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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1913
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- Deutsch
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187, 14. August 1913. Redaktioneller Teil. Sin-Nbia» f. d. Mich». «Uch»»»d-I. 8999 sFortsestung zu Seite 8074.1 schüsse waren die echt patriotischen Leute. Von dem unzweideutigen Ergebnis dieser Prozesse kein Wort. Ich war schon ganz irre ge worden, aber man soll sich wirklich über nichts mehr Wundern. Es tut mir eigentlich leid, das; die Vortruppleutc sich so auf das Avenariussche Schulmeistergeleise haben schieben lassen. Das kann leicht der Anfang vom Ende dieser frischen nnd trotz mancher Über treibung für unsere Zukunft bedeutsamen Bewegung werden. Zu Ihren Ausführungen über den heutigen Buchhandlungs gehilfen ist nicht leicht Stellung zu nehmen. Was S i e fordern und verlangen und andererseits geben, lasse ich für die . . . sche Buchhandlung gelten. Als Maßstab für die Beurteilung der Lage im Gesamtbuchhandel ist die Auffassung nicht zu gebrauchen. Gar nicht z. B. für die großen Vcrlagsbetriebe. Sieht man von allen gefühlsmäßig begründeten Überlegungen ab, so kommt es schließ lich doch darauf hinaus, daß der Buchhandlungsgehilfe ein Arbeit nehmer ist, der Chef sein Arbeitgeber, mit dem er einen Vertrag schließt. Beide Teile suchen dabei ihren Vorteil zu wahren. Wie sich dann das spätere Verhältnis zwischen beiden Teilen gestaltet, hängt ganz von der Individualität der Vertragschließenden ab. Es kann sich in der Ihnen als Ideal vorschwebenden Richtung entwickeln, aber auch ganz anders. — Es gibt im Buchhandel viele Gehilfen, die nichts, aber auch gar nichts weiter haben, als ihre Arbeitskraft. Sollten sie die nicht verkaufen so teuer wie möglich, Liese Arbeitskraft, die beim 35jährigen Gehilfen bereits so gering eingefchätzt wird, daß cs ihm schwer wird, eine Stellung zu fin den? Wäre er nicht leichtfertig, wenn er's nicht täte? — Dann die Arbeitszeit. Man kann m. E. jemanden, der sich grund sätzlich an die vereinbarte oder sonst übliche Arbeitszeit hält, nichteinen»Tagelöhner«nennen,sobalderim übrigen seinePflicht tut, d. h. seine volle Arbeitskraft cinsetzt und, wcnn's nötig ist, auch mehr. Er verschleudert ja im andern Falle das einzige Gut, das er hat: welcher Kaufmann tut denn das? Und gerade der Buch- Handlungsgehilfe muß seine Zeit benutzen. Er soll viel gelesen haben, er soll gute Bildung haben, will sich womöglich Sprach- kenntnisse erwerben; er darf doch Wohl auch eine Liebhaberei haben, Musik oder Theater oder was sonst, er hat seine per sönlichen Verhältnisse in Ordnung zu halten, gesellschaftlichen Anforderungen zu genügen, Briefe zu schreiben usw. usw., von Sport und geselligem Verkehr ganz zu schweigen. Der Sonntag sollte auch bei uns der große Volkserholungstag sein, der er in England ist. Was sind die Wochenabende, wenn jemand in all diesen Dingen etwas vor sich bringen will? Wie kümmerlich sind die Fortschritte auf den einzelnen Gebieten nach Jahresfrist! Wer, der bis 8 Uhr abends tätig und dann körperlich und geistig er müdet ist, hat den Mut, etwa Toussaint-Langenschetdt in Angriff zu nehmen, der neun Monate lang für jeden Tag zwei Stunden angestrengtesten Arbeitens verlangt, damit ein Kursus beendigt werde? Der Gedanke ist grotesk. Ich habe hierbei immer den vorwärtsstrebenden, nicht den in Cafes herumliegenden Gehil fen im Auge. So aber sehe ich seine Stellung grundsätzlich an. Im einzelnen können natürlich die größten Verschiebungen ein- tretcn, das hängt, wie ich schon sagte, von denJndividualitäten ab. Deshalb mag alles, was Sie schrieben, für die . . sche Buchhand lung berechtigt sein. Sie haben uns den freien Sonntag gegeben, den Verkehr in Ihrer Familie und sonst noch vieles andere, was sich in dürren Worten nicht aussprechen läßt. Sie sehen in Ihren Gehilfen Mitarbeiter. Alp das hat die einfache Gegenwirkung, daß Ihre Gehilfen die volle Leistungsfähigkeit in Ihren Dienst stellen, einfach dankbar sind. In Summa: Der Einzelfall der . . schen Buchhandlung kann nicht Standpunkt für eine maß gebende Beurteilung des Gehilfenproblems im Buchhandel bilden. Die wirtschaftliche Entwicklung hat — meinetwegen leider — andere Verhältnisse geschaffen. — Schließlich der Wandervogel. Sie beklagen, daß die Cafäs voll von jungen Leuten säßen, viel fach sogar als Pärchen. Ihnen ist aber auch das gemeinsame Wandern keine erfreuliche Erscheinung. Ganz recht: Freundschaft gibt es in jungen Jahren zwischen Mann und Weib nicht. Eine Trennung der Geschlechter aber ist Utopie. Ist da die Gemein samkeit beim Wandern, Sport usw. nicht derjenigen im groß städtischen Wochenabend- und Sonntagsbetrieb vorzuziehen? Lieber doch den Sperling in der Hand als die Taube auf dem Dache. Tritt nicht auch bei der ermüdenden körperlichen Be wegung und dem gemeinsamen überwinden physischer Anstren gung das Kameradschaftsgesühl mehr in den Vordergrund? — Übrigens ist es, glaube ich, gerade der »Wandervogel«, der grund sätzlich das gemeinsame Wandern ablehnt, wegen der verschiedenen physischen Leistungsfähigkeit der Geschlechter. Man darf eben nicht, wie das leider geschieht, jede wandernde Horde und jeden Wanderverein als »Wandervögel« bezeichnen. Der richtige Wan dervogel ist ein besonderer Typ. Er bezeichnet sich selbst als Lebensreformer. Und er ist das auch. Er pflegt im Gegensatz zu der heute oft gepredigten Ästheten- und Überkultur eine Geistes- und Körperkultur, die in seinem deutschen Volkstum wurzelt. Er ist in der Beziehung längst über die Ansätze hinaus. Ich nenne nur die Erweckung des Volksliedes durch den Wandervogel, wie der »Zupfgeigenhansl« an sich eine kleine Kulturtat ist. Wie singt man denn heute von der Liebsten in der Großstadt und im kleinsten Dorf? »Puppchen, du bist mein Augenstern«, und »Mariechen, du süßes Viehchen«, und wie der Mist noch weiter heißt. Beim Wandervogel klingt's wie vor Jahrhunderten schon: »Sie gleicht Wohl einem Rosenstock«, »Weiß mir ein Blümli blaue«, »Sie ist mein's Herzens Krone« usw. Über 390 der schönsten alten deutschen Volkslieder enthält der Zupfgeigenhansl und für alle Gelegenheiten. Sie sind, wie man gesagt hat, der musische Ausdruck der Wandervogelbcwegung. Und wer mal Gelegenheit gehabt hat, vereinigte Wandervogel- gruppcn, Jungen und Mädel, beim gemeinsamen Feste feiern zu sehen, etwa beim Maifest, beim Tanz und Spiel zur Sonnwend feier u. a., der wird sicher keinen schlechten Eindruck mitgenommen haben. Über das Zurücktreten des erotischen Elements bei solchen Gelegenheiten habe ich mich immer besonders gewundert, gerade weil die gespielten und getanzte» alten Volksspiele und -tänze meist — allerdings sehr harmlosen — erotischen Inhalt haben. — Ich erinnere an das gute Verhältnis zwischen Wandervogel und Landbewohner, das bewußt gepflegt wird und das eine Brücke bauen hilft über den Riß, der heute zwischen Stadt und Land klafft. — Ich will nichts weiter schreiben. Wes das Herz voll ist . Allerlei Lesenswertes über diese Dinge steht in den Vorworten zum Zupfgeigenhansl. Freilich, recht kennen lernt man den Wandervogel auch daraus nicht, man muß ihn Wohl er leben. Das können wir von den Alten natürlich nicht verlangen. Mein Vater denkt auch wie Sie. Aber wir Jungen kommen lang sam mit dem Zeitenrade herauf . Drehlers Kunstjahrbuch. Handbuch der deutschen Kunstpflege einschließlich Deutsch-Oesterreichs und der Deutsch. Schweiz und Rangliste deutscher bildender Künstler, Kunstgelehrter und Kunstschriftsteller. Heraus gegeben mit Unterstützung des königl. preußischen Mini steriums der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten, des königl. bahr. Ministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, des königl. sächs. Ministe riums des Innern, des königl. Württemberg. Ministe riums des Kirchen- und Schulwesens sowie sämtlicher beteiligten deutschen Staats-Behörden von Willy Oscar Dreßler, Maler-Architekt. Jubiläums-Aus- gabe zum Regierungsjubiläum Sr. Maj. Kaiser Wil helm II. <XXX, 1040 S. mit 3 Taf.) 8°. Verlag von Dreßlers Kunstjahrbuch, Rostock i. M. sAusliefg. durch Stiller'sche Hofbuchh., Rostock.) 1913. Preis 16.— ord. Wenn man bisher schon mit Vergnügen den stattlichen Band von Dreßlers Kunstlahrbuch in die Hand genommen hat, »m über diese oder jene im Kunstbctriebe sich ergebende Frage Aufschintz zu erhalten, so wird man es der soeben erschienenen Jubiläumsausgabe gegenüber ge wiß mit besonderer Befriedigung tun. Nimmt schon bas überaus sympathische Außere des Buches gefangen, so wird man im Hinblick ans die fast mit jedem Jahrgang cingctrctenen Verbes serungen des wirklich nicht geringen Inhalts und auch der buchtcch-
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