen hatte, war ich froh im Gefühl, daß ich nicht Mitglied einer Genossenschaft bin, die dem Aufsichtsrat und Vorstand so»>el Machtbefugnisse einräumt. In meinem Referat hatte ich ausgesprochen, daß die Dürer- Genossenschaft gewisse Monopolisierungen anstrebe, was Avena- rius bestreitet. Mir scheint das selbstverständlich zu sein. Eben so wie bei der Bücher-Mittelstelle den dom Dürerbund empfohle nen Büchern ein Monopol errungen werden sollte, soll es beim Hausrat auch sein. Ferner hatte ich die Befürchtung geäußert, daß die Dürer-Genossenschaft die Waren verteuern würde. Auch dies bestreitet Herr Avenarius. Aber auch hier schiebt sich ein Vorstand und ein Aufsichtsrat, also eine Mittelstelle, zwischen Fabrikanten und Detaillisten ein: das verursacht Kosten! Die auszuwählenden Waren sollen durch eine vielköpfige Kommission (irre ich nicht, sinds 15) in den verschiedenen Städten geprüft, ausgewählt und katalogisiert werden: das verursacht Kosten! Endlich soll ein Überschutz für den Dürerbund herausgewirtschaftet werden: ja, wo kommt der her? — Monopolisierung und Ver teuerung scheinen mir naturnotwendige Begleiterscheinungen der Dürer-Genossenschaft zu sein, wie sie auch Begleiterscheinungen der buchhändlerischen Mittelstelle geworden wären. Darüber sollte man das Publikum überall aufklären.
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