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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-08-26
- Erscheinungsdatum
- 26.08.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 197, 26. August 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6471 IKortsktzung zu Seite 84264 Tschaadajelo gehörte in Rußland zu jenen Vorkämpfern der Frei heitsidee, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Gri- bojedow und Puschkin bittere Anklagen gegen die russische Gesell schaft erhoben. Tschaadajew war es auch, der Puschkin auf die Bahnen eines politischen Dichters wies und der mit seinem bernichtendcn Urteil über die russische Vergangenheit und seinem Drange nach westlicher Kultur als ein Vorläufer der Gruppe der »Westeuropäer», deren geistige Mittelpunkte Belinsky in St. Pe tersburg und Granowsky in Moskau waren, betrachtet werden muß. Der Streit der »Westeuropäer« mit den Slawophilen zieht sich durch Jahrzehnte hin und ist auch heute noch nicht endgültig beigelegt, wenn auch die Ansicht Tfchaadajews, daß die russische Kultur unfruchtbar und ihre Rettung nur in einer völligen Verschmelzung mit der westeuropäischen zu suchen sei, längst glän zend widerlegt worden ist. — W. A. Wereschtschagin ließ als drit ten Band seiner Sammlung »Russische Karikaturen« eine Abhand lung erscheinen, die dem russisch-polnischen Meister des Zeichenstifts und derLithographieA.O.Orlowski gewidmet ist. Orlowski hat im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts eine geradezu erstaunliche Produktivität entwickelt, wovon die im vorigen Jahre anläßlich seines 80. Todestages (ß 1832) veranstaltete Ausstellung seiner Werke in Warschau beredtes Zeugnis gab. Auch die Lite ratur über Orlowski ist sowohl in polnischer als auch in russischer Sprache eine recht umfangreiche, trotzdem in dem Wereschtschaginschen Werke zum ersten Male eine vollständige Biographie in russischer Sprache über Orlowski erschien. Das Abbildungsmaterial erhält durch die vielen aus Privatbcsitz stam menden Blätter einen besonderen Wert; die Ausstattung und der Truck sind von der Buchdruckerci »Sirus« in St. Petersburg mustergültig besorgt worden. Obwohl über die Herausgabe der Tolstoischen Werke schon oftmals hin und her beraten wurde und man hoffte, daß nun end lich einmal alles im klaren sei, tauchen doch wieder von neuem Verbote auf. Der Appellhos in Moskau hat die vollständige Ver nichtung des 1., 2. und 3. Bandes der Werke Tolstois in der Aus gabe von Gorbunow und die der Broschüre »Anläßlich der Banernunruhen« bestimmt, während der längere Zeit verboten ge wesene 4. Band in der Ausgabe Ssytin nun wieder erlaubt ist. Die armen, geplagten Buchhändler müssen das immer von neuem über sich ergehen lassen. Auf dem Gute Ostawjewo in der Nähe Moskaus, das früher im Besitze des Fürsten Wjasemski und seinerzeit das russische Weimar war, sind kürzlich drei Denkmäler enthüll! worden, und zwar für Puschkin, Shukowski und den Fürsten Wjasemski. Die beiden ersterwähnten Dichter haben oft lange als Gäste auf Ostaw jewo geweilt, und manches ihrer Werke mag dort entstanden sein. Zur Enthüllung der Denkmäler, deren Schöpfer der Künstler Panow ist, waren viele literarische Größen versammelt, durch die die Feier noch einen besonderen Charakter erhielt. Maxim Gorki, der nun schon seit vielen Jahren im Auslande weilt und jetzt schwer krank darniederliegt, darf wieder nach Rußland zurückkehren. Sämtliche gegen ihn angestrengten Ver fahren sind eingestellt worden, ja, es klingt fast, als bereue man, ihn ehemals ausgewiesen zu haben. Hoffentlich erholt sich der Dichter, so daß er wieder in sein geliebtes Rußland zurück kehren kann. Daß die russischen Literaten gleich ihren westeuropäischen Kol legen einen engeren Zusammenschluß erstreben, bestätigen zwei neue Vereinsgründungen, deren eine am 2. Mai in Berlin statt fand. Die »Gesellschaft russischer Literaten« in Berlin verfolgt den Zweck, ihre Berufsinteressen zu schützen. Aller Wahrschein lichkeit nach werden auch die russischen Journalisten in den ande ren größeren Städten Deutschlands dem Beispiele ihrer Berliner Kollegen folgen. Ähnliche Zwecke, wie die in Berlin ins Leben gerufene »Gesellschaft russischer Literaten«, verfolgt auch der »Verein zur Unterstützung von Schriftstellern und Journalisten« zu Moskau. Er will vor allen Dingen kranken und arbeitsun fähigen Mitgliedern helfen und dann später durch Errichtung von Spar-, VersicherungS- und Vorschußkassen seine Mitglieder im weitesten Umfange materiell unterstützen. Auch die Einberu fung eines Kongresses, auf dem die Interessen und Lebensver- hältnissc der Schriftsteller und Journalisten beraten werden sol len, ist geplant. Schon feit Jahren ist es bitter beklagt worden, daß in Pe tersburg, bzw. in Rußland überhaupt, ein eigenes Gebäude für Kunstausstellungszwecke fehlte. Der Staat hatte Wohl schon vor Jahren ein Grundstück zum Ban eines Ausstcllungsgebäudes an gewiesen, aber bisher fehlte es immer an Mitteln. Der Präsidentin der Akademie der Künste, der Großfürstin Maria Pawlowna, ist cs nun gelungen, 980 000 Rubel zu diesem Zwecke zu erhalten, und in einigen Jahren wird die russische Kunstwelt ihre Aus stellungen in schönen und modernen Räumen abhalten können. — Die berühmte Tretjakewsche Gemäldegalerie ist durch Schenkungen und Neuerwerbungen dermaßen angefüllt worden, daß die Mos kauer Stadtverwaltung die Errichtung einer neuen großen Galerie beschlossen hat. Es wird für den neuemannten Kurator der Galerie, den bekannten Maler S. E. Grabar (Verfasser der »Geschichte der russischen Malerei«, Moskau, Verlag Knöbel), eine tüchtige Arbeit sein, die neue Einteilung zu treffen und die Über führung der reichen Bilderschätze in das neue Heim zu leiten. Kürzlich war im Börsenblatt eine Rundfrage abgedruckt, die die Stellungnahme bekannter Schriftsteller zum Kinematographen zum Gegenstand hatte. Auch in Rußland hat man sich in letzter Zeit in Schanspielerkreisen mit der Kinofragc beschäftigt. Dies veranlaßte den bekannten Sänger an der kaiserlichen Hofoper Schaljapin, einen Protest gegen die Beteiligung der Schauspieler an den Vorstellungen für die Kinematographen zu veröffentlichen. Er begründet ihn damit, daß der Kinematograph einen ungün stigen Einfluß auf das schauspielerische Talent ausübe und den Schauspieler in eine leblose Puppe verwandle. Die Peterburgsky Gaseth hat nun bei den bedeutendsten russischen Bühnenkünstlern eine Rundfrage veranstaltet und von sämtlichen eine günstige Be urteilung des Kino erhalten, vo xustibus non est äisputanckuin. Die russische Publizistik hat wieder den Tod eines tüchtigen Mannes zu beklagen. W. N. Ssobolcwski, ein hervorragender Mitarbeiter der »Russkaja Wedomosti«, ist im Alter von 67 Jahren in Moskau gestorben. Ssobolcwski hatte in Moskau Jura studiert und später einige Semester an deutschen Hochschulen Vorlesungen gehört. Nach Rußland zurllckgekehrt, hielt er eine Reihe Vor träge über soziale Fragen und schrieb für fortschrittliche Zeit schriften und Zeitungen feine ausgezeichneten politischen und so zialen Aussätze, die bald die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn lenkten. Der »Russkaja Wedomosti« hat er lange Jahre Rich tung und Ziel gegeben und sie zu einer fortschrittlichen und kul turellen Ideen stets zugänglichen Zeitschrift gemacht. Riga. Erich Haake. Kleine Mitteilungen. Der Zoll auf den Geist. Deutsche Bücher in Amerika. — In der »B. Z. am Mittag« (Verlag von Ullstein L Cv. in Berlin) bespricht Conrad Alberti-Sittenfeld die Frage eines Eingangszolls auf deutsche Bücher in den Vereinigten Staaten in folgendem Ar tikel, den wir mit Erlaubnis der Verlagsfirma wicdergeben: Dem Be sucher nordamerikanischer Großstädte fällt bei einem Gange durch die Straßen gewöhnlich der Mangel an Buchläden auf. Nach Luxushundeu und Buchhandlungen muß der an beide in reichem Maße gewöhnte Europäer drüben im öffentlichen Verkehr geradezu suchen. Nichts wäre jedoch, ebenso wie ein Zweifel an der Tierliebe der Amerikaner, unzutreffender, als die Vermutung, daß das Buch nicht den gebührenden Platz unter den Bildungsmitteln in den Vereinigten Staaten einnehme. Die Organisation des Vertriebs ist nur eine an dere als bei uns: Auktionen und der Verkauf in den Warenhäusern spielen drüben im Bücherabsatz eine beherrschende Nolle; im allge meinen dürfte bei den Gebildeten das Interesse für die nationale und die gute ausländische Literatur nicht viel geringer sein als bei uns. So besitzt denn zum Beispiel New Dort sehr bedeutende Geschäfte, die sich mit dem Vertrieb deutscher Bücher erfolgreich befassen. Um so größeres Erstaunen wird die Nachricht erregen, daß die Vereinigten Staaten beabsichtigen, einen hohen, 15 Prozent vom Wert betragenden E i n g a n g s z o l l a u f d e u t s ch e B ü ch e r zu legen. Wenn die Finanzen der Vereinigten Staaten sich in solcher Zer rüttung befänden, daß nur die höchsten Auflagen die Bedürfnisse des Bundes befriedigen könnten, so würde man sich mit dieser Steuer auf die Erzeugnisse des Geistes, dessen freier Eingang in allen kultivierten Ländern als eine willkommene Vermehrung des Bildungsschatzes der
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