10024 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Fertige Bücher. ^ 229. 2. Oktober 1913. „Das verbotene Zatho-Drama" Anker diesem Titel beschäftigt sich die führende Presse mit Pfarrer Hellmund Bürgerliches Schauspiel in 5 Akten von Fritz Philippi Preis M. 2.— ord., M. 1.40 bar und 11/10. Zwei Llrteile: Wiesbadener Tageblatt: ... Der Dichter Philippi, dem berufene Beurteiler (so jetzt erst in dem großen Werke „Die Religion in Geschichte und Gegenwart") die erste Stellung unter den religiösen Lyrikern unserer Zeit zuer kennen, der tiefsinnige Schildere! unseres Heimatlebens in Natur und Menschenseelen hat dann zugleich, als er den Ärmsten in das verdüsterte Gemüt blicken mußte und durste, so manche erschütternde Tragödie miterlebt. . . . Jetzt erst ist das erste Drama von ihm erschienen, das nicht nur aus dem freischaffenden Innern des Dichters, sondern von der realen Wirklichkeit der Bühne sich das Gesetz nahm, das bürgerliche Schauspiel „Pfarrer Hcllmund". Nun ist durch die Mahnung der kirchlichen Behörden, der der Dichter Folge gab, dafür gesorgt, daß eine Auf führung dieses Dramas hier in Wiesbaden unterbleibt; um so mehr wird die Uraufführung nun am andere» Orte, an dem sie stattfinden wird, vielleicht zu einem „Ereignis" mit einem gewissen sensationellen Beigeschmack werden, eben infolge jenes konsistorialen Eingreifens. Man wird sich davon er zählen, daß hier die neuesten Affären aus dem Gebiet der preußischen Kirchenpolitik auf die Bühne gebracht werden. In der öffentlichen Meinung wird vielleicht Fritz Philippi seinem Namensvetter Felix gleichgeachtet werden, der in jedem Jahre einst die letzte große Erregung der Zeit, durchsichtig verhüllt, auf die Bühne zu bringen Pflegte. Wie bitter Unrecht würde damit dem Dichter geschehen, der in diesem Drama wahrlich nicht daran dachte, so billige Popularität sich zu erwerben, der auch gar nicht für seine kirchenpolitischc Überzeugung hier Propaganda machen wollte, sondern einfach ein Kraftwerk aus eigenen Seelenkräften schuf, in dem rein menschliche Probleme gestaltet sind, das Zeitgeschichtliche nur ganz nebenbei zur stärkeren Individualisierung herangezogen wird Nun wird das Drama, das als Dichtung schon jedem unbefangenen Leser sein starkes und eigenartiges Innenleben offenbart, auf der Bühne seine Wirkunggssähigkeit zu erproben haben. Manche versteckte Schönheiten werden dann bedeutende Darsteller, denen der Dichter nicht immer leichte Ausgaben stellte, noch ans Licht bringen. sssssss National-Zeitung, Berlin: Jedenfalls aber wird Philippis Jatho-Drania nicht nur als Literaturwerk, sondern auch als Werk, das freimütig das brennendste Problem unseres geistigen Lebens erörtert, die Öffentlichkeit weiter beschäftigen. . . . Diese beiden Zeitungsstimmen aus der großen Zahl der in den letzten Tagen über „Pfarrer Lellmund" erschienenen Artikel bezeugen die Bedeutung dieses neuesten Werkes Philippis. Eine auffallende Schleife unterstützt die Wirkung der Auslage. Von verschiedenen Bühnen zur Aufführung angenommen. Hagen i. W. — Leipzig. Otto Nippel, Verlag.